Der VSA: Verlag und seine Autor*innen waren in Leipzig wieder dabei!
Nach drei Jahren Corona-Pause fand vom 27. bis zum 30. April 2023 die Leipziger Buchmesse wieder statt. Auch wir waren in wechselnder Besetzung mit Rebecca Schmidt, Harald Heck und Gerd Siebecke erneut mit einem Stand (in Halle 5, D507) vertreten und durften sehr viele Besucher*innen begrüßen. Außerdem hatten wir elf Autor*innen zur Vorstellung ihrer Bücher auf der Leseinsel linker Verlage Die Bühne eingeladen – und alle kamen!
Einige Eindrücke hat Rebecca notiert, die zum ersten Mal auf einer Buchmesse war: »Überall lesebegeisterte, politisch interessierte und kritisch denkende Menschen, die sich auch mal in einen Stand reinsetzen, um zu lesen – das war schön zu beobachten. Auch z.B. unsere linken politischen Bücher leisten also einen bemerkenswerten Beitrag zur Belebung von Diskussionen. Oft kamen interessierte Menschen an unserem Stand vorbei und lobten unsere Arbeit sowie unsere Autor*innen für den wichtigen Beitrag – sei es ein Anstoß zum kritischen Nachdenken über politische Fragen oder ein Anreiz zum Aktivismus. Die Buchpräsentationen verstärkten diesen Effekt, wie man an den zahlreichen Zuhörer*innen merken konnte, die auch danach noch Fragen stellten – ein wichtiger Beitrag zum demokratischen Diskurs. Vor allem kleineren und unabhängigen Verlagen wie unserem wird die Möglichkeit gegeben, unterrepräsentierte Blickwinkel in den Fokus zu rücken. Für mich persönlich war es ein tolles Erlebnis, die Moderation ›meiner‹ Buchvorstellungen hat mir zudem großen Spaß gemacht und meine Perspektiven erweitert. Auf ein Nächstes!«
Donnerstag, 27. April 2023 | 12:30 Uhr | Die Bühne
Christine Morgenstern: Gleichstellung
Impulse aus der Frauenbewegung und Erfahrungen aus einem Vierteljahrhundert Frauenpolitik.
Christine Morgenstern, die ein Vierteljahrhundert im Bereich Frauen- und Gleichstellungspolitik gearbeitet hat, berichtete über ihre Erfahrungen u.a. mit Desinteresse und Ignoranz, mit Missverständnissen und mit den berühmten Mühen der Ebene. Sie sprach aber auch von großem Engagement, innovativen Ideen und spannenden Debatten. Ihr Fazit lautet: Es ist sehr viel erreicht worden, national und international. Aber es bleibt noch viel zu tun.
Donnerstag, 27. April 2023 | 15:00 Uhr | Die Bühne
Felix Jaitner: Russlands Kapitalismus
Die Zukunft des »System Putin«.
Der Stand von »Die Bühne« und der Gang davor waren bei der Veranstaltung mit Felix Jaitner über sein Russland-Buch prall gefüllt, dass die Fotografin dort keinen Schnappschuss machen konnte, sondern ihn anschließend am Verlagsstand erwischte. Der Autor stellte den Prozess der Durchsetzung des Kapitalismus in Russland dar, wies auf die oligarchischen Strukturen, die Korruption in Putins Umfeld und die Defizite in den sozialstaatlichen Institutionen sowie der Infrastruktur hin. Gleichwohl erinnern viele Russ*innen sich an Putins erste Amtszeit als erfolgreiche Jahre, was einen Teil der anhaltenden Zustimmung erklärt. Inzwischen erreichte allerdings die Repression mit dem Krieg in der Ukraine ein neues Ausmaß, wirkungsvoller Widerstand ist unter diesen Repressalien nahezu unmöglich.
Donnerstag, 27. April 2023 | 15:30 Uhr | Die Bühne
Holger Politt: Ein Krieg, der keiner sein sollte
Russlands Überfall auf die Ukraine aus Sicht unmittelbarer Nachbarn.
Das Meinungsbild in Polen zum »Ukraine-Krieg« deckt sich mit der öffentlichen Stimmung, die entschieden die territoriale Integrität des Nachbarlandes verteidigt. Zugleich rückt der georgrafische Raum, der nun einmal zwischen Berlin und Moskau liegt, in einer ganz ungewollten Weise in den Vordergrund. Holger Politt diskutiert – ebenso wie sein nicht anwesender Ko-Autor Krzysztof Pilawski – nach dem militärischen Einmarsch Russlands mögliche Perspektiven, die sich aus dieser dramatischen Zuspitzung ergeben könnten.
Freitag, 28. April 2023 | 12:00 Uhr | Die Bühne
Wolfgang Müller: China: neuer Hauptfeind des Westens?
Nach 100 Jahren Erniedrigung will das Land der Welt auf Augenhöhe begegnen.
Zwischen 1978, dem Beginn der Reformpolitik Deng Xiaopings, und dem Amtsantritt Xi Jinpings im Jahr 2013 ist das Bruttoinlandsprodukt Chinas um mehr als das 64-fache gestiegen. Mehr als 800 Millionen Menschen wurden aus der Armut geholt. Diese Erfolgsgeschichte weckt das Misstrauen westlicher politischer und wirtschaftlicher Eliten, was Wolfgang Müller an verschiedenen Beispielen deutlich machte. Vor allem die USA, aber auch die EU und die NATO bringen sich in Stellung. Und auch die deutsche Bundesregierung verhält sich immer konfrontativer gegen den wichtigsten Wirtschaftspartner.
Freitag, 28. April 2023 | 15:30 Uhr | Die Bühne
Kim Lucht und Michael Brie: Sozialismus im 21. Jahrhundert?
Man kann den SOZIALISMUS neu entdecken!
Ein höchst spannendes Gespräch über die Frage, warum es gerade eine neue Sozialismus-Diskussion gibt und darüber, wie ein Sozialismus im 21. Jahrhundert aussehen könnte. Hält er Lösungen für die drängenden Gegenwartsprobleme bereit? Welche sozialen Kräfte könnten neue sozialistische Projekte tragen? Und gibt es bereits Ansätze für erfolgreiche sozialistische Politik? Neben den Antworten auf diese Fragen aus dem von Kim Lucht (gemeinsam mit Frank Deppe und Klaus Dörre, die nicht auf der Messe waren) herausgegebenen Buch Sozialismus im 21. Jahrhundert? wurden auch die Überlegungungen aus dem hellblauen Bändchen SOZIALISMUS neu entdecken von Michael Brie zu den Widersprüchen einer solidarischen Gesellschaft vorgestellt.
Freitag, 28. April 2023 | 16:00 Uhr | Die Bühne
Mario Keßler: Sozialisten gegen Antisemitismus
Zur Judenfeindschaft und ihrer Bekämpfung in der Linken.
Da der Zug von Micha Brumlik deutlich verspätet war, hat sich Mario Keßler freundlicherweise bereit erklärt, die Vorstellung seines Buches vorzuziehen – dafür noch einmal ganz herzlichen Dank! Das Verhältnis sozialistischer Persönlichkeiten und Bewegungen zum Antisemitismus war niemals einfach, judenfeindliche Vorurteile gab und gibt es auch in der Linken. Ohne die problematischen Aspekte dieser Beziehung, angefangen von Karl Marx’ umstrittener Schrift von 1844, zu leugnen, stellt Mario Keßler jedoch die historischen Proportionen wieder her.
Freitag, 28. April 2023 | 17:00 Uhr | Die Bühne
Benjamin-Immanuel Hoff: Neue Wege gehen
Wie in Thüringen gemeinsam progressiv regiert wird.
Seit 2014 regiert in Thüringen Rot-Rot-Grün mit Bodo Ramelow (DIE LINKE) als Ministerpräsident an der Spitze. Was ist vor dem Hintergrund der sich stark wandelnden gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Verhältnisse erreicht worden? Benjamin-Immanuel Hoff, Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei des Freistaats Thüringen, berichtete von den Antworten, die die Autor*innen in dem von ihm herausgegebenen Band gegeben haben. Bei allen Unterschieden unterstreichen alle: Auch unter schwierigen Bedingungen und bei massivem Gegenwind von rechts bis ganz rechts sind progressive Ergebnisse für die Menschen im Land möglich.
Freitag, 28. April 2023 | 17:30 Uhr | Die Bühne
Micha Brumlik: Postkolonialer Antisemitismus?
Bestandsaufnahme einer Diskussion.
Aufgrund Micha Brumliks Zugverspätung mussten wir das Gespräch mit ihm an den Schluss des Freitag nachmittag stellen. Freundlicherweise hat Benjamin-Immanuel Hoff, der auch Beauftragter der thürigischen Landesregierung für jüdisches Leben und die Bekämpfung des Antisemitismus ist, die Einladung angenommen, daran teilzunehmen. Micha Brumlik hat sich in seinem Buch in die Debatte über die Frage eingemischt, ob es zulässig ist, Israel und den Zionismus – einschließlich der mehr als 50 Jahre währenden Besetzung des Westjordanlands – als »kolonialistisch« zu bezeichnen und die Besatzungsherrschaft für rassistisch zu erklären. Thema des lebendigen Gesprächs waren zudem die aktuelle Ausbreitung von Antisemitismus sowie die Politik der aktuellen rechtsextremen Regierung Israels.
Samstag, 29. April 2023 | 13:00 Uhr | Die Bühne
Silvia Habekost: Die Berliner Krankenhausbewegung
Gebraucht, beklatscht – aber bestimmt nicht weiter so!
Im Rahmen einer außergewöhnlichen Kampagne erstreikte die Berliner Krankenhausbewegung 2021 bessere Arbeits- und Tarifbedingungen bei der Charité, Vivantes und deren ausgegliederten Töchtern und damit eine bessere Patient*innenversorgung. Silvia Habekost, die von Beginn an dabei war, berichtete über eine beispiellose gewerkschaftliche Selbstorganisierung von Krankenhausbeschäftigten – Pflege, Funktionsdienst, Hebammen, Therapeut*innen, Reinigungskräften, Gärtner*innen, Transport, Gastronomie, Azubis und mehr – Seite an Seite.
Sonntag, 30. April 2023 | 11:30 Uhr | Die Bühne
Fritz Reheis: Erhalten und Erneuern
Nur Kreisläufe sind nachhaltig, Durchläufe nicht.
Ökologische Nachhaltigkeit ist die Synchronisation der Kultur mit der Natur. Aber auch beim Umgang mit anderen Menschen, der Mitwelt, kommt es auf die Wiederkehr des Ähnlichen an. Soziale Nachhaltigkeit basiert auf wechselseitigem Geben und Nehmen. Und schließlich kommt es auch im Umgang mit uns selbst auf Wiederholbarkeit an. In einer Situation, in der uns der alte Kompass immer mehr in die Irre führt, unterbreitet Fritz Reheis aus einer zeitökologischen Perspektive ein Angebot zur Neuorientierung, Konturen einer Alternative zum perspektivlosen »Weiter so« – eine Vision, die mit guten Gründen beanspruchen kann, konservativ und revolutionär zugleich zu sein.