Liebe Leser*innen,

welche gesellschaftspolitische Bedeutung dem 1. Mai zukommt, zeigen die DGB-Plakate zum Tag der Arbeit der letzten 125 Jahre: Vom Plakat-Klassiker »Samstags gehört Vati mir!« von 1956 über die Forderung »40 Stunden sind genug« von 1958 bis hin zum »Moin, Moin Mindestlohn«, der nun nach zehn langen Jahren endlich (mit Abstrichen) eingeführt wurde.
Heute, wo die erkämpften Errungenschaften aufgrund wirtschaftlicher »Sachzwänge« wieder ins Wanken geraten, ruft der DGB mit dem Slogan »Die Zukunft der Arbeit gestalten wir!« einmal mehr zur Beteiligung an den Maidemos auf.

Mit kämpferischen Grüßen
Euer VSA-Team

         

Events

Verhandlungen ohne Ende?

Kein Tag vergeht, an dem das berüchtigte TTIP-Abkommen nicht Thema in den Medien ist. Die offiziellen Verhandler der EU, aber auch die Bundesregierung wollen nur einige Stellschrauben drehen, damit das Abkommen in vollem Umfang umgesetzt werden kann. TTIP ist aber nicht weniger als ein Großangriff auf die juristischen und institutionellen Regulationsmechanismen, die für Arbeitnehmer und Verbraucher die Härten des Kapitalismus abfedern sollen. Dass TTIP in viele Bereiche existenziell eingreift, zeigt das am 20. Mai erscheinende Buch 38 Argumente gegen TTIP, CETA, TiSA & Co. 27 Autorinnen und Autoren aus 18 gegen das Freihandelsabkommen aktiven Organisationen tragen Argumente vor, wie man politisch gegen die Abkommen intervenieren kann und liefern Bausteine für Alternativen: »Ein zukünftiges Welthandelssystem muss den am meisten Benachteiligten am meisten zugutekommen, auch in den Industriestaaten, und für Stabilität, ökologische Nachhaltigkeit und demokratische Gestaltungsmöglichkeiten sorgen.«, so Harald Klimenta, Autor und Koordinator des AttacBasisTextes.

Krise ohne Ende?

Es wird viel telefoniert in der Krise und wenn ein Telefonat auf diplomatischem Parkett für eine Pressemeldung sorgt, ist die Situation ernst. Es ist auch kein Zufall, dass die deutsche Kanzlerin und der griechische Ministerpräsident sich gegenseitig an der Strippe haben. Deutschland und Griechenland sind zu Gegenspielern im Zuge der europäischen Krisenpolitik geworden. Dass das Gerangel um Schulden aber viel älter ist, zeigt Karl-Heinz Roth in seiner Flugschrift griechenland am abgrund – die deutsche reparationsschuld. Schon die Zerstörung der griechischen Wirtschaft während des Zweiten Weltkriegs und die darauf folgende Weigerung der deutschen Seite, Reparationen zu zahlen, sind Teil der griechischen Misere. Gleichzeitig würden die Reparationen genau die Löcher im griechischen Staatshaushalt stopfen, die die Troika Griechenland gerade zum Verhängnis machen will.

»Wir sind gekommen, um zu bleiben.«

Auch wenn nach dem Rückzug des früheren BDI-Präsidenten Hans-Olaf Henkel aus dem Bundesvorstand der AfD die Partei in Umfragen unter die Fünf-Prozent-Hürde sackt, sind die neuen Rechten in Europa weiterhin auf dem Vormarsch. Die ehemals »Wahren Finnen«  – jetzt Finnen-Partei – konnten sich als zweitstärkste Kraft im neu gewählten Parlament in Helsinki durchsetzen. In Großbritannien rüstet sich die »United Kingdom Independence Party« (Ukip) für die Parlamentswahl am 7. Mai. Landesweit liegt die Ukip in Umfragen derzeit bei 13 Prozent. In ihrem Wahlprogramm fordern sie u.a., dass Großbritannien die Europäische Union verlassen soll, unqualifizierte Einwanderer fünf Jahre lang nicht ins Land kommen dürfen und ein Punkte-System für potenzielle Immigranten eingeführt werden soll. Den Gründen für das Erstarken des Rechtspopulismus gehen Joachim Bischoff, Elisabeth Gauthier und Bernhard Müller in der soeben erschienenen Flugschrift europas rechte nach: Was charakterisiert sie im Unterschied zu rechtextremistischen Parteien mit offen rassistischen und völkischen Orientierungen? Und vor allem: Was kann man dagegen tun?

Marxismus nach Polanyi

Ob Blockupy, Occupy oder jüngst der Aktionstag gegen das Freihandelsabkommen TIPP: Die Zivilgesellschaft will sich mit dem Status quo nicht zufrieden geben und zeigt den Eliten die Stirn. Wo bleiben da die Marxist*innen? Klammern sie sich an althergebrachte marxistische Relikte oder leben sie einen Marxismus vor, der, wie Michael Burawoy es ausdrückt, eine lebendige Tradition darstellt? Eine Tradition, mit deren Hilfe im Sinne von Karl Polanyi Gegenbewegungen angestoßen werden können, die sich der Ökonomisierung der Welt entgegenstellen und einen Sozialismus als real werdende Utopie anstreben. So bleiben Marxist*innen in Zeiten der zivilgesellschaftlichen Widerstände nicht außen vor, sondern up to date. Michael Burawoy, Professor für Soziologie an der Universität von Kalifornien in Berkeley, kommt am 5. Mai nach Berlin zur Luxemburg Lecture und spricht über »Marxismus nach Polanyi«. Sein Aufsatz erschien soeben in dem von Michael Brie herausgegebenen Buch Mit Realutopien den Kapitalismus transformieren?

Ein Leben für den kritischen Kommunismus

Unser Autor Theodor Bergmann ist am 7. März 99 Jahre alt geworden. Ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk wird ihm mit dem Band Reformen und Reformer im Kommunismus gemacht. Er, der selbst 1929 in die KPD-Opposition eintrat, ist ein lebender Zeitzeuge eines gegen Stalin opponierenden Marxismus. Der Band bietet eine Reihe oppositioneller Konzepte und Theoretiker des Kommunismus wie Fritz Behrens, Robert Havemann, Rudolf Bahro, Wolfgang Harich, Che Guevara, Deng Xiaoping u.a., die im real existierenden Sozialismus gelebt haben. Theodor Bergmann wird auf einer Diskussionsveranstaltung am 11. Juni um 19 Uhr in der Hellen Panke in Berlin im Gespräch mit dem Herausgeber Mario Kessler auf Grundfragen des Buches eingehen.

Naturzerstörung & Postwachstum

Nach Sigmar Gabriels Plänen, älteren Kohlekraftwerken höhere Abgaben aufzuerlegen, liegen Gewerkschaften und Umweltverbände im Clinch. Die einen argumentieren mit dem Umweltschutz, die anderen mit Arbeitsplätzen. Doch gleichgültig, auf welche Seite man sich stellt, anhand des Dilemmas wird eines deutlich: Die Vereinbarkeit von Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz stellt Gesellschaft und Politik vor große Herausforderungen. Athanasios Karathanassis macht genau das zum Thema seines neuen Buches Kapitalistische Naturverhältnisse: Er untersucht die ökologisch-ökonomischen Zusammenhänge, verknüpft naturwissenschaftliche mit gesellschaftswissenschaftliche Fragestellungen, stellt mögliche Lösungen in Form von sozialen und ökologischen Alternativen vor und bereichert die Klimaschutz-Debatte aus marxistischer Perspektive.

Termine

Macht und Krieg

6. Mai | Bremen | 19:00 Uhr | Zentralbibliothek/Wall-Saal
Der Trümmerhaufen als Aussichtsturm in Bremen nach zwei Weltkriegen – Ein Vortrag von Jörg Wollenberg mit Buchvorstellung. Vor 100 Jahren legte der Bremer Mäzen und Kaufmann Ludwig Roselius (1874-1943) sein Kriegszielprogramm vor, das mit der Linie von Belgien bis zu den Dardanellen auch große Teile Russlands dem »Großdeutschen Reich« einverleiben sollte. Die Denkschrift von 1915 an das Auswärtige Amt wurde von ihm wieder aufgenommen in seinen »Briefen und Schriften zu Deutschlands Erneuerung« von 1933. 30 Jahre später versammelten sich Bremer Frauen und Männer, um ein »Sofortprogramm« zur Neuordnung Deutschland vorzulegen. Sie veröffentlichten ihr Programm am 6. Mai 1945 im »AUFBAU«, dem Presseorgan der Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus (KGF). Moderation: Christoph Lieber (VSA: Verlag).

http://www.friedensratschlag.de/

Marx is muss

14. bis 17. Mai | Berlin | Franz Mehring Platz 1
Themenschwerpunkte des Kongresses sind u.a.: Zur Aktualität von Revolutionen im 21. Jahrhundert; der unaufhaltsame Aufstieg der europäischen Rechten; Sozialist_innen und das Parlament – ein Widerspruch? Organisiert von Marx21. Das umfangreiche Programm unter: marxismuss.de

Arbeit – Engagement – Ausbrennen?

15. Mai | Köln | 18:00 Uhr | Berufliches Trainingszentrum, Vogelsanger Str. 193
Lesung und Diskussion im Rahmen des Theaterfestivals Sommerblut – Festival der Multipolarkultur: Kann Burnout heute jede und jeden treffen? Und was sagt das Ausbrennen über das Arbeiten heute aus? Stephan Siemens und Martina Frenzel sind der Überzeugung, dass die gesellschaftlichen Ursachen für Burnout in der heutigen Organisation der Arbeit zu suchen sind. Mit der Theorie der »indirekten Steuerung« zeigen sie, wie unternehmerische Verantwortung an Teams und Unternehmenseinheiten übergeben wird. Die AutorInnen stellen den Hintergrund dieser Theorie dar und lesen aus »Burnout – eine Folge der Neuen Organisation der Arbeit« und »Das unternehmerische Wir«. Infos: www.meine-zeit-ist-mein-leben.de

»Das Kapital« lesen

21. Mai | Dortmund | 19:00 Uhr | Literaturkaffeehaus Taranta-Babu, Humboldtstr. 44
»Das Kapital lesen« von Louis Althusser und Etienne Balibar markierte einen radikalen Neubeginn der Debatte über den Marxismus und ihre Streitpunkte: (1) Worin liegt der wissenschaftliche Durchbruch, den Marx in seiner »Kritik der politischen Ökonomie« auf dem Felde der Wissenschaften von Geschichte und Gesellschaft vollzogen hat? (2) In welchem Sinne liefert dieser wissenschaftliche Durchbruch Grundlagen für eine Politik der Überwindung der Herrschaft der kapitalistischen Produktionsweisen? (3) Welchen Beitrag kann ein kritisches Philosophieren dazu leisten, dass sich wissenschaftliche Forschung und revolutionäre Politik als solche entwickeln und behaupten können? Vortrag und Diskussion mit Frieder Otto Wolf, Herausgeber und Übersetzer der neuen Ausgabe von »Das Kapitel lesen«.

25 Jahre wiedervereinigtes Deutschland

3. Juni | Berlin | 15:30-21:00 Uhr | Helle Panke, Kopenhagener Str. 9
Im 25. Jahr der Wiedervereinigung werden allerorten die Erfolge des Einigungsprozesses gefeiert. Diesem Jubelmarathon soll eine kritische Gesamtbilanz auch bisher vernachlässigter Probleme und Aspekte entgegengestellt werden. U.a. mit Klaus Steinitz (Helle Panke), Udo Ludwig (IWH Halle/Universität Leipzig), Franziska Wiethold (viele Jahre Vorstandsmitglied ver.di), Sophie Dieckmann (Die Linke.SDS), Jörg Roesler, Kerstin Kassner (MdB), Frank Thiel/Frank Hoffmann (MdL Sachsen-Anhalt), Almuth Hartwig-Tiedt (Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit Soziales, Gesundheit, Frauen in Brandenburg), Susanne Hennig-Wellsow (MdL Thüringen), Helmut Holter (MdL Mecklenburg-Vorpommern), Joachim Bischoff (»Sozialismus«), Wolfram Friedersdorff (Volkssolidarität).

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