Liebe Leserinnen und Leser,

sie macht deutlich weniger Rummel als der bevorstehende G20-Gipfel vor unserer Haustür, aber dafür ist die Bilderberg-Konferenz ja bekannt. Die 65. findet ab heute in Chantilly (Virginia/USA) statt – und wie immer trifft sich die Geld- und Machtelite geheimnisumwittert und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Deshalb können wir auch kein aktuelles Foto zeigen. Allerdings bringt unser Buch Wie Eliten Macht organisieren ein wenig Licht ins Dunkel und folgt der Spur von Bilderberg & Co.

Einen weniger klandestinen Juni wünscht
das VSA: Team aus Hamburg

Neuigkeiten

2. Juni 1967: Der nicht erklärte Notstand

Am 2. Juni jährt sich zum 50. Mal der Todesschuss des Kriminalobermeisters Karl-Heinz Kurras (der sich später auch als IM der Stasi herausstellen sollte) auf den Studenten Benno Ohnesorg. Dieses Ereignis, aber auch das Attentat auf Rudi Dutschke, der Vietnamkongress und andere Geschehnisse des Jahres 1968 werden im nächsten Jahr Gegenstand von kontroversen Bewertungen sein. Denn selbst unter den damals Beteiligten ist strittig, ob die 68er-Bewegung politisch-kulturelle Umbrüche beförderte oder nur Ausdruck eines »Ursprungsmythos der Gewalt« (Kraushaar) war. Hajo Funke, der in jener Zeit am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin in der Studentenbewegung aktiv war, hat dies zum Anlass genommen, seine Erinnerungen und seine Sichtweise auf die antiautoritäre Bewegung seit 1967 in einer Flugschrift Antiautoritär. 50 Jahre Studentenbewegung: die politisch-kulturellen Umbrüche darzulegen. Er plädiert für eine andere Erinnerung, die vergegenwärtigen hilft und hoch aktuell ist.

»Im Streit« mit Luther, Marx und dem Papst

(Foto: Barabara Wetzel, Publik-Forum)

Die Emmaus-Gemeinde hatte zum Kirchentag dessen Motto nicht nur ein wenig ergänzt (»Du siehst mich auch im Streit«), sondern bot dafür auch auch ein Forum, das über 500 ZuhörerInnen anzog. Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (DIE LINKE) stellte in der Kirche, organisiert von der Zeitschrift »Publik-Forum« gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung«, die Flugschrift von Ulrich Duchrow Mit Luther, Marx & Papst den Kapitalismus überwinden vor: »Mich hat überrascht, wie umfangreich sich Luther auch mit ökonomischen Fragestellungen befasst hat. Dass er gegen Leerverkäufe, gegen Monopole und den Wucher angeschrieben hat, wer weiß das schon. Marx nannte Luther den ersten deutschen Nationalökonomen. Ich finde das Thema und auch die Debatte überaus spannend, auch, weil uns offenkundig manche Fragestellungen schon seit Jahrhunderten begleiten.«

Warum wir das Werk von Karl Marx heute noch brauchen?

fragte die sozialistische Tageszeitung neues deutschland im Untertitel ihres Vorabdrucks aus dem soeben erschienenen Buch von Michael Krätke Kritik der politischen Ökonomie heute. Zeitgenosse Marx (die junge Welt hatte ihren Vorabdruck unter das Motto »›Das Kapital‹ von Karl Marx – ein Jahrhundertwerk, das kaum an Aktualität verloren hat« gestellt). Das nd schob die Antwort gleich hinter:  »Um das Ganze des Kapitalismus zu begreifen«. Denn Krätke weist zu Recht darauf hin, dass wir »uns von dem Wahn befreit haben, es gäbe so etwas wie ›marxistische‹ Parteien, die nach einer Doktrin denken, handeln und einer einheitlichen Weltanschauung zu huldigen haben. Man kann in den Parteien der Linken überall auf der Welt Marxist sein, man braucht es nicht zu sein.« Gleichwohl ist die Beschäftigung mit dem Hauptwerk des Zeitgenossen Marx unentbehrlich. Wer wissen will warum, lese bei Michael Krätke weiter.

Nicht nur im (Vorwahl-)Kampf: Gegen Rechts argumentieren lernen

Ob an Stammtischen, im Freundeskreis oder im politischen Feld: Die kritische Auseinandersetzung mit Nationalismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit ist mehr denn je gefordert. Die bewährte Hilfe zum Gegen Rechts argumentieren lernen erscheint nunmehr in einer aktualisierten und in Teilen vollständig »runderneuerten« Fassung, weil »die Phänomene, die uns 2005 zur Arbeit an diesem Buch motivierten, nicht nur fortbestehen, sondern sich in letzter Zeit auf eine erschreckende Art und Weise ausgeweitet haben«, wie Kathrin Gützlaff und Rolf Gloël in ihrer Einleitung feststellen. Die AutorInnen setzen sich von der verbreiteten Methode ab, nationalistischen Positionen dadurch den »Wind aus den Segeln« nehmen zu wollen, dass um deren glaubwürdigere »Besetzung« konkurriert wird. Sie zeigen stattdessen, wie man »rechte« Standpunkte und deren »Logik« als solche ernst nehmen und ihnen mit Argumenten entgegentreten kann.

Information statt Manipulation

Wie kann ein sozial und politisch verantwortliches Design jenseits von Werbung und PR umgesetzt werden? Dieser Frage stellt sich der Kommunikationsdesigner Benedikt Martini in dem Buch Manipulation oder Information?. Sein Ziel ist ein visuelles Angebot zur Wissensvermittlung über das bestehende Wirtschaftssystem, die Inhalte nicht verkürzt, sondern im Kontext darstellt, um offene und komplexe Diskurse zu ermöglichen. Zentrale Impulse enthält sein Ansatz aus der in den 1920er Jahren maßgeblich von Otto Neurath und Gerd Arntz entwickelten Wiener Methode der Bildstatistik. Mit Plakat- und Servietten-Grafiken sowie Bierdeckel-Texten bereitet der Autor ökonomische Sachverhalte alltagsnah auf. Ein fortschrittliches Konzept der Arbeiter- und Volksbildung wird somit für die Gegenwart nutzbar gemacht – für alle, die Medien bewusster gestalten und nutzen wollen.

Neu im Juni

Bisher noch nicht angekündigt:

Thorsten Schulten/Heiner Dribbusch/Gerhard Bäcker/Christina Klenner (Hrsg.): Tarifpolitik als Gesellschaftspolitik
Strategische Herausforderungen im 21. Jahrhundert
Beiträge zu Ehren von Reinhard Bispinck
336 Seiten | EUR 24.80 | ISBN 978-3-89965-769-2

Hajo Funke: Antiautoritär
50 Jahre Studentenbewegung: die politisch-kulturellen Umbrüche
Eine Flugschrift
96 Seiten | EUR 8.00 | ISBN 978-3-89965-770-8

Außerdem erscheinen im Juni

Michael R. Krätke: Kritik der Politischen Ökonomie heute
Zeitgenosse Marx
248 Seiten | EUR 19.80 | ISBN 978-3-89965-732-6

Rolf Gloël/Kathrin Gützlaff/Jack Weber: Gegen Rechts argumentieren lernen
Aktualisierte Neuausgabe
192 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-89965-762-3

Benedikt Martini: Manipulation oder Information?
Politisches Kommunikationsdesign in der »Postdemokratie«
Mit einem Vorwort von Gerhard Schweppenhäuser
144 Seiten | EUR 14.80 | ISBN 978-3-89965-757-9

Joachim Bischoff/Fritz Fiehler/Stephan Krüger/Christoph Lieber: Vom Kapital lernen
Die Aktualität von Marx’ Kritik der politischen Ökonomie
176 Seiten | EUR 14.80 | ISBN 978-389965-752-4

Gine Elsner: Verfolgt, vertrieben und vergessen
Drei jüdische Sozialhygieniker aus Frankfurt am Main: Ludwig Ascher – Wilhelm Hanauer – Ernst Simonson
336 Seiten | EUR 24.80 | ISBN 978-3-89965-740-1

Joachim Rock: Störfaktor Armut
Ausgrenzung und Ungleichheit im neuen Sozialstaat
Mit einem Vorwort von Ulrich Schneider
200 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-89965-719-7

Termine

9. Juni 2017 | Aachen | 18:00 Uhr | RWTH, HKW 5, Wüllnerstr. 1, Hörsaal 1132/603
Marx aktuell
Autoren von Zurück zum Original – Zur Aktualität der Marxschen Theorie (hrsg. von Johannes Schillo, VSA 2015) stellen Thesen ihres Buchs unter dem Titel »Was können wir bei Marx übers Geld lernen?« bei einer Veranstaltung der DGB-Jugend Aachen vor und befassen sich mit der Frage nach Leistung und Aktualität der Marxschen Theorie. Kontakt: redcat@posteo.de.

13. Juni 2017 | Hamburg | 19:00 Uhr | Curio Haus, Rothenbaumchaussee 15
Krise am Kap
Die vom ANC geführte Regierung Südafrikas hat nach dem Ende der Apartheid demokratische Freiheiten und wichtige soziale Verbesserungen erreicht, zur grundlegenden gesellschaftlichen Umgestaltung kam es jedoch nicht. Nach wie vor lebt ein großer Teil der überwiegend schwarzen Bevölkerung in Armut und Arbeitslosigkeit. Der ANC hat bei den Kommunalwahlen 2016 erstmals nennenswert an Stimmen und Einfluss verloren. Zu den frühen Kritikern von Präsident Zuma gehört Denis Goldberg. Er stellt seine Sicht des his­torischen Kampfes in Südafrika und die heutigen Probleme des Landes vor.

14. Juni 2017 | Stendal | 18:00 Uhr | Roter Salon Gertraudenhospital, Scharnhorststr. 1
Revolution im Norden Syriens
Seit 2012 ist die kurdische Region im Norden Syriens – Rojava – unter Selbstverwaltung der dortigen Bevölkerung. Ein Beispiel für eine fortschrittliche und solidarische Entwicklung in einem zunehmend militarisierten Konflikt sowie ein Beispiel für eine Revolution der Frauen. Anja Flach, Informationsstelle Kurdistan, Mitautorin von Revolution in Rojava. Frauenbewegung und Kommunalismus zwischen Krieg und Embargo, VSA 2016, berichtet von ihren Erfahrungen.

15. Juni 2017 | Berlin | 19:00 Uhr | Helle Panke, Kopenhagener Str. 9
Der deutsche Exportüberschuss
Deutschland erzielt seit der Euro-Einführung permanent hohe Exportüberschüsse. Die dominierende neoklassische Denkschule preist das als Zeugnis internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Nicht hohe Exportquoten sind das Problem, sondern permanent hohe Exportüberschüsse. Sie manifes­tieren eine anhaltende Importschwäche des eigenen Landes und bringen andere Länder in eine dauerhafte Defizitposition bzw. Schuldenfalle mit dramatischen Folgen. Was also tun gegen ein exorbitantes Außenhandelsungleichgewicht, das Handelskriege provozieren kann? Referentin: Christa Luft, Moderation: Klaus Steinitz.

16. Juni 2017 | Berlin | 20:00 Uhr | Mehringhof, Gneisenaustraße 2a (Clash)
Raus aus dem Euro ...?

Im Rahmen der 15. Linken Buchtage Berlin findet die Doppelbuchvorstellung von Mario Candeias, Alex Demirovic: Europe – what‘s left? (erschienen bei Dampfboot) und Etienne Schneider: Raus aus dem Euro. Rein in die Abhängigkeit? statt. Die Europäische Union ist seit einigen Jahren enormen Verwerfungen ausgesetzt. Von der Seite der Linken gibt es neben viel Skepsis gegenüber der EU zahlreiche Initiativen, die eine neue Demokratisierung der EU von unten anstoßen wollen. Im Buch von Etienne Schneider geht es um den Euro als zentralen Bestandteil der neoliberalen Wirtschaftsarchitektur Europas. Können linke Alternativen zur Austeritätspolitik außerhalb der Währungsunion überhaupt gelingen?

17. Juni 2017 | Frankfurt a.M. | 10:00 Uhr, DGB-Gewerkschaftshaus, Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77
Digitale Revolution
Digitalisierung ist das große Thema in der Arbeitswelt: mobiles Internet, explosions­artige Erweiterung von Speicher- und Überwachungsmöglichkeiten, »künstliche Intelligenz« und »smarte« Technologien. Die Machtressourcen sind indes ungleich verteilt. Betriebsräte können von Mitbestimmungsrechten kaum Gebrauch machen. Einerseits ist Digitalisierung ein gigantisches Rationalisierungsprogramm, andererseits Potenzial für eine Humanisierung der Arbeitswelt. Ob und wie Chancen realisiert werden können, hängt in ers­ter Linie von der Durchsetzungsmacht und den Strategien der abhängig Beschäftigten und ihrer Organisationen ab. Die Fachtagung »Digitalisierung und Arbeit« soll progressive Wissenschaft und GewerkschafterInnen zusammenbringen. Eröffnungsbeiträge von Sabine Pfeiffer (Uni Hohenheim) und Hans-Jürgen Urban (IG Metall Vorstand). Anmeldung: arbeit.digitalisierung@rosalux.org

20. Juni 2017 | Köln | 19:30 Uhr | Friedensbildungswerk, Obermarspforten 7-11
Die Angst der Linken vor der »Inneren Sicherheit«
Terroranschläge wie in Berlin werden genutzt, um Angst in der Bevölkerung zu schüren und von ihr getragen den Überwachungsstaat auszubauen. Innere Sicherheit – nur ein Thema für die Rechten? Das ist zu kurz gesprungen. Gerade die Schwächsten sind auf schützende (Staats-)Strukturen angewiesen. Sie haben einen Anspruch auf friedliches Zusammenleben und die Abwesenheit von Gewalt. Aber wie kommen wir dahin? Mit mehr Polizei, mehr Telefon- und  Videoüberwachung? Ingar Solty, Referent für Friedens- und Sicherheitspolitik am Institut für Gesellschafts­analyse der RLS, hat sich auf die Suche nach wirksamen und demokratischen Antworten auf das Bedürfnis nach Sicherheit begeben.

28. Juni 2017 | Schwäbisch Hall | 19:30 Uhr | Haus der Bildung, Salinenstr. 6
Umfairteilen
Seit Jahrzehnten nehmen in Deutschland und weltweit soziale Ungleichheit, Unsicherheit und Ungerechtigkeit zu. Der Sozialstaat in Deutschland wird finanziell immer weiter ausgetrocknet, öffentliche Investitionen gibt es kaum noch. Zugleich werden Steuern auf große Vermögen, hohe Einkommen und Gewinne gesenkt und Kapitalmärkte entfesselt. Viele Konzerne drücken sich notorisch vor der Steuer. Der Referent Ralf Krämer arbeitet im Bereich Wirtschaftspolitik der Gewerkschaft ver.di und ist Mitglied im bundesweiten Bündnis »Reichtum umverteilen – ein gerechtes Land für alle!«

Weitere Termine gibt es aktuell immer hier.

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