Liebe Leserinnen und Leser,

im letzten Newsletter hatten wir angekündigt, dass das VSA: Frühjahrsprogramm ins Netz kommt. Da ist es jetzt – mit den drei Schwerpunktthemen 50 Jahre 68er, 200 Jahre Marx und leider auch Zunahme der Rechtsentwicklung. Als wir uns für das Symbolbild Stoppt die Fake News auf unserer Website entschieden, ahnten wir noch nicht, dass zum Unwort des Jahres 2017 »Alternative Fakten« gewählt würde. So ganz falsch liegen wir also nicht – zudem wir mit dem Band Digitale Demagogie von Christian Fuchs das Thema auch in einem Buch aufgreifen. Wie bisher werden wir im monatlichen Newsletter auf wirkliche und aktuelle Fakten sowie die jeweiligen Neuerscheinungen eingehen.

Ein angenehmes Frühjahr wünscht
das VSA: Team

Neuigkeiten

Karl Marx in Farbe

Die Aufmerksamkeit auf Leben und Werk des Begründers des wissenschaftlichen Sozialismus und der Kritik der politischen Ökonomie hält im Jahr seines 200. Geburtstags an. Die FAZ veröffentlicht regelmäßig im Feuilleton eine Kolumne unter der Rubrik »Was sagt Karl Marx?«, das Leipziger Stadtparlament hat beschlossen, eine Gedenktafel am Haus anbringen zu lassen, an dem »Das Kapital« gesetzt und gedruckt wurde, und dazu eine Spendenkampagne ins Leben gerufen, die nach kurzer Zeit mehr als 5.500 Euro auf einem stadteigenen Konto einbrachte. Die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Rosa-Luxemburg-Stiftung haben ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm entwickelt – und auch wir setzen unsere Aktivitäten fort: Am 5.3. wird es in Berlin im Münzenbergsaal der Rosa-Luxemburg-Stiftung eine Vorstellung von Thomas Kuczynskis Neuer Textausgabe des »Kapital« geben. Die erste fand Anfang Januar 2018 im Museum der Arbeit in Hamburg statt und kann auf der Website des Buches nachgehört werden. Im Februar erscheint Marx’ Opus Magnum zum ersten Mal in Farbe – als Einführungs-Comic von Jari, zu dem es außerdem eine Ausstellung geben wird, die während der Buchmesse in Leipzig und bis zu Marx’ Geburtstag am 5. Mai im Liebknecht-Haus gezeigt wird, und auch für andere Orte gebucht werden kann.

Kein Schlussstrich unter die Aufklärung über rechten Terror!

Fatih Akin hat mit seinem neuesten Film »Aus dem Nichts« zwar die Oscar-Nominierung verpasst, dafür aber einen »Golden Globe« und den »Critics' Choice Award« für den besten nicht-englischsprachigen Film erhalten. Vor allem aber hat er mit dem in den Medien verkürzt als »NSU-Drama« bezeichneten Film die Aufmerksamkeit auf den Terror des Nationalsozialistischen Untergrundes gelenkt, der zehn Menschen das Leben kostete. Natürlich ist das ein Spielfilm (wer mehr über den Regisseur und seine Filme erfahren möchte, schaue in das ihm gewidmete Kapitel in Michael Tötebergs Filmstadt Hamburg) und keine Dokumentation dessen, was unser Autor Hajo Funke in seinem Buch Sicherheitsrisiko Verfassungsschutz. Staatsaffäre NSU: das V-Mann-Desaster und was daraus gelernt werden muss herausstellt: Staatsversagen und teilweise -beteiligung ohne Ende. Zu Ende gehen wird in diesem Frühjahr voraussichtlich der Münchner NSU-Prozess nach bislang über 400 Verhandlungstagen. Dass darin die bohrenden Fragen der Angehörigen der Opfer vor allem türkischer Herkunft nicht beantwortet wurden, machen diese und die Anwält*innen der Nebenkläger*innen in ihren Plädoyers deutlich: Wie groß war das Unterstützer*innennetzwerk? Was wussten die Sicherheitsbehörden und warum wurde seitens des Staates nicht eingegriffen? Wie konnte der NSU überhaupt entstehen? Die Plädoyers erscheinen unter dem Titel Kein Schlusswort nun als Buch.

»Hoch die nationale Solidarität«

titelte die FAZ ihren Bericht über Initiativen der Rechten und der AfD zu den bevorstehenden Betriebsratswahlen. Auch der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann räumt ein, dass etwa 15% der Gewerkschaftsmitglieder bei der letzten Bundestagswahl für die AfD gestimmt haben. Auf den Rechtspopulismus in Betrieb und Gesellschaft hatten die Herausgeber des Bandes Von Biedermännern und Brandstiftern bereits im Herbst aufmerksam gemacht und erste gewerkschaftliche Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Nun sind Dieter Sauer, Ursula Stöger, Joachim Bischoff, Richard Detje und Bernhard Müller in ihrer auf qualitativen Befragungen beruhenden Studie Rechtspopulismus und Gewerkschaften. Eine arbeitsweltliche Spurensuche dem Nährboden des Rechtspopulismus nachgegangen: Worin besteht dieser und vor allem, wie wirkt er? Den Rechtsruck der AfD nach ihrem Einzug in den Bundestag und den letzten Parteitagen machen Hajo Funke und Christiane Mudra in der Flugschrift Gäriger Haufen. Die AfD: Ressentiments, Regimewechsel und völkische Radikale zum Thema und liefern damit zugleich Handreichungen zum demokratischen Widerstand.

»Wir brauchen Aufklärung«

Das, was geschehen sei, könne nicht einfach mit einem Schlussstrich ausgelöscht werden, mahnte die Auschwitz-Überlebende Anita Lasker-Wallfisch bei der Holocaust-Gedenkstunde im Deutschen Bundestag. Bereits zuvor hatte die 93-jährige Holocaust-Überlebende Esther Bejarano bei »Anne Will« darüber berichtet, was in Auschwitz geschah und wie sie das Grauen überleben konnte. Die Musikerin engagiert sich bis heute gegen Antisemitismus und Rassismus.

Zuvor hatte sie in einem Interview mit der Stadionzeitung des FC St. Pauli – der beim Heimspiel gegen den SV Darmstadt 98 in einer Choreografie unter dem Motto »Kein Vergessen, kein Vergeben« und mit einer Schweigeminute der Opfer des Nazi-Terrors gedachte – ihre Sorge über die aktuelle Entwicklung zum Ausdruck gebracht: »Die politische Situation ist beängstigend. ...  Wir sagen, wir helfen Ländern, indem wir Waffen verschicken und verkaufen. Menschen, die heute zu uns kommen, fliehen aus Gebieten, in die wir Waffen verkaufen, und wir wollen sie nicht haben.« Und sie mahnte an, dass die Menschen aus der Geschichte lernen müssten: »Aufklärung. Wir brauchen Aufklärung.« Zu dieser Aufklärung und Bewahrung von Erinnerungskultur vor Ort trägt auch die Willi-Bredel-Gesellschaft – Geschichtswerkstatt e.V. in Hamburg bei. Sie gibt den Band DenkMal Friedhof Ohlsdorf heraus, einen historisch-politischen Friedhofsführer, in dem 33 Orte der Erinnerung und Mahnung vorgestellt werden, von denen viele an Kriegsopfer und den Terror der Nazis, aber auch an den antifaschistischen Widerstand erinnern.

Leipzig liest! Wir lesen mit

Vom 15. bis 18. März findet in Leipzig die Buchmesse statt, auf der auch der VSA: Verlag wieder mit einem Stand und zahlreichen Veranstaltungen vertreten ist. Wer sich bereits jetzt über unsere Aktivitäten informieren möchte, kann das hier. Und wen das für eine Reise nach Leipzig motiviert, sollte frühzeitig Bahntickets und Übernachtungen buchen, bevor alle günstigen Angebote weg sind.

Termine

4. Februar 2018 | Bremen | 16:00 Uhr | Klein Mexiko, »Bude« des Spielplatzes an der Wupperstr.
Bruno Nette, Judenreferent der Gestapo in Bremen
Im Viertel Klein-Mexiko in Bremen-Hastedt wohnte Bruno Nette zeitweilig mit seiner Familie, bevor er bei der Gestapo in Bremen Judenreferent und damit verantwortlich für die Deportation vieler jüdischer Bürger*innen wurde. Sein Enkel Bernhard Nette aus Hamburg hat hierüber das Buch Vergesst ja Nette nicht! (VSA: 2017) geschrieben, das er an diesem Nachmittag vorstellt.

5. Februar 2018 | Hamburg | 18:00 Uhr | Gewerkschaftshaus, Besenbinderhof
Frank Deppe und Richard Detje im Gespräch mit Katja Karger über »Das Kapital« und die moderne Arbeit

Der Politikwissenschaftler Frank Deppe und der Autor Richard Detje vom VSA: Verlag sprechen darüber, ob Marx’ Analysen zeitgemäß sind, und diskutieren mit der Vorsitzenden des DGB Hamburg, Katja Karger, über »Das Kapital« hinsichtlich klassischer und »neuer« Formen von Arbeit und dessen Relevanz für die heutige Gewerkschaftsbewegung. Eine gemeinsame Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung Das Kapital im Museum der Arbeit in Kooperation mit dem DGB Hamburg.

11. Februar 2018 | Hamburg | 14:00 Uhr | Treffpunkt Heine-Denkmal auf dem Rathausmarkt
Auf den Spuren von Karl Marx
Am 12. April 1867 traf Karl Marx mit dem Segelraddampfer »John Bull« im Hamburger Hafen ein. Im Gepäck hatte er den zweiten Teil des Manuskripts von »Das Kapital«. Aber warum erschien »Das Kapital« gerade in Hamburg? Jürgen Bönig hat in seinem Buch Karl Marx in Hamburg dessen Spuren verfolgt. Auf dem Rundgang in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg zeigt er spannende Orte und Zusammenhänge. Eine Anmeldung unter anmeldung@rls-hamburg.de ist notwendig!

23. Februar 2018 | Hannover | 20:00 Uhr | UJZ Korn, Kornstraße 28-30
Emanzipation. Befreiung heute – Das emanzipationstheoretische Denken bei und im Anschluss an Marx
In seinem Vortrag gibt Jan Hoff einen Überblick über das emanzipationstheoretische Denken bei und im Anschluss an Marx, speziell unter Berücksichtigung seiner ab 1857 verfassten Manuskripte zur Kritik der politischen Ökonomie. Es werden ausgewählte kurze Textpassagen gemeinsam gelesen und diskutiert.

Weitere Termine gibt es aktuell immer hier.

Neue Bücher

Dieter Sauer/Ursula Stöger/Joachim Bischoff/Richard Detje/Bernhard Müller
Rechtspopulismus und Gewerkschaften. Eine arbeitsweltliche Spurensuche
192 Seiten | EUR 14.80 | ISBN 978-3-89965-830-9

Eberhard Schultz: Feindbild Islam und institutioneller Rassismus
Menschenrechtsarbeit in Zeiten von Migration und Anti-Terrorismus
224 Seiten | EUR 15.80 | ISBN 978-3-89965-773-9

Hajo Funke: Gäriger Haufen. Die AfD: Ressentiments, Regimewechsel und völkische Radikale. Handreichung zum demokratischen Widerstand
120 Seiten | EUR 10.80 | ISBN 978-3-89965-821-7

Antonia von der Behrens (Hrsg.): Kein Schlusswort
Nazi-Terror | Sicherheitsbehörden | Unterstützernetzwerk. Plädoyers im NSU-Prozess
328 Seiten | Hardcover | EUR 19.80 | ISBN 978-3-89965-792-0

Jari Banas: »Das Kapital« in Farbe. Ein JARI-Comic
168 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-89965-798-2

Michael Ramminger/Franz Segbers (Hrsg.)
»Alle Verhältnisse umzuwerfen ... und die Mächtigen vom Thron zu stürzen.«
Das gemeinsame Erbe von Christen und Marx. In Kooperation mit Edition ITP Kompass
Eine Veröffentlichung der Rosa-Luxemburg-Stiftung
248 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-89965-790-6

Hans Matthaei (Hrsg.): DenkMal Friedhof Ohlsdorf
32 Stätten der Erinnerung und Mahnung
Herausgegeben von der Willi-Bredel-Gesellschaft – Geschichtswerkstatt e.V.
160 Seiten | EUR 14.80 | ISBN 978-3-89965-833-0

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