Liebe Autor*innen, liebe Freund*innen, liebe Leser*innen des VSA: Verlags,

wir haben vor zwei Wochen erstmals und seitdem immer auf der Website darüber informiert, warum und in welchem Ausmaß Corona auch unsere Arbeit beeinträchtigt, und um Unterstützung gebeten. Dieser Bitte sind Autor*innen, Freund*innen und viele Leser*innen des Verlages gefolgt.


Deshalb ein großer Dank an alle, die bisher durch Spenden, Bestellungen und Zuspruch geholfen haben. Sie tragen dazu bei, dass wir – neben der Bewältigung der Anträge zu in Aussicht gestellten staatlichen Unterstützungsprogrammen – an der Fertigstellung des Frühjahrsprogramms und an der Auslieferung bestellter Bücher weiter arbeiten können.

Denn auch wenn Amazon »bis April bei den Verlagen keine Bücher mehr bestellt, sondern sich nur noch auf den Vertrieb von Haushaltswaren, Sanitätsartikeln oder anderen Produkten mit hoher Nachfrage konzentrieren wolle«, wie Julia Encke in der FAZ am Sonntag vom 29.3.2020 berichtet – man könnte auch sagen: Klopapier statt Kulturgut –, wollen wir, dass unsere Bücher weiterhin zu den Leser*innen kommen. Das geht auch ohne Amazon: Auf der Internetseite der Lieblingsbuchhandlung vor Ort bestellen, die ebenfalls Zuspruch benötigt, oder auf der VSA: Website – Lieferung via Brief- und Paketzusteller*innen, die ebenfalls (trotz miserabler Bezahlung) mithelfen.

Wir informieren nachfolgend über Aktuelles aus der Verlagsarbeit, sagen noch einmal Danke für die Unterstützung, auf die wir jetzt besonders angewiesen sind, und grüßen aus Hamburg mit der Bitte: Passt auf euch auf!
Das VSA: Team

Aktuelles

Gesundheit und Geld

Die dramatische Ausbreitung des Coronavirus zu einer Pandemie auch hierzulande macht das Spannungsfeld deutlich, in dem das aktuelle Geschehen im bundesdeutschen Gesundheitssystem zu betrachten ist. Sie unterstreicht die Notwendigkeit einer sachkundigen und von rationalen Argumenten getragenen öffentlichen Debatte über gesundheitliche Risiken und die Grenzen der Medizin. Zu beidem will Hartmut Reiners im aktuellen Supplement von Sozialismus.de, das auch separat für 7.00 Euro bestellt werden kann, beitragen. Zudem schreibt er über die Anfälligkeiten des Gesundheitssystems, über die Ökonomisierung der Medizin und Wege zu deren Humanisierung – eine aktuelle Ergänzung zu seinem Buch Privat oder Kasse? Politische Ökonomie des Gesundheitswesens

Demokratische Arbeit im Epochenbruch



Was lehrt uns die Humanisierungsdebatte der 1970er Jahre für Arbeits- und Gewerkschaftskämpfe im 21. Jahrhundert? Die Herausgeber*innen Arno Georg, Kerstin Guhlemann und Gerd Peter wagen den Versuch, Diskurse aus zwei gänzlich unterschiedlichen Arbeitswelten in einen Dialog zu bringen: aus einer noch weitgehend analogen, nationalen Welt, einer Zeit ohne Smartphones, Tablets und Internet und einer zunehmend digitalen, globalen Zeit. In den Beiträgen der Autorinnen und Autoren von Humanisierung der Arbeit 4.0. Prävention und Demokratie in der digitalisierten Arbeitsgesellschaft wird dabei eine Perspektive deutlich, die noch heute gilt: die demokratische Arbeit im Epochenbruch zu gestalten.

Mobilität der Zukunft nicht Konzernen überlassen

Auch wenn derzeit wegen erhöhter Ansteckungsgefahr der Öffentliche Nah- und Fernverkehr möglichst vermieden werden sollte: Ihm muss – neben dem Fahrrad – die Zukunft gehören. Wir stehen noch ganz am Anfang einer Mobilitätswende, die aus vielerlei Gründen früher oder später kommen wird. Viele Wege dorthin zeigt der neue AttacBasisText Mobilität für alle auf, dessen Autoren für eine konsequent emanzipatorische, ökologische und für jeden erschwingliche (Nulltarif! – ein weiteres VSA: Buch mit diesem Titel steht ebenfalls kurz vor der Fertigstellung) Verkehrspolitik plädieren. Dazu gehört weder die von deutschen Autobauern gepriesene E-Mobilität noch die Deutsche Bahn, wie wir sie heute kennen. Worauf es wirklich ankommt, das zeigt der spannend zu lesende Basistext.

75 Jahre nach den Todesmärschen, 75 Jahre nach der Befreiung

Im April 2020 jährt sich der Todesmarsch von etwa 800 Häftlingen vom Polizeigefängnis Fuhlsbüttel in Hamburg (»Kolafu«) zum »Arbeitserziehungslager Nordmark« am Rande Kiels zum 75. Mal. An ihn sollte mit einer Gedenkveranstaltung am 19. April in Kiel erinnert werden. Doch wie alle für dieses Frühjahr geplanten Gedenkfeiern 75 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus musste auch diese Veranstaltung aufgrund der globalen Coronakrise leider abgesagt werden. Das aus diesem Anlass von Thomas Käpernick und Dietlind Kautzky herausgegebene Buch Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden wird aber im selben Monat erscheinen. Es enthält neun ausgewählte Lebensbeschreibungen von Teilnehmer*innen des Todesmarschs, die von einer Biografiengruppe erarbeitet wurden. Entstanden ist ein reich bebilderter Band, der deutlich macht, wie noch in den letzten Wochen des »Dritten Reiches« das sinnlose Morden betrieben wurde. Er zeigt aber auch, wie durch das Gedenken vor Ort Brücken zur Gegenwart und zu den heute Lebenden geschlagen werden können. In seinem Geleitwort bekräftigt der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther: »In der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit erwächst ein Erkenntnisprozess, der Geschichte in ihrer menschlichen Tiefe erfasst und unmittelbar in unser praktisches Handeln hineinwirkt. Angesichts der schrecklichen rassistischen Taten der jüngsten Zeit ist dies wichtiger denn je.«

VSA: Bücher frisch besprochen

»Michael Löwy ist es gelungen, in einem schmalen Buch nicht allein das bewundernswerte Denken Rosa Luxemburgs zusammenzufassen. Ebenso hat er so manche verborgene Traditionslinie des kritischen Marxismus dem Vergessen entrissen«, urteilt John S. Will in der Sozialistischen Zeitung über dessen Buch Rosa Luxemburg: Der zündende Funke der Revolution. Denn die jüdisch-polnisch-deutsche Revolutionärin sei zwar »ein Fixstern im Kosmos der deutschen und internationalen Linken«, doch stünden allzu oft biografische Aspekte statt ihrer theoretischen Leistungen im Vordergrund. Deshalb sei Löwys Text ein »kleiner, aber wichtiger Schritt, das Ungleichgewicht zwischen biografischer ›Ikonisierung‹ und der notwendigen Wiederaneignung verschütteter, marxistischer Erkenntnisse zu berichtigen«.

Unter der Überschrift »Künstliche Intelligenz ist menschlich doof« bespricht Sarah Beudt in Ausgabe 09/2020 des Freitag das Buch von Lothar Schröder und Markus Franz Eine warme Stimme schleicht sich in dein Ohr. »Die Autoren betonen, dass hinter KI immer Menschen stehen. Wir entscheiden, oder sollten es jedenfalls, wie und wozu sie eingesetzt wird. Aber wer ist ›wir‹? Die reale Gefahr besteht ja darin, dass KI von globalen privaten Unternehmen und Plattformen kontrolliert wird. Denen müssten also Grenzen gesetzt werden, damit es zu keiner noch größeren Machtkonzentration durch KI kommen kann. Dann kann KI zur Arbeitserleichterung eingesetzt werden, damit alle mehr Zeit zur Selbstverwirklichung haben. Ist das im Kapitalismus vorstellbar? ... Das Buch ist alltagsnah geschrieben, es zeigt die Chancen, die KI bieten kann, ebenso die Risiken, die damit einhergehen. ... Schröder und Franz nehmen eine optimistische, aber nicht naive Position ein.«
Bereits in der Januar-Ausgabe von ver.di-Publik hatte Petra Welzel die »Gewerkschaftlichen Antworten« zur KI gewürdigt: In nahezu jedem Kapitel schleicht sich den Autoren »eine warme Stimme ins Ohr, die Stimme einer KI, mit der sie sehr unterhaltsam Szenarien für den möglichen Einsatz von KI im Alltag, bei der Arbeit, im Verkehr und in anderen Lebenslagen entwerfen. Manche davon sind längst real, andere Zukunftsmusik und wiederum andere Visionen, die hoffentlich nie umgesetzt werden. Und genau da setzen die Autoren an: Am Ende ist es der Mensch mit seinem ressourcenschonenden Gehirn, sind es wir selbst, die bestimmen können, sollten und müssen, wie viel KI wir in unserem Leben zulassen.«

In der gleichen Ausgabe von ver.di-publik bespricht Henrik Müller unter der Überschrift »Alle Rechte hart erkämpft« das Buch Gegenmacht statt Ohnmacht: »Im Mittelpunkt steht die Geschichte des Betriebsverfassungsgesetzes, das jetzt 100 Jahre alt ist. Es wurde – als ›Betriebsrätegesetz‹ – am 18. Januar 1920 beschlossen und trat am 4. Februar 1920 in Kraft. Was heutzutage kaum jemand noch weiß, was aber, wie viele andere Hintergründe, aus dem vorliegenden Band zu erfahren ist: wie hoch der Blutzoll war, den unsere Kolleg*innen dafür zu entrichten hatten.« Die Herausgeber*innen versammeln »etliche kompetente Autor*innen mit durchaus unterschiedlichen Sichtweisen. Ihre Analysen und Einschätzungen reichen von der bürgerlichen Revolution 1848/49 über das ›Hilfsdienstgesetz‹ 1916, die Novemberrevolution 1918, das Betriebsrätegesetz 1920 und die – rechtlose – Zeit des Nazi-Terrors bis hin zum westdeutschen Betriebsverfassungsgesetz 1952, seiner Reform 1972 und seinen bescheidenen gesamtdeutschen Veränderungen 2001. ... Eine Lücke tut sich in dem VSA: Band allerdings auf: Wie man ihn auch bewertet, der Überblick über Funktion und Wirksamkeit der betrieblichen Interessenvertretungen in Gestalt der Betriebsgewerkschaftsleitungen (BGL) und des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) der DDR von 1949 bis 1990 fehlt in der Aufsatzsammlung.«

Tipps statt Termine

Aufgrund der Covid 19-Pandemie sind alle Veranstaltungen bis auf weiteres abgesagt worden, deshalb einige Hinweise auf Websites mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

www.sozialismus.de
Website des Publikationsprojektes Sozialismus.de mit Analysen und Kommentaren zu aktuellen Entwicklungen – unter anderem ein Dossier zu den Folgen der ­Corona-Pandemie.

www.wsi.de
Aktuelle Infos zum Kurzarbeitergeld, zur Work-Life-Balance im Homeoffice, zum Mindestlohn (»12 Euro sind möglich und nötig«), zur Gleichstellung, zu Leiharbeit und vielem anderen mehr. Eine neue Untersuchung weist auf einen starken Anstieg sachgrundloser Befristungen hin (WSI-Policy-Brief Nr. 36).

www.imk.de
Hier finden sich u.a. Analysen zu den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise und dem Maßnahmenpaket der Bundesregierung. Prognose: »Allerdings wird auch mit dem Paket eine Rezes­sion der deutschen Wirtschaft nicht vermieden werden. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt dürfte im zweiten und wahrscheinlich auch noch dritten Quartal deutlich schrumpfen.«

www.ipg-journal.de
Wer in das neue Buch von Piketty noch nicht hineingeschaut hat, kann sich in einem Interview mit dem Autor auf der Homepage von »Internationale Politik und Gesellschaft« der Friedrich-Ebert-Stiftung einen ersten Eindruck verschaffen.

www.rosalux.de
Aktuelle Einschätzungen zu Reichweite und Folgen der Corona-Krise finden sich auf der Homepage der Rosa-Luxemburg-Stiftung von Mike Davis (»Im Jahr der Pandemie«) und Alex Demirović (»In der Krise die Weichen stellen«). Außerdem Hinweise auf aktuelle »Webinare« (u.a. zu »Introducing Antonio Gramsci«, »Organizing for Power: Coronavirus und alles danach« mit Jane McAlevey). Das aktuelle Dossier: »Für die Gesellschaft der Vielen.« »Migration bleibt das bestimmende Feld, auf dem sich die Gesellschaft in einem demokratisierenden Sinn transformieren oder in nationalistischen Autoritarismus umschlagen wird.«

www.mpifg.de
Leider ist es auf der Homepage des Max-Planck-Instituts nicht mehr möglich, Publikationen und Forschungsberichte direkt einzusehen. Zugänglich sind jedoch Pod­casts zu Veranstaltungen des Instituts, zuletzt Armin Schäfer: The Populist Revolt, vom 13.12.2019.

Hören, sehen & lesen: Thomas Kuczynskis »Kapital«-Ausgabe
Das Buch gibt’s beim VSA: Verlag.

www.davidharvey.org
Die letzten beiden Podcasts von David Harveys Anti-Capitalist Chronicals lauten: »anti-capitalist politics in the time of covid 19« (vom 19.3.) und »a brief history of neoliberalism« (6.3.). Zu empfehlen sind ferner seine Einführungen in Marx’ »Kapital« Band 1 (Nachdruck in Vorbereitung) und Band 2 sowie Das Rätsel des Kapitals entschlüsseln. Leseproben und Bestellmöglichkeit auf der VSA: Website; die Bücher werden auch in diesen Tagen versandt.

Neue Bücher

Im April sollen erscheinen:

Arno Georg/Kerstin Guhlemann/Gerd Peter (Hrsg.): Humanisierung der Arbeit 4.0
Prävention und Demokratie in der digitalisierten Arbeitsgesellschaft
240 Seiten | EUR 19.80 | ISBN 978-3-96488-031-4

Hendrik Auhagen/Thomas Eberhardt-Köster/Achim Heier/Mark Herterich/Hermann Mahler/Volker Röske/Carl Waßmuth/Winfried Wolf: Mobilität für alle
Verkehr der Zukunft nicht den Konzernen überlassen | AttacBasisTexte 57
96 Seiten | EUR 7.00 | ISBN 978-3-96488-048-2

Ulrich Brand: Post-Wachstum und Gegen-Hegemonie
Klimastreiks, Krise der imperialen Lebensweise und Alternativen zur autoritären Globalisierung | 192 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-96488-027-7

Jens-F. Dwars/Dieter Hausold/Christiane Schneider/Paul Wellsow: Ein Sokrates der DDR
Nachdenken über Dieter Strützel (1935-1999) | Herausgegeben von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen | 72 Seiten | EUR 6.00 | ISBN 978-3-96488-061-1

Reinhold Gütter: Fluchtursachen
Fremd- und Selbstbestimmung Afrikas seit 1960
144 Seiten | EUR 12.00 | ISBN 978-3-96488-052-9

Dietlind Kautzky/Thomas Käpernick (Hrsg.):
»Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden«
Der Todesmarsch von Hamburg nach Kiel 1945 – Neun Biografien
200 Seiten | Hardcover | Fotos | EUR 19.80 | ISBN 978-3-96488-064-2

Franz J. Hinkelammert: Die Dialektik und der Humanismus der Praxis
Mit Marx gegen den neoliberalen kollektiven Selbstmord
Eine Veröffentlichung der Rosa-Luxemburg-Stiftung
240 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-96488-056-7

Impressum

Sie erhalten diese E-Mail, weil Sie sich für den kostenlosen Bezug eines Newsletters des VSA: Verlags angemeldet haben (siehe Punkt 8. unserer Datenschutzerklärung).
Sie können Ihr Abonnement jederzeit beenden, dazu bitte hier klicken und die Hinweise zur weiteren Vorgehensweise beachten.

© 2020 VSA: Verlag Hamburg