»Lieber blättern!«

titelte die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« am 19.7. in der Rubrik »Volkes Stimme« die Kurzmitteilung, dass laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach sich 48% auf die Frage »Lesen Sie längere Texte lieber auf Papier oder am Bildschirm« für blättern entschieden. Auch wenn das früher noch mehr waren – ein ermutigendes Ergebnis.

»Der Spiegel« wiederum hatte sich bereits Ende Juni unter anderem dem Geschäft mit KI-generierten Ratgebern gewidmet und am Bespiel eines Reisefühers für Kinder durch Hamburg notiert: »Mit dem Schrottbuch ins Nirgendwo«, weil in dem Buch, hinter dem KI stecke, die meist nicht zutreffende Inhalte »zusammenfantasiert« sind. Besonders ungenehm sei, dass dies Amazon durch das Zulassen von Fake-Bewertungen und KI-Kommentare auch noch unterstütze. Dem Votum von Christian Sprang vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, »Wer keinen KI-Schrott will, sollte den Weg in die örtliche Buchhandlungen wählen«, schließen wir uns an.

Wir bespielen, wie nicht zuletzt diesem und den monatlich erscheinenden Newslettern oder etwa unserem Instagram-Auftritt zu entnehmen ist, zwar auch Bildschirme. Aber wir bleiben für unser Verlagsprogramm dabei, was auf einem Plakat der Liste Unabhängiger Verlags Hamburg (wir arbeiten dort gern mit) geschrieben steht und in unserem Schaufenster hängt: »Zum Blättern, nicht zum Wischen«.

Und wir versichern, dass nicht nur die Bücher, die wir für unser Herbstprogramm nach und nach ankündigen, dank der Intelligenz und der Mühe unserer Autor*innen entstanden sind.

In diesem Sinne einen angenehmen, weder zu heißen noch zu nassen Rest-Sommer
wünscht das VSA: Team aus Hamburg

Aktuelles

Diese acht Titel gehören zu den bisher neu angekündigten Büchern für das zweite Halbjahr. Weitere werden hinzukommen, also immer mal wieder auf die Seite Das neue Programm gehen. Dort gibt es auch eine Übersicht der Texte, die wir bereits für das Frühjahr angekündigt hatten, die nun nach und nach erscheinen werden. Ein Klick dort auf die Umschlagentwürfe verrät Details über Inhalt und Autor*innen.

»Arbeit Klima Transformation«

ist das Thema der vom geschäftsführenden Vorstandsmitglied der IG Metall, Hans-Jürgen Urban, herausgegebenen Ausgabe 2025 des Jahrbuchs »Arbeitspolitik: Theorie, Praxis, Strategie«. Darin geht es um die Fragen, die im Zusammenhang mit der sozial-ökologischen Transformation stehen, insbesondere die Herausforderungen für die Interessenvertretung von Betriebsräten und Gewerkschaften. Die Auswirkungen des Klimawandels auf Arbeit, Wirtschaft und Politik sind vehement. Gewerkschaften als gesellschaftspolitischen Akteuren kommt eine Schlüsselstellung im Transformationsprozess zu. Neben der Kompetenz in der Verteilungspolitik treten neue Felder hinzu, wollen sich die Gewerkschaften als Interessenvertretung von Arbeit, Gesellschaft und Natur bewähren. Es geht um ressourcenschonende Produktionsverfahren und Produkte, um Prozesse und Strukturen von Recycling und Cyclarity und nicht zuletzt um eine durchgreifende Politik der Demokratisierung aller wirtschaftlichen Entscheidungen. Der Herausgeber hat neben Betriebsrät*innen (u.a. die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Volkswagen AG, Daniela Cavallo) und Gewerkschafter*innen erneut kompetente Wissenschaftler*innen gewinnen können. Zudem sind am Schluß wieder aktuelle Fakten, Daten und Links unter dem Titel »Arbeitsverhältnisse exzessiv« zusammengragen.

Was lange währt, wird dann doch sehr gut!

In Abwandlung des bekannten Sprichtwort können wir das bestätigen. Lange angekündigt erscheint nun Ende August der von Klaus Dörre, Anna Mehlis, Stephan Humbert und Bruno Saar herausgegebene Sammelband Sozialismus von unten?. Aber kann Sozialismus als Utopie überhaupt konkret werden? Er kann, wenn nach­haltige und fortschrittliche Politik im Hier und Jetzt beginnt. Das zeigen die ­Beiträge von Studierenden und jungen Wissenschaftler*innen, die an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Ansätzen einer emanzipatorischen ­sozialistischen Politik von unten hierzulande und international nach­gegangen sind. Sozialismus muss heute anders angegangen werden als im 19. oder 20. Jahrhundert.



Angesichts eines »doppelten Exterminismus« von wachsender Kriegsgefahr mit nuklearen oder anderen Massenvernichtungswaffen und ­drohendem Ökozid geht es heute um die Suche nach einem Notausgang ­(Walter Benjamin) und nach Auswegen aus einer epochalen ökonomisch-ökologischen Zangenkrise. Wenn »Sozialismus von unten« ein Befreiungsprojekt im 21. Jahrhundert werden soll, muss er die Menschen nicht einfach ­»mitnehmen«, sondern sie befähigen, in freiwilligen kollektiven Aktionen ihre ­eigenen Angelegenheiten im Rahmen eines gesellschaftlichen Ganzen zu ­gestalten. Dass dabei die Gesellschaft insgesamt umgebaut werden muss, ist den Akteur*innen durchaus bewusst.

Frisch besprochen

In der kommenden Ausgabe der führenden deutschsprachigen Zeitschrift der Ökumene »Ökumenische Rundschau« wird Konrad Raiser das im Frühjahr erschienene Buch von Ulrich Duchrow Gerechtigkeit, Frieden, (Über)Leben besprechen. Uns hat er die Rezension bereits zur Verfügung gestellt. Seine ausführliche Würdigung fasst er wie folgt zusammen: »Insgesamt handelt es sich bei dem Buch um eine klar strukturierte und mit Anmerkungen sehr gut dokumentierte Übersicht über die zentralen Themen, die Duchrow in den vergangenen mehr als 60 Jahren beschäftigt haben. Für diejenigen, die mit dem einen oder anderen thematischen Schwerpunkt vertraut sind, bietet es eine verlässliche Auswertung. Leser aus der jüngeren Generation, für die die großen sozialethischen Debatten in der ökumenischen Bewegung bereits Teil der neueren Kirchengeschichte sind, finden in dem Buch eine lebendige Einführung in die unabgeschlossene Diskussion zu den Bedingungen des Überlebens der Menschheit.«

In Ausgabe 64/1 der Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder »Bohemia« wird das im Herbst 2023 erschienene Buch Zerrissene Leben vorgestellt: »Pavla Plachá befasst sich in ihrer Dissertation mit den aus der Tschechoslowakischen Republik stammenden weiblichen Häftlingen des Konzentrationslagers Ravensbrück. Sie nimmt diese Frauen für den Zeitraum 1939 bis 1945, für das gesamte Staatsgebiet vor dem 1. Oktober 1938 und unabhängig von ihrer nationalen Zuschreibung in den Blick. Die Arbeit, die 2021 auf Tschechisch veröffentlich wurde und nun in deutscher Übersetzung vorliegt, beruht auf einer breiten Quellenbasis. Unter anderem wurden die Personalakten von Frauen einbezogen, die nach dem tschechoslowakischen Gesetz 255/46 Slg. Anerkennung als politische Gefangene suchten, dazu kommen an ehemalige Häftlinge verschickte detaillierte Fragebögen des Svaz protifašistickæh bojovníkù (Verband der antifaschistischen Kämpfer), Zeichnungen und Egodokumente ehemaliger Häftlinge, Häftlingsdatenbanken der Gedenkstätten Ravensbrück und Terezín (Theresienstadt) sowie Interviews mit Zeitzeuginnen. [...] Am Anfang steht ein knapper, aber instruktiver Überblick über die Entwicklung der Gedenkkultur im Zusammenhang mit der tschechoslowakischen bzw. tschechischen Politik von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis zur Gegenwart, der auch das inoffizielle Gedenken nichtkommunistischer ehemaliger Häftlinge in der Tschechoslowakei und im Exil berücksichtigt. Plachá legt dar, dass das Bild der Tschechoslowakinnen in Ravensbrück über Jahrzehnte von dem 1960 publizierten Sammelband ›Ravensbrück‹ geprägt wurde, der nichtkommunistische Häftlingsgruppen marginalisierte oder völlig verschwieg.«

Frisch gesendet

Am 1. August vor 80 Jahren erschien die erste Ausgabe der Frankfurter Rundschau. Aus diesem Anlass sendete die hessenschau im Hesssischen Rundfunk einen dreieinhalbminütigen Beitrag unter dem Titel »Eine kämpferische Zeitung – in vielerlei Hinsicht«. »80 Jahre später wird die Frankfurter Rundschau (FR) nach wie vor bestellt, bezahlt und zugestellt – und sie ist über all die Jahre hinweg in vielerlei Hinsicht kämpferisch geblieben. So beschreibt es der ehemalige FR-Redakteur Claus-Jürgen Göpfert.« Unser Autor, der im Mai seine Geschichte des Blattes unter dem Titel Zeitung im Kampf veröffentlichte, kommt in der Sendung selbst Wort: »Der publizistische Kampf gegen das Erstarken rechter Kräfte – da kann man immer noch die Wurzeln der alten Rundschau spüren [..., schließlich] habe die US-Armee 1945 bewusst versucht, Antifaschisten für die Gründung dieser neuen Tageszeitung zu gewinnen. [...] Für alle sieben Herausgeber und auch für die Redaktion war damals entscheidend: nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus.« Dem sei die Rundschau-Redaktion treu geblieben: Auch als die NPD Ende der 80er Jahre ins Frankfurter Stadtparlament einzog, als die AfD erstarkte, und als Hanau 2019 durch den rechtsextremen Anschlag erschüttert wurde.

Neue Bücher

Im Juli ist erschienen:

Gine Elsner/Peter Tinnemann: Bevölkerungsmedizin & Öffentliche Gesundheit
Geschichte des Gesundheitsamts Frankfurt am Main
256 Seiten | Hardcover | EUR 24.80 | ISBN 978-3-96488-241-7

Zudem haben wir eine korrigierte Ausgabe folgenden Buches online gestellt:

Jürgen Bönig: Karl Marx in Hamburg. Der Produktionsprozess des »Kapital«
184 Seiten | durchgängig farbig gedruckt | mit vielen bislang unveröffentlichten Fotos und historischen Abbildungen | gegen eine Spende von € 19.80 herunterladbar | ISBN 978-3-89965-751-7

Für August/September 2025 wird erwartet:

Hans-Jürgen Urban (Hrsg.): Arbeit Klima Transformation
Arbeitspolitik: Theorie, Praxis, Strategie, Ausgabe 2025
160 Seiten | EUR 12.00 | ISBN 978-3-96488-252-3

Klaus Dörre/Anna Mehlis/Stephan Humbert/Bruno Saar (Hrsg.): Sozialismus von unten?
Emanzipatorische Ansätze für das 21. Jahrhundert
280 Seiten | EUR 19.80 | ISBN 978-3-96488-234-9
 
Jörn Schütrumpf: Putsch statt Revolution
Die Kommunistische Internationale in Mitteldeutschland 1921
Eine Veröffentlichung der Rosa-Luxemburg-Stiftung
216 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-96488-245-5

Joachim Bischoff: Ende oder Renaissance sozialistischer Utopien?
Von Friedrich Engels’ »Anti-Dühring« zum Epochenbruch am Ende des Zeitalters der Erschöpfung
256 Seiten | EUR 16.80 | ISBN 978-3-96488-172-4

Ulrike Eifler (Hrsg.): Gewerkschaften in der Zeitenwende
Was tun gegen Umverteilung nach oben, massive Angriffe auf den Sozialstaat, die Militarisierung des Alltags und den Rüstungswahnsinn?
144 Seiten | EUR 12.80 | ISBN 978-3-96488-251-6

Jan Schulze-Husmann/Peter Trinogga/Aktivenkreis Bundesanzeiger (Hrsg.): Streik doch einfach mit!
138 Tage Arbeitskampf beim DuMont-Konzern | WIDERSTÄNDIG
108 Seiten | EUR 10.00 | ISBN ISBN 978-3-96488-246-2

Thomas Stieber: Muster migrantischer Arbeit
Von möglichen Sprungbrettern, unmöglichen Bewährungs­proben, neuer Migration und alten Grenzen
Arbeitssoziologische Untersuchungen an einem Großkrankenhaus
400 Seiten | Hardcover | EUR 26.80 | ISBN 978-3-96488-257-8

Veranstaltungen

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