Liebe Leser*innen und Freund*innen des Verlages,

wir wünschen den Bezieher*innen des VSA: Newsletters für das begonnene Jahr 2023 alles Gute und verweisen auf den ausführlichen Gruß zum Jahreswechsel des Verlagsteams und der Redaktion von Sozialismus.de!

Auch im 51. Jahr wollen wir weiter an Analysen & Alternativen arbeiten. Dazu werden wir innerhalb der nächsten Wochen auf der Website des Verlages die Neuerscheinungen des Frühjahrsprogramms 2023 vorstellen – trotz der nach wie vor schwierigen Situation auf dem Buchmarkt. Diese war am 2. Januar sogar Thema in den Börsennachrichten: Anja Kohl, die ansonsten die Aktien-Kurse des Dax erläutert, wies kurz vor der Tagesschau auf die prekäre Situation der Verlage hin. Sie erwähnte, um wieviel teurer die Herstellung von Büchern geworden ist, wieviel weniger Bücher verkauft werden, dass das Papier knapp ist (weil die Fabriken lieber profitablere Kartonagen fertigen) etc. Ob das Anleger*innen überzeugte, zukünftig verstärkt in Bücher zu investieren, lassen wir mal dahingestellt.

Aktuelles

Ein Film über die Krankenhausbewegung und eine Buchvorstellung

Gewerkschaftlich Aktive in den Kliniken haben Geschichte geschrieben: In Berlin erstreikten Kolleg*innen der Berliner Krankenhausbewegung im Rahmen einer außergewöhnlichen Kampagne 2021 bessere Arbeits- und Tarifbedingungen bei der Charité, Vivantes und deren ausgegliederten Töchtern und damit eine bessere Patient*innenversorgung. Ihre Erfahrungen und die Erkenntnis, dass sich etwas erreichen lässt, wenn möglichst viele mitgenommen werden und auch die restliche Stadt einbezogen wird, sind in dem im Dezember erschienenen, von Silvia Habekost, Dana Lützkendorf, Sabine Plischek-Jandke und Marie-Luise Sklenar herausgegebenen Band Gebraucht, beklatscht – aber bestimmt nicht weiter so! dokumentiert. Aber nicht nur in Berlin haben die gewerkschaftlich Aktiven große Erfolge erzielt, sondern auch in Nordrhein-Westfalen. Anzuschauen in der filmischen Dokumentation von Jonas Alter »Höchstens vier Wochen – Die Geschichte des größten Streiks im Deutschen Gesundheitssystem«. Sie begleitet die Beschäftigten der Kliniken, die Krankenschwestern und Pfleger durch die Höhen und Tiefen, die Gerichtsprozesse und Landtagsbeschlüsse und die komplizierten letzten Tage des Streiks für den Tarifvertrag »Entlastung«. Gezeigt wird der Film am 6. Januar 2023 um 19:00 Uhr im ACUDkino in der Veteranenstrasse 21, 10119 Berlin. Außerdem wird das Buch der Berliner Krankenhausbewegung vorgestellt. Also vorbeikommen, Freunde und Family mitbringen!

Die Zukunft des »System Putin«

Ein Ende des im Februar 2022 begonnenen Krieges gegen die Ukraine ist auch zu Beginn des Jahres und nach mehr als 300 Tagen nicht in Sicht. Das »System Putin« – eine Autokratie, die sich auf eine rohstoffbasierte Wirtschaft und auf die Macht der repressiven Staatsdienste stützt – wird trotz Sanktionen und Teilmobilmachung von einem Großteil der Bevölkerung akzeptiert. Was ist der Hintergrund? Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 beschloss die Regierung von Boris Jelzin den Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft. Mit der Nachfolge durch Putin lief der Prozess der Überwindung der sowjetischen Planökonomie hin zum Kapitalismus weiter. Die Russen erinnern sich an Putins erste Amtszeit als erfolgreiche Jahre. Von einer sich zunächst nur verschärfenden Ungleichzeitigkeit driftet das russische Regime inzwischen immer mehr in eine reine Retropolitik ab. Hinzu kommt, dass die Repression mit dem Krieg ein neues Ausmaß erreicht. Es gibt nur noch rudimentäre Ansätze einer Zivilgesellschaft. Felix Jaitner hat seine 2014 zuerst veröffentlichte Analyse auf den aktuellen Stand gebracht: »Russlands Kapitalismus«.

Sozialdemokratische, kommunistische und ­konservative Zeitzeugen erinnern sich

Der längst vergessen geglaubte Krieg ist in den Osten Europa zurückgekehrt. Die lange Welle der Geschichte holt uns ein und wir sollten zur Kenntnis nehmen, welche Ruinen unter den Wassern des bis vor kurzem noch so stillen Erinnerungssees auf uns warten. Das ist der Grund, warum der ehemalige Lehrer in Hamburg-Bergedorf und Mitglied des Landesvorstands der GEW Hamburg, Bernhard Nette, eine Befragung von Zeitzeugen aus dem Jahr 1978 durch junge Leute einer 10. Gymnasialklasse zum Thema deutsche Revolution 1918 und die Folgen für die Geschichte im Jahr 2023 in dem Band 1918/19: Eine deutsche Revolution und ihre Folgen zugänglich macht. Die vier Befragten waren kenntnisreiche und kontroverse »Zeitzeugen«: Dr. Elsbeth Weichmann (Jg. 1900), ehemalige SPD-Bürgerschaftsabgeordnete in Hamburg, Prof. Herbert Weichmann (Jg. 1896), jüdischer Herkunft, ehemaliger SPD-Bürgermeister in Hamburg, Dr. Kurt Sieveking (Jg. 1897), ehemaliger CDU-Bürgermeister in Hamburg, Harry Naujoks (Jg. 1901), KPD, 1933 bis 1945 KZ-Häftling, zeitweise Lagerältester im KZ Sachsenhausen, stellvertretender Vorsitzender des Internationalen Sachsenhausen-Komitees, und Hans Gebauer (Jg. ca. 1896), Berufsoffizier, zuletzt Oberst der Wehrmacht, Pressesprecher des konservativen Verbandes Deutscher Soldaten. Ihre Sicht auf die Geschehnisse folgte völlig unterschiedlichen Perspektiven. Sie standen vielfach auf verschiedenen Seiten der Barrikaden. Ihr familiärer Hintergrund spielt eine wesentliche Rolle, vor allem aber die unterschiedlichen politischen Ansichten. Die Texte laden zum Vergleich ein, zwischen den Antworten der 80-Jährigen untereinander und dem Unterschied zu den Ansichten der jungen Leute damals. Die Texte werden ergänzt durch eine ausführliche Einleitung, viele Anmerkungen, historische Informationen und Illustrationen.

Tastend den Fluss überqueren

Die Volksrepublik China, im Westen gern als unbewegliche Diktatur dargestellt, ist immer für Überraschungen gut: Nach einer langjährigen und restriktiven Null-Covidpolitik erfolgt eine spektakuläre Kehrtwende mit noch nicht absehbaren Folgen für das Gesundheitssystem und die Wirtschaft des Landes. Das chinesische Entwicklungsmodell veränderte sich in den letzten Dekaden immer wieder. Die Volksrepublik ist noch immer inmitten eines ­rasanten Wandlungs- und Suchprozesses, dessen Resultate kaum vorhersehbar sind. Dies alles macht es für Beobachter*innen im Westen wie auch in China schwierig, die polit-ökonomische Transformation zu fassen und zu bewerten. Die chinesische, durchaus kontroverse Debatte zum eigenen Modell und seiner inneren Logik und möglichen Entwicklungsrichtung, seiner Normen und Zwänge ist im Westen meist unbekannt. Dem soll mit dem zweiten Band der Reihe LinkeChinaDiskurse Immer noch tastend den Fluss überqueren abgeholfen werden, in dem chinesische Politökonom*innen und Sozialwissenschaftler*innen zentrale Aspekte des marktsozialistischen Entwicklungsmodells diskutieren. Über die von ihm herausgegebene Reihe diskutiert Jan Turowski, Leiter des RLS-Büros in Beijing, in einer Zoom-Veranstaltung am Samstag, den 7. Januar ab 11:00 Uhr.

Ein nicht mehr ganz neues Team-Mitglied stellt sich vor: Harald Heck

»Vereinsmeierei ist der Ausweg der an sich selbst verzweifelnden Dummheit, die erst in der Bestätigung des Ebenbildes ihren Halt findet und erst in der Übereinstimmung gleicher Eigenschaften ihres individuellen Wertes bewußt wird.« [Karl Kraus: Die chinesische Mauer]

Niemals hatte ich vor, einem Verein beizutreten. In meinem 30. Lebensjahr begab es sich, dass ich Kleingärtner wurde. Damals suchte ich mit meiner Kleinfamilie die Spielplätze St. Georgs nach HIV-verseuchten Spritzen ab und da wir den Stadtteil nicht verlassen wollten, musste eine Alternative gefunden werden. Und wenn du einmal damit angefangen hast, kannst du dich auch gleich der Vereinsmeierei widmen. Folgerichtig gehörte ich im gleichen Jahr zur Schar derer, die im bereits erwähnten Stadtteil eine Geschichtswerkstatt gründeten. Daraus ergaben sich vielerlei Vernetzungen & Verknüpfungen. Wie wir seit Karl Kraus wissen, ist der Verein die Fortsetzung der Familie: Mal besorgst du die Wäsche, den Kompost, den Einkauf, dann machst du Theater (Vorstadtbühne), eine Stadtteilzeitung (Der lachende Drache), baust Regale, damit deine Bücher eine Heimstatt finden, trägst sie in die überschaubare Welt (Literarisches Menü), machst Plakate & Flyer, damit’s ein Publikum gibt.

Und weil diese Welt so übersichtlich ist und der Zufall jene Regel, die die Notwendigkeit flankiert, steigst du fußläufig seit einem Jahr in jene dunkel verzweigten Kammern des Verlags, bei dem du all deine angehäuften Leidenschaften & Folgelosigkeiten in der Produktion von Büchern bündeln kannst, die der an sich selbst verzweifelnden Dummheit mit Gegenworten Paroli bieten soll. Insofern bildet die Verlagsmeierei, nach 30 Jahren selbstständiger Agenturleitung zum Behufe des Vertriebs der »Kinder-faz« (Hermann L. Gremliza), einen Ausweg, dies mit andren Meiereien zu verbinden. Dies zur Mehrung des Familien- und Weltenglücks, auf dass »der Reichtum der Gesellschaften« (der andre Karl) in neuer Elementarform erscheint.

Neue Bücher

Im Dezember sind erschienen:

Mario Keßler: Sozialisten gegen Antisemitismus
Zur Judenfeindschaft und ihrer Bekämpfung (1844-1939)
368 Seiten | EUR 26.80 | ISBN 978-3-96488-144-1

Žana Ranaite-Carniene: Eine unglaubliche Wahrheit
Bericht einer litauischen Überlebenden des Holocaust
Herausgegeben und aus dem Russischen übersetzt von Horst Koop
176 Seiten | Hardcover | Halbleinen | EUR 12.80 | ISBN 978-3-96488-168-7

Krzysztof Pilawski/Holger Politt: Ein Krieg, der keiner sein sollte
Russlands Überfall auf die Ukraine aus Sicht unmittelbarer Nachbarn
176 Seiten | EUR 14.80 | ISBN 978-3-96488-171-7

Malte Müller/Richard Rohnert/Petra Wolfram (Hrsg.)
Menschen für Veränderungen gewinnen!
ZWISCHENRUFE 3 | 72 Seiten | EUR 7.00 | ISBN 978-3-96488-130-4

Malte Müller/Richard Rohnert/Petra Wolfram (Hrsg.)
Vorwärts und nichts vergessen! Aus der Geschichte lernen
ZWISCHENRUFE 4 | 80 Seiten | EUR 7.00 | ISBN 978-3-96488-131-1

Marcus Hawel & Sara Khorshidi sowie das Herausgeber*innen-Kollektiv: Frauke Baratz, Mathias Foit, Leila Khodabakhsh, Marc Ortmann, Fiona Schmidt, Franziska Schneider, Nikita Zagvozdkin
WORK IN PROGRESS. WORK ON PROGRESS.
12 Jahre Beiträge kritischer Wissenschaft: Schwerpunktthema: Räume Um_Denken
Doktorand*innen-Jahrbuch 2022 der Rosa-Luxemburg-Stiftung
328 Seiten | EUR 19.80 | ISBN 978-3-96488-166-3

Für den Januar 2023 erwarten wir:

Meng Jie/Jan Turowski (Hrsg.): Immer noch tastend den Fluss überqueren
Chinas marktsozialistisches Modell verstehen
Linker ChinaDiskurs 2 | Eine Publikation des Beijing-Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung
256 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-96488-118-2

Felix Jaitner: Russlands Kapitalismus
Die Zukunft des »System Putin«
208 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-96488-162-5

Bernhard Nette: 1918/19: Eine deutsche Revolution und ihre Folgen
Sozialdemokratische, kommunistische und ­konservative Zeitzeugen erinnern sich
192 Seiten | mit Illustrationen | EUR 16.80 | ISBN 978-3-96488-170-0

Termin-Tipps

Bitte auf der Website der Veranstalter*innen nachschauen, ob die Präsenzveranstaltungen stattfinden.

Jenseits des Proletariats – Sozialismus in der DDR

12.1.2023 | Hamburg | 18:30 Uhr, Cafè Knallhart, Von-Melle-Park 9
In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Grundlagen für die bis 1989/90 bestehende internationale Nachkriegsordnung gelegt. In der sowjetischen Führung heftig umstritten, spielte der von der SED im Juli 1952 beschlossene Aufbau des Sozialismus in der DDR bei der Zementierung dieser Ordnung eine zentrale Rolle. Da das Schicksal der DDR unauflösbar an die Sowjetunion gekoppelt war, wird zunächst die sowjetische Seite behandelt, bevor es um die DDR-interne Debatte und die Gründe für das Scheitern des DDR-Sozialismus geht. Es referiert Heiner Karuscheit. Eine Veranstaltung der Masch Hamburg.

Mit großen, sanften ­schwarzen Augen. Aus den Gefängnis­briefen der Rosa Luxemburg
13.1.2023 | Berlin | 18:00–20:00 Uhr, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Straße der Pariser Kommune 8A
Szenische Lesung mit Tristan Jorde und Kristin Kehr (M. PÖRT Künstler/Innenkollektiv). Eine bemerkenswerte Frau. Mutig, klug, kämpferisch. So kennen sie viele, die politische Rosa. Im Ersten Weltkrieg wurde sie jahrelang ihrer Freiheit beraubt. Erstaunlicherweise fand sie im Gefängnis die Zeit und auch die Muße, von ihren anderen Leidenschaften zu schreiben. Vor allem von ihrer Begeisterung für die Natur. Deren intensive Beobachtung sowie die ständige Sorge um ihre Freundinnen und Freunde draußen kennzeichnen die Gefängnisbriefe aus den Jahren 1914–1918. Briefe, Lieder, zeitgenössische Kommentare. M.PöRT zeigt Rosa Luxemburg inmitten turbulenter, menschenfeindlicher Zeiten als eine konsequente wie sensible, lebensfreudige wie besorgte, kämpferische wie sanfte, ganz besondere Frau. Um Anmeldung wird gebeten: klingberg@rosalux.de. Teilnahmegebühr: 6 Euro/erm. 4 €. Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Kooperation mit Cafem Dortmund.

Workshop: Bodenpreise treiben Mieten – Wie können Städte gegensteuern?
14.1.2023 | Düsseldorf | 11:00–17:00 Uhr, DGB-Haus, Friedrich-Ebert-Straße 34–38
In Städten wie München oder Ulm werden städtische Grundstücke seit Jahren grundsätzlich nur noch in Erbpacht vergeben und nicht mehr verkauft. Das verhindert Spekulation und sichert langfristig den kommunalen Einfluss. Da viele Kommunen nur noch wenige Grundstücke besitzen, wird andernorts die Einrichtung kommunaler oder landesweiter Grundstücksfonds diskutiert. Die österreichische Hauptstadt Wien, die wahrscheinlich den weltweit größten kommunalen Wohnungsbestand einer Metropole hat, hat damit schon vor Jahren Maßstäbe gesetzt. In dem Seminar wollen wir uns mit solchen Konzepten befassen. Als Referent*innen angefragt sind unter anderem Vertreter*innen einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft und von der Stadt Ulm, die städtische Grundstücke seit vielen Jahren nur noch auf Erbpachtbasis vergibt. Anmeldung per E-Mail: anmeldung@kopofo-nrw.de. Bitte angeben: Veranstaltungsnummer 230114-RE-D, Name, E-Mail-Adresse und gegebenenfalls Fraktion/Gruppe. Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW in Kooperation mit dem kopofo nrw.

Aufrüsten für die Sicherheit? Die Militarisierung der Polizei
18.1.2023 | Berlin | 18:00–20:00 Uhr, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Straße der Pariser Kommune 8A
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine finden allerorts Friedensdemonstrationen statt – so auch in Russland. Die russischen Antikriegs-Demonstrant*innen trotzen polizeilichen Repressionen und riskieren dafür zum Teil Gefängnisstrafen. Wozu die Polizeiapparate befähigt werden und wie sie ausgerüstet werden, steht dabei auch in Deutschland, Frankreich, den USA und anderen Ländern seit Jahren im Zeichen der Militarisierung: Drohneneinsätze an den Grenzen, Sturmgewehre für Sondereinsatzkommandos, Predictive Policing und Überwachungssoftware. Welche Einheiten der Polizei werden bewaffnet, welche Befugnisse hat die Polizei durch neue Gesetze und auf welche Weise verhält sie sich zunehmend als politischer Akteur? Der Abolitionismus wirkt dabei als Bewegung gegen die Aufrüstung zur Sicherheit und stellt zur Frage, wer von einer militarisierten Polizei geschützt, oder stattdessen gefährdet wird. Es referieren Martin Kirsch (Informationsstelle Militarisierung e.V.), Martina Renner (DIE LINKE), Vanessa Thompson (Autorin, Queens University, angefragt). Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Sorgende Städte: Care-Arbeit vergesellschaften, wo sie stattfindet
20.–22.1.2023 | Bremen
»Sorgende Städte« sind ein Vorschlag, der dort ansetzt, wo unser Leben tagtäglich stattfindet, wo Sorgearbeit geleistet, soziale Dienstleistungen in Anspruch genommen und politische Entscheidungen spürbar werden. Zentral ist dabei die Vergesellschaftung von Sorge in mehrfachem Sinne: Es geht um einen Ausbau öffentlicher Dienstleistungen, eine angemessene Entlohnung professioneller Care-Arbeit und eine Rekommunalisierung sozialer Infrastrukturen. Nur so kann Sorgearbeit, die zu individueller Überforderung in Familien und Haushalten führt, umverteilt werden. Vergesellschaftung bedeutet aber auch eine grundlegende Neuorganisation von Care-Arbeit: Der bisherigen privatisierten und patriarchalen Organisierung von Care gilt es eine echte Demokratisierung entgegenzusetzen und gesellschaftliche Institutionen umzubauen. Es geht um Mitbestimmung und Selbstorganisierung, um andere Beziehungsweisen und um nachbarschaftlichen Zusammenhalt. Die zweitägige Konferenz öffnet Räume, um über eine Vergesellschaftung von Sorge zu diskutieren und stellt Einstiegsprojekte zur Debatte. Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Bremen.

Debatten um die Erinnerungskultur in Deutschland
25.1.2023 | Wernigerode | 10:00–12:00 Uhr, Frauenzentrum Wernigerode, Breite Str. 84
Verdrängen, vergessen, verschweigen – sollen lange Zeit die Debatten in beiden deutschen Staaten zum Umgang mit Jüdinnen und Juden während des Nationalsozialismus geprägt haben. Nur zögernd und häufig erst nach der Aufführung des Filmes »Holocaust« im Ausland habe die Auseinandersetzung Fahrt aufgenommen. Die DDR als »per se antifaschistischer Staat« habe jede Verantwortung für die NS-Verbrechen abgelehnt. Der Vortrag beschäftigt sich mit der Frage des Lebens und Wirkens jüdischer Menschen in der DDR, und ihrem Beitrag zu einer anderen Erinnerungskultur. Debatten um die Erinnerungskultur in Deutschland. Es referiert Viola Schubert-Lehnhardt. Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt.

Der Krieg – »Vater« der Klimawende oder Brandbeschleuniger der Klimakatastrophe?
31.1.2023 | Online | 20:00–21:30 Uhr
An die »Zeitenwende« im Zuge des Ukrainekrieges knüpften sich anfangs Hoffnungen, der Kampf um nationale Energieautarkie könne der Klimawende auf die Sprünge helfen. Faktisch forcieren die Regierungsparteien aber v.a. den Ausbau neuer fossiler Infrastrukturen und eine neue globale Blockspaltung verunmöglicht die prekäre internationale klimapolitische Zusammenarbeit. Diese Entwicklungen sind in strukturelle Widersprüche einer grünen Realpolitik einzuordnen, die an Wachstumsimperative und nationale Wirtschaftsinteressen gebundenen ist. Das stellt grundsätzliche Fragen nach den Bedingungen einer ökologisch und sozial verantwortlichen Politik. Es referiert der Sozialwissenschaftler Dr. Tino Heim. Anmeldung: politische.bildung@bildungswerk-bayern.de. Eine Veranstaltung des DGB Bildungswerk Bayern in Kooperation mit dem Kurt-Eisner-Verein.

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