»Antagonistische Gesellschaft und politische Demokratie«
Zur Aktualität von Wolfgang Abendroth
216 Seiten | 2006 | EUR 16.80 | sFr 30.00
ISBN 3-89965-196-0 1
Titel nicht lieferbar!
Kurztext: Am 6. Mai 2006 fand in der neuen Vorstandsverwaltung der IG Metall aus Anlass des 100. Geburtstages von Wolfgang Abendroth eine Tagung zu seinem politischen und wissenschaftlichen Erbe mit über 400 TeilnehmerInnen statt. In diesem Band werden die überarbeiteten Beiträge dieser Tagung veröffentlicht.
Wolfgang Abendroth (1906-1985) verkörperte wie kaum ein anderer die Geschichte der Linken in Deutschland: als unermüdlicher Streiter für die Aktualität des Marxismus und die Aufarbeitung der Geschichte der Arbeiterbewegung; als akademischer Lehrer, der das selbständige Denken und politische Handeln vieler Studierender prägte. Er ist einer der Repräsentanten der außerparlamentarischen Bewegung der 1960er und 70er Jahre. Er kämpfte gegen Wiederbewaffnung, Einschränkung des Streikrechts und Disziplinierung der Gewerkschaften, gegen Notstandsgesetzgebung und Berufsverbote. Als Staatsrechtslehrer und Mitbegründer der Politikwissenschaft in der BRD engagierte er sich kompromisslos für die Verteidigung von demokratischen Grundrechten und der Prinzipien des sozialen Rechtsstaats.
Dieser Band soll nicht nur an einen herausragenden Sozialisten, Wissenschaftler und Lehrer erinnern, sondern vor allem der Aktualität seines Denkens und Handelns nachgehen:
der Aktualität des Kampfes für Sozialstaatlichkeit in Zeiten sozialer Polarisierung und der Krise des politischen Systems,
der Aktualität des politisch-gesellschaftlichen Mandats der Gewerkschaften und der Neuformierung der politischen Linken,
der "Krise des Marxismus" und der Erneuerung gesellschaftskritischen, am Marxismus orientierten Denkens im Zeitalter des globalen Kapitalismus, seiner Widersprüche und der sozialen und politischen Bewegungen, die ihm Widerstand leisten,
der Aktualität politischer Bildung und des Streitens für Gegenöffentlichkeit.
Die Herausgeber:
Hans-Jürgen Urban ist Leiter des Funktionsbereichs Gesellschaftspolitik / Grundsatzfragen / Strategische Planung beim Vorstand der IG Metall; Michael Buckmiller ist Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Hannover, Frank Deppe ist Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Marburg.
Leseprobe 1
Vorwort
Am 2. Mai 2006 wäre Wolfgang Abendroth (2.5.1906 – 15.9.1985) hundert Jahre alt geworden. In seiner Person laufen in beeindruckender Weise die Stränge und Widrigkeiten des "Zeitalters der Extreme" (E. Hobsbawm) zusammen. Abendroth verkörperte mit seiner Biographie wie kaum ein anderer die Geschichte der politischen Linken in Deutschland. In autobiographischer Weise und mit durchaus programmatischer Intention charakterisierte er selbst seinen politischen Lebensweg als ein Leben in und für die Arbeiterbewegung. Die Stationen dieses Weges sind beeindruckend. Sie reichten von frühen Aktivitäten in der kommunistischen und gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung, über den Widerstand gegen und terroristischer Verfolgung durch den Faschismus bis hin zu einem engagierten Bemühen um die Stärkung linker, marxistischer Positionen in der Sozialdemokratie wie den Gewerkschaften nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch Abendroth war nicht nur antifaschistischer Widerstandskämpfer und Akteur in der politischen und gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung, sondern zugleich herausragender Wissenschaftler und "schulenbildender" akademischer Lehrer. Der "Partisanenprofessor im Lande der Mitläufer" (Jürgen Habermas) wirkte in der Bundesrepublik Deutschland als Staatsrechtslehrer und Mitbegründer der Politikwissenschaft, der sich der Verteidigung demokratischer Grundrechte und der Prinzipien des sozialen Rechtsstaats verpflichtet wusste. Er war nicht minder engagierter Streiter für die wissenschaftliche Aktualität des Marxismus und die kritische Aufarbeitung der Geschichte der Arbeiterbewegung. Und nicht zuletzt war er ein Hochschullehrer, der selbstständiges Denken und politisches Handeln vieler Studierenden über mehrere Jahrzehnte förderte und zugleich prägte. So avancierte Abendroth zu einem der Repräsentanten der außerparlamentarischen Bewegung der 1960er und 70er Jahre. Zweifelsohne war Wolfgang Abendroth in seinem Denken und mit seinem politischen Engagement, ja mit seiner ganzen Biographie eine "Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts", wie es Jürgen Peters, Erster Vorsitzende der IG Metall, formuliert. Und doch steht im Mittelpunkt dieses Buches nicht die Rekonstruktion seines Lebensweges in einer historischen Epoche, sondern die Frage nach der wissenschaftlich-analytischen und politisch-strategischen Fruchtbarkeit des Denkens Wolfgang Abendroths für das, was auch als die Aufgabe der "politischen Neugründung der Linken" am Beginn des 21. Jahrhunderts beschrieben werden kann. In den Beiträgen geht es darum, seine Positionen und Strategievorstellungen mit Blick auf die gegenwärtigen Herausforderungen der Linken einem wissenschaftlichen und politischen "Relevanztest" zu unterziehen. In diesem Sinne geht es zentral um Fragen nach der Aktualität des Kampfes für Sozialstaatlichkeit in Zeiten sozialer Polarisierung und der Krise des politischen Systems, nach der Aktualität des politisch-gesellschaftlichen Mandats der Gewerkschaften und der Neuformierung der politischen Linken, nach der "Krise des Marxismus" und der Erneuerung gesellschaftskritischen, am Marxismus orientierten Denkens im Zeitalter des globalen Kapitalismus, seiner Widersprüche und der sozialen und politischen Bewegungen, die ihm Widerstand leisten, nach der Aktualität engagierter praxisorientierter Wissenschaft, einer ebensolchen politischen Bildung und des Streitens für eine emanzipationsfördernde Gegenöffentlichkeit. Dabei zeigt sich, dass große Teile des Denkens Wolfgang Abendroths – trotz ihrer Einbindung in die jeweiligen zeithistorischen Kontexte – auch für die Debatte der Wiederbelebung der politischen Linken unter den Bedingungen des transnationalisierten Finanzmarkt-Kapitalismus ein erstaunliches Anregungspotenzial zu entfalten in der Lage sind. Die vorliegende Publikation basiert auf einer Tagung, die unter dem Titel "Arbeiterbewegung – Wissenschaft – Demokratie. Zum 100. Geburtstag von Wolfgang Abendroth" am 6. Mai 2006 im neuen Vorstandsgebäude der IG Metall in Frankfurt a.M. stattfand. Veranstalter waren der Herausgeberkreis der Schriften von Wolfgang Abendroth, die wissenschaftliche Vereinigung WissenTransfer sowie der Funktionsbereich Gesellschaftspolitik/Grundsatzfragen/Strategische Planung beim Vorstand der IG Metall. Diese Tagung, die auf erfreulich große Resonanz stieß, lieferte allerdings eher den Anlass als den Inhalt des vorliegenden Buches. Es handelt sich nicht um einen klassischen Tagungsband und verzichtet auf den in jeder Beziehung zum Scheitern verurteilten Versuch, die zahlreichen, anregenden Diskussionen der Tagung wiedergeben zu wollen. Die Manuskripte der Referate wurden in der Regel für die Publikation überarbeitet. Der vorliegende Band trägt den Titel "Antagonistische Gesellschaft und politische Demokratie". Dieser Titel ist identisch mit dem eines bekannten Sammelbandes, der einschlägige wissenschaftliche und politische Beiträge Abendroths enthält. Durch alle diese Beiträge zieht sich als roter Faden das konfliktintensive Spannungsverhältnis zwischen einer klassengespaltenen Gesellschaft und den Anforderungen an ein demokratisches Gemeinwesen. Zugleich benennt dieser Titel eine Konfliktachse, die auch für die Linke im 21. Jahrhundert nichts von ihrer Bedeutung verloren hat. In der Aktualität dieses für Wolfgang Abendroth durchaus programmatischen Titels erweist sich erneut die gegenwärtige Relevanz eines Wissenschafts- und Politikverständnisses, für das er wie kaum eine andere Persönlichkeit stand und das es unter den gegenwärtigen Bedingungen wiederzubeleben gilt. Frankfurt a.M. / Hannover im August 2006Hans-Jürgen Urban / Michael Buckmiller / Frank Deppe
Leseprobe 2
Jürgen Peters
Annäherungen an Wolfgang Abendroth
Am 19. Mai 1960 teilte Otto Brenner, 1. Vorsitzender der IG Metall, den Mitgliedern des Vorstandes mit, dass die für den 14. Juni geplante Vorstandssitzung um einen Tag verschoben werden müsse. Der für die Sitzung eingeladene fachkundige Referent könne erst am 15. Das Protokoll der daraufhin am 15. Juni stattgefundenen Sitzung vermerkt zwischen den Zeilen, dass der fachkundige Referent die IG Metall höflich, aber unmissverständlich aufforderte, politisch aktiv zu werden. Angesichts der drohenden Gefahr für Demokratie und Arbeitsleben sei es "die Aufgabe der Arbeiterbewegung, gegen solche Absichten energisch aufzutreten, ihre Mitglieder aufzuklären und alles zu tun, um die Militarisierung des Arbeitslebens zu verhindern. Dabei müsse", so der Referent weiter, "auch das Grundsätzliche, die Notwendigkeit zur Erhaltung der demokratischen Rechtsstaatlichkeit, herausgestellt werden". Die protokollierte anschließende Diskussion zeigt einen Vorstand, der sich durch die umstandslose Klarheit der abgeforderten Aktivitäten durchaus beeindruckt zeigte.
Der "fachkundige Referent", der dem Vorstand hier höflich, aber deutlich seine Aufgaben benennt, war Wolfgang Abendroth. An diesem Ereignis sind mehrere Dinge bemerkenswert: Erstens, dass der Vorstand der IG Metall wegen des Terminkalenders eines Referenten seine Sitzung verschiebt. Zweitens, dass ein externer Referent, der als Gast an einer Vorstandssitzung der IG Metall teilnimmt, dem Gastgeber so unverblümt Aufgaben ins Stammbuch schreibt. Und drittens, dass der Gastgeber dies nicht als Anmaßung, sondern als Ratschlag eines politischen Wegbegleiters angesehen hat.
Diese kleine Anekdote sagt einiges über die IG Metall, mehr aber noch über die Persönlichkeit Wolfgang Abendroths. Sie zeugt von der Entschiedenheit, aber auch von der Überzeugungskraft, mit der Abendroth offensichtlich für seine Sache eintrat.
Selbstverständlich war Wolfgang Abendroth in den Gewerkschaften kein Unbekannter. Er hatte beispielsweise 1952 im Zuge des gewerkschaftlichen Kampfes um eine fortschrittliche Betriebsverfassung das Recht auf politische Demonstrationsstreiks gutachterlich untermauert. Und 1958 erstellte er ein Gutachten gegen ein Bundesarbeitsgerichtsurteil. In diesem war die IG Metall wegen der Einleitung der Urabstimmung im schleswig-holsteinischen Arbeitskampf zu Schadensersatz verurteilt worden. Hinzu kamen persönliche Beziehungen zwischen Abendroth und Vertretern der IG Metall. Fritz Opel, der damalige Leiter der Grundsatzabteilung und renommierte Historiker der IG Metall, promovierte bei ihm mit einer Arbeit über den Deutschen Metallarbeiter Verband im Ersten Weltkrieg. Zu Otto Brenner bestand eine Beziehung gegenseitiger Wertschätzung und Sympathie. Beide kämpften gleichermaßen vor allem für mehr Wirtschaftsdemokratie und Mitbestimmung. Und mit Willi Bleicher, dem antifaschistischen Widerstandskämpfer und späteren Bezirksleiter der IG Metall, verband ihn eine tiefe persönliche Freundschaft. Beide teilten eine kapitalismuskritische Grundauffassung, beide erlitten den Terror der faschistischen Verfolgung und beide kämpften unter großen persönlichen Opfern vor und nach dem Krieg für die Einheit der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung.
Doch zur historischen Wahrheit gehört ebenso: Zwischen den Gewerkschaften und Wolfgang Abendroth gab es auch Spannungen und Konflikte, kam es zu Distanzierungen und Ungerechtigkeiten. Vor allem in späteren Zeiten. Die Persönlichkeit und seine marxistische Grundhaltung trafen in den Gewerkschaften nicht auf ungeteilte Zustimmung. Und sicherlich tat die aufgeheizte Stimmung des Kalten Krieges ihr Übriges.
Wolfgang Abendroth – eine Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts
Und dennoch: Abendroth wirkte durch seine Persönlichkeit tiefer in die Gewerkschaften hinein als oft wahrgenommen, auch in die IG Metall.
Wie ist das zu erklären? Eine erste Annäherung an die Person Abendroth erschließt sich über seine Biographie. Wolfgang Abendroth war vor allem eine Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts. In seinem Lebensweg liefen die Stränge dieses so turbulenten Jahrhunderts zusammen, eines Jahrhunderts, das der Historiker Eric Hobsbawm als "Zeitalter der Extreme" beschrieb. In dieses Zeitalter ist das Leben Wolfgang Abendroths verwoben.
Am 2. Mai 1906 wurde er in Wuppertal-Elberfeld geboren. Sein Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Frankfurt am Main, Tübingen und Münster schloss er 1930 mit dem ersten Juristischen Staatsexamen ab. In dieser Phase war Abendroth in der kommunistischen Bewegung aktiv. Dort hatte er sich stets gegen die "ultralinken" Fehlorientierungen der KPD und für eine "Einheitsfrontpolitik" der deutschen Arbeiterbewegung gegenüber dem Faschismus stark gemacht. Diese Haltung sah er am stärksten durch die KPD-Opposition (KPO) vertreten, in der er Mitglied wurde.
Als die illegale Reichsleitung der KPO 1937 aufflog, wurde er verhaftet und "wegen fortgesetzter kommunistischer Wühltätigkeit" und "Hochverrats" zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Folterungen und das traumatische Erlebnis der Gestapo- und Zuchthaushaft haben ihn bis zu seinem Lebensende nicht losgelassen. Ende 1943 wurde er zum "Strafbataillon 999" eingezogen und in Griechenland eingesetzt. Dort schloss er sich der griechischen Widerstandsbewegung an und wurde Ende des Krieges in einem Lager für Kriegsgefangene in Ägypten interniert.
Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft absolvierte er seine juristische Ausbildung und war in der sowjetischen Besatzungszone als Richter, Regierungsrat und später als rechtswissenschaftlicher Professor tätig. 1946 war Abendroth der SPD beigetreten und hatte zudem als ehemaliger KPO’ler Repressionen in der sowjetischen Besatzungszone zu befürchten. Gemeinsam mit seiner Familie verließ er diese und wurde Ende 1948 zunächst zum Gründungsdirektor der gewerkschaftsnahen "Hochschule für Arbeit, Politik und Wirtschaft" in Wilhelmshaven ernannt. Im November 1950 wurde er Professor für wissenschaftliche Politik an der Universität Marburg. Dort blieb er bis zu seiner Emeritierung 1972.
Nach seiner Emeritierung lehrte er an der Akademie der Arbeit in Frankfurt, an der sich junge Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter ihr theoretisches Rüstzeug für die praktische Gewerkschaftsarbeit aneignen. Am 15. September 1985 verstarb Wolfgang Abendroth in Frankfurt am Main.
Der Jurist
Es fällt schwer, ja es ist kaum möglich, ohne Hochachtung auf diesen Lebensweg zu blicken. Es war ein "Leben in der Arbeiterbewegung" – so der treffende Titel des Interview-Bandes, den Barbara Dietrich und Joachim Perels herausgegeben haben. Doch die Benennung wichtiger Lebensstationen bietet noch keinen hinreichenden Zugang zu seiner Persönlichkeit, die nicht nur Freunde, Wegbegleiter und Schüler in ihren Bann zog.
Wer weiter über Wolfgang Abendroth nachdenkt, der trifft schnell auf den Völker- und Staatsrechtler. Als Jurist erwarb er sich seine wissenschaftlichen Titel. Uns allen in Erinnerung ist der Interpret des Grundgesetzes, insbesondere des Sozialstaatsgebotes. Für Abendroth war das Grundgesetz Ausdruck der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse der Nachkriegszeit: Auf der einen Seite die Kräfte der Restauration, die nach dem Sieg über den Faschismus nach einer Wiederinkraftsetzung der kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung strebten. Und auf der anderen Seite jene, die eine grundlegende Neuordnung der politischen, eine umfassende Demokratisierung der Sozialordnung anstrebten.
Das Grundgesetz galt ihm – trotz aller Mängel – als eine Errungenschaft, die es gegen die permanenten Gefahren einer restaurativen Deformation zu verteidigen galt. Abendroth bezeichnete den wesentlichen Gehalt des Grundgesetzes als "die Garantie der Möglichkeit zu legaler Transformation der sozialökonomischen und soziokulturellen Basis in Richtung auf eine sozialistische Gesellschaft, die auch real (und nicht nur juristisch-fiktiv) wirklich allen gleiche Rechte gewährt."
Abendroth wirkte vor allem als Interpret und Verteidiger der Grundrechte. Einerseits aus humanitären Gründen. Aber er wusste auch: Mit der Existenz von Grundrechten steht und fällt die politische Demokratie. Nur auf dieser Grundlage war es gerade der Arbeiterbewegung möglich, legal für ihre Ziele einer umfassenden Demokratisierung der Gesellschaft zu kämpfen. Abendroth verteidigte stets die Grundrechte und vor allem das Sozialstaatsgebot gegen konservative Gegentendenzen. Etwa in der berühmten Auseinandersetzung mit Ernst Forsthoff auf der Staatsrechtslehrer-Tagung 1954. Der Staatsrechtler Forsthoff repräsentierte mit seiner Biographie und seiner Lehre die Kräfte der Restauration. Ihm hielt Abendroth entgegen: "Das entscheidende Moment des Gedankens der Sozialstaatlichkeit im Zusammenhang des Rechtsgrundsatzes des Grundgesetzes besteht also darin, dass der Glaube an die immanente Gerechtigkeit der bestehenden Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung aufgehoben ist, und dass deshalb die Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung der Gestaltung durch diejenigen Staatsorgane unterworfen wird, in denen sich die demokratische Selbstbestimmung des Volkes repräsentiert." Ein "echter Abendroth": Kompliziert im Satzbau – präzise in der Sprache – und eindeutig in der inhaltlichen Aussage! Und deshalb nicht weiter erläuterungsbedürftig!
Der Politikwissenschaftler
Es war dieser Dreiklang aus wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Demokratie, der auch das Koordinatensystem des Politikwissenschaftlers Abendroth prägte. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Politikwissenschaft in Deutschland in ihren Anfängen. Wolfgang Abendroth, der eine Professur für Staatsrecht vorgezogen hätte, hat die Politikwissenschaft in Deutschland maßgeblich mitgeprägt. Er war Mitbegründer eines Denk- und Diskussionszusammenhangs, der als "Abendroth-Schule" oder "Marburger Schule" stets umstritten und oftmals umkämpft war.
Er begriff die Politikwissenschaft als politische Soziologie. Das bedeutete vor allem: Kritische Politikwissenschaft darf sich nicht in der abstrakten Analyse von Staatsorganen und Institutionen erschöpfen. Sie muss stets auch die Kräfteverhältnisse der sozialen Klassen im Auge haben, die die Handlungsspielräume der Institutionen mitbestimmen. Und er begriff Politikwissenschaft als praxisbezogene Wissenschaft, weil die politische Praxis ihr Forschungsgegenstand ist. Aber auch, weil ihre Resultate in die politischen Auseinandersetzungen Eingang finden. In diesem Sinne begründete er eine politikwissenschaftliche Tradition, die – wenn ich es richtig sehe – heute leider vielfach in Vergessenheit geraten ist.
Der Historiker der Arbeiterbewegung
Abendroth war nicht nur Jurist und Politikwissenschaftler. Er war auch Historiker der deutschen Gewerkschaften, der deutschen Sozialdemokratie sowie der europäischen Arbeiterbewegung. Seine "Sozialgeschichte der europäischen Arbeiterbewegung" wurde sein international bekanntestes Werk und vielfach übersetzt. Abendroth war als Historiker kein detailverliebter, akribischer Quellen-Interpret. Er war ein Meister der großen historischen Linien, stets bestrebt, die komplizierte historische Wirklichkeit auf das Wesentliche zurückzuführen. Und das Wesentliche war für ihn das, was die Geschichte an Erfahrungen bereithält, um im Kampf für eine bessere Gesellschaft voran zu kommen.
Dabei hatte er einerseits die Erfolge und Errungenschaften im Blick. Aber mit Leidenschaft plädierte er auch dafür, aus den historischen Niederlagen zu lernen. Damit legte er nicht selten den wissenschaftlichen Finger in offene Wunden – auch der Gewerkschaften; eine Tätigkeit, die ihm nicht nur Freunde einbrachte. Er vertrat eine kritische Geschichtsschreibung, die auch Fehler und Versäumnisse der Führungen beim Namen nannte – ohne linksradikalen Populismus und ohne persönliche Diffamierungen, aber mit aller Entschiedenheit. So blickte er auf die Zerstörung der Weimarer Republik, die Niederlage der deutschen Arbeiterbewegung 1933 und die verhinderte Neuordnung nach 1945. Dabei wurde er nicht müde, den Gedanken der Einheit der Arbeiterbewegung als unverzichtbare Konsequenz aus der Geschichte hervorzuheben. Es war das Prinzip der Einheitsgewerkschaft, für das er mit Vertretern seiner Generation wie Willi Bleicher, Otto Brenner und andere vor allem stand.
Der gewerkschaftliche Lehrer
Für viele meiner Generation war Abendroth jedoch weniger als Wissenschaftler, sondern eher als Lehrer prägend. Als Politikprofessor in Marburg, wo er die Studierenden an die Arbeiterbewegung heranführte, und als Dozent an der Akademie der Arbeit.
Wir erinnern uns an Seminare und Vorträge, die wie Minuten vergingen; an die Schilderung komplizierter historischer Ereignisse, die durch seine Persönlichkeit im Hörsaal noch einmal Gegenwart zu werden schienen. Wenn Abendroth über die Geschichte der Arbeiterbewegung lehrte, sprachen der Wissenschaftler und der Zeitzeuge zugleich. Doch er war eben nicht nur Zeitzeuge, er war Akteur in der Arbeiterbewegung, mit seiner ganzen Person und ohne Rücksicht auf persönliche Verluste. Das verlieh seinen Äußerungen Glaubwürdigkeit, die viele, auch den damaligen Vorsitzenden der IG Metall, Otto Brenner, für ihn einnahmen.
Als 1954 die erste Auflage seines Buches "Die deutschen Gewerkschaften. Weg demokratischer Integration" erschien, löste es eine Kontroverse aus, die in den Gewerkschaftlichen Monatsheften ausgetragen wurde. Dort attackierte Franz Spliedt, ein ehemaliges Mitglied des ADGB-Vorstandes, Abendroth sehr heftig. Abendroth zeichne ein Zerrbild der deutschen Gewerkschaften – so lautete der Vorwurf. Und mit Blick auf die Abendroth’sche Feststellung, die deutsche Arbeiterbewegung habe gegenüber dem aufkommenden Faschismus historisch versagt, warf er Abendroth vor, "vom sicheren Port seines Schreibtischsessels ohne Rücksicht auf damalige Zeitumstände den Bannstrahl zu schleudern". Das erzürnte Otto Brenner, der in einer ansonsten sehr kühlen und sachlichen Replik diese Unterstellung als "unerträglich" zurückwies: "Eine solche Kritik mag für manchen zutreffen, aber bestimmt nicht für Abendroth, der die gleiche Haltung im Kampf und Einsatz gewerkschaftlicher Kräfte gegen die Nazis bereits damals eingenommen hat und wegen seiner aufrechten Gesinnung schweren Verfolgungen ausgesetzt war."
Der politische Intellektuelle
Wolfgang Abendroth führte auch als politischer Intellektueller ein widerständiges Leben. Zu keinem Zeitpunkt scheute er Kollisionen mit dem Mainstream, auch nicht in den eigenen Organisationen. Das galt für seine Weimarer Zeit in der kommunistischen Bewegung, es galt aber auch für seine Zeit in der SPD. Abendroth verstand sich dort stets als Vertreter des linken, klassenpolitisch orientierten Flügels. Dies kam in seinem 1959 vorgelegten alternativen Programmentwurf zum Godesberger Programm zum Ausdruck, aber auch in seiner Unterstützung des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, des SDS.
Letztere führte im Dezember 1961 zu seinem Ausschluss aus der SPD. Das war keine Lappalie: 1961 wegen "Linksabweichung" aus der SPD ausgeschlossen zu werden, war mit einer fatalen Stigmatisierung verbunden. Denn links von der SPD begann das Land der "Outcasts". Es war die Hochphase des Kalten Krieges. Und es war eine Zeit des bildungsbürgerlichen Dünkels an Hochschulen. Das war nicht seine Welt. Er war "in der ganzen Universitätsatmosphäre" dieser Zeit, wie Lisa dies einmal beschrieb, "ein Einzelgänger". Doch kurz darauf brach der restaurative Panzer auf, den der CDU-Staat um die Gesellschaft gelegt hatte. Und Wolfgang Abendroth wurde zu einem der führenden Intellektuellen im Kampf für die umfassende Reformierung der Gesellschaft.
Wissenschaftler mit großartigen Leistungen in verschiedenen Disziplinen, akademischer und gewerkschaftlicher Lehrer mit prägendem Einfluss auf Generationen von jungen Menschen und politischer Intellektueller ersten Ranges – jede einzelne dieser Rollen wäre genug für ein erfülltes Leben. Wolfgang Abendroth verkörperte alle in einer Person. Es war diese seltene Einheit aus politischer Widerstandsbiographie, persönlicher Integrität und wissenschaftlicher Leistung, die die Formulierung vom "Partisanenprofessor im Lande der Mitläufer" so prägnant auf den Punkt brachte. Und das war wohl das Geheimnis seiner charismatischen Persönlichkeit.
Was bleibt im 21. Jahrhundert?
Heute leben wir nicht mehr in der Weimarer oder Bonner, sondern in der Berliner Republik. Und daher gilt es, die Gedanken des "Partisanen-Professors" in die Welt des 21. Jahrhunderts zu tragen. Denn: Einen Menschen wie Wolfgang Abendroth würdigt man am besten dadurch, dass man sich den Anliegen, für die er stand, in der Gegenwart stellt.
Eine einfache Übertragung seiner Analysen und Strategie-Empfehlungen kann nicht in Frage kommen. Abendroth selbst hat immer darauf bestanden, die historisch konkreten Umstände zu analysieren, unter denen Individuen und politische Organisationen handeln. Auch seine theoretischen und politischen Hinterlassenschaften müssen ihre Relevanz angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen neu unter Beweis stellen. Und die meisten bestehen diesen Relevanz-Test mit Leichtigkeit.
Man denke nur an seine Warnung vor den Gefahren für die Demokratie, die von unregulierten Märkten oder der Zusammenballung wirtschaftlicher Macht ausgehen. Oder an sein Diktum von der Unverzichtbarkeit des Sozialstaates für ein solidarisches und demokratisches Gemeinwesen. Doch aus der Perspektive des Jahres 2006 auf sein Erbe zu blicken, bedeutet auch, Antworten auf neue Fragen zu suchen:
Was etwa heißt "Demokratisierung der Wirtschaft" unter den Bedingungen des heutigen Finanzmarkt-Kapitalismus? Wie soll ein demokratischer Nationalstaat die Macht wirtschaftlicher Akteure begrenzen, denen in Folge der so genannten Globalisierung ungeheure Gegenmacht zugewachsen ist? Wie soll er sozialstaatliche Ansprüche gegen die Erpressungen mit Standortverlagerungen zur Geltung bringen, die heute an der Tagesordnung sind?
Und zugleich: Wie muss heute ein zeitgemäßer, demokratischer Sozialstaat konstruiert werden? Einer, der seine Umverteilungsaufgaben und Sicherheitsversprechen aufrecht erhält, ohne die neuen Aufgaben einer egalitären Bildungs-, Gesundheits- und Teilhabepolitik zu vernachlässigen? Und schließlich: Wie sollten das Scheitern des Staatssozialismus und die Krise des sozialdemokratischen Projektes in der Politik einer zeitgemäßen Linken Eingang finden?
Auch mit Blick auf den Stellenwert historischer Erfahrungen für aktuelle gewerkschaftliche Kämpfe stellen sich schwierige Fragen. Der Wohlstandszuwachs, die Auflösung proletarischer Milieus und die ideologische Hegemonie eines aggressiven, neoliberalen Individualismus haben zu einer Kluft zwischen der Arbeiterbewegung und den nachwachsenden Generationen geführt. Wie kann der Wert historischer Erfahrungen unter diesen Bedingung erhalten und vermittelt werden?
Und mit Blick auf die Wissenschaft und die Rolle kritischer Intellektueller wäre zu fragen: Welche Themen und Vermittlungsformen sollte sich eine praxisorientierte Wissenschaft zu eigen machen, die auch heute am Postulat einer "Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung" festhalten will? Was sind die heutigen Aufgaben eines politischen Intellektuellen? Wie kann er sich in einer Mediengesellschaft Gehör verschaffen, in der intellektuelle Substanz schon fast als Ausschlussgrund aus den allwöchentlichen Talkshows gilt?
Mit diesen und anderen Fragen hat sich eine Tagung auseinander gesetzt, die am 6. Mai 2006 anlässlich des 100. Geburtstages von Wolfgang Abendroth durchgeführt wurde. Alle Anwesenden beschäftigten sich mit der Person und dem Werk Abendroths aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen. Aber alle taten es mit dem gemeinsamen Anliegen, das Projekt einer "besseren Gesellschaft" voranzubringen. Ein solches Projekt kann sich auch unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts keinen geeigneteren Mentor als Wolfgang Abendroth wünschen.
Leseprobe 3
Inhalt:
Vorwort der Herausgeber (Leseprobe)
Jürgen Peters
Annäherungen an Wolfgang Abendroth (Leseprobe)
Jürgen Habermas
Wolfgang Abendroth zum 100. Geburtstag
Ein politischer Intellektueller im "Zeitalter der Extreme"
Alex Demirovic
Theorie, Praxis und Demokratie
Zum Verhältnis von Wolfgang Abendroth und Kritischer Theorie
Frank Deppe
Aktualität des "organischen Intellektuellen" der Arbeiterbewegung?
Aktualität der Arbeiterbewegung
Uli Schöler
Ein Leben in der Arbeiterbewegung
Hans-Jürgen Urban
Gewerkschaftspolitik als Demokratiepolitik
Der Beitrag der Abendroth’schen Gewerkschaftskonzeption zu einer – leider (!) – nicht stattfindenden Debatte
Kampf ums Recht
Joachim Perels
Zur Aktualität der Sozialstaatsinterpretation von Wolfgang Abendroth
Detlef Hensche
Soziale Kämpfe sind stets auch Kämpfe um Verfassungspositionen
Sozialstaatsauftrag – Anmerkungen aus gewerkschaftlicher Sicht
Gerhard Stuby
Abendroths These des "transformatorischen" Charakters von Verfassungs- und Völkerrecht
Einheit und Spaltung
Michael Buckmiller
Der "Einheitsfrontblick" von Wolfgang Abendroth
Joachim Bischoff / Richard Detje
Antagonistische Gesellschaft und die Tendenz zum Finanzmarktkapitalismus
Begegnungen mit Wolfgang Abendroth
Heinz Brakemeier
Abendroths Gegenprogramm
Wie es zum Godesberger Programm und der SDS-Förderergesellschaft kam
Jakob Moneta
Linke im Kalten Krieg
André Leisewitz
Wolfgang Abendroth und das IMSF
Jörg Wollenberg
"Es ist das oberste Gebot der Pflicht gegenüber unseren historischen Aufgaben, wenigstens aus den eigenen Fehlern zu lernen" (Rosa Luxemburg)
Das Wolfgang-Abendroth-Forum in Nürnberg
Franziska Wiethold
Erinnerungen an Wolfgang Abendroth während der Studentenbewegung 1968
Reinhard Schwitzer
Grundgesetz – Berufsverbote – Politische Bildung
Stefan Schmalz
Mit Wolfgang Abendroth in La Paz
David Salomon
Abendroth und die Intellektuellen heute
AutorInnenverzeichnis
Autorenreferenz
Joachim Bischoff ist Mitherausgeber der Zeitschrift Sozialismus in Hamburg. Heinz Brakemeier war Hochschullehrer am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt a.M., wo er nach wie vor mit Lehraufträgen aktiv ist. Michael Buckmiller lehrt Politische Wissenschaft an der Universität Hannover, ist Herausgeber der Gesamtausgabe der Schriften von Karl Korsch und Mitherausgeber der Gesammelten Schriften von Wolfgang Abendroth. Alex Demirovic lehrt Politikwissenschaft und politische Soziologie an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt a.M. Frank Deppe ist emeritierter Professor für Politikwissenschaften an der Philipps-Universität in Marburg. Richard Detje ist Redakteur der Zeitschrift Sozialismus und Geschäftsführer von WISSENTransfer. Jürgen Habermas ist emeritierter Professor für Philosophie und Soziologie an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt a.M., habilitierte 1961 bei Wolfgang Abendroth mit der Schrift "Strukturwandel der Öffentlichkeit". Detlef Hensche war von 1992 bis zur Gründung der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Vorsitzender der IG Medien und arbeitet seither als Rechtsanwalt in Berlin. Andre Leisewitz ist Mitarbeiter von Öko-Recherche – Büro für Umweltforschung und -beratung und Mitherausgeber der Zeitschrift Marxistische Erneuerung in Frankfurt a.M. Jakob Moneta, von Jugend an in der Arbeiterbewegung aktiv, lebte von 1933 bis 1948 in dem britischen Mandatsgebiet Palästina, arbeitete von 1949 bis 1951 als Redakteur bei der sozialdemokratischen "Rheinischen Zeitung", von 1962 bis 1979 beim Vorstand der IG Metall als Chefredakteur von "metall" und "Der Gewerkschafter", lebt als politischer Publizist in Frankfurt a.M. Joachim Perels ist Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Hannover und Mitherausgeber der Gesammelten Schriften von Wolfgang Abendroth. Jürgen Peters ist Erster Vorsitzender der IG Metall in Frankfurt a.M. David Salomon ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Universität Marburg. Stefan Schmalz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Universität Marburg. Uli Schöler ist Leiter der Abteilung Parlamentarische Beziehungen des Deutschen Bundestages, Privatdozent am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin und Mitherausgeber der Gesammelten Schriften von Wolfgang Abendroth. Reinhard Schwitzer ist Erster Bevollmächtigter der IG Metall Verwaltungsstelle Hannover. Gerhard Stuby ist emeritierter Professor für Öffentliches Recht und Wissenschaftliche Politik an der Universität Bremen. Hans-Jürgen Urban ist Leiter des Funktionsbereichs Gesellschaftspolitik / Grundsatzfragen / Strategische Planung beim Vorstand der IG Metall in Frankfurt a.M. Franziska Wiethold war Mitglied im Vorstand der Gewerkschaft hbv, seit der Gründung und bis zum Gewerkschaftstag 2005 Mitglied im Vorstand der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Jörg Wollenberg ist Professor für Weiterbildung – Schwerpunkt politische Bildung – an der Universität Bremen.