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Ulrike Hoppe / Greta Rambatz / Hannelore Zuschlag

Zwischen Dorf und Stadt

Bramfeld und Steilshoop: Zwölf Spaziergänge durch Geschichte und Gegenwart
Herausgegeben vom Stadtteilarchiv Bramfeld

156 Seiten | 2003 | EUR 15.50 | sFr 27.80
ISBN 3-89965-051-4 1

Titel nicht lieferbar!

 

Kurztext: Um Interessierten zu ermöglichen, sich auch ohne festen Termin, Gruppe und Führerin auf Spurensuche in Bramfeld und Steilshoop zu machen, legen die Autorinnen diesen reich bebilderten Band vor.


Geht es nach der Kultursenatorin, so sind die Hamburger Geschichtswerkstätten in ihrer Existenz bedroht. Der staatliche Zuschuss für die Einrichtungen, die ohnehin schon lange überwiegend mit ehrenamtlichen Kräften arbeiteten, soll gänzlich gestrichen werden. Für fast alle Geschichtswerkstätten würde dies das Aus bedeuten, wichtige Beiträge zur Spurensuche vor Ort, die nicht nur die Identifikation von BewohnerInnen mit ihrem Stadtteil förden, sondern auch die "professionelle" Geschichtsschreibung anregen, wären damit in Zukunft unmöglich gemacht.

Die MitarbeiterInnen der Geschichtswerkstatt Bramfeld führen seit 1989 Stadtteilrundgänge durch. Sie zeigen in diesem Buch anhand von zwölf Rundgängen, wie sich Bramfeld und Steilshoop von einer Agrarlandschaft zur Stadtlandschaft entwickelt haben. Das geschah besonders durch den Siedlungsbau nach dem Zweiten Weltkrieg und führte dazu, dass beide Stadtteile vorrangig Wohnfunktion entwickelten. Die Zahl der Auspendler, der Menschen, die ihren Arbeitsplatz außerhalb des Stadtteils, zumeist in der Innenstadt hatten, stieg seit 1939 kontinuierlich an und überwog die Zahl der Einpendler um ein Mehrfaches. Die fehlende Schnellbahnverbindung wirkte sich negativ aus. Außenstehenden erscheinen beide Stadtteile oft als ein nur über Straßen erschlossenes Durchfahrgebiet mit wenig eigenem Charakter. Dass Bramfeld und Steilshoop trotzdem viel zu bieten hatten und haben, zeigt diese Neuerscheinung.

Die Rundgänge:
– Rund um den alten Bramfelder Dorfkern
– Hellbrook, wo früher der Rhabarber wuchs
– Steilshoop: Vom Bauerndorf zur Großsiedlung
– Bramfelds Grün, Nördlicher Teil
– Bramfelds Grün, Südlicher Teil
– Wohnsiedlungen in Bramfelds Norden
– Wohnsiedlungen in Bramfelds Süden
– Rund um den Hohnerkamp
– Rund um die Hegholt-Siedlung
– Auf den Spuren der braunen Vergangenheit
– Treffpunkte im alten Bramfeld: Landgasthöfe, Vereinslokale und Kinos
– Bramfeld und Steilshoop: Kinderfreundlich und umweltgerecht?

Leseprobe 1

Einleitung

Das Stadtteilarchiv Bramfeld wurde 1983 gegründet. 1989 führten wir unseren ersten Bramfeldrundgang durch, und zwar per Pferdekutsche. Ab Mitte der 90er Jahre mussten auch wir auf Fuß und Fahrrad umsteigen, weil viele unserer Ziele mit der Kutsche schlecht erreichbar waren und die Pferde mit dem immer heftiger werdenden Verkehr nicht gut zurechtkamen. Zu den ersten beiden Rundgängen "Rund um den Bramfelder Dorfkern" und "Hellbrook – Wo früher der Rhabarber wuchs" kamen bald weitere hinzu. Zunächst entwickelten wir eine Tour durchs alte und neue Steilshoop und dann Rundgänge oder Fahrradtouren zu spezielleren Themen wie "Siedlungsbau", "Bramfelds Grün" oder "Auf den Spuren der braunen Vergangenheit". Mittlerweile haben wir ein Repertoire von zwölf verschiedenen Themen, das von unseren langjährigen Vereinsmitgliedern Greta Rambatz und Hannelore Zuschlag sehr kenntnisreich und detailgenau präsentiert wird. Um stadtteilinteressierten Menschen zu ermöglichen, sich auch ohne festen Termin, Gruppe und Führerin auf Spurensuche zu machen, legen wir dieses Buch vor, das natürlich eine Führung mit ihren zahlreichen zusätzlichen Hinweisen, Ergänzungen und Anekdoten nie vollständig ersetzen kann. Wir wollen zeigen, wie sich Bramfeld und Steilshoop von einer Agrarlandschaft zur Stadtlandschaft entwickelt haben. Das geschah besonders durch den Siedlungsbau nach dem Zweiten Weltkrieg und führte dazu, dass beide Stadtteile vorrangig Wohnfunktion entwickelten. Die Zahl der Auspendler, der Menschen, die ihren Arbeitsplatz außerhalb des Stadtteils hatten, zumeist in der Innenstadt, stieg seit 1939 kontinuierlich an und überwog die Zahl der Einpendler um ein Mehrfaches. Die fehlende Schnellbahnverbindung wirkte sich negativ aus. Außenstehenden erscheint der Bereich oft als ein nur über Straßen erschlossenes Durchfahrgebiet mit wenig eigenem Charakter. Dass Bramfeld und Steilshoop trotzdem viel zu bieten haben und hatten, sollen unsere Rundgänge zeigen. Wir möchten dazu beitragen, die Stärken der beiden Stadtteile besser herauszuarbeiten und die Schwächen zu minimieren. Zu den wichtigsten Aufgaben gehört für uns, Bramfelds Zentrum aufzuwerten, mehr Angebote für Jugendliche zu schaffen und das grüne Flair des Ortes zu unterstreichen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen, die uns mit ihren Fotos und Erinnerungen bei der Herstellung dieses Buches geholfen haben: Frau Buck, Frau Cornehl, Herr Cornehl, Herr Crantz, Frau Dechow, Frau Geiger, Frau Graun, Herr Gregersen, Frau Güttler, Herr Hohn, Herr Kaufhold, Herr Lüth, Frau Mäder, Herr Mecklenburg, Herr Oldag, Herr Ruge, Herr Scheffer, Frau Schmidt, Herr Schoppe, Frau Schust, die VVM (Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V.), Herr Woide, Herr Woltemath, Frau Zacharias, Herr Zettler. Besonderer Dank gilt Frau Geiger, die uns einige ihrer plattdeutschen Geschichten zum Abdruck zur Verfügung gestellt hat. Ihre gesammelten Geschichten liegen in zwei Bänden im Selbstverlag vor und können über das Stadtteilarchiv Bramfeld bezogen werden. Dieses Projekt wurde von der Hamburger Kulturbehörde gefördert – auch dafür herzlichen Dank.

Leseprobe 2

Rundgang 11:
Treffpunkte im alten Bramfeld:
Landgasthöfe, Vereinslokale und Kinos

Route: Osterkirche – Bramfelder Chaussee – Seekamp – Fabriciusstraße – Seehofallee – Bramfelder Chaussee Wir wollen uns auf diesem Rundgang ansehen, wo sich die Bramfelder früher in ihrer Freizeit trafen, Feste feierten und sich vergnügten, welche gastronomischen und kulturellen Treffpunkte es in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gab. Wir beginnen an der Osterkirche. Bramfeld wurde 1907 selbständige Kirchengemeinde, Steilshoop und Wellingsbüttel wurden nach Bramfeld eingepfarrt. Auf dem von Wilhelm Remstedt erworbenen Gelände wurde zunächst das Pfarrhaus erbaut, im Oktober des folgenden Jahres konnten im angebauten Konfirmandensaal Gottesdienste abgehalten werden. Die Bramfelder Kirche, als Rundbau mit achteckigem Grundriss im modernen Barockstil von Architekt Wilhelm Voigt aus Kiel erbaut, wurde 1914 geweiht. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Fenster durch in der Nähe gefallene Sprengbomben zerstört. Abgesehen von Wiederherstellungsarbeiten und einigen künstlerischen Ergänzungen hat sich der Innenraum seit 1914 kaum geändert. Die ersten Bramfelder Pastoren – Pastor Boeck und danach Pastor Seeler – hatten es nicht leicht, denn die Bramfelder waren recht unkirchlich. Im "roten" Bramfeld wollte kaum jemand seine Kinder konfirmieren lassen. In den 1920er Jahren änderte sich das langsam. 1945 schrieb Pastor Seeler in der Kirchenchronik über die Kriegszeiten: "Unser Kirchturm diente während der Kriegszeit als Luftbeobachtungsposten, wofür er besonders ausgebaut war. Die Verpflegung der Bevölkerung war während des Krieges gut organisiert, sie war auch ausreichend. Die eroberten russischen und polnischen Gebiete lieferten ansehnliche Lebensmittel. Alle, die die Lebensmittelnot des ersten Weltkrieges miterlebt hatten, wussten dies wohl zu schätzen." (Über den 20. April 1945:) "Die Stimmung der Bevölkerung ist ernst, aber immer bleibt die Hoffnung und der Glaube, dass doch noch eine Wendung zu unserem Heil kommen wird. Religiöse Gedanken werden stärker." Damals befand sich um die Osterkirche herum noch freies Gelände, und ein Teil der großen Koppel des Bauern Remstedt hinter der Kirche wurde als Festwiese genutzt. Hier fand im Frühjahr und Herbst ein Jahrmarkt statt, und auch heute noch schlägt ein Zirkus hier seine Zelte auf. Während der Nazizeit wurden dort die Maifeiern abgehalten. Auf der gegenüberliegenden Seite gab es bis zum Bau der Frankschen Siedlung Mitte der 50er Jahre Kohl- und Rhabarberfelder bis hinüber zur Fabriciusstraße. 1919 eröffnete Klempau den "Bramfelder Hof" gegenüber der Osterkirche. Hier konnte man nach dem sonntäglichen Gottesdienst einkehren, wie es schon früher Tradition beim Kirchgang nach Bergstedt gewesen war. Es gab Platz für über 100 Gespanne, denn man fuhr noch mit Pferd und Wagen. In den 30er Jahren wurde der Gasthof von Martens übernommen. (Siehe auch "Auf den Spuren der braunen Vergangenheit", S. 124.) Früher wurden im Saal des Gasthofes Möller an der Anderheitsallee Filme gezeigt. Dieses so genannte Bram-Theater brannte 1943 aus. Die Tochter der Familie Möller richtete dann im Anbau des Gasthofes Martens zu Beginn der 50er Jahre ein neues "Bram-Theater" ein. Kurz darauf entstand das "Radiant" am heutigen Standort von Aldi schräg gegenüber der Herthastraße, das mit 800 Plätzen das größte Bramfelder Kino und deshalb auch etwas teurer war. "Ich wollte mir Mitte der 50er Jahre im Radiant den Film "Susi und Strolch" ansehen. Aber es war bis auf die letzte Reihe hinten alles ausverkauft. Und diese Reihen hinten waren die teuersten. Da konnte man ja auch am besten sehen. Die zwei Mark in meiner Tasche waren alles, was ich hatte, und die letzte Reihe kostete 1,80 DM. Ich habe das Geldstück in meiner Hand um und um gewendet und mich dann doch entschlossen, mir den Film anzusehen. Aber ich hatte auch ein ungutes Gefühl meiner Familie gegenüber. Denn das Geld war bei uns knapp. Dieses Gefühl habe ich heute noch, wenn ich etwas haben möchte und es nicht unbedingt brauche." (Erinnerungen von Frau Z.) In den Neubau des abgebrannten Bram-Theaters zog das Kino "Seeburg" ein. Somit hatte Bramfeld Anfang der 50er Jahre drei Kinos. Als der Fernseher in den 60er Jahren seinen Siegeszug antrat, begann das große Kinosterben. Die Bramfelder Lichtspieltheater schlossen, und das Hamburger Kulturangebot konzentrierte sich zunehmend in der Innenstadt. Bereits um die Jahrhundertwende existierte an der Ecke Herthastraße die Gaststätte von Runge mit einem großen Ballsaal, in dem viele Festlichkeiten stattfanden. In den 1930er Jahren wurden z.B. auch Geflügelausstellungen dort veranstaltet. Ebenfalls fanden Versammlungen der örtlichen NSDAP statt. In der Nachkriegszeit zog dort für rund zehn Jahre "Die Familien-Unterhaltungsstätte Köllisch" ein, die am Spielbudenplatz in St. Pauli ausgebombt worden war. Es gab Gastspiele verschiedener Volksbühnen, des Ohnsorg-Theaters mit Heidi Kabel, viele Tanzabende, Maskenbälle und sogar Boxveranstaltungen. Zu jener Zeit "war in Bramfeld richtig was los", und man brauchte den Stadtteil nicht zu verlassen, um sich zu amüsieren. Nach 1956 wurde die Diskothek "Cleopatra" eröffnet, an die sich viele Bramfelder gern erinnern; 1987 zog die Disko und Gaststätte "Comix&Comedy" ein, dann das "Motown", das schließlich völlig verwahrlost Ende der 90er Jahre abgerissen wurde, um einem Neubau der Haspa Platz zu machen. Diskos und Kneipen in anderen Stadtteilen waren "trendiger" geworden. An der heutigen Adresse Bramfelder Chaussee 241 befand sich früher der einzige Dorfkrug, der zur Vogtei und Zollstelle gehörte. (Siehe auch "Rund um den alten Bramfelder Dorfkern", S. 10) Das Gebäude des ehemaligen "Bramfelder Krugs" von Damms in der Bramfelder Chaussee 275 beherbergt seit 1991 das griechische Restaurant "Taverna Nostalgia". Bereits 1903 eröffnete hier Markus Schenck ein Lokal. Nach einem Brand 1910 wurde es neu erbaut und ist bis heute äußerlich kaum verändert worden. Ein weiteres historisches Gebäude, das seit der Jahrhundertwende existiert, finden wir an der Ecke Haldesdorfer Straße. Es beherbergte zunächst die "Haldesdorfer Bierstube", später das "California", jetzt die "Bürgerstuben". In Hellbrook gab es damals noch weitere bekannte Gasthöfe: An der Abzweigung Wandsbeker Straße lag "Kähler", auch bekannt als Autobus- und Straßenbahnhaltestelle. Am Beginn der Bramfelder Chaussee lag der "Hellbrook-Krug", der abbrannte, 1912 wiederaufgebaut und von Thaeder übernommen wurde. (Siehe auch "Hellbrook – wo früher der Rhabarber wuchs", S. 41f.) Schräg gegenüber lag "Zur Erholung" von Kuhns und in der Richeystraße "Wilhelmstal", Gaststätte und Tanzlokal. Auf der östlichen Seite Bramfelds befand sich die Gaststätte Willmann in der Sandstraße, wo auch getanzt wurde und Maskeraden stattfanden. An der Ecke Bramfelder Redder/Fabriciusstraße lag früher die Gaststätte von John Malke, die "Zum kleinen Seehof" hieß und die Anschrift Am See 25 trug. Anfang der 50er Jahre wurde das Gebäude auch "Sängerheim" genannt, weil es Vereinstreff und Übungslokal für den "Accordeonclub von 1924", die "Orchestergemeinschaft Bob Sager" sowie das "Quartett am See" war. Das große Haus hatte eine Glasveranda. 1976 wurde es abgerissen. Der älteste Bramfelder Gesangverein ist die "Liedertafel Eintracht" von 1873, deren Mitglieder früher bei Runge, danach bei Kähler und schließlich im Pastorat der Osterkirche übten. Der "Seehof" war Bramfelds bekanntestes Ausflugslokal. (Siehe auch "Rund um den Bramfelder Dorfkern", S. 23.) Auf vielen Seehof-Ansichtskarten aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wird von ihm geschwärmt: "Lieber Harry, heute haben Fr. Schulz und ich einen Ausflug nach Bramfeld gemacht, leider überraschte uns hier ein Gewitter, so daß wir auf die Bootsfahrt auf dem kleinen See verzichten müssen. Es wird aber schon wieder hell, und gleich geht es weiter. Wie schön ist doch die Welt, wenn man Zeit und Geld hat." "Ich sende dir von hier herzliche Grüße, es ist herrliches Wetter. Gerade haben wir Kaffee gegessen und Kuchen getrunken – nein, ich glaube es war umgekehrt – Kuchen einfach großartig." In den wirtschaftlich schwierigen Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg ging der Ausflugsverkehr stark zurück, und der Seehof wurde zum Wohnhaus (heute Nr. 284) umgebaut. Später wurde ein neuer "Seehof" in der ehemaligen Wagenremise und Kutscherkneipe eröffnet. Wegen Baufälligkeit wurde er 1979 abgerissen, und 1980 wurde der heutige Seehof errichtet. Ein wichtiger Treffpunkt war natürlich auch der Sportplatz Diekstücken, wo die Fußballspiele des Bramfelder Sportvereins (und dessen Vorläufer) stattfanden. Nach dem Spiel saß man oft noch in der "Theaterklause", damals Bramfelder Chaussee 344, zusammen. Das heutige Restaurant Diamanti und der Kulturtreff sowie das Café im Brakula haben eine andere Geschichte. (Siehe auch "Rund um den Bramfelder Dorfkern", S. 24) Wo man spanische Tapas in "La Castaña" genießt, befand sich früher das Vereinslokal "Zur gemütlichen Ecke". Die 1902 gegründete Gastwirtschaft von Prigge, später Wölken, war ein Bramfelder Traditionsgasthof, der beinahe ein Jahrhundert im Familienbesitz blieb und von den nachfolgenden Besitzern fast unverändert als "Zur weißen Kastanie" weitergeführt wurde. Hier tagten früher im Hinterzimmer viele Bramfelder Vereine, z.B. das Bramfelder Blasorchester, ein Pfeifenklub (Blaue Wolke) und der Brieftaubenverein. In der Gaststube traf man sich zum Klönen nach Feierabend. "Zur gemütlichen Ecke" war die typische Eckkneipe, das "Wohnzimmer der kleinen Leute", wie es auch in der Kneipenkultur-Geschichte genannt wird. An der Ecke Bräsigweg/Bramfelder Chaussee, wo heute das Eiscafé steht, lag in den 1920er Jahren die Bushaltestelle bzw. noch früher die Haltestelle des Pferdeomnibus. Dort befand sich ein Kiosk, der "Seehof-Pavillon", wo man Eis und Getränke kaufen und sich die Wartezeiten mit einem Schwätzchen verkürzen konnte. Das "Alte Landhaus" oder "Kaffee Springer", Bramfelder Chaussee 279-283, bestand bis in die 1950er Jahre. Viele Bramfelder schwärmen heute noch von dem leckeren Kuchen und der ansprechenden Atmosphäre draußen vor dem Haus unter den Linden. Leider fiel das Strohdachhaus dem Bauboom der 60er Jahre zum Opfer. Das alte Foto mit der Versammlung der "Totenlade Hoffnung" (einer Brandgilde und Sterbeversicherung) vor dem "Bramfelder Hof" ist eines der bekanntesten Bilder aus dem alten Bramfeld. Der Bauernhof war ein großer Gebäudekomplex gegenüber dem Hildeboldtweg. Der ursprüngliche Besitzer war Eggers, danach Schacht und später Ellerbrock. Der Gasthof brannte 1919 während der Vorbereitungen für eine Festlichkeit durch einen Blitzschlag nieder und wurde nicht wieder aufgebaut. Dadurch wurde der Name "Bramfelder Hof" frei, den Klempau dann für seinen Gasthof gegenüber der Osterkirche übernahm. An der Anderheitsallee/Ecke Bramfelder Chaussee lag früher das "Frühstückslokal Fick", später "Gasthaus Möller", das durch einen Ballsaal erweitert wurde. Hier fand vor dem Ersten Weltkrieg z.B. das Feuerwehrfest statt. Später wurde in dem Saal das "Bram-Theater" betrieben. Anfang der 50er Jahre entstand dort das Kino "Seeburg". (Siehe oben, "Gasthof Klempau")

Salmistern

Hüt har mien Fründin un ick Glück. Wi harn jeder fief Penn von uns Modder kreegen. Watt wüllt wi dormit moken? For fief Penn geev datt gaz scheun veel to keupen. Ne Tüt vull Bruchkooken. Oder ne Tüt Muskötl? Muskötl, datt wär’n so ganz ganz lütte Lakritzkrümel mit bunten Zuckerguss drumrum. Oder süllt wi lebber ne Stang Seutholt keupen? Langsom güngen wi de Farmsener Stroot (Trittauer Amtsweg) dol no de Lübecker Stroot (Bramfelder Ch.). Denn steiht uns Entschluss faß. Wi wüllt no de Drogerie Hübbe un uns Salmi keupen. Ünnen anne Schossee sünnt wi ersmol no de anner Sieht röber gohn. Dor wär de Konditelei Springer. Dat gäv dor sogor Is. Bloß nich vor fief Penn. Un datt wär son vonehm Loden, dor mochten wi gornich ringohn. Aber keeken hebbt wi. Datt wär son hübsches Buernhus. Fachwerk, lütte Butzenschieben un denn ers die Konditelei-Dör. De har Melk-Glas Schieben un denn wärn in düsse matten Schieben sonne hübschen Blomen un Ranken un Vagels rinnschleift worn. Wi kunn uns gornich sattkieken. Nebenan wär de Slachter Koch. Wi schliekerten uns no achtern, no’n Slachthus un schulten mol dörch de Dör. Dor har he grod’n lütt Kalf bi de Wickel. He nohm ne grote Axt un ballert dem lütt Kalf dat Ding vör de Reuw. Datt full gliecks um un wi leepen wech. So watt mochen wi denn doch nich seen. Un neben Slachter Koch wär de Broomfeller Dörpkroog. Datt wär ober mol lustig. Dor käm doch tatsächlich nu an hellichten Dag ‘n duner Mann rut un de har woll vergeeten, datt datt twee Stufen dohl güng. Op jeden Fall pedd he nich richtig un fallt so lang as her wär, inne Schiet. Nu läch he dor un verseukt wedder op de Feut to komen un dorbi murmelt he: "Oh, oh, oh, watt ward bloß min lütt Fru to mi seggen." Nu wärn wi endlich bi Hübbe. "Na, watt schall datt denn sien?", frogt Hübbe. "Wi harn giern jeder for fief Penn Salmis." Hübbe nehmt sick ne lütte Tüt. Witt wär se, un veele lütte blaue Sterne wär’n dor oppdruckt. Mit ner ganz lütten Krämerschüffel schüfelte he de Salmis inne Tüt. Wi trocken aff. Ersmol wedder öber de Stroot. Op de anner Siet, gegenöber vun Hübbe, stunn datt Buernhus vun Ostermann. Dor wär sonne scheune Steenmuer. Wi setten uns doropp, denn de Steen wärn scheun warm vunne Sünn. Nu käm dat Schwierigste. De linke Handrücken wor anschleckt un denn backten wi uns mitte Salmis wunderscheune Sterns op de Hann. Dor geev datt verschiedene Musters. Endlich wär’n wi fartich. Wi trödelten trüch un schleckten mit de Tung an uns Stern. – Wedder tu Hus, dröpen wi de annern Nohbornsgörn. "Man kiek mol, de hefft Salmisterne" de fief Görn stunn nu um uns rum un keeken op uns Hann. "Könt wi ok mol lecken?" Un nu wär’n wi de besten Frünn alle tosomen, denn jedereen kunn mol lecken. Wär nich so slimm. Wi harn jo noch genoch Salmi inne Tüt. Kunn uns jo’n neen backen, wenn de erste all wär!

Leseprobe 3



Inhalt:

Einleitung (Leseprobe)
Rundgang 1:
Rund um den alten Bramfelder Dorfkern

Krüzung


Rundgang 2:
Hellbrook – wo früher der Rhabarber wuchs
Rundgang 3:
Steilshoop – Vom Bauerndorf zur Großsiedlung
Rundgang 4:
Bramfelds Grün – Nördlicher Teil

Gös


Rundgang 5:
Bramfelds Grün – Südlicher Teil

Karpen!


Rundgang 6:
Wohnsiedlungen in Bramfelds Norden

Blomen?


Rundgang 7:
Wohnsiedlungen in Bramfelds Süden
Rundgang 8:
Rund um den Hohnerkamp
Rundgang 9:
Rund um die Hegholt-Siedlung
Rundgang 10:
Auf den Spuren der braunen Vergangenheit
Rundgang 11: (Leseprobe)
Treffpunkte im alten Bramfeld:
Landgasthöfe, Vereinslokale und Kinos

Salmistern


Rundgang 12:
Bramfeld und Steilshoop -
Kinderfreundlich und umweltgerecht?

Chronologie zur Geschichte Bramfelds
Literatur

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