Liebe Leserinnen und Leser,

»Der Staat und die Macht setzen sich zusammen aus einem elementaren, undurchdringbaren Kern und aus einem ›Rest‹.« Der von Nicos Poulantzas (siehe weiter unten) so bezeichnete »Kern« findet sich im Juli im Rahmen des G20-Gipfels in Hamburg ein, der bereits jetzt, ebenso wie der nun auch im Norden Einzug haltende Frühling, in der Stadt seine Spuren hinterlässt.

Wir sind froh, dass des »Kerns« undurchdringbare Sicherheitszonen nicht bis zum VSA: Verlag reichen – auch wenn der eine oder andere Arbeitsweg von VSA: KollegInnen beeinträchtigt sein könnte. Wir als »Rest« arbeiten trotz aller Hindernisse daran, den Geist mit neu erschienenen Büchern kritisch zu schulen.

Ein angenehmes Frühlingserwachen wünscht
das Team des VSA: Verlags

Neuigkeiten

Argumente für Gipfel-KritikerInnen

Während sich also die Staatsmacht mit dem Erlass von Verbotszonen und der Schaffung von Aushilfsgefängnissen auf das Großereignis im Juli in der Hansestadt einstimmt, bereiten sich die Gipfelgegner mit Argumenten auf die Veranstaltungen und Kongresse vor, die den Gipfel begleiten werden. Hilfreich dafür könnten ebenfalls zwei Neuerscheinungen aus dem Verlag sein: der AttacBasisText Friede, Freude, Freihandel, in dem Christian Christen, Thomas Eberhardt-Köster und Roland Süß die ökonomische Begründung der Freihandelsideologie hinterfragen und zugleich Argumente für eine ökologische und solidarische Weltwirtschaftsordnung entwickeln. Und die von Helmut Scholz herausgegebene Flugschrift Handel(n) von links, in der AutorInnen Konzepte verschiedener linker Parteien und Nichtregierungsorganisationen für eine neue europäische Handelspolitik vorstellen und damit die Debatte um alternativen und fairen Handel beleben wollen.

Messe-Rückschau

Gedränge am Stand, begehrte Probehefte und gute Resonanz: Der VSA: Verlag war auch in diesem Jahr auf der Leipziger Buchmesse vertreten und hat in einer Ausstellung sowie auf diversen Veranstaltungen gemeinsam mit zahlreichen Autorinnen und Autoren neue Bücher vorgestellt. Mit dabei waren Gesine Schwan und Axel Troost, Anja Flach, Holger Politt, Dieter Janke, Helmut Scholz und Joachim Schuster, Jörg Meyer und Katrin Reimann sowie Friedrich Steinfeld. Einige fotografische Impressionen gibt es hier.

Bernhard Nette: Vom Gestapo-Täter zum »Mitläufer«

Der Gestapobeamte und »Judenreferent« Bruno Nette organisierte im Zweiten Weltkrieg die Deportationen der von den Nazis als jüdisch klassifizierten Menschen aus Bremen und dem Regierungsbezirk Stade. Am 29. April 1945 wurde er von den Briten verhaftet. Sein Enkel Bernhard Nette ist der Geschichte dieses NS-Täters nachgegangen, der sich nach 1945 – weitgehend erfolgreich – zu entlasten bemühte. In Bremen wird sein Buch »Vergesst ja Nette nicht« nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt: am Mittwoch, 5. April, um 19 Uhr in der Stadtbibliothek Am Wall 201. Weitere Veranstaltungen in Bremen und Hamburg folgen, zuerst am Donnerstag, 4. Mai (Beginn 18.00 Uhr), eine Buchvorstellung in Kooperation mit der GEW Hamburg im Hamburger Curio Haus (hinteres Gebäude, Raum Gewerkschaftliches Bildungswerk), und am Donnerstag, 11. Mai 2017 (Beginn 19:00 Uhr), eine Lesung im KulturForum Serrahn, Serrahnstraße 1 (S-Bahnhof Bergedorf), zusammen mit der Sachsentor-Buchhandlung. Auch im Rahmen des Programms zur Einweihung des Gedenkorts »denk.mal Hannoverscher Bahnhof« in Hamburg wird der Autor das Buch vorstellen: am Montag, 15. Mai, 19:00 Uhr, moderiert von Dr. Detlef Garbe, Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Behörde für Kultur und Medien.

Die Arbeit mit Poulantzas kann weitergehen

Nicos Poulantzas Staatstheorie ist ab sofort wieder lieferbar. Damit steht einem gründlichen Studium seines marxistischen Grundlagentextes nichts mehr im Wege. Neue Hilfestellungen dafür können wir ebenfalls anbieten. Denn soeben ist auch der von Tobias Boos, Hanna Lichtenberger und Armin Puller herausgegebene Band Mit Poulantzas arbeiten ... um aktuelle Macht- und Herrschaftsverhältnisse zu verstehen erschienen. Wem das noch nicht reicht, der greife zusätzlich zu Poulantzas lesen, herausgegeben von Lars Bretthauer, Alexander Gallas, John Kannankulam und Ingo Stützle oder zur Einzelstudie von John Kannankulam Autoritärer Etatismus im Neoliberalismus.

Keine halben Sachen: Demokratie gehört allen!

Nicht nur Poulantzas plädierte für die Erweiterung basisdemokratischer Strukturen. Schon im Grundgesetz heißt es: »Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.« Dem kommt die Wahlbevölkerung hierzulande wieder am 24. September im gewohnten Vier-Jahres-Zyklus nach. Doch enspricht die Demokratie in Deutschland oder auch auf der Ebene der Europäischen Union diesem basisdemokratischen Ideal? Wie schillernd der Begriff der Demokratie ist, welche Gefahren sich aus einer »Hinterzimmerpolitik« ergeben und wie Demokratie emanzipativ ausgelegt werden kann, verdeutlicht Andreas Fisahn in dem neuen AttacBasisText Hinter verschlossenen Türen: Halbierte Demokratie.

Privat oder Kasse?

Und da wir schon dabei sind: Natürlich spielt auch das Thema Gesundheitsversorgung im anziehenden Bundestagswahlkampf wieder eine zentrale Rolle, wird der Mythos, dass die demografische Entwicklung und der medizinische Fortschritt die soziale Krankenversicherung für alle BürgerInnen unbezahlbar machen, erneut belebt. Demgegenüber bringt Hartmut Reiners in seinem Buch Privat oder Kasse? Politische Ökonomie des Gesundheitswesens Ordnung in die komplexe Welt der Gesundheitsversorgung in der Bundesrepublik Deutschland und fragt danach, welche Reformen von der Politik vorrangig angegangen werden müssen, um eine effiziente und gerechte Gesundheitsversorgung für alle BürgerInnen zu gewährleisten.

Lenin neu denken

Am 22. April wäre Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, 147 Jahre alt geworden. Zugegeben, kein runder Geburtstag, aber angesichts der Rolle, die Lenin in den beiden russischen Revolutionen vor 100 Jahren gespielt hat, Grund genug, danach zu fragen, ob man nicht auch Lenin neu denken muss. Michael Brie hat das getan – mit erstaunlichen Ergebnissen: Wer vom Stalinismus redet, darf vom Leninismus nicht schweigen, denn der Leninismus (nicht Lenin!) ist der Versuch, in unmenschlichen Zeiten mit ahumanen Mitteln humane, zutiefst sozialistische Ziele zu verfolgen. Ein Erbe, das die Linke weder uneingeschränkt annehmen, noch einfach ablehnen kann, sondern aus dem sie lernen muss. Michael Brie stellt sein Buch am 24.4. in Berlin vor.

Neu im April

Michael Brie: LENIN neu entdecken
Das hellblaue Bändchen zur Dialektik der Revolution & Metaphysik der Herrschaft
160 Seiten | EUR 12.00 | ISBN 978-3-89965-734-0

Andreas Fisahn: Hinter verschlossenen Türen: Halbierte Demokratie
Autoritären Staat verhindern | Beteiligung erweitern | AttacBasisTexte 51
96 Seiten | EUR 7.00 | ISBN 978-3-89965-756-2

Klaus Wicher (Hrsg.): Altersarmut: Schicksal ohne Ausweg?
Was auf uns zukommt, wenn nichts geändert wird
192 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-89965-759-3

Vom Wiederaufbau zur Arbeit 4.0
IG Metall Bayern: 70 Jahre Fortschritt durch Tarifpolitik
Mit einem Vorwort von Jörg Hofmann und einer Einleitung von Jürgen Wechsler
304 Seiten | Großformat | viele Fotos und Dokumente | EUR 19.80 | ISBN 978-3-89965-761-6

Heiner Karuscheit: Die verlorene Demokratie
Der Krieg und die Republik von Weimar
224 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-89965-765-4

Benedikt Martini: Manipulation oder Information?
Politisches Kommunikationsdesign in der »Postdemokratie«. Vorwort: Gerhard Schweppenhäuser
144 Seiten | EUR 14.80 | ISBN 978-3-89965-757-9

Joachim Rock: Störfaktor Armut
Ausgrenzung und Ungleichheit im neuen Sozialstaat. Vorwort: Ulrich Schneider
200 Seiten | EUR 14.80 | ISBN 978-3-89965-719-7

Marianne Giesert/Tobias Reuter/Anja Liebrich (Hrsg.): Arbeitsfähigkeit 4.0
Eine gute Balance im Dialog gestalten
288 Seiten | EUR 19.80 | ISBN 978-3-89965-767-8

Etienne Schneider: Raus aus dem Euro – rein in die Abhängigkeit?
Perspektiven und Grenzen alternativer Wirtschaftspolitik außerhalb des Euro
Eine Veröffentlichung der Rosa-Luxemburg-Stiftung
240 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-89965-749-4

Termine

7. / 8. April | Frankfurt a.M. | 17:00 / 9:00 Uhr | Gewerkschaftshaus, Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77
Europa neu begründen
Spätestens nach dem Brexit ist klar: Europa muss neu begründet werden – friedlich, demokratisch und sozial. Analyse und Diskussion u.a. mit Leo Bieling, Hans-Jürgen Urban, Axel Troost und Harald Wolf.

9. April 2017 | Bad Hersfeld | 11:00 Uhr | Stadthalle, Wittastraße 5
4 Jahre Streik bei Amazon in Bad Hersfeld
Seit vier Jahren gibt es immer wieder Streiks bei Amazon. ver.di fordert einen Tarifvertrag auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels. Der Jahrestag des Beginns des Arbeitskampfes ist Anlass, Bilanz zu ziehen. Mit Frank Deppe, Mechthild Middeke, Rolf Müller und Vertrauensleuten und Aktiven von Amazon aus Bad Hersfeld und  Polen.

11. April 2017 | Düsseldorf | 19:00 Uhr | Bürgerhaus im Stadtteilzentrum Bilk, Bachstr. 145
»Pulse of Europe«
Seit Wochen versammeln sich sonntäglich viele Hundert Menschen, um für den Zusammenhalt in der Europäischen Union und gegen den anwachsenden Rechtspopulismus zu demonstrieren. Diskussion mit Steffen Lehndorff, Sozialwissenschaftler am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen und einem der Initiatoren von »Europa neu begründen«.

12. April 2017 | Hamburg | 15:00 Uhr | Uhrturm St. Pauli-Landungsbrücken
Karl Marx in Hamburg
Am 12. April 1867 reiste Karl Marx nach Hamburg. Im Gepäck hatte er das Manuskript von »Das Kapital«, das er dem Verleger Otto Meissner persönlich übergeben wollte. Michael Sommer und Gerd Siebecke nehmen dies zum Anlass, 150 Jahre später auf einem Spaziergang Marx’ möglichen Spuren vom damaligen »Landungsplatz für Dampfschiffe« zum Verlagssitz in der Bergstraße 26 zu folgen und über Details seines Besuches zu spekulieren. Anmeldung bis zum 5.4.2017 unter marxinhamburg@web.de.

21. April 2017 | Berlin | 10:30 Uhr | ver.di Bildungs- und Begegnungs-Zentrum Clara Sahlberg, Koblanckstr. 10
Menschenrecht auf Wohnen
In zwei Workshops zu »kommunale Wohnungspolitik« und »Wohnungslosigkeit und Geflüchtete« beschäftigen sich NGOs und ExpertInnen mit der gesetzlichen Verankerung und Durchsetzung des Menschenrechts auf Wohnung. Mit Eberhard Eichenhofer, Andrej Holm, Christoph Butterwegge (angefragt), Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen Katrin Lompscher (angefragt). Anmeldung bis zum 15.4.: info@sozialemenschenrechtsstiftung.org.

24. April 2017 | München | 12:00 Uhr | Literaturhaus, Salvatorplatz 1
Vom Wiederaufbau zur Arbeit 4.0
IG Metall Bayern: 70 Jahre Fortschritt durch Tarifpolitik
Buchvorstellung durch Prof. Dr. Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, Begrüßung: Jürgen Wechsler, Bezirksleiter der IG Metall Bayern. Anmeldung bis zum 10.4. unter daniela.bayer@igmetall.de

24. April 2017 | Berlin | 18:00 Uhr | Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1
Michael Brie: Lenin neu entdecken!
Was tun in Zeiten der Ohnmacht? Michael Brie analysiert Lenins strategische Suchprozesse und stellt sein Buch vor. Sein Fazit: Wer vom Stalinismus redet, darf nicht vom Leninismus schweigen. Leninismus ist der Versuch, in unmenschlichen Zeiten mit ahumanen Mitteln humane, zutiefst sozialistische Ziele zu verfolgen. Dies ist ein Erbe, dass die Linke weder uneingeschränkt annehmen, noch einfach ablehnen kann, sondern aus dem sie lernen muss.

Weitere Termine gibt es aktuell immer hier.

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