Sommerdämmerung?

»Die Mannschaft« – für weniger Fußballkundige: die deutsche Männer-Fußball-Nationalmannschaft – ist bei der Weltmeisterschaft in Russland bereits in der Vorrunde als letzte in ihrer Gruppe ausgeschieden.

Ob und wie die Parteien der Großen Koalition den als »Regierungskrise« umschriebenen Streit über den Umgang mit den Schutzsuchenden überstehen und ob dabei auch noch jemand ausscheidet, ist zum Zeitpunkt, an dem dieser Newsletters verschickt wird, noch unklar. Die SPD-Führung will noch »viele Fragen« klären, nachdem die »Fiktion einer Einigung« (SpiegelOnline) der unchristlichen Unionsparteien den Ball in die Hälfte der Sozialdemokraten gespielt hat. Welche Verlaufsform auch immer das Chaos annimmt: Fakten statt Fakes zum Thema bietet das Dossier zum Masterplan Migration in der Sommer-Ausgabe der Zeitschrift Sozialismus.

Sommerliche Grüße aus Hamburg vom VSA: Team

Events

Urteil im NSU-Prozess am 11. Juli: Kein Schlusswort

Nachdem vier der fünf Angeklagten ihre Schlussworte im NSU-Prozesses vortragen können, will der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts in München unter Vorsitz von Richter Manfred Götzl am Mittwoch, den 11. Juli, das Urteil gegen Beate Zschäpe und andere fällen. Für diesen Tag X haben zahlreiche Initiativen angekündigt, auf die Straße zu gehen. Denn das Ende des Prozesses ist nicht das Ende der Auseinandersetzung mit dem NSU und der Gesellschaft, die ihn möglich machte. Sie fordern »Kein Schlussstrich! - NSU-Komplex aufklären und auflösen«. Vier vom NSU-Terror Betroffene und acht Nebenklagevertreter*innen haben in ihren Plädoyers im Prozess deutlich gemacht, dass zahlreiche bohrende Fragen unbeantwortet blieben: Wie erfolgte die Auswahl der Opfer? Wie groß war das Unterstützernetzwerk? Was wussten die Sicherheitsbehörden – insbesondere der Verfassungsschutz – und warum wurde seitens des Staates nicht eingegriffen? Sie sind ihnen in dem Buch Kein Schlusswort nachgegangen und haben eine eindrucksvolle Gegenerzählung zum staatlichen Narrativ im NSU-Komplex geliefert.

Finanzcrash 2.0?

Zehn Jahre nach der Krise sind die Finanzmärkte wieder brandgefährlich. Woran das liegt und welche Schlussfolgerungen daraus gezogen werden müssen, beschreibt Isabelle Bourboulon im AttacBasisText Kommt der Finanzcrash 2.0?. In vier Kapiteln – »Es war einmal - vor zehn Jahren«, »Was ist in den letzten 10 Jahren passiert?«, »Zehn Jahre danach - business as usual« und »Ein Finanzsystem im Interesse der Vielen« – geht die Journalistin, Buchautorin und Radioproduzentin u.a. für France Culture und Le Monde Diplomatique in allgemeinverständlicher Form den Ursachen der Krise nach, untersucht das Krisenmanagement und die Wirkungen und Nebenwirkungen der »Reformen«. Ausführlich stellt sie emanzipatorische Alternativen zum großen Kasino dar und plädiert für ein Finanzsystem, das im Interesse der Allgemeinheit funktioniert. Der Band ist ein internationales Gemeinschaftsprojekt der Zivilgesellschaft und versteht sich als Teil einer politischen Mobilisierung zum zehnten Jahrestag des Crashs, er erscheint in Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch.

Kapitalismus aufheben

Alternativen sind auch das Thema von Simon Sutterlütti und Stefan Meretz in ihrem Buch Kapitalismus aufheben, mit dem sie dazu einladen, über Utopie und Transformation neu nachzudenken. Denn für sie kann Utopie zeigen, was Menschen möglich ist, und Transformation, wie das Mögliche wirklich werden kann. Sie fragen danach, ob wir Menschen zu einer freien Gesellschaft fähig sind und wie diese grundlegend organisiert sein könnte. Dabei geht es ihren weniger um die Frage, wie wir politisch-staatliche Macht gewinnen können, sondern darum, wie sich überhaupt freie Formen der Vergesellschaftung herausbilden. Denn eine freie Gesellschaft entsteht weder spontan, noch ist sie Ergebnis eines Entwurfs am Reißbrett. Sie kann nur von sich befreienden Menschen selbst geschaffen werden.

Die 68er

Was von dem, was die »Studentenbewegung der 68er« vor 50 Jahren kritisiert und gefordert hat, ist auch heute noch aktuelll? Was ist aus heutiger Sicht obsolet oder falsch? Und was ist im Lichte neu-rechter Kritik an »68« auf neue Weise herausgefordert? Welche Wirkungen lassen sich auf die Beteiligten, die Hochschule, die Öffentlichkeit, auf Parteien und Verbände, auf Staat und Gesellschaft feststellen? Und was sind positive Effekte, welches negative? Diesen Fragen gehen in dem von Knut Nevermann herausgegebenen Band Die 68er mit Hajo Funke, Wolfgang Kraushaar, Birgit Mahnkopf, Gesine Schwan, Jutta Müller-Tamm, Wulf Hopf, Nikolai Wehrs, Ulf Kadritzke, Ingrid Gilcher-Holtey, Rudi Schmidt, Norbert Frei, Antje Vollmer und Wolfgang Thierse viele damals direkt oder indirekt Beteiligte nach.

Gewerkschaft, ja bitte!

Die Zeitschrift der DGB-Jugend »soli aktuell« gibt in ihrer aktuellen Ausgabe folgenden Lesetipp: »An Betriebsräte, Vertrauensleute und Jugendvertreter_innen richtet sich Hartmut Meines Handbuch ›Gewerkschaft, ja bitte!‹. Grundlagen, Schutz- und Gestaltungsfunktion von Gewerkschaften, praktische Gewerkschaftsarbeit im Betrieb: Zahlreiche Praxistipps machen Handlungsfelder wie Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen anschaulich.« Recht haben die Kolleg_innen! Denn Harmut Meines Buch bietet auch für die in diesem Frühjahr neu gewählten Kolleginnen und Kollegen nützliche Hilfestellungen und enthält Anregungungen für gemeinsames, solidarisches Handeln im Betrieb, um eine hohe Beteiligung der gesamten Belegschaften zu erreichen.

Sommerlektüre: Für Fernreisen – auch ohne Flugschein

Von Algier mit Marx und Marcello Musto über China mit Uwe Höring bis nach Zürich mit Leo Trotzki und Jürg Ulrich – zu diesen und vielen anderen realen und gedanklichen Reisezielen gibt es noch jede Menge Anregungen auf vsa-verlag.de. Dort werden wir innerhalb der nächsten Wochen auch das VSA: Herbstprogramm 2018 vorstellen.

Termine

4. Juli 2018 | Hamburg | 19:00 Uhr | Fabrique im Gängeviertel, Valentinskamp 28A
Frank Deppe/Joanne Dietze: Muff von 50 Jahren?

Was ist von 1968 geblieben, an der Uni und im Alltag? Welche Erkenntnisse kann eine übernächste Generation aus der Bewegung ziehen? Welche Themen beschäftigen heute Studierende? Antworten geben auf einer Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg Frank Deppe, Politikwissenschaftler aus Marburg und Autor des Bandes 1968: Zeiten des Übergangs. Das Ende des »Golden Age«, Revolten & Reformbewegungen, Klassenkämpfe & Eurokommunismus, und Joanne Dietze, u.a Autonome Uni.

4. Juli 2018 | Hamburg | 18:30 Uhr | Curio-Haus, Rothenbaumchaussee 15, Hofdurchgang
»68« und das Ringen um menschenwürdige Arbeit

Beim Jour fixe der Gewerkschaftslinken stellt der Arbeitswissenschaftler Wolfgang Hien sein neues VSA: Buch Gegen die Zerstörung von Herz und Hirn vor und zur Diskussion. Entstanden aus Gesprächen mit Peter Birke eröffnet es einen anderen Zugang zur Geschichte der 68er-Bewegung. Eine Geschichte, die in der Fabrik anfängt, in der der Mensch nur »Material« ist, und die schließlich zu einer kritischen Wissenschaft führt, die sich nach wie vor um Leben und Gesundheit am Arbeitsplatz sorgt.

5. Juli 2018 | München | 19:00 Uhr | EineWeltHaus, Schwanthalerstr. 80
Michael Brie: Von Lenin lernen und es anders machen!

Die Linke in Deutschland und Europa ist in der Defensive. Die Fortsetzung des neoliberalen Projekts und der Aufstieg einer neuen Rechten beherrschen das Feld. Was also tun, wenn – fast – nichts getan werden kann? Wenn die alten Strategien versagt haben, die Organisationen der Linken ohne geistige Ausstrahlung und Willenskraft dastehen? Wenn der Wind der Linken als Sturm ins Gesicht bläst? Michael Brie, Autor von LENIN neu entdecken, wendet sich den Jahren zwischen 1914 und 1917 zu und fragt, was Lenin, der zum gewaltmächtigsten Revolutionär des 20. Jahrhunderts werden sollte, in diesen Jahren tat, die ihn fast jeder Möglichkeit direkten politischen Eingreifens beraubten.
Eine Veranstaltung von DIE LINKE.Landesverband Bayern

6. Juli 2018 | Hamburg | 18:00 Uhr | Uni, Allendeplatz 1 (Pferdestall), 2. Stock, Raum 245
Kritik an Ungleichheit und Herrschaft: Thomas Müntzer (1489-1525) als Sozialrevolutionär

Referent: Dr. Michael Löbig (Hamburg)
Während Luther sich auf die Seite der Herrschenden schlug, stellte sich Thomas Müntzer auf die Seite der unterdrückten Bauern und reflektierte die materiellen Bedingungen ihrer Unterdrückung, die nach ihm nur Mittels Gewalt hätten aufgehoben werden können. Er forderte die Herstellung einer Gesellschaftsordnung, in der Alles Allen gehören sollte, und begründete damit zugleich eine Tradition der Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen, die über z.B. Jan A. Comenius, den Abbe Meslier in Frankreich u.a. bis zu Karl Marx im 19. Jahrhundert reicht und angesichts wachsender Ungleichheit auch heute noch aktuell ist. Eine Veranstaltung der MASCH-Hochschulgruppe.

10. Juli 2018 | Köln | 19:30 Uhr | Der andere Buchladen, Weyertal 18
Auf dem Weg in eine andere Republik?

Deutschland hat sich nach der Vereinigung von BRD und DDR durch die anhaltende Hegemonie des Neoliberalismus, den Um- und Abbau des Wohlfahrtsstaates sowie die sich vertiefende Kluft zwischen Arm und Reich, aber auch die Folgen der globalen Finanzkrise und den erstarkenden Rechtspopulismus in seiner Sozialstruktur ebenso wie in seiner politischen Kultur tiefgreifend verändert. Befinden wir uns mithin auf dem Weg in eine andere Republik? Diskussion über die Zusammenhänge von Neoliberalismus, Standortnationalismus und Rechtspopulismus mit Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges und Bettina Lösch.

13. Juli 2018 und 14. Juli 2018 | Hamburg | jeweils 14:00 bis 16:00 Uhr | Uni, Pferdestall, Salvador-Allende-Platz 1
Freerk Huisken: Wie man die Ausländerfeindlichkeit von AfD und Pegida kritisieren sollte und wie besser nicht

Workshop mit Freerk Huisken, Autor der Flugschrift zur neuen deutschen Flüchtlingspolitik abgehauen und von Erziehung im Kapitalismus.
Was wäre zu der Parole »Flüchtlinge nehmen uns die Jobs weg« zu sagen? Soll man, wie es von BILD bis zum DGB üblich ist, darauf verweisen, dass Ausländer hier auch Arbeitsplätze geschaffen haben? Soll man darauf deuten, dass ohne Flüchtlinge die »Drecksarbeit« an den Deutschen hängen bliebe? Soll man dem entgegensetzen, dass doch in Deutschland ein Fachkräftemangel herrscht? Meine Behauptung lautet: Diese und andere »Argumente gegen Stammtischparolen« (K.-P. Hufer) taugen nichts. Sie lassen sich auf die Logik der Rechten ein und bestätigen den ausländerfeindlichen Nationalismus mehr, als dass sie ihn angreifen.

26. Juli 2018 | Köln | 19:30 Uhr | Allerweltshaus, Körnerstr. 77-79
Mit Vollgas in die imperiale Lebensweise?

Wohin treibt die menschliche Zivilisation und was hat das mit unser Lebensweise zu tun? Wie hängen Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen Kapitalismus zusammen, dem die meisten Menschen hilflos gegenüberstehen? Den eigenen Konsum ändern? Geht ein »richtiges Leben« in einer »falschen Welt«? Welche offensichtlich starken Interessen verhindern ein Umsteuern? Wie und wo fängt man an? Diskussion mit Ulrich Brand über die Hauptthesen des (gemeinsam mit Markus Wissen) verfassten Buchs »Imperiale Lebensweise« (oekom Verlag).

Weitere Termine gibt es aktuell immer hier.

Neue Bücher im Juli

Marcello Musto: Der späte Marx
Eine intellektuelle Biografie der Jahre 1881 bis 1883
152 Seiten | Aus dem Englischen von Michael Brie und Andreas Förster | EUR 14.80 | ISBN 978-3-89965-796-8

Uwe Hoering: Der Lange Marsch 2.0
Chinas Neue Seidenstraßen als Entwicklungsmodell
160 Seiten | EUR 14.80 | ISBN 978-3-89965-822-4

Simon Sutterlütti/Stefan Meretz: Kapitalismus aufheben
Eine Einladung, über Utopie und Transformation neu nachzudenken
Beiträge zur kritischen Transformationsforschung 5 | Eine Veröffentlichung der Rosa-Luxemburg-Stiftung
256 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-89965-831-6

Bernd Riexinger: For the many, not the few
Moderne Klassenpolitik
160 Seiten | EUR 14.80 | ISBN 978-3-89965-827-9

Knut Nevermann (Hrsg.): Die 68er
Von der Selbst-Politisierung der Studentenbewegung zum Wandel der Öffentlichkeit. Mit Beiträgen von Knut Nevermann, Hajo Funke, Wolfgang Kraushaar, Birgit Mahnkopf, Gesine Schwan, Jutta Müller-Tamm, Wulf Hopf, Nikolai Wehrs, Ulf Kadritzke, Ingrid Gilcher-Holtey, Rudi Schmidt, Norbert Frei, Antje Vollmer und Wolfgang Thierse
240 Seiten | EUR 19.80 | ISBN 978-3-89965-793-7

Isabelle Bourboulon u.a.: Kommt der Finanz-Crash 2.0?
Zehn Jahre nach der Lehman Pleite: Für ein Finanzsystem im Interesse der Vielen
AttacBasisTexte 53 | 96 Seiten | EUR 7.00 | ISBN 978-3-89965-838-5

Constanze Lindemann/Harry Neß (Hrsg.): Vom Buchdrucker zum Medientechnologen
Der Weg der Druckindustrie in die Digitalisierung
304 Seiten | Hardcover | EUR 24.80 | ISBN 978-3-89965-824-8

Benjamin-Immanuel Hoff/Heike Kleffner (Hrsg.): Rückhaltlose Aufklärung?
NSU, NSA, BND – Geheimdienste und Untersuchungs­ausschüsse zwischen Staatsversagen und Staatswohl
240 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-89965-791-3

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