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Ulrich Pfeifer-Schaupp (Hrsg.)

Globalisierung und Soziale Arbeit

Grundbegriffe – Problemfelder – Perspektiven

240 Seiten | 2005 | EUR 17.80 | sFr 31.70
ISBN 3-89965-156-1 1

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Kurztext: Grundbegriffe, Problemfelder und Perspektiven Sozialer Arbeit angesichts des neoliberalen Globalisierungsdrucks.


 

Welche Auswirkungen hat die Globalisierung auf die Soziale Arbeit? Die Autorinnen – überwiegend Dozierende an der Ev. Hochschule für Soziale Arbeit in Freiburg – liefern eine kompetente und verständliche Übersicht über das komplexe Thema. Ihre Beiträge geben – durchaus kontrovers – Studierenden wie PraktikerInnen einen Überblick über die wichtigsten Auswirkungen der Globalisierung auf die Soziale Arbeit und zeigen die notwendigen Konsequenzen auf.

Aus dem Inhalt:

  Einführung in Grundbegriffe und Probleme des neoliberalen Globalisierungsprojekts,

  sozial- und wirtschaftspolitische Alternativen,

  die Polarisierung von Armut und Reichtum, Migration und die "Krise der Arbeitsgesellschaft" als zentrale Problemfelder Sozialer Arbeit im Kontext der Globalisierung,

  Gemeinwesenarbeit zwischen Hochhausgärtnern und Global Playern – (wie) kann Soziale Arbeit Solidarität in Zeiten der Globalisierung stiften?

  eine empirisch fundierte Kritik einseitig betriebswirtschaftlicher Professionalisierung und Modernisierung Sozialer Arbeit

  Lektionen aus dem Beteiligungshaushalt im Staat Rio Grande do Sul (Brasilien)

 

Abgerundet wird das Buch durch eine Bibliografie ausgewählter Zeitschriftenaufsätze und die Dokumentation einer Stellungnahme des Ökumenischen Rats der Kirchen: "Globalisierung betrifft uns alle".

Der Herausgeber:

Ulrich Pfeifer-Schaupp, Dr. rer soc., Studium der Verwaltungswirtschaft, Sozialarbeit und Erziehungswissenschaft, Professor für Sozialarbeitswissenschaft an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit in Freiburg i.Br., Systemischer Therapeut und Supervisor (DGSF), Leiter des Freiburger Instituts für systemische Therapie und Beratung.

 

Leseprobe 1

Ulrich Pfeifer-Schaupp
Globalisierung gestalten
Einführung "Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst der Globalisierung!" – so könnte man den ersten Satz von Karl Marx und Friedrich Engels aus dem kommunistischen Manifest von 1848 heute umformulieren. Was ist Globalisierung? Ist der Begriff ein Name für ein Schreckgespenst, das für alle Probleme unserer Welt verantwortlich ist, mit dem alles erklärt und nichts verstanden werden kann? Ist Globalisierung ein Fortschrittsprogramm, das Wohlstand und Arbeitsplätze für alle bringt und das die Armut beseitigen wird? Oder ist Globalisierung lediglich ein neutraler Begriff, der einfach eine technische Entwicklung beschreibt und um den unnötigerweise viel Aufhebens gemacht wird? Die Beiträge im vorliegenden Band versuchen – durchaus kontrovers – Antworten auf diese Fragen zu geben. Sie wollen Studierenden wie PraktikerInnen einen Überblick vor allem unter dem Aspekt geben: Was sind denn die wichtigsten Auswirkungen der Globalisierung auf die Soziale Arbeit und welche Konsequenzen sind notwendig? Seit den 1990er Jahren wird europaweit von der "Krise des Sozialstaates" gesprochen. Der "Wohlfahrtsstaat" sei ineffizient, bürokratisch, in dieser Form nicht mehr finanzierbar, ersticke die Eigeninitiative der Bürger und lade zur Anspruchsinflation ein, so der Tenor der Kritik an traditioneller sozialstaatlicher Fürsorge und Sozialarbeit.[1] Diese Kritik wird politisch vom konservativen bis ins sozialdemokratische und grün-alternative Lager hinein formuliert, sie greift über Einzelstaaten hinaus und zielt auf einen Umbau des gesamten europäischen Sozialsystems. So berechtigt diese Kritik im Einzelnen sein mag, verstanden wird sie erst, wenn man sie als ein Element im Kontext der neoliberalen Globalisierung betrachtet. Dieser Gesamtkontext wird bei der Diskussion m.E. aber leider kaum berücksichtigt. Im einführenden Beitrag von Ulrich Pfeifer-Schaupp werden der Globalisierungsbegriff und die verschiedenen Ebenen der Globalisierung erläutert. Dabei wird deutlich, dass der gegenwärtige Globalisierungsbegriff in mehrfacher Hinsicht verengt ist. Globalisierung ist ein widersprüchlicher, ambivalenter und vielschichtiger Prozess, bei dem es GewinnerInnen und VerliererInnen gibt. Zu den VerliererInnen gehören vor allem die KlientInnen der Sozialen Arbeit. In dem Beitrag werden die problematischen Auswirkungen des neoliberalen Globalisierungsmodells umrissen, insbesondere die "Politik der leeren Kassen" (Pelizzari 2001), der dadurch zunehmende Druck auf öffentliche Haushalte, verengte finanzielle Spielräume für Träger der Sozialhilfe und der freien und öffentlichen Wohlfahrtspflege, zunehmende Verarmung und soziale Ausgrenzung bei gleichzeitigem Abbau von Sozialleistungen. Gibt es Alternativen zum neoliberalen Modell der Globaliserung? Die Globalisierung fiel nicht vom Himmel, sie wurde von Menschen gemacht und ist auch durch Menschen veränderbar. Gisela Rudoletzky stellt dar, welche wirtschaftspolitischen Vorstellungen die zentralen Institutionen leiten, die im Moment den Prozess der Globalisierung bestimmen – Internationaler Währungsfonds, Weltbank und Welthandelsorganisation – und welche Alternativen es dazu gibt. Sie entwickelt Perspektiven, wie wirtschaftliche, soziale und ökologische Zielsetzungen im Weltwirtschaftssystem in eine Balance gebracht werden können. Ihr Fazit: Globalisierung braucht Regeln, diese sind – auch aus ökonomischer Perspektive – unerlässlich. Verstärkt die Globalisierung in ihrer gegenwärtigen Form die Polarisierung in arm und reich? Vergrößert sie das Problem sozialer Ausgrenzung oder führt sie im Gegenteil dazu, dass der Wohlstand für alle wächst? Martin Albert untersucht die Entwicklung von Armut und Reichtum in Deutschland, reflektiert die These von der "Zwei-Drittel-Gesellschaft" und konstatiert ein erschreckendes Ausmaß von Armut in der BRD. Er plädiert allerdings dafür, nicht nur die materielle Dimension von Armut zu berücksichtigen, sondern ebenso die zunehmende "soziale Armut" in den Blick zu nehmen. Der Mangel an sozialen Beziehungen und tragfähigen Netzwerken ist zu einem grundsätzlichen gesellschaftlichen Problem geworden. Eine wichtige Konsequenz der Globalisierung für die Soziale Arbeit ist die zunehmende Bedeutung der Migration. Markus Breuer beschreibt die ambivalenten Aspekte und Tendenzen transnationaler Migrationsprozesse, entfaltet das Konzept der "Transnationalität" und verdeutlicht die Konsequenzen für die Soziale Arbeit, insbesondere die wachsende Bedeutung der interkulturellen Kompetenz als "Schlüsselqualifikation" für soziale Fachkräfte. Ebenso umstritten wie die Frage nach der Auswirkung auf die Entwicklung der Armut ist die Frage, welchen Einfluss die Globalisierung auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit hat. Konrad Maier begreift die "Krise der Arbeitsgesellschaft" als Chance und Herausforderung für die Soziale Arbeit und plädiert für eine differenzierte Abwägung von Vor- und Nachteilen der Globalisierung. Insbesondere wendet er sich dagegen, "die Globalisierung" als umfassendes Deutungsmuster für alle Probleme zu benutzen, mit denen es die Soziale Arbeit zu tun hat. Globalisierung ist kein geschlechtsneutrales Phänomen, sie hat für Männer und Frauen unterschiedliche Auswirkungen. Diese untersucht Sigrid Haefner in ihrem Beitrag. Sie sieht im Globalisierungsprozess auch Chancen für Frauen (in Deutschland), kommt aber insgesamt zu dem Fazit, "dass die durch die Globalisierung ausgelösten oder erzwungenen Verhaltensweisen und Verhaltensnormen die traditionellen und … fundamentalen familialen Werte und Tugenden weitgehend aushöhlen, zumindest aber in einem permanenten Widerspruch zu ihnen stehen." Welche Konsequenzen lassen sich aus den Reflexionen über den ambivalenten Charakter der Globalisierung für den Alltag Sozialer Arbeit in benachteiligten Stadtquartieren ziehen? Günter Rausch erläutert, wie die Zunahme sozialräumlicher Segregation und Polarisierung Soziale Arbeit vor neue Herausforderungen stellt – oder alte Herausforderungen noch brisanter macht. Er stellt dar, wie Gemeinwesenarbeit mit "GlobalisierungsverliererInnen" praktisch aussehen kann und welche Bedeutung Solidarität besonders für Benachteiligte in einer Gesellschaft gewinnt, in der die Frage nach dem ökonomischen Nutzen zur allein entscheidenden zu werden droht. Die neoliberale Umgestaltung unserer Gesellschaft macht auch vor der Sozialen Arbeit als Profession und Disziplin nicht Halt. Die Ökonomisierung Sozialer Arbeit wird vielfach zum Fortschrittsprogramm erhoben, die Sprache der Betriebswirtschaftslehre erobert die Hochschulen für Soziale Arbeit, Sozialmanagement boomt... Wie können diese Tendenzen nicht nur konstatiert oder beklagt, sondern empirisch beschrieben und gleichzeitig kritisch theoretisch reflektiert werden? Jan Kurse stellt in seinem Beitrag die Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung zum Professionsverständnis von sozialen Fachkräften vor. Im Lichte von Überlegungen Baudrillards und Foucaults werden diese Ergebnisse reflektiert. Dabei erweisen sich die vermeintlichen Modernisierungs- und Professionalisierungsfortschritte der Sozialen Arbeit als höchst fragwürdig. Häufig wird – m. E. zu Recht – beklagt, dass die neoliberale Globalisierung vor allem arme Länder noch ärmer macht und sich die Kluft zwischen arm und reich in Entwicklungs- und Schwellenländern vergrößert (Stiglitz 2002). Welche positiven, hoffnungsvollen Perspektiven gibt es angesichts dieser Entwicklungen? Danilo R. Streck entwickelt in seinem Beitrag Horizonte eines neuen Gesellschaftsvertrages. Dabei geht es um eine Neugestaltung unserer Beziehungen zur Natur, der Beziehungen der Geschlechter und der Rassen untereinander auf der Basis von Achtung, Fürsorge und Respekt. Deutlich wird, wie die Entwicklung eines Bewusstseins der Probleme, die heute weltweites Ausmaß besitzen, auf lokaler Ebene vorangetrieben werden kann und welche Chancen darin für eine Soziale Arbeit liegen können, die sich globalisierungskritische Diskurse aneignet und Impulse der Bewegung für weltweite soziale Gerechtigkeit aufnimmt. Ich danke allen Menschen, die zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben, durch persönliche Gespräche und durch Diskussionen in Lehrveranstaltungen und in Seminaren. Besonderer Dank gebührt hier meiner Frau Hanne und meinen Kindern Simon und Julia, die – mehr oder weniger geduldig – viele globalisierungskritische Gespräche am Esstisch und im Alltag "ertragen" mussten. Georg Grund möchte ich herzlich danken für seine sorgfältige und kritische Durchsicht der Manuskripte dieses Bandes.

Literatur
Pelizzari, Alessandro (2001): Die Ökonomisierung des Politischen. Konstanz: UVK.
Pfeifer-Schaupp, Ulrich (2004): Globalisierung und die Krise des Wohlfahrtsstaates. Sozialmagazin 29. Jg., H. 6/2004, S. 34-40.
Stiglitz, Joseph (2002): Die Schatten der Globalisierung. Berlin: Siedler.

[1] Zitiert nach Pfeifer-Schaupp 2004

Leseprobe 2

Günter Rausch
Gemeinwesenarbeit zwischen Hochhausgärtnern und Global Playern
oder: Lernziel Solidarität in Zeiten der Globalisierung Globalisierung ist in aller Munde. Sie findet für viele irgendwo auf den Weltmärkten, in den Medien und vielleicht in Konferenzräumen statt. Globalisierung ist ein großes Wort mit einem noch größeren Bedeutungshorizont. Was hat das mit den so genannten kleinen Leuten draußen in den marginalisierten Quartieren am Stadtrand zu tun? Im folgenden Beitrag sollen die Zusammenhänge zwischen internationaler wirtschaftlicher Expansionspolitik und der zunehmenden Massenverarmung und Ausgrenzung von Menschen in den Ursprungsländern der multinationalen Konzerne diskutiert werden. Es werden insbesondere die Möglichkeiten und die Grenzen solidarischer Handlungsmodelle gerade in den benachteiligten und benachteiligenden Wohngebieten thematisiert. "Alle reden über Globalisierung – wir arbeiten an ihren Symptomen" So könnte die Tages- oder Jahreslosung von GemeinwesenarbeiterInnen in den Mietskasernen und Wohnquartieren der ehemaligen Arbeitersiedlungen zumeist am unattraktiven Rand unserer Städte lauten. Doch über Globalisierung reden dort die KollegInnen am wenigsten. Sie sprechen stattdessen von Arbeitslosigkeit, Armut, überforderten Nachbarschaften, Streitschlichtung, Vermüllung, Vandalismus, Drogenmissbrauch, Resignation, Rück- und/oder Wegzug so genannter stabilisierender Mietparteien und letztlich von einem steten Abrutschen ihres Stadtteiles. Dabei wären die Zusammenhänge zwischen den lokalen Ereignissen und den globalen Entwicklungen durchaus unschwer zu erkennen. Schon beim Gang durch diese Viertel wird sichtbar, dass hier längst nicht mehr die Deutschen unter sich sind[1] und dem hehren Bild des "ewigen Deutschtums"[2] zumindest zahlreiche Farbkleckse und Nuancen widerfahren sind: Menschen aus aller Herren Länder finden sich Tür an Tür in den Wohnblocks wieder, begegnen sich auf den Straßen und unterscheiden sich in ihrer Kleidung, ihrer Hautfarbe, ihrer Sprache und letztlich im gesamten Habitus. Auch das übrige Straßenbild ist längst "globalisiert": die Leuchtreklame von Coca Cola, die Tankstelle von Shell, Autos von Honda oder Kia, der Imbiss beim Türken und das Fastfood bei McDonald’s made in USA. Vor allem aber begegnet uns die große Welt in den meist zu kleinen Wohn- und Kinderzimmern: Videos und Computerspiele, Internetsurfing und Television, Werbespots à la Nike oder Benetton mit internationalem Touch. "Die Globalisierung" ist also im Stadtteil der kleinen Leute angekommen, auch wenn den meisten Menschen in diesen Wohngebieten in der Regel das Gedeihen ihres selbstgepflanzten Gemüses zwischen den Hochhäusern wichtiger ist als die Folgen genmanipulierten Reisanbaus in Südostasien. Natürlich haben die Bessergestellten, die an den Sonnenhügeln unserer Städte wohnen, schon längst die Vorzüge des weltweiten Handels, des Easy-Travels und das gesamte Jet-Set genossen und unter ihresgleichen gepriesen. Also letztlich nichts Neues? Begonnen hat "das Globalisieren" bereits in der frühen Geschichte der Menschheit: Händler zogen mehr oder weniger friedlich in die Welt, um Waren zu kaufen und zu verkaufen, um Rohstoffe oder Kulturgüter zu erwerben und sich Fertigkeiten und Künste aus entlegenen Regionen anzueignen. Aber meint das alles jene "Globalisierung", die zu heftigen Kontroversen, ungezählten Publikationen, massenhaften Demonstrationen und eben auch zu sozialarbeiterischen Interventionen führt? "Globalisierung", so befand Ulrich Beck im Jahre 1997, sei das am meisten gebrauchte, missbrauchte und wahrscheinlich missverständlichste Schlag- und Streitwort der letzten und wohl auch der kommenden Jahre (vgl. Beck, 1997). Friedhelm Hengsbach konstatierte im gleichen Jahr, die inflationäre Verwendung des Begriffs der Globalisierung mache dessen Semantik diffus (Hengsbach, 1997, S. 4). Als sechs Jahre später ein Sonderheft der "Informationen zur Politischen Bildung" zum Thema "Globalisierung" erschien, mußte im Vorwort das terminologische Dilemma noch immer eingeräumt werden: "Sicher ist, dass der Begriff der Globalisierung weiterhin die Schlagzeilen beherrscht, ohne dass immer klar wird, was damit gemeint ist." (Bundeszentrale für politische Bildung, 2003, S. 2 ). Eine sorgfältige begriffliche Erörterung ist an anderer Stelle dieses Buches erfolgt. Hier soll folgendes Verständnis zugrunde gelegt werden: "Die" Globalisierung gibt es nicht, es ist vielmehr eine Umschreibung eines komplexen internationalen Geschehens, das Müller und Kornmeier in vier Sektoren zusammenfassen: auf politischem (Bedeutungsverlust von Staatsgrenzen, aber auch der Staatssouveränität), auf technologischem (enorme Fortschritte in der Verkehrs- und Kommunikationstechnik lassen die Entfernungen auf dem Erdball in kürzester Zeit überwinden), auf wirtschaftlichem (deregulierte Kapital- und Gütermärkte, neoliberale Grundprinzipien, globalplaying auf Weltmärkten) und soziokulturellem Gebiet (Auflösung traditioneller Werte und Beziehungsformen, Verlust an Bindungskräften, Mobilität auf allen Ebenen, Vielheit statt Einheit). Zuvorderst nennen sie die Öffnung der Finanz- und Informationsströme (vgl. Müller/Kornmeier, 2001, S. 6). Die "Gruppe von Lissabon" nennt darüber hinaus explizit die "Globalisierung von Lebensformen und Konsumgütern sowie des Kulturlebens", womit der weltweite Transfer von Lebensweisen, Mediennutzung und Konsumverhalten ("McDonaldisierung" ganzer Altersgruppen – Anmerkung des Autors) gemeint ist, und die "Globalisierung von Wahrnehmung und Bewußtsein", was auf die veränderten Denk- und Sichtweisen im Hinblick auf Eine-Welt-Deutungsmuster und internationale Bewegungen und Organisationen verweist. (vgl. Die Gruppe von Lissabon, 1997, S. 49). Globalisierung hat also verschiedene Facetten, ist auf unterschiedlichen Ebenen und Räumen wirksam und muss als ein historischer Prozess verstanden werden, der im ausgehenden 20. Jahrhundert neue qualitative und quantitative Dimensionen angenommen hat. Je nach Situation, Standort und Interessenlage werden diese Phänomene unterschiedlich wahrgenommen und bewertet. Auf der Stadtteilebene wird insbesondere bedeutsam, was Hengsbach meint, wenn er von einer "reaktiven" Globalisierung spricht: Der ursprüngliche Globalisierungsdruck, der in erster Linie in Form einer expansiven Eroberung der Entwicklungsländer durch das westliche, kapitalistische Gesellschaftsmodell erfolgte, kehrt nun gewissermaßen an den Ursprung zurück: Die westlichen Gesellschaften geraten selbst immer mehr in den gewaltigen Strudel wirtschaftlicher, politischer und kultureller Turbulenzen. Ein zuvorderst internationaler ökonomischer und politischer Prozess, der staats- und länderübergreifend agiert, schlägt sich längst auf die Alltagsstrukturen und Lebensweisen der Menschen auch in den vermeintlich reichen Regionen dieser Erde nieder. Zerstörten die modernen Eroberer zunächst die wirtschaftlichen Gegebenheiten und vertrauten Verhältnisse in den fremden Regionen, so ist nun mehr ein Bumerangeffekt eingetreten. Inzwischen sind auch im eigenen Land ganze Wirtschaftsbereiche und –regionen von strukturellen Verwerfungen betroffen, müssen Betriebe schließen, gehen weite Teile des Mittelstandes und Handwerks zumindest auf riskantem schmalen Grad, und immer weniger menschliche Arbeitskraft wird zur Schaffung von Gütern und zur Gewinnmaximierung benötigt. Wurden zunächst die Regierenden in den fremden Länder marginalisiert, so geraten dieselben auch in den Ursprungsländern der multinationalen Konzerne zunehmend in die Abhängigkeit der Wirtschaftsmagnaten: "Mit der Drohung, ansonsten ihr Kapital abzuziehen, bringen sie auch demokratisch gewählte Regierungen dazu, ihre Wirtschafts-, Steuer- und Sozialpolitik an hohen Renditen auf Finanzanlagen auszurichten..." (Deutscher Bundestag, 2003, S. 39). Die verfassungsmäßige Aufgabe des Staates, das soziale Wohlergehen der Bevölkerung zu sichern, wird zunehmend karikiert: "Mehr, als das soziale Elend zwischen Arbeitslosigkeit auf der einen Seite und Absenken der unteren Lohnklassen auf der anderen, verbunden mit einem Senken aller Sozialleistungen, hin und her zu schieben, wird kaum möglich sein." (Afheldt, 2001, S. 5). Dies wirkt sich zum einen in Form zunehmender Verarmung von immer breiteren Schichten der Bevölkerung aus und zum anderen in Form um sich greifender Verunsicherung auch der Menschen, die noch Arbeit und ein hinreichendes Einkommen haben: "Sie erleben Globalisierung als eine Auflösung von Sicherheiten, Garantien und Rechten, eine Gefährdung ihrer Arbeitsplätze und Einkommen." (Deutscher Bundestag, 2003, S. 37). Perspektivisch ist "zu erwarten, dass die vielgestaltige Globalisierung den Lebensstandard großer Bevölkerungskreise noch weiter senken und anhaltende massenhafte Immigration den Anteil der Armutsbevölkerung drastisch erhöhen wird" (Hetzer, 2003, S. 30). Nicht minder werden emanzipatorische Prozesse, beispielsweise zwischen Männern und Frauen, beeinträchtigt: Erneut sind es zuerst die Frauen, deren Arbeitsplätze wegrationalisiert oder in sozial ungesicherte Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse umgewandelt werden. Auch die Zugänge von Frauen zu Kompetenzen und Qualifikation sowie zu ökonomischen Ressourcen wie Grund- und Kapitalbesitz sowie zu Entscheidungspositionen werden beschnitten. Und "Menschenschmuggel steht dabei primär mit dem Sexmarkt, dem Arbeitsmarkt und der illegalen Migration in Zusammenhang" (Deutscher Bundestag, 2003, S. 44). Die Auflösung traditioneller Bindungen, Strukturen und Traditionen, das Infragestellen von vermeintlich konservativen Werten, die den alten Gewohnheiten und gesellschaftlichen Verhältnissen entsprachen, gehen einher. Flexibilität, Mobilität und eine utilitaristische Werteorientierung sind gefragt. So gesehen erscheinen die viel zitierten Wandlungssymptome der entwickelten Moderne, die mit den Stichworten der Pluralisierung und Individualisierung häufig umschrieben werden, weniger als Ausdruck freiheitlicher Entwicklungen, denn als Begleiterscheinung globalisierender Wirtschaftsinteressen.[3] Die Enquete-Kommission nennt weitere Probleme, die sich durch die Globalisierung verschärfen können. An dieser Stelle sollen erwähnt werden: Gefährdungen des globalen Klimas und Zunahme der Emissionen von Schadstoffen, Verelendungs- und Migrationsprozesse, Zunahme organisierter Kriminalität und Verteilungsprobleme, die zum Beispiel zu Armut, Wassermangel oder Krankheiten führen, während andere davon sogar profitieren (vgl. Deutscher Bundestag, 2003, S. 41). Das Quartier als Brennspiegel globaler Verwerfungen Wie in einem Brennspiegel sind die Auswirkungen und Auswüchse der Globalisierung gerade auch in den Wohngebieten bzw. Stadtteilen mit niedrigem sozialen Status fokussiert. Häussermann spricht von sozialräumlicher Segregation und Polarisierung: "In den Großstädten bilden sich Quartiere heraus, in denen sich die "Überflüssigen" konzentrieren: die marginalisierten Einheimischen und die diskriminierten Zuwanderer, die in den "besseren" Vierteln keine Wohnung mehr finden" (Häussermann, 2000, S. 15). Diese Segregation sieht Häussermann selbst als Quelle von Benachteiligung und Ausgrenzung. "Durch Migrationsprozesse bildet sich ein Milieu der Benachteiligung immer stärker heraus: Diejenigen, die keine Möglichkeit zur Wahl eines anderen Wohnstandortes haben, passen sich diesem Milieu langsam an." (a.a.O., S. 21). In diesen Stadtteilen leben, beispielsweise in Freiburg-Weingarten, allein in einem Hochhaus Menschen aus 60 verschiedenen Nationen. Hier prallen, fernab von folkloristischen Multikultiträumen, die divergierenden Alltagskulturen und Wertvorstellungen, Konkurrenzkämpfe und Konfliktbewältigungsmuster schonungslos aufeinander. Hier ist der Arbeitslosen- und Sozialhilfeempfängeranteil überproportional hoch. Hier gibt es besonders viele Alleinerziehende, Patchworkfamilien und an der Gesellschaft gescheiterte Menschen. Hier leben aber auch weit mehr Kinder und Jugendliche als anderswo auf engsten Raum und unter denkbar schlechten Entwicklungsbedingungen. In diesen Stadtteilen sind die Einheimischen in Kindergärten und in Schulklassen ohnedies längst in der Minderheit. Kinder von Migranten haben so nicht mehr die Chance, über das Lernen am Modell die Kultur und die Sprache der neuen Heimat zu lernen. Bevorzugt entstehen hier auch Ängste, Unsicherheiten und Vorurteile gegen die neuen Nachbarn, deren Verschiedenheit nur schwer angenommen wird, die als Konkurrenten erlebt werden und mit denen eine alltägliche Kommunikation noch seltener zu gelingen scheint als mit den Einheimischen. Die postmoderne Verheißung der "Vielheit als Glücksgestalt", wie sie Lyotard oder auch Welsch postulieren, erweist sich vor diesem Hintergrund eher als ein Irrlicht. Oder wie es Staub-Bernasconi sagte, als "die Aussicht derjenigen, die Gipfelsicht haben" (Staub-Bernasconi, 1995, S. 81). Sie verweist auf die alten, im Wesentlichen unveränderten sozialen Ungleichheiten, die trotz verschiedenster Anzeichen von Struktur- und Kulturveränderungen Ausdruck von klassen- und schichtbezogenen Strukturen sind. Die Gefahr der Verschleierung und Verwischung von Verteilungs- und Gerechtigkeitsmaßstäben sei evident. Für "die da unten" gelten nun einmal andere Spielregeln als für "die da oben". Das in Fachkreisen der Sozialen Arbeit wenig bekannte und schon wieder vergessene Sozialwort der christlichen Kirchen zieht folgende Konsequenzen: "Solidarität und Gerechtigkeit sind notwendiger denn je. Tiefe Risse gehen durch unser Land: Vor allem der von der Massenarbeitslosigkeit hervorgerufene Riß, aber auch der wachsende Riß zwischen Wohlstand und Armut und der noch längst nicht geschlossene Riß zwischen Ost und West" (Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland und Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, 1994, S. 9). Die Kirchen fordern und verpflichten sich selbst zu einer "Option für die Schwachen", zur Solidarität mit den Armen: "Auf die Menschen in unserer Gesellschaft, die im Schatten des Wohlstands leben und weder sich selbst als gesellschaftliche Gruppe bemerkbar machen können noch eine Lobby haben, wird unsere Aufmerksamkeit gelenkt" (ebenda, S. 12). Die Kirchen fordern Solidarität. Ist dies angesichts der scheinbar übermächtigen wirtschaftlichen Kräfte realistisch und kann sich unter den oben skizzierten Bedingungen Solidarität ausgerechnet unter Armen, Ausgegrenzten und Schwachen überhaupt entfalten? Welche Beiträge vermag die Soziale Arbeit hierzu zu leisten? Bislang wurden der Stadtteil oder das Wohnviertel hauptsächlich als Ort von Negativzuschreibungen dargestellt. Aber hier liegen durchaus auch Chancen und Perspektiven für solidarische Entwicklungen. Mit Häussermann wird dennoch unterstellt, dass derartige Quartiere, wenn der Prozess der sozialen Belastung erst einmal fortgeschritten ist, sich nicht mehr selbst helfen können: "Aus dem Strudel multipler und kumulativer Benachteiligung, der mit dem unfreiwilligen Wohnen in solchen Quartieren verbunden ist, gibt es nach einer gewissen Zeit kein Entkommen mehr. Die Bewohner sind mit ihren Quartieren ausgegrenzt, wenn nicht eine solidarische Stadtgesellschaft Prozesse der sozialen Stabilisierung einleitet und die Reintegration der Quartiere und ihrer Bewohner dauerhaft unterstützt." (Häussermann, 2000, S. 21) Als ein solcher Prozess, in dem Menschen lernen, trotz unterschiedlicher Probleme und Sichtweisen, durch gemeinsames Handeln, ihre Lebensverhältnisse so zu gestalten, dass weitere Handlungsorientierung möglich werden, soll Gemeinwesenarbeit hier definiert werden. Sie steht damit durchaus auch in der Traditionslinie der Aufklärung, von Befreiung und Emanzipation, wie es von Boulet/Kraus/Oelschlägel 1980 grundlegend formuliert wurde: "Gemeinwesenarbeit muss Beiträge zur tendenziellen Aufhebung und Überwindung von Entfremdung leisten, also die Selbstbestimmung handelnder Subjekte ermöglichen. Damit ist Gemeinwesenarbeit Befreiungsarbeit insofern, als sie die unmittelbaren Wünsche und Probleme der Menschen ernst nimmt, zu veränderndem Handeln unter Berücksichtigung der politisch-historischen Möglichkeiten motiviert und Einsicht in die strukturellen Bedingungen von Konflikten vermittelt. In diesem Sinne kann Gemeinwesenarbeit als Arbeitsprinzip jede soziale Arbeit strukturieren" (Boulet/Kraus/Oelschlägel, 1980, S. 156f.). Von hier ausgehend lassen sich die möglichen Bedingungen und Perspektiven der Solidaritätsentfaltung diskutieren. Auf natürliche Netzwerke und gewachsener Alltagssolidarität sollte nicht spekuliert geschweige denn gebaut werden. Denn soziales Kapital korreliert nach Bourdieu mit der ökonomischen Grundausstattung. Bereits in den 1950er Jahren hatte dies Fischer festgestellt: "Je höher der Bildungsstand einer Person ist, desto größer sind ihre Netzwerke, desto mehr soziale Unterstützung findet sie, desto vertrauter sind die Beziehungen und desto weiter ist die geographische Reichweite der Beziehungen: Mit dem Einkommen steigt die Zahl der vertrauten Personen, die nicht aus der Verwandtschaft stammen und es wächst auch die Qualität und die Sicherheit der von diesen Personen erwartbaren praktischen und gemeinschaftlichen Unterstützung" (Fischer zitiert nach Keupp, 1987, S. 39f.). Solidarität in benachteiligten/benachteiligenden Stadtteilen, dort wo die so genannte "neue Armut" zu Hause ist, bedarf also der Inszenierung, Unterstützung und Begleitung durch besondere Akteure. Wieso gerade Solidarität? Was ist das Besondere an dieser Art und Weise der Interaktion? Solidarität ist, so scheint es zunächst, in der entwickelten Konkurrenzgesellschaft eine paradoxe Erscheinung oder, wie manche Kritiker meinen, bestenfalls ein Fossil mit musealem Touch. Viele verbinden dann auch mit Solidarität noch den alten Mythos einer "solidarischen Arbeiterkultur" vergangener Zeiten. Eine solchermaßen verstandene Solidarität hätte in der Tat ausgedient. Rauscher definiert Solidarität denn auch durchaus rational als eine "wechselseitige Verbundenheit von mehreren bzw. vielen Menschen, und zwar so, daß sie aufeinander angewiesen sind und ihre Ziele nur im Zusammenwirken erreichen können" (Rauscher, 1988, S. 1192). Solidarität hat demnach zum einen ein wechselseitiges Angewiesensein und zum anderen gleiche oder ähnliche Ziele bzw. Interessen zur Voraussetzung. Solidarität impliziert demgemäß immer zugleich auch eine Ungleichheit oder Differenz. Es wird in der Regel sogar zahlreiche Differenzen zwischen den einzelnen Personen geben. Natürlich braucht es auch ein gewisses Quantum an Gemeinsamkeit und Gleichheit. Mitunter genügen jedoch bereits wenige Übereinstimmungen, um die Differenzen überbrücken zu können. Nach Bourdieu erweisen sich soziale Beziehungen am ehesten als dauerhaft und belastbar, wenn zwischen den Akteuren keine allzu großen Distanzen im sozialen Raum bestehen. So steigen die Chancen des Zusammenschlusses von Personen, "je näher im Raum sich diese stehen und einer je kleineren, damit homogener konstruierten Klasse sie zugehören" (Bourdieu, 1985, S. 13). Doch heißt das im Umkehrschluss nicht, dass sozialräumliche Distanzen Solidarität verhindern. Sie wird unter Umständen jedoch erschwert und bedarf vielleicht besonderer Anstrengungen. Bourdieu verweist aber auch darauf, dass sich die Akteure mehr oder weniger auf gleicher Augenhöhe bewegen müssen. Solidarität hat also auch nichts mit mildtätigen Gaben oder Selbstlosigkeit zu tun. Sie meint nicht das karitative Geben oder Unterstützen von oben nach unten.[4] Solidarität setzt insbesondere auf gelerntes Vertrauen in die Verlässlichkeit der anderen, auf die Erkenntnis der wechselseitigen Bedürftigkeit und gegenseitigen Wertschätzung (vgl. Honneth, 1993, S. 263). Schon gar nicht geht es um spekulative Vorteilsnahme oder hochverzinsliche Einlagen in Erwartung hoher Renditen. Wer solidarisch handelt, weil er etwas einzubringen vermag, was andere bedürfen, macht dies also nicht in Gewinnerzielungsabsicht. Sie ist von daher auch ein Modell jenseits der traditionellen Macht- und Herrschaftsideologien, wie sie von den Wirtschaftsstrategen der Globalisierung propagiert und vorgelebt werden. Was bedeutet das jedoch angesichts der oben darlegten Lebensbedingungen in ausgegrenzten, sozial deprivierten Wohngebieten? Wie realistisch sind da überhaupt solidarische Bewältigungsstrategien? Oder drohen gar weitere Enttäuschungen und Überforderungen? Solidarität schiene hier grundsätzlich ein geeignetes Handlungsmodell zu sein, da im Unterschied zur Gemeinschaft nicht allzu hohe Gleichheiten und/oder Assimilationspotenziale im soziokulturellen Wissens-, Werte- und Verhaltensbereich vorausgesetzt werden. Andererseits sind doch gewisse Affinitäten und Übereinstimmungen unabdingbar, die freilich auf den ersten Blick selten sichtbar sind. Auch Bertolt Brecht, der mit seinem "Solidaritätslied" in den 1920er Jahren den ArbeiterInnen angesichts der drohenden Gefahren von Faschismus und Krieg Mut zusprechen und einen Weg weisen wollte, sah in den alltäglichen und ideologischen Differenzen das Kernproblem: "Unsere Herrn, wer sie auch seien, sehen unsere Zwietracht gern, doch so lang sie uns entzweien, bleiben sie noch unsere Herrn. Vorwärts und nicht vergessen, worin unsere Stärke besteht: Die Solidarität" (Brecht, 1981, S. 288). Die Geschichte zeigte, dass es seinerzeit fatalerweise nicht hinreichend gelungen ist, die unterschiedlichen Denkweisen und Vorstellungen über die vermeintlich einzig richtigen Strategien und Taktiken zu überwinden und so zum gemeinsamen Handeln zu kommen. Automatisch ergeben sich auch heute und in diesen Quartieren schon gar nicht solidarische Beziehungen. Horst Eberhard Richter hatte vor rund 30 Jahren bereits verstanden, um was es geht: "Lernziel Solidarität" hieß eines seiner vielgelesenen Bücher. Solidarität muss also gelernt werden. Und "Solidarität unter Fremden" bzw. unter Konkurrenten stellt sich allemal nicht von alleine ein. Haupthindernis gemeinsamen Handelns sind im "Ghetto ohne Mauern" die gegenseitigen Ängste und Vorurteile sowie die verloren gegangenen Selbstwertgefühle und Kontrollüberzeugungen. Wer im Leben nie über den eigenen Kirchturm hinausschauen konnte, wird alles Fremde zunächst als beängstigend und störend erleben. Und wer nie oder selten erfahren konnte, dass er auch unübersichtliche und unbekannte Herausforderungen erfolgreich meistern konnte, wird es sich auch nicht zutrauen. Diese und ähnliche subjektive Gefühle, die Selbst- und Fremdzuschreibungen entspringen, sind zwar ernstzunehmen und in ihrer Bedeutsamkeit zu achten. Dennoch verfügt die Wissenschaft der Sozialen Arbeit durchaus über hinreichende Erklärungswissensbestände und erfolgversprechende Handlungsorientierungen, dass man an dieser Hürde nicht straucheln oder gar scheitern muss. Zumal gerade die Folie der Globalisierung neue Erkenntnis- und Lernprozesse ermöglicht, vorausgesetzt, es besteht die Bereitschaft, sich auf das in Vergessenheit geratene "kritische Denken" einzulassen und auch den Mut zu haben, gegen den Strom zu schwimmen. So gilt es beispielsweise wieder Paulo Freire zurück zu gewinnen. Er ging davon aus, dass die Kultur des Schweigens, der Rückzug und die Resignation vieler in Armut und Ausgrenzung lebender Menschen, eine logische Folge ihre gesellschaftlichen Lage ist. Um dies zu verändern, müsse sich Bildung stets auch politisch verstehen und vor diesem gesellschaftskritischen Hintergrund Befreiungsarbeit leisten. Deshalb wendet er sich auch gegen Entmündigung und Bevormundung durch selbsternannte "gutgemeinte" Bildungssysteme und Akteure, die vorgeben, im Interesse der Schweigenden sich für diese anwaltlich einzusetzen und ihnen Lösungswege vorgeben zu müssen. Befreiende Bildungsarbeit müsse dagegen dialogisch, auf einer Augenhöhe, stattfinden und an der jeweiligen Lebenssituation der betreffenden Menschen ansetzen. Die eigentliche Emanzipation, im wahrsten Sinne Kants, kann nur durch Bewusstseins- und Handlungsprozesse der Betroffenen selber geschehen. Methodisch schlägt Freire vor, an den Alltagsproblemen, den vertrauten und brennenden Themen des täglichen Lebens ("Issues") anzusetzen. Mit ihren eigenen Worten und Bildern, mit den ihnen eigenen Deutungsmustern und Bewältigungsstrategien müssen sie versuchen, die jeweils geeigneten Lösungswege zu gehen (vgl. Freire, 1976). Bundespräsident Johannes Rau betonte im Mai 2002, dass eine Politik der Freiheit nur dann auch wirtschaftlich überzeugen werde, wenn sie die Menschen befreie von Ausbeutung, von Armut und Überschuldung, wenn sie für gleiche Chancen sorge, zum gegenseitigen Respekt beitrage und wenn sie alle teilhaben lasse an dem, was den Globus bewege (vgl. FAZ vom 14. 5. 2002, S. 2). Letztlich ermöglicht gerade die Folie der Globalisierung Erkenntnis- und Lernprozesse, die es augenscheinlich werden lassen, dass die vermeintlichen Differenzen angesichts des Ausmaßes der Bedrohungen bzw. der realen Macht- und Ausbeutungsverhältnisse zunehmend geringer erscheinen können. So haben die arbeitslosen russischen und türkischen Jugendlichen in einer bundesdeutschen Großsiedlung trotz aller Unterschiede miteinander noch immer mehr Gemeinsamkeiten und Interessen, als sie dies beispielsweise mit einem Aufsichtsratsvorsitzenden einer Großbank haben. Und schmiedet nicht auch die Diskussion und Empörung über Missstände im Stadtteil und/oder das Versagen der lokal Verantwortlichen beziehungsweise der wirtschaftlich Mächtigen die "kleinen Leute" zusammen? Hondrich und Koch-Arzberger verweisen darauf, dass gemeinsame Gegner und Bedrohungen von außen oftmals der entscheidende Katalysator sind (vgl. Hondrich/Koch-Arzberger, 1994, S. 18f.). Solche gemeinsam erlebte Benachteiligung oder Bedrohung vermittelt das Bewusstsein für kollektive Betroffenheit.[5] Gemeinsam ausgemachte Gegner dienen gewissermaßen als Zielscheibe und sind so richtungsweisend. Nach Beck ist in der Risikogesellschaft die traditionelle "Solidarität aus Not" zunehmend durch die "Solidarität aus Angst" ersetzt worden (vgl. Beck, 1986, S. 65). Letztlich bedarf es vor allem der gemeinsamen Aktionserfahrung ("learning by doing"). So lernen verärgerte Mieter sehr schnell, dass sie beispielsweise zur Behebung bestimmter Mängel oder Defizite im Quartier die Unterstützung möglichst vieler benötigen und sei es nur deren Unterschrift oder die Beteiligung auf einer Mieterversammlung. Und da zahlt es sich eben aus, wenn man gutnachbarschaftliche Beziehungen hat, einander kennt und umeinander weiß. Aufgabe von Gemeinwesenarbeit ist es nun, derartige Lernfelder zu arrangieren bzw. alltägliche Strukturen und Begegnungsmöglichkeiten zu unterstützen, die solche Erfahrungen und Erkenntnisse ermöglichen. Hierzu bedarf es der räumlichen Nähe und des persönlichen Kennenlernens. Einerseits müssen die Fachleute im Sinne der Alltags- und Lebensweltorientierung unmittelbar vor Ort präsent sein und deren Lebensfeld zumindest partiell teilen. Andererseits müssen sich die Menschen möglichst niedrigschwellig und zwanglos begegnen können. Häufig bedarf es gar keiner besonderen Vorkehrungen. Die Menschen begegnen sich Tag für Tag: im Treppenhaus, auf der Straße oder im Einkaufsladen. Aber auch in der Schule oder im Kindergarten. Gerade die Kinder zeigen im Übrigen, wie schnell kulturelle und kommunikative Barrieren überbrückt werden können. Der alltägliche Stadtteil mit seinem unumgänglichen Zusammentreffen bietet so den geeigneten Bezugsrahmen, um Menschen aus unterschiedlichsten Milieus und kultureller Herkunft einander näher zu bringen und damit auch exemplarisches Lernen für weltweite Prozesse zu ermöglichen. In der Regel fehlen aber schon die organisatorischen Voraussetzungen, insbesondere die halböffentlichen Räume, die einerseits Nähe, andererseits aber auch Rückzug und Abstand ermöglichen. Diese müssen oftmals erst arrangiert werden. Andererseits gibt es die Räume der Kirchengemeinden, der Schulen oder der Kindergärten. Gerade letztere werden als Lernfeld für den gesamten Stadtteil in der Regel unterschätzt. Voraussetzung scheint freilich zu sein, dass Bedingungen, unter denen die Menschen sich als gleichberechtigt und in ihrer Würde geachtet erleben können, geschaffen werden. Da dies in der Konkurrenz- und Leistungsgesellschaft gerade nicht von Menschen erwartet werden darf, denen oftmals das eigene Selbstvertrauen und das mitfühlende Verständnis für außergewöhnliche und eigensinnige Verhaltensweisen abhanden gekommen ist, bedarf es der Unterstützung und Förderung. Gemeinwesenarbeit sieht traditionell ihren zentralen Aspekt in der Aktivierung von Menschen, die nicht selten Ohnmachtserfahrungen gemacht haben. "Sie will durch die Förderung von eigenständigem Handeln, durch die alltägliche Erfahrung eigener Kompetenzen und durch die zunehmende Teilhabe an der Gestaltung des Umfeldes dazu beitragen, daß das Vertrauen in die eigenen Selbstbestimmungs- und Gestaltungskräfte wächst. Anstelle der traditionellen Defizitorientierung, die eine weitgehende Hilflosigkeit und Hilfebedürftigkeit unterstellt, wird auf die oftmals verschütteten, unterdrückten, verdrängten oder auch vergessenen Fähigkeiten oder Talente gesetzt, bzw. es wird die entsprechende Lern- und Entwicklungsfähigkeit unterstellt."[6] Dieser Handlungsansatz wird seit geraumer Zeit als "Empowerment"[7] umschrieben. Schon in den 1950er Jahren empfahl Ross, ein Klassiker der Gemeinwesenarbeit, mit ähnlichen Worten, "den Glauben an Wert und Würde des Individuums, die Überzeugung, daß jeder Mensch die Möglichkeiten und Fähigkeiten hat, sein eigenes Leben zu führen, die Freiheit seine eigene Individualität zum Ausdruck zu bringen, die allen sozialen Wesen innewohnende Fähigkeit zu wachsen und sich zu entfalten, und das Recht jedes Individuums auf Erfüllung der grundlegenden physischen Bedürfnisse" (Ross, 1968, S. 91). Dem liegt ein der humanistischen Psychologie und der christlichen Sozialethik verwandtes Menschenbild zugrunde, das davon ausgeht, dass jeder Mensch die Fähigkeiten zu Selbstentfaltung und Wachstum hat. Davon ausgehend müssen die persönlichen und die Umfeldressourcen gemeinsam mit den Beteiligten entdeckt, gefördert, beschafft, entwickelt oder auch verteidigt werden. Gemeinwesenarbeit vertraut auf die persönlichen Ressourcen jedes Einzelnen, respektiert deren Eigensinn und die oftmals unkonventionellen Lebensstrategien und Handlungsweisen. Ressourcen- und nicht defizitorientiert werden bewusst die potenziellen UnterstützerInnen wie Nachbarn, Ehrenamtliche oder auch KollegInnen aus anderen Einrichtungen ebenso mit einbezogen wie z.B. die soziokulturellen und räumlichen Gegebenheiten. Sie vertraut darauf, dass auch in ausgegrenzten, benachteiligten Wohnquartieren oder Bevölkerungsgruppen hinreichend Potenziale vorhanden sind, die Lebensführung und die Gestaltung des Umfeldes selbstverantwortlich zu gestalten. Dabei werden die Betroffenen nicht nur zum Handeln ermutigt, sondern man mutet ihnen auch die erforderliche Eigeninitiative zu, das heißt, dass den Betroffenen das Heft in die Hand gegeben wird. In der Regel erfordert dies viel Geduld und Selbstdisziplin, denn nicht selten neigen Professionelle dazu, vorschnell einzugreifen und so wichtige Lernmöglichkeiten zu verschließen. Aus Betroffenen sollen Beteiligte werden. Opfer und Objekte vielfach anonymer Entscheidungen sollen gemeinsam die Erzählfäden ihres Lebens aufgreifen und im gemeinsamen Handeln ihren eigenen Weg gehen. Dabei wird nicht übersehen, dass nur selten die Gegner irgendwo in den Chefetagen oder Schaltzentralen großer Konzerne identifiziert werden, sondern zumeist hinter der Türe nebenan oder im Stockwerk darüber oder darunter. Gemeinwesenarbeit hat es deshalb vielfach auch mit der Moderation oder auch der Vermittlung im Stadtteil und zwischen den BewohnerInnen zu tun. Immer wieder braucht es auch professionelle Streit- und Konfliktschlichtung. Ohne die organisierte Begegnung und das moderierte Gespräch, in dem die unterschiedlichen Sichtweisen und Erwartungen ausgetauscht werden können, wird es mitunter zu keiner hinreichenden Verständigung kommen. Dabei sollte erst gar nicht die Erwartung genährt werden, dass sich die vielen Differenzen und Divergenzen stets durch geschickte Gesprächsführung, kluge Kompromisse oder mühsam ausgehandelte Konsense ausgleichen oder aufheben lassen. Mittels Gemeinwesenarbeit könnte es jedoch gelingen, die jeweiligen Unterschiede und Gemeinsamkeiten dergestalt herauszuarbeiten, dass nicht nur ein Nebeneinander, sondern zumindest zeitweise auch ein Miteinander möglich wird. Für Habermas ist die Kategorie der Solidarität eine Ergänzung zur individuellen Gleichbehandlung, insofern sie sich "auf das Wohl der in einer intersubjektiv geteilten Lebensform verschwisterten Genossen bezieht – und damit auch auf die Erhaltung der Integrität dieser Lebensform selbst" (Habermas, 1991, S. 70). Mit der Solidarität eröffnen sich dem Individuum neue Perspektiven der Gegenwehr: Neben der Gewalt des Geldes und der Gewalt der bürokratischen Macht bildet sich eben auch die "sozialintegrative Gewalt der Solidarität" (Habermas, 1985, S. 151). Unter den oben skizzierten Voraussetzungen erscheint es nicht nur möglich, sondern durchaus auch geboten zu sein, in Quartieren der Globalisierungsopfer, also der Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind oder die aufgrund des Arbeitsplatz- und des Sozialabbaus verarmen und marginalisiert werden, hoffnungsvolle Zeichen setzen zu können. Mit Hondrich und Koch-Arzberger soll eingeräumt werden, dass die großen Probleme durch Solidarität im Stadtteil allein nicht gelöst werden können. Und selbst wenn es auch vielmals nicht gelingen will, die Probleme miteinander zu lösen, dann "bietet Solidarität den Benachteiligten und Bedrängten Beistand im Ausharren" (Hondrich/Koch-Arzberger, 1994, S. 119). Solidarität bietet, unter diesen Prämissen durchaus eine hoffnungsvolle Perspektive für das Zusammenleben in der Risikogesellschaft. Im gemeinschaftlichen Handeln wird das "Prinzip Hoffnung" aufgegriffen, bestehen am ehesten Chancen Entfremdung und Ausgrenzung zu überwinden und neue, zeitgemäße Formen des solidarischen Zusammenlebens zu entwickeln. Denn wenn "Solidarität der menschlichen Interessen verwirklicht werden soll, wird es undenkbar, dass eine Klasse von Menschen für die vermeintlichen Bedürfnisse einer anderen Klasse von Menschen geopfert werden soll. [...] Für verschiedenste Gruppen von Männern und Frauen in der ganzen Welt ist offenbar die Zeit gekommen, um sicherzustellen, dass alle Menschen gegen den Hungertod versichert werden müssen" (Jane Addams, zitiert nach Staub-Bernasconi, 1995, S. 5). Dies nicht nur zu erkennen, sondern danach auch in beruflichen Kontexten zu handeln, ist angesichts des opportunistischen Mainstreams, der sich mehr oder weniger dem Neoliberalismus verschrieben hat, nicht immer einfach. Horst-Eberhard Richter hat 1999 im Rahmen eines Vortrages unter dem Titel "Lernziel Solidarität heute" darauf verwiesen, "dass der Mensch im Zeitalter der Globalisierung seine Stellung als Subjekt in der Geschichte behaupten muss, anstatt sich mit seiner momentanen Verwertbarkeit zu identifizieren... Gerade in der Phase der großen Umbrüche braucht es selbstbewußte Menschen, die über alle notwendigen Anpassungen nicht vergessen, dass sie mit ihrem Verantwortungssinn die Zukunft mitbestimmen" (Richter, 1999).

Literatur
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[1] Ein Scherzbold hatte vor Jahren einmal an eine Hauswand geschrieben: "Ausländer, laßt uns mit den Deutschen nicht alleine".
[2] "Dem ewigen Deutschtum" ist die Freiburger Albert-Ludwig-Universität in großen goldenen Lettern über dem Hauptportal gewidmet.
[3] Vor über 150 Jahren haben bereits Marx und Engels einen Verfall der traditionellen Strukturen, Beziehungen und Tugenden in der modernen Gesellschaft beschrieben: "Die Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen, hat alle feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. [...] Alle festen, eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sind endlich gezwungen, ihre Lebensstellung, ihre gegenseitigen Beziehungen mit nüchternen Augen anzusehen. Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produktion jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muß sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen." (Marx/Engels, o.J., S. 214f.).
[4] Der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern (1808-1881), der sich ebenso intensiv mit dem Massenelend der arbeitenden und arbeitslosen Stadtbevölkerung in Deutschland auseinandersetzte wie mit der revolutionären Arbeiterbewegung seiner Zeit, erblickte in beiden eine gleichermaßen große Bedrohung. Er sah keinen anderen Ausweg als den Appell zur Gründung und Unterstützung freier Assoziationen der Hilfebedürftigen. Alle bisherigen Bemühungen seien begrüßenswert, doch nicht hinreichend, da sie immer nur von dem Hilfegedanken für andere getragen seien: "Ein neuer Schritt, der noch gethan werden und verfolgt werden muß, ist: christliche Associationen der Hülfsbedürftigen selbst für deren soziale (Familie, Besitz und Arbeit betreffende) Zwecke zu veranlassen. Begibt sich die innere Mission erst ernsthaft an die Verwirklichung dieser Aufgabe, so ist der Grenzstein aufgerichtet zwischen der bisherigen und einer künftigen Epoche der christlich rettenden Liebesarbeit [...] Das Bestreben, Association der Hülfsbedürftigen zu veranlassen, ist ein freilich karikiertes, aber unleugbares Moment der Wahrheit in der sozialistischen Bewegung unserer Zeit. Gerade dadurch hat dieselbe, mit einer solchen Bedeutung und Macht unter den handarbeitenden Classen Eingang gefunden; sie hat ihnen damit die Möglichkeit einer Zukunft gezeigt, welche in gewissem Sinne den Elenden und Leidenden persönlich anvertraut wird" (Wichern, 1889, S. 138). Wichern legte damit den Grundstein für die Förderung solidarischer Gemeinschaften auf der Grundlage sozialer Gerechtigkeit.
[5] Erinnert sei an das kollektiv erlebte Trauma des Super-Gaus in Tschernobyl 1986 oder an die Zeit des ersten Golfkrieges in den 1990er Jahren. Umgekehrt nutzte George W. Bush die kollektiv empfundene Bedrohung nach dem 11. September 2001, um seine Kriegspläne gegen den Irak beschleunigen zu können.
[6] Rausch, 1998, S. 223.
[7] "To empower" meint, "jemanden ermächtigen, jemandem die Vollmacht erteilen, etwas zu tun; ›to be empowered‹ – ermächtigt oder befugt sein, die Vollmacht zu haben, etwas zu tun." (Stark W., 1996, S. 17). In die deutsche Sprache übertragen hieße Empowerment etwa "Ermächtigung", was im Deutschen allerdings ein durch den Faschismus sehr belasteter Begriff ist, so daß einmütig die englische Vokabel Verwendung findet.

Leseprobe 3



Inhalt:

Ulrich Pfeifer-Schaupp
Globalisierung gestalten
Einführung (Leseprobe)
Ulrich Pfeifer-Schaupp
Die Schatten der Globalisierung und die Soziale Arbeit
Gisela Rudoletzky
Die Globalisierung braucht neue Regeln!
Oder: Wie lassen sich wirtschaftliche, soziale und ökologische Zielsetzungen im Welthandel durchsetzen?
Martin Albert
Armut und Reichtum in Deutschland
Formen sozialer Ungleichheiten und Konsequenzen für die Soziale Arbeit
Markus Breuer
Menschen in Bewegung: Migration und Globalisierung
Konrad Maier
Globalisierung und die "Krise der Arbeitsgesellschaft" als Chance und Herausforderung für die Soziale Arbeit
Sigrid Haefner
Frauenleben – Frauenarbeit unter den Bedingungen der Globalisierung
Günter Rausch
Gemeinwesenarbeit zwischen Hochhausgärtnern und Global Playern
oder: Lernziel Solidarität in Zeiten der Globalisierung (Leseprobe)
Jan Kruse
Simulation und Disziplinierung der Sozialen Arbeit
Eine kritische Analyse der Debatte um Professionalisierung und Modernisierung Sozialer Arbeit
Danilo R. Streck
Pädagogik eines neuen Gesellschaftsvertrags
Lektionen aus dem Beteiligungshaushalt im Staat Rio Grande do Sul (Brasilien)

Autorenreferenz

Martin Albert, Dr. paed., Diplomsozialarbeiter und Diplompädagoge. Arbeitet seit 14 Jahren im Bereich von Migration und Allgemeiner Sozialer Dienst. Daneben Unterrichtstätigkeiten für Sozialmedizin an Gesundheitsfachschulen. Lehrbeauftragter für Gemeinwesenarbeit an der Ev. Fachhochschule Freiburg und für Methoden Sozialer Arbeit an der Pädagogischen Hochschule Freiburg (E-Mail: Dr.M.Albert@web.de). Markus Breuer, geb. 1960, Diplom-Pädagoge, Diplom-Sozialpädagoge/FH. Seit 1989 in verschiedenen Arbeitsfeldern der Migrationsarbeit tätig. Lehrbeauftragter an der Ev. Fachhochschule Freiburg i.Br. seit 1994 (breuer.markus@web.de). Sigrid Haefner, geb. 1937, Diplom-Sozialwirtin, 1974 bis 1986 Dozentin an der Ev. Fachhochschule Hannover, 1987 bis 1991 erste Frauenbeauftragte der Stadt Göttingen, 1991 bis 2000 erste Frauenbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), seit 2000 freiberuflich tätig als Organisations- und Gender-Beraterin (sigrid.haefner@gmx.de). Jan Kruse, Dipl.-Sozialpädagoge, Dr. phil., wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Soziologie der Universität Freiburg sowie freier wissenschaftlicher Projektmitarbeiter (jan.kruse@debitel.net). Konrad Maier, geb. 1939, Dr. phil., em. Professor für Politikwissenschaft und Vorsitzender der Kontaktstelle für Praxisorientierte Forschung an der Ev. Fachhochschule Freiburg. Arbeitsschwerpunkte: Armut und Arbeitslosigkeit, Stadtteilarbeit und soziale Kommunalpolitik, Geschichte und Theorien Sozialer Arbeit (maier@efh-freiburg.de). Ulrich Pfeifer-Schaupp, geb. 1955, Dr. rer. soc., Studium der Verwaltungswirtschaft, Sozialarbeit und Erziehungswissenschaft, Promotion an der Universität Tübingen. Systemischer Therapeut und Supervisor (DGSF), Professor für Sozialarbeitswissenschaft an der Ev. Hochschule für Soziale Arbeit in Freiburg i.Br. Freiberuflich tätig im Bereich systemische Beratung, Fortbildung und Supervision. Leiter des Freiburger Instituts für systemische Therapie und Beratung (pfeifer-schaupp@web.de). Günter Rausch, Prof. Dr., Diplom-Sozialarbeiter (FH), Diplom-Pädagoge, Verwaltungsfachmann, 15 Jahre als Gemeinwesenarbeiter in verschiedenen Brennpunkten tätig, zwei Jahre Fort- und Weiterbildungsdozent, seit 1996 Professor an der EFH Freiburg für Gemeinwesenarbeit und Sozialmanagement, Leiter des Masterstudienganges Sozialmanagement (rausch@efh-freiburg.de). Gisela Rudoletzky, Prof. Dr. phil., Studium der Volks- und Betriebswirtschaftslehre sowie Soziologie, Professorin für Ökonomie an der Ev. Fachhochschule Freiburg (rudoletzky@efh-freiburg.de). Danilo R. Streck, Prof. Dr., Professor für Pädagogik an der Universidade do Vale do Rio dos Sinos (UNISINOS), Programa de Pós-Graduação em Educação, São Leopoldo, Brasilien (danilo@poa.unisinos.br).

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