Liebe Leserinnen und Leser,

wir hatten es im Sonder-Newsletter bereits angekündigt: Karl Marx in Hamburg! Jetzt ist er da: ab dem 6. September im Museum der Arbeit und zeitgleich als Buchveröffentlichung von Jürgen Bönig. Der Autor wird den reich illustrierten Band am 7. September im Rathaus im Gespräch mit Norbert Hackbusch und Siri Keil vorstellen (weitere Veranstaltungen siehe »Termine«). Und Jürgen Bönig hat zahlreiche Interviews gegeben (u.a. dem Hamburger Abendblatt, dem NDR-Radio 90,3), der SPIEGEL wird eine Geschichte bringen – mit einer Gegenüberstellung historischer und aktueller Fotos von Orten, die Marx in Hamburg aufgesucht hat. Also immer mal auf die VSA: Website schauen, auf der wir über die Presseresonanz informieren.

Beste Grüße vom VSA: Team – und: Wählen gehen!

Wahlkampf!

Langweiliger Wahlkampf?

Selbst drei Wochen von der Bundestagswahl erscheint der Wahlkampf noch immer vielen als langweilig – die Probleme des Landes sind es nicht. So hat gerade das Statistische Bundesamt bedrückende Zahlen veröffentlicht: Die Armutsgefährdungsquote ist in Baden-Württemberg mit 11,9% am niedrigsten, in Bremen mit 22,6% am höchsten, im Durchschnitt liegt das Armutsrisiko in Ostdeutschland (einschließlich Berlin) bei 18,4%, im früheren Bundesgebiet (ohne Berlin) bei 15,0% der Bevölkerung. Weniger statistisch ausgedrückt: Für jeden/r fünfte bis sechste Bürger/in dieses Landes ist Armut eine reale Bedrohung. Deshalb sind auch unsere Bücher zu diesem Thema alles andere als langweilig: Joachim Rock, Störfaktor Armut und Klaus Wicher (Hrsg.), Altersarmut: Schicksal ohne Ausweg? Eine polit-ökonomische Gesamtschau liefert Stephan Krüger in Soziale Ungleichheit. Private Vermögensbildung, sozialstaatliche Umverteilung und Klassenstruktur.

Privat oder Kasse?

Auch andere auf den Nägeln brennende Themen haben VSA: AutorInnen bewegt, ihre Bewertungen, Analysen und Alternativen zur Diskussion zu stellen. So hat sich Hartmut Reiners das Gesundheitssystem vorgenommen und fragt Privat oder Kasse? Seine Antwort ist eindeutig: Aus guten Gründen sollte es nicht dem Markt allein überlassen werden. Sein Text ist ein gut verständliches alternatives Lehrbuch über die Konstruktionsmängel und die notwendigen Reformen des deutschen Gesundheitssystems.

Braucht die Welt den Finanzsektor?

Für Mohssen Massarrat ist der gegenwärtige Finanzsektor für die wachsende Einkommensungleichheit und viele anderen Miseren in der Welt maßgeblich verantwortlich. Deshalb fragt er in seinem neuen Buch: Hat er überhaupt positive Funktionen für die Menschheit? Und er zeigt Auswege auf: Wie kann der Finanzmarktkapitalismus überwunden werden, welche Voraussetzungen müssen postkapitalistische Verhältnisse erfüllen, damit sie den kapitalistischen eindeutig überlegen sind, und welche Wege bieten sich für gewaltfreie Veränderungen an? Die Antworten sind spannend.

Die Tücken des Privateigentums

Nichts scheint so unverrückbar in dieser Gesellschaft wie das Privateigentum. Ein Nachdenken über Alternativen ist mit weitgehenden Tabus belegt. Das Ausbleiben einer Diskussion ist aber nicht nur aufgrund der wenig durchsetzungsstarken Kritiker des Privateigentums so beständig. Der Sozialpsychologe Gerhard Vinnai analysiert in Die Tücken des Privateigentums, welche psychologischen Muster es in dieser Gesellschaft gibt, die Alternativen zum privaten Eigentum erschweren. Der Autor lädt ein, diese Denkblockaden abzulegen und auszuloten, mit welchen alternativen Eigentumsformen sie überwunden werden können.

Feindbild Islam

Seit den Anschlägen vom 1. September 2001 sehen sich Muslime in Deutschland zunehmend einem Generalverdacht ausgesetzt, dessen rassistischer Unterton sich längst in den Institutionen etabliert hat. Unter dem Deckmantel des Anti-Terror-Kampfes werden offen demokratische Grundrechte muslimischer Mitbürger beschnitten, während auf der Straße die Gewaltbereitschaft ihnen gegenüber stetig wächst. Der Menschenrechtsanwalt Eberhard Schultz untersucht in seinem Buch Feindbild Islam und institutioneller Rassismus anhand eigener Erfahrungen die Ursachen, Kontinuitäten und Ausdrucksformen des institutionellen Rassismus hierzulande.

Gute Arbeit für Alle!

Schließlich unterbreitet der LINKEN-Vorsitzende Bernd Riexinger zusammen mit Lia Becker Vorschläge für ein Neues Normalarbeitsverhältnis: For the many, not the few: Gute Arbeit für Alle! Im Supplement der September-Ausgabe des Monatsmagazins Sozialismus.de, auf dessen Umschlag übrigens die Merkel-Karikatur von Klaus Stuttmann abgedruckt ist, entwickeln sie fünf Säulen einer zukünftigen Gestaltung der Arbeitswelt: »ein Vorschlag an die Vielen, die jeden Tag arbeiten, die dabei ganz unterschiedliche Erfahrungen machen und doch eine gemeinsame Grundlage haben, weil sie zusammen jeden Tag die Gesellschaft am Laufen halten und verändern«.

Israel als Zankapfel und Zufluchtsland

Theodor Bergmanns internationalistische Position zum Nahostkonflikt ist zu seinem linken Vermächtnis geworden. Mit der Neuauflage seines Buches über Israel, zu dem der Autor kurz vor seinem Tod im Juni noch ein aktuelles Vorwort beisteuerte, wollte der Sohn eines Rabbiners, der nach seiner Emigration 1933 zwei Jahre in einem Kibbuz lebte, zur Versachlichung der Israel-Debatte gerade unter Linken beitragen. Sein Anliegen ist aktuell, wie zuletzt beim Berliner Pop-Kultur Festival die Diskussion um Israel-Boykottaktionen zeigte – aber auch die gefährliche Rechtsentwicklung in dem Land selbst.

Israel als Zufluchtsland konnte Marion Baruch nicht mehr erreichen: Die 17-jährige Hamburgerin schenkte ihrer Schwester Helga zur Hochzeit 1936 ein selbstgestaltetes Buch – kurz vor der Auswanderung des jungen Ehepaars nach Palästina. Sie selbst wurde mit ihrem Vater 1941 nach Minsk deportiert, wo beide im Getto zu Tode kamen. Nur die Schwester Helga überlebte in Israel und bewahrte Marions Buch auf. Die Zeichnungen und erläuternden Texte zu diesem besonderen Lebensdokument eröffnen neue Zugänge zur Geschichte der nationalsozialistischen Judenverfolgung.

Neu im September

Theodor Bergmann: Der 100-jährige Krieg um Israel
Eine internationalistische Position zum Nahostkonflikt. Neuausgabe mit einem aktuellen Vorwort
96 Seiten | EUR 9.80 | ISBN 978-3-89965-784-5 (bereits erschienen)

Geschichtswerkstatt Eimsbüttel/Galerie Morgenland (Hrsg.): Marions Buch
»Ach schau an, und wer küsst mir?« Der kurze Lebensweg der Marion Baruch
64 Seiten | zum Teil vierfarbig | EUR 5.80 | ISBN 978-3-89965-771-5 (bereits erschienen)

Jürgen Bönig: Karl Marx in Hamburg
Der Produktionsprozess des »Kapital«
184 Seiten | Hardcover | durchgehend farbig | zahlreiche historische Abbildungen | € 19.80 | ISBN 978-3-89965-751-7 (erscheint Anfang September)

Mohssen Massarrat: Braucht die Welt den Finanzsektor?
Postkapitalistische Perspektiven
304 Seiten | EUR 24.80 | ISBN 978-3-89965-725-8 (erscheint Mitte September)

Eberhard Schultz: Feindbild Islam und institutioneller Rassismus
Menschenrechtsarbeit in Zeiten von Migration und Anti-Terrorismus
240 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-89965-773-9 (erscheint Ende September)

Hajo Funke: Sicherheitsrisiko Verfassungsschutz
Verschweigen, Vertuschen und Vernichten im V-Mann-Land
200 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-89965-774-6 (erscheint Ende September)

Stephan Krüger: Soziale Ungleichheit
Private Vermögensbildung, sozialstaatliche Umverteilung und Klassenstruktur
656 Seiten | Hardcover | EUR 39.80 | ISBN 978-3-89965-786-9 (erscheint Ende September)

Termine

7.9.2017 | Hanau | 19:00 Uhr | Alte Schule Großauheim, Hans-Gruber-Platz
1917 | 2017
Als im Jahr 1917 die Bolschewiki den Zar stürzten und im Oktober die Exekutivmacht übernahmen, veränderte sich die russische Gesellschaft grundlegend – der radikalste Vorstoß gegen die (früh)kapitalistische Gesellschaft. Frank Deppe hat in seinem neuen Buch (1917 | 2017. Revolution & Gegenrevolution, VSA 2017) eine Analyse der Entstehungsbedingungen, Entwicklungsetappen und grundlegenden Fehler der russischen Revolution vorgelegt. Darin wird der Zyklus des Aufstiegs und Niedergangs der Sowjetunion im Kontext der großen weltgeschichtlichen Widerspruchskonstellationen des Jahrhunderts untersucht. Einschließlich der Frage: 2017 – Ende der Revolutionen? Vortrag und Diskussion.

19.9.2017 | Hamburg | 20:00 Uhr | Polittbüro, Steindamm 45
Hypotheken deutscher Besatzungsherrschaft
Die Reparationsfrage ist nach wie vor ein brisantes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte. Bis auf den heutigen Tag hat Griechenland vergeblich Entschädigungen eingefordert. Dabei geht es insbesondere um die deutsche Zwangsanleihe bei der griechischen Zentralbank, das der jüdischen Gemeinde Thessaloniki geraubte Gold sowie die Entschädigung der über 100 griechischen Märtyrerdörfer, in denen die Wehrmacht und die SS Massaker unter der Zivilbevölkerung anrichteten. Vortrag und Diskussion mit Karl Heinz Roth (Stiftung für Sozialgeschichte, Bremen); Eintritt 10,00 €.

21.9.2017 | Greifswald | 19:00 Uhr | Fischstr. 11
Gewerkschaften und Digitalisierung des Arbeitslebens
Wird ein informationstechnologischer Rationalisierungsschub zu massivem Arbeitsplatzabbau führen und werden Gewerkschaften im Zuge der digitalen Vernetzung von Wertschöpfungsketten ihre Organisationsgrundlagen einbüßen? Ursula Schumm-Garling, em. Hochschullehrerin der Universität Dortmund, setzt sich mit den möglichen Folgen von Industrie 4.0. auseinander.

Veranstaltungen anlässlich des Erscheinens von »Das Kapital« vor 150 Jahren:

6.9.2017 bis 4.3.2018 | Museum der Arbeit, Wiesendamm 3
Das Kapital
Das Museum der Arbeit nimmt das 150-jährige Jubiläum der Erstveröffentlichung in Hamburg zum Anlass einer spannenden und kontroversen Ausstellung zur Geschichte und Aktualität von Karl Marx’ »Das Kapital«. Öffnungszeiten: Mo. 13.00-21.00 Uhr, Di.-Sa. 10.00-17.00 Uhr, So. + Feiertage 10.00-18.00 Uhr | Eintritt: 8,50 €/5,00 €

7.9.2017 | Hamburg | 19:00 Uhr | Rathaus, Rathausmarkt, Kaisersaal
Karl Marx in Hamburg?
Warum erschien »Das Kapital« eigentlich ausgerechnet in Hamburg? Welchen Einfluss hatte die Herstellungsweise auf das Ergebnis? Wer arbeitete an dem Buch mit? Antworten von Jürgen Bönig, Autor des Buches Karl Marx in Hamburg, im Gespräch mit Norbert Hackbusch, MdBü, LINKE).

9. und 23.9.2017 | Hamburg | 12:00 Uhr, Treffpunkt Heine-Denkmal auf dem Rathausmarkt
Wo traf Marx wen in Hamburg – und warum?
Jürgen Bönig hat recherchiert, dass Marx insgesamt fünf Mal in Hamburg weilte. Warum kam er in die Hansestadt? Was sah er zu jener Zeit dort? Und wen traf Marx wo? Ein eineinhalbstündiger Spaziergang zu spannenden Orten und Zusammenhängen. Eine gemeinsame Veranstaltung der Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg und des VSA: Verlags (Teilnahmebeitrag: 5,00 €, Anmeldung:
anmeldung@rls-hamburg.de).

16.9.2017 | Hamburg | 15:00 Uhr | Uhrturm St. Pauli Landungsbrücken
Auf den Spuren von Karl Marx
Am 12. April 1867 traf Karl Marx mit dem Segelraddampfer »John Bull« gegen 12 Uhr mittags im Hamburger Hafen ein. Michael Sommer nimmt dies zum Anlass, um 150 Jahre später auf einem Spaziergang Marx’ Spuren vom damaligen »Landungsplatz für Dampfschiffe« zum Verlagssitz von Otto Meissner in der Bergstraße 26 zu folgen. Der Spaziergang dauert etwa zwei Stunden. Anmeldung: marxinhamburg@web.de.

Weitere Termine gibt es aktuell immer hier.

Dieser Newsletter

Sie erhalten diese E-Mail als Kunden des VSA: Verlags, oder weil Sie sich für den kostenlosen Bezug eines Newsletters des VSA: Verlages angemeldet haben. Sie können Ihr Abonnement jederzeit beenden.

Wenn Sie das Abonnement unseres Newsletters ändern oder löschen möchten, klicken Sie bitte hier und beachten Sie die Hinweise zur weiteren Vorgehensweise.

© 2017 VSA: Verlag Hamburg