Die Umbruchprozesse in der Arbeitswelt – kann die Frage in der Überschrift mit »ja« beantwortet werden oder ist zukünftig alles Industrie 4.0? – erfordern eine Neuverständigung. Deshalb geben der 1. und der 2. Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel und Jörg Hofmann, gemeinsam mit dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban ein Buch heraus, in dem profilierte Arbeitswissenschaftler_innen und Gewerkschafter_innen neue Weichenstellungen, Konturen und Entwicklungstrends der Arbeit beleuchten. Der bislang noch nicht angekündigte Text wird Ende Mai/Anfang Juni unter dem Titel Industriearbeit und Arbeitspolitik erscheinen.

Der Aufschwung in Deutschland geht an den sozial Schwächsten vorbei. Zu diesem Ergebnis kommt die OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) in ihrem aktuellen Wirtschaftsbericht. Schon 2011 hat die Organisation eine viel beachtete und kritisierte Untersuchung zur Ungleichheit herausgebracht. Darin heißt es, dass Ungleichheit »unvermeidlich die wirtschaftliche Leistung insgesamt beeinträchtigen wird, auch wenn der Zusammenhang nicht direkt ist. Ungleichheit vergrößert überdies die politischen Herausforderungen, weil sie gesellschaftlichen Groll erzeugt und politische Instabilität hervorruft.« Um diesen »Groll« zu deckeln, eignen sich Politische Mythen, wie sie Herbert Schui in seinem neuen Buch aufdeckt. So sind z.B. Staatsdefizite Versündigung an den Kindern. Der Demografiemythos lautet: Es gibt zu wenige Kinder und junge Leute, aber zu viele Alte. Nicht zuletzt der Leistungsträgermythos: Höhere Steuern entmutigen und zermürben die Leistungsträger. Der Zweck dieser Mythen ist, Ruhe und Ordnung zu sichern, nicht durch materielle Zugeständnisse und möglichst nicht durch Polizeigewalt, sondern durch Mythos und Magie.

Jährlich einmal organisiert ein wechselndes Team von Engagierten gemeinsam mit Autor_innen und Verlagen im Mehringhof in Kreuzberg die Linken Buchtage. VSA: ist wieder mit dabei:
Am Freitag, 30. Mai, 18:00 Uhr im Blauen Salon stellt Christian Frings (Übersetzter) David Harveys Das Rätsel des Kapitals entschlüsseln vor.
Am Samstag, 31. Mai, um 18:00 Uhr im Clash wird das Buch Schneewittchen rechnet ab präsentiert. Das Werkstattbuch der Attac Gender AG beleuchtet die Zusammenhänge zwischen aktuellen ökonomischen Entwicklungen und privaten Lebensbedingungen aus feministischer Perspektive.
Und am Samstag, 31. Mai, um 18:00 Uhr im SFE 2 zeichnet Heiner Karuscheit bei der Vorstellung seines Buches Deutschland 1914 den Ursprung des Weltkriegs aus dem Machtkampf von Bürgertum, Militäradel und Arbeiterbewegung nach.

»Bildet euch, denn wir brauchen all eure Klugheit. Bewegt euch, denn wir brauchen eure ganze Begeisterung. Organisiert euch, denn wir brauchen eure ganze Kraft.« (Gramsci) Bildung soll demnach mehr als nur ein Steigbügelhalter für eine gelungene Karriere sein. Sie soll den Menschen dazu befähigen, ein emanzipatives, auf Eigenständigkeit beruhendes Leben zu leben. Damit einher geht das Hinterfragen von Macht- und repressiven Strukturen. Wie ein »linkes« Verständnis von Bildung aussehen kann, skizzieren die Autor_innen des von Marcus Hawel und Stefan Kalmring herausgegebenen Buches Bildung mit links! Denn Menschen sollen nicht bloß Füllmaterial für das Stopfen von alarmistisch ausgerufenen Notstandsmeldungen zum »Fachkräftemangel« sein. Die Autor_innen leisten damit einen wertvollen Diskussionsbeitrag zur ständig schwelenden Bildungsdebatte.

Im Mai ist die Ausgabe 2014 der Broschüre Arbeitswelt im Wandel der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin erschienen. Neben dem Hinweis auf die deutliche Zunahme atypischer Beschäftigung (1991: 4,4 Mio., 2012: 7,9 Mio.) sind darin jede Menge weiterer »Zahlen – Daten – Fakten« aufgeführt. Wie diese jeweils gewichtet werden, wenn es z.B. um die Anerkennung von Krankheiten als Berufskrankheiten geht, ist allerdings immer wieder umstritten. Für kritisch-unbequeme Beiträge zur Geschichte der Arbeitsmedizin hat sich Gine Elsner, bis 2009 Direktorin des Instituts für Arbeitsmedizin an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt a.M., einen Namen gemacht. Nachdem sie bereits die »Schattenseiten« der Arbeitsmediziner Ernst Wilhelm Baader und Helmut Valentin aufgedeckt hat, befasst sich ihr neues Buch Staatstragende Arbeitsmedizin mit einem der »Väter« des Fachs: Franz Xaver Koelsch (1876-1970). In seinem über 90-jährigen Leben diente er als Ministerialrat dem bayerischen König, der Weimarer Republik, dem Naziregime und der Bundesrepublik Deutschland. Dabei verhielt er sich loyal gegenüber allen Dienstherren. Wie aber sieht eine Arbeitsmedizin aus, die sich jeder Staatsform anpasst? Gine Elsners Fazit: Sehr innovativ war diese Arbeitsmedizin nicht. Denn Franz Xaver Koelsch hatte immer auch das Wohl der Wirtschaft im Blick. Ein Bedauern über die nationalsozialistische Katastrophe äußerte er hingegen nicht.

Der kritische Kommunist Theodor Bergmann erfreut sich trotz der Tatsache, dass wir in zwei Jahren gemeinsam mit ihm seinen 100. Geburtstag feiern können, bester Gesundheit. Er hält Vorträge, bestreitet Diskussionsveranstaltungen und – schreibt Bücher. In dem soeben erschienenen Sozialisten · Zionisten · Kommunisten berichtet er von der Geschichte seiner Familie Bergmann-Rosenzweig – eine kämpferische Generation im 20. Jahrhundert. Deutlich werden die sozialen Umbrüche des »Jahrhunderts der Extreme« (Hobsbawm) und es entsteht ein lebendiges Bild der »Welt, in der unsere Generation sich zurechtfinden und handeln musste«.