Liebe Leserinnen und Leser,

liest man in den Nachrichten dieser Tage, vor allem aus Hamburg, geht es meist um Verbotszonen, Gerichtsentscheidungen und wiederum Klagen dagegen. Die G20-Diskussion ist zu einer reinen Sicherheitsdiskussion verkommen. Wer darf wo demonstrieren (und schlafen)? Das scheint die einzige relevante Frage vor allem für die Stadt Hamburg zu sein.
Gut, dass für den 5. und 6. Juli ein Gipfel der Solidarität geplant ist. Er setzt die langjährige Tradition der Alternativgipfel fort. Hier finden sich Organisationen der Zivilgesellschaft, wie Gewerkschaften und NGOs (z.B. Attac), zusammen, um Alternativen zum »Programm« der G20 zu diskutieren.
Anregend, um über Alternativen nachzudenken, ist auch unser VSA: Herbstprogramm, das ein breites Spektrum an Interventionen in aktuelle Debatten und vertiefende Analysen bereithält.

Aus dem städtischen Hochsicherheitstrakt grüßt
das VSA: Team aus Hamburg

Neuigkeiten

VSA im Herbst

Der NSU-Prozess nähert sich dem Ende, für Hajo Funke Grund genug, danach zu fragen, was alles im Dunkeln blieb: Sicherheitsrisiko Verfassungsschutz. In weiteren Büchern zum Komplex »Tiefer Staat?« beschäftigt sich der Rechtsanwalt und Menschenrechtler Eberhard Schultz mit dem Feindbild Islam, Björn Allmendinger, Joachim Fährmann und Mark Haarfeldt spüren in Von Biedermännern und Brandstiftern rechten Tendenzen in Betrieb und Gesellschaft nach und Klaus Busch, Joachim Bischoff und Hajo Funke thematisieren in dem Buch Bollwerk Nation? die rechtspopulistische Zerstörung Europas.
Auch Jubiläen spielen im Herbstprogramm eine Rolle: Die Flugschrift antiautoritär bilanziert 50 Jahre Studentenbewegung, Christoph Lieber blickt zurück auf 100 Jahre Oktoberrevolution und zum 150. Jahrestag der Auslieferung von Marx' Opus magnum erscheint unter der akribischen Leitung von Thomas Kuczynski eine neue Textausgabe von »Das Kapital« (mit USB-Card) und von Jürgen Bönig Marx in Hamburg, in dem u.a. der technische und organisatorische Produktionsprozess des »Kapital« nachgezeichnet wird.
Dem Thema Gewerkschaften in einem Umfeld, das nach der Bundestagswahl nicht einfacher werden dürfte, widmen sich mehrere AutorInnen: Hartmut Meine legt mit Gewerkschaften, ja bitte! ein Handbuch für Betriebsräte, Vertrauensleute und Aktive vor, und die Bücher Widerstand lohnt sich! und Aufstand der Töchter zeigen eindrucksvoll, dass es sich auszahlt, der Beschneidung der Arbeitnehmerrechte die Stirn zu bieten. Außerdem untersucht Matthias van der Minde die Dialektik der Bombe, Stephan Krüger entschlüsselt die Zusammenhänge Sozialer Ungleicheit sowie Gerhard Vinnai die Tücken des Privateigentums. Gleich zwei Bücher thematisieren die Geschichte der NS-Zeit  und die Erinnerungskultur in Hamburg. Eine Vorschau auf das komplette Programm, inklusive bislang noch nicht erschienener, bereits für das Frühjahr angekündigter Titel, gibt es hier.

Informiert gegen G20

Argumente gegen die scheinbare Alternativlosigkeit der G20 finden sich reichlich in unserem aktuellen VSA: Programm. Hier eine Auswahl:
Ein Plädoyer gegen Protektionismus à la Trump und einen schrankenlosen Freihandel neoliberalen Zuschnitts findet sich im AttacBasisText Friede, Freude, Freihandel. Über die Umsetzung eines alternativen Handelsmandats diskutieren die AutorInnen des Buches Handeln von links. Die Verhandlungen zu TTIP haben zudem gezeigt, dass viele Prozesse der internationalen Wirtschaft und Politik an einem Demokratiedefizit leiden. Andreas Fisahn zeigt in seinem AttacBasisText Hinter verschlossenen Türen, wie mehr Demokratie möglich ist.
Wie sehr sich die Macht auf einen kleinen Personenkreis reduziert, zeigt anschaulich das Buch Wie Eliten Macht organisieren. Ebenso post-demokratisch kommt Donald Trump daher, der gerade gemeinsam mit Erdogan und Putin um die Spitzenposition in der Rangliste der unbeliebtesten Gipfel-TeilnehmerInnen kämpft. Umso notwendiger ist eine sachliche Auseinandersetzung mit seiner Politik. Diese liefert unsere Neuerscheinung Donald Trump – ein Präsident mit Risiko.
In den Protest gegen G20 würden sich wahrscheinlich auch Marx, Luther und Papst Franziskus einreihen – wie sich mit deren Argumenten der Kapitalismus überwinden lässt, zeigt Ulrich Duchrow. Das Hamburger Schanzenviertel gleicht jetzt schon einer Hochsicherheitszone und wird die nächsten Tage wahrscheinlich komplett um seinen Alltag gebracht. Denn es liegt in unmittelbarer Nähe zum Tagungsort der G20. Gerd Siebecke hat ein schönes Porträt über dieses berühmte Alternativviertel geschrieben.

Mit Solidarität statt Konkurrenz gegen Krisensymptome in Europa

Die »Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer« besteht in Wahrheit eigentlich nur aus 19 Ländern, denn Mitglied Nr. 20 ist die Europäische Union, die beim Gipfel in Hamburg von der Europäischen Kommission repräsentiert wird. Diese hatte zuletzt nicht wirklich über Symbolpolitik und Lippenbekenntnisse hinausgehende Pläne für eine »soziale Säule« für Europa vorgestellt. Konkrete Vorschläge für ein wirklich soziales und solidarisches Europa gibt es schon längst: So in unserer Flugschrift europa geht auch solidarisch! Wie das geht, darüber spricht u.a. die Mitautorin Gesine Schwan in einer Podiumsdiskussion am 17. Juli in Hamburg. Mit den zahlreichen Krisensymptomen in Europa beschäftigt sich außerdem das neue Transform!-Jahrbuch 2017, das den sozio-ökonomischen Hintergründen der Rechtsverschiebung und Implosion politischer Systeme nachgeht und aufzeigt, wie europäische Linke sich wirksam dagegen stemmen können.

Abschied von einem Jahrhundertzeugen

Am 22. Juni wurde in Stuttgart unter großer Anteilnahme von WeggefährtInnen und MitstreiterInnen unser Autor Theodor Bergmann beerdigt. Bis zum Schluss seines über hundertjährigen Lebens hatte er sich für die internationale Verständigung der Linken engagiert.
Im aktuellen Supplement der Zeitschrift Sozialismus sind u.a. ein Nachruf von Mario Keßler, Ansprachen zu seiner Gedenkfeier und ein nachgelassener Text Theo Bergmanns zur Gruppe Arbeiterpolitik enthalten. Zu seinem Vermächtnis als kritischer Kommunist, atheistischer Jude und »vorsichtiger Optimist« gehörte insbesondere das Engagement für den Frieden im Nahen Osten. Bei VSA: wird im August die – noch im Mai von ihm mit einem aktuellen Vorwort versehene – Neuauflage seines Buches über den Hundertjährigen Krieg um Israel erscheinen – ein Plädoyer für die Versachlichung einer oft erbittert geführten Debatte, von dem er hoffte, dass es weiterhin Gehör findet.

Neu im Juli

Walter Baier/Bernhard Müller/Eva Himmelstoss (Hrsg.): Die Linke, die Völker und der Populismus
transform! Jahrbuch 2017
304 Seiten | EUR 22.80 | ISBN 978-3-89965-739-5

Frank Deppe: 1917 | 2017
Revolution und Gegenrevolution
256 Seiten | EUR 19.80 | ISBN 978-3-89965-754-8

Ingo Schmidt (Hrsg.): Das Kapital @ 150. Russische Revolution @ 100
»Das Kapital« und die Revolutionen gegen »Das Kapital«
320 Seiten | EUR 24.80 | ISBN 978-3-89965-733-3

Gerhard Kupfer (Hrsg.): Streik und Menschenwürde
Der Kampf Bremer Mercedes-Arbeiter gegen Werkverträge und Leiharbeit
96 Seiten | EUR 9.80 | ISBN 978-3-89965-737-1

Joachim Bischoff: Donald Trump – ein Präsident mit Risiko
Die USA zwischen Niedergang der Demokratie und dem Umsturz der Weltordnung
Eine Flugschrift
160 Seiten | EUR 14.80 | ISBN 978-3-89965-750-0

Joachim Bischoff/Fritz Fiehler/Stephan Krüger/Christoph Lieber: Vom Kapital lernen
Die Aktualität von Marx’ Kritik der politischen Ökonomie
176 Seiten | EUR 14.80 | ISBN 978-389965-752-4

Wieder lieferbar:
David Harvey: Marx’ »Kapital« lesen
Ein Begleiter für Fortgeschrittene und Einsteiger
Aus dem Amerikanischen von Christian Frings
416 Seiten | EUR 24.80 | ISBN 978-3-89965-415-8

Termine

12. Juli | Düsseldorf | 11:00-16:45 Uhr, CVJM Düsseldorf, Graf-Adolf-Straße 102
Arbeitszeit auf dem Prüfstand

Wissenschaftliche Konferenz des WSI in der Hans-Böckler-Stiftung über Eckpunkte für eine arbeitnehmerorientierte Arbeitszeitgestaltung im Kontext von Arbeit 4.0. Mit ExpertInnen aus Wissenschaft und Politik sollen praxisgesicherte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse für eine sinnvolle Arbeitszeitregulierung diskutiert und hinterfragt werden, ob die in Wirtschaft und Politik diskutierten Flexibilisierungsbestrebungen tatsächlich notwendig sind. Folgende Fragen stehen im Vordergrund: Welche arbeitszeitpolitischen Diskussionen stehen im Zuge der Arbeit 4.0 zur Debatte? Welche sozialen und gesundheitlichen Auswirkungen können sich aus Länge, Lage und Intensität der Arbeitszeit ergeben? Wie kann Arbeitszeit arbeitnehmerorientiert gestaltet werden?

14. Juli bis 16. Juli 2017 | Bielefeld-Sennestadt | ver.di Bildungszentrum »Das Bunte Haus«, Senner-Hellweg 461
SL-Sommerakademie 2017
Die diesjährige Sommerakademie der Sozialistischen Linken (SL) findet unter dem Motto »Klasse neu denken: Welche Politik braucht die Linke?« statt. Im Zentrum sollen Diskussionen zum Thema Klasse, Klassenpolitik und Klassenkampf stehen. Zwar werden programmatisch soziale Interessen der Lohnabhängigen und benachteiligter Bevölkerungsgruppen vertreten, gleichzeitig schaffen es die Linken zu wenig, diese auch tatsächlich zu erreichen und für linke Politik zu gewinnen. Gäste sind u.a. die beiden LINKEN-Vorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger, Fabio De Masi, Jan Korte, Ingar Solty, Heinz Bierbaum, Ralf Krämer und viele andere mehr!

17. Juli | Hamburg | 18:00 Uhr, Hörsaal Rechtshaus, Rothenbaumchaussee 33
Geht Europa auch solidarisch?

Podiumsdiskussion zur europäischen Migrations- und Fluchtpolitik mit Gesine Schwan, Präsidentin und Mitbegründerin der HUMBOLDT-VIADRINA Governance Platform, Andreas Lipsch, Vorsitzender von PRO ASYL und Interkultureller Beauftragter der Ev. Kirche in Hessen und Nassau, Johanna Bussemer, Leiterin des Referats Europa im Zentrum für internationalen Dialog und Zusammenarbeit, Rosa Luxemburg Stiftung, Helene Heuser, Koordinatorin der Refugee Law Clinic,
Uni Hamburg, Fakultät für Rechtswissenschaften.

22. Juli | Gera | 18:00 Uhr, Stadtmuseum, Museumsplatz 1
Geschichte und Erbe der Russischen Revolution

Zum Modell erklärt von den einen, kritisiert und bekämpft von anderen, hat die russische Revolution von 1917 das 20. Jahrhundert nachhaltig geprägt. Christoph Jünke (Bochum) wirft einen Blick auf Ursachen, Verlauf und Folgen der Russischen Revolution, stellt die Motive und Strategien der bolschewistischen Oktoberrevolutionäre und ihrer Kritiker dar und fragt nach dem Erbe dieser Revolution. Weitere Vortrags- und Diskussionstermine:
23.7., 19:00 Uhr, Suhl, Kulturbaustelle, Friedrich-König-Straße 35
24.8., 14:00 Uhr, Gotha, Klub Galetti, Jüdenstraße 44
24.8., 18:30 Uhr, Eisenach, Nachbarschaftszentrum, Goethestraße 10

22. Juli bis 6. August 2017 | Hamburg | Ohlsdorfer Friedhof
Ohlsdorfer Friedensfest 2017

Die bereits zum 9. Mal vom Bündnis Ohlsdorfer Friedensfest auf dem Friedhof Ohlsdorf organisierte Veranstaltung ruft auf: »Seid wachsam!« – gegen Populismus, Rassismus, Fremdenhass und die Missachtung von Menschenrechten. Kontinuitäten der Ausgrenzung – Beispiel: Sinti und Roma – stehen auf dem Programm, Kinder als Kriegsopfer, Biografien von WiderstandskämpferInnen, widerständiges Frauenleben, Traumatisierungen usw., ebenso wie filmische und musikalische
Veranstaltungen. Infos: www.solihilfe.de/wp-content/uploads/2017/06/Flyer-OFF-17.pdf

Film von unten: Der marktgerechte Mensch

Ein neues Filmprojekt von Leslie Franke und Herdolor Lorenz, den RegisseurInnen von »Wer Rettet Wen« über die Auswirkungen der Finanzkrise von 2007/2008 und AutorInnen des gleichnamigen VSA: Buches, ist im Entstehen. In Deutschland müssen sich Verkäuferinnen bei H&M oder Kuriere bei Foodora schon sechs Tage die Woche fast rund um die Uhr in Bereitschaft halten und dürfen dann oft doch nur die garantierten zehn bis 15 Stunden pro Woche arbeiten. In Griechenland, Italien, Portugal und Spanien gibt es seit dem von der Troika verfügten radikalen Abbau der Arbeitsrechte Stundenlöhne um 3 Euro. Überall in Europa soll Arbeit flexibler und billiger werden, damit die Reichen reicher werden. Für den Europa-Chef von Goldman Sachs Richard Gnodde ein Grund zur Freude: »Die Märkte lieben Angela Merkel«, verkündete er. Sie sei die Garantin für den Aufschwung an den Immobilienmärktenund den Börsen. Um den Film zu realisieren und die offizielle Filmförderung zu erhalten, fehlen noch 19.472 Euro an Spenden – bis zum 1.9.2017!
Infos/Spendenkonto: www.dermarktgerechte-mensch.org

Weitere Termine gibt es aktuell immer hier.

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