In den Jahren 2020, 2021 und 2022 hat es wegen Corona keine Buchmesse in Leipzig und folglich auch keine Veranstaltungen auf Die Bühne gegeben. Aber vom 27.-30. April 2023 sind wir wieder am Start, allerdings an anderer Stelle als in den Vorjahren, immer noch in
Halle 5, aber diesmal in Gang D, Stand 501. Wir freuen uns auf viele Besucher*innen.

Den Stand stellt die Leipziger Buchmesse kostenlos zur Verfügung, die Ausstattung wird unterstützt von der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Für beides herzlichen Dank von allen Beteiligten!

Mit dabei sind diesmal Alibri Verlag Aschaffenburg | Argument Verlag mit Ariadne Hamburg | Dağyeli Verlag Berlin | Dietz Berlin | edition assemblage Münster | Verlag Graswurzelrevolution Heidelberg | Kulturmaschinen Freiburg | Mandelbaum Verlag Wien | Manifest Verlag Berlin | Offizin Verlag Hannover | PapyRossa Verlag Köln | Promedia Verlag Wien | stolzeaugen.books Köln | UNRAST Verlag Münster und VSA: Verlag Hamburg.
Ein Klick auf den Umschlag des vorgestellten Buches führt zu dem Titel auf der Website des präsentierenden Verlages.

Die Bühne-Verlage unterstützen diese Initiative. Sie wird getragen von mehr als 80 Verlagen und über 200 Einzelpersonen und Initiativen aus der Buchbranche: »Wir nehmen die Präsenz völkischer, nationalistischer und antifeministischer Verlage nicht wort- und tatenlos hin. Und werden wie in den letzten Jahren Protest organisieren, wo immer wir auf sie treffen.« Mehr über die Aktivitäten der Initiative während der Messe auf #verlagegegenrechts.

Donnerstag, 27.4.

12:30 Uhr | Christine Morgenstern, Gleichstellung

Impulse aus der Frauenbewegung und Erfahrungen aus einem Vierteljahrhundert Frauenpolitik.
Nachhaltige Erfolge in der Frauen- und Gleichstellungspolitik lassen sich nur dann erreichen, wenn man auch die soziale Frage insgesamt in den Blick nimmt. Als Querschnittsthema ist Frauenpolitik dafür prädestiniert, andere große Themen und Probleme aufzugreifen und gemeinsam übergreifende Strategien zu entwickeln. Globales Denken und gemeinsames Handeln werden immer wichtiger – nicht nur für Gleichberechtigung in Deutschland und weltweit, sondern auch für soziale Gerechtigkeit, für eine intakte Umwelt und für eine friedliche Welt. Christine Morgenstern hat ein Vierteljahrhundert in diesem Bereich gearbeitet, reichlich Erfahrungen mit Desinteresse und Ignoranz gemacht, mit Missverständnissen und mit den berühmten Mühen der Ebene – aber auch mit großem Engagement, mit innovativen Ideen und spannenden Debatten. Ihr Fazit lautet: Es ist sehr viel erreicht worden, natio­nal und international. Aber es bleibt noch viel zu tun, bis Gleichstellung ganz selbstverständlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen und für Frauen und Männern tatsächlich erreicht sein wird.
VSA: Verlag Hamburg

13:00 Uhr | Michael Buckmiller, Karl Korschs Weg zu Marx

Vortrag und Gespräch.
Karl Korsch (1886-1961), einer der bedeutendsten Vertreter des »westlichen Marxismus«, kommunistischer Politiker, Vorkämpfer des Anti-Stalinismus der 20er Jahre, marxistischer Lehrer von Bert Brecht, beeinflusste durch seine Schriften Generationen von kritischen Marxisten. Der Offizin Verlag gibt in Zusammenarbeit mit dem Amsterdamer Institut für Sozialgeschichte die historisch-kritische Gesamtausgabe heraus. Michael Buckmiller stellt den Band »Karl Marx« von 1936 vor und zeichnet anhand des eben erschienenen Ausstellungsbandes »Erneuerung des Marxismus. Karl Korsch 1886.1961« den intellektuellen Weg von Korsch zu seiner Marx-Rezeption nach: Wie ist revolutionärer Marxismus nach der gescheiterten Novemberrevolution möglich?
Offizin Verlag

13:30 Uhr | Alexandra Arnsburg zu Gerda Lerner, Die Entstehung des Patriarchats

Wie hängen die Entstehung der Klassengesellschaft und das Patriarchat zusammen?
Die Lektorin des Buchs, Alexandra Arnsburg, setzt sich mit den Forschungen Gerda Lerners auseinander, die diese in ihrem Buch »Die Entstehung des Patriarchats« Mitte der 1980er Jahre zusammengefasst hat. Ihre These: Die Unterdrückung der Frau hängt mit der Entstehung gesellschaftlicher Klassen zusammen. Das war nicht immer so und muss nicht immer so bleiben. Um zu diskutieren, wie sie überwunden werden kann, müssen wir verstehen, wie sie geworden ist. Die historisch-materialistische Untersuchung Lerners bietet dabei viele Anhaltspunkte, die sie vor allem anhand der Entwicklungen in den Gesellschaften des Nahen und Mittleren Ostens bis zur Antike nachzeichnet.
Manifest Verlag

14:00 Uhr | Leslie Kern, Gentrifizierung lässt sich nicht aufhalten und andere Lügen

Lesung auf Englisch | Wie Gentrifizierung unsere Städte zerstört und was wir dagegen tun können.
Essayistisch und kurzweilig geschrieben vermittelt Leslie Kern einen umfassenden Überblick zu den Debatten über Gentrifizierung seit den 1950er-Jahren: was umfasst sie, wer profitiert von ihr und wer wird durch sie verdrängt? Wir begleiten die Autorin auf ihren Städtereisen nach Toronto, New York, London und Paris, wo sie den Mythen und Lügen der neuen Krise der Städte auf den Grund geht und dabei deutlich macht, dass die gewaltvolle Verdrängung eng mit Klassismus, Rassismus und Sexismus verbunden und eine Fortsetzung des kolonialen Projekts ist. Doch: Steigende Mieten, Zwangsräumungen, zunehmende Polizeipräsenz und zerfallende Communitys sind nicht unumgänglich und Widerstand lohnt sich. Kern tritt für eine dekoloniale, feministische und queere Praxis der Anti-Gentrifizierung ein, die neben dem Recht auf Stadt für alle auch die Rückgabe von Land und Entschädigungen für Vertriebene fordert.
UNRAST Verlag

14:30 Uhr | Hannes Hofbauer/Stefan Kraft, Kriegsfolgen

Wie der Kampf um die Ukraine die Welt verändert.
Der Band »Kriegsfolgen« beschreibt jenseits von ukrainisch/westlicher und russischer Propaganda die Motive und Folgen dieser seit Generationen gefährlichsten Weltkrise. In mehreren Kapiteln werden die Vorgeschichte des Konflikts, der Kriegsgang selbst, die Beteiligung des westlichen Bündnisses über Waffenlieferungen für die Ukraine und Sanktionen gegen Russland, das Erstarken der politischen Rechten in Kiew und Moskau sowie die Rolle der Medien im transatlantischen Raum durchleuchtet. Dem Vormarsch der NATO und dem wirtschaftlichen Vordringen der EU in Richtung Osten stehen die Vertreter des Konzepts von »russki mir« gegenüber, die den Konflikt in der Ukraine ideologisch und militärisch dazu nützen wollen, eine Zusammenführung von Regionen mit russischer Bevölkerung zu erreichen. Die Ukraine ist zwischen Ost und West – nicht zum ersten Mal in der Geschichte – zum Spielball im geopolitischen Ringen geworden.
Promedia Verlag

15:00 Uhr | Felix Jaitner, Russlands Kapitalismus

Die Zukunft des »System Putin«.
Mit dem Beginn der »Sonderoperation« gegen die Ukraine und den Sanktionen des Westens steckt der Putinismus in einer schweren Krise. Felix Jaitner verfolgt den Prozess der Durchsetzung des Kapitalismus in Russland, zeigt die oligarchischen Strukturen, die Korruption in Putins Umfeld und die Defizite in den sozialstaatlichen Institutionen und der Infrastruktur. Am 24. Februar 2022 begann die Invasion russischer Truppen in die Ukraine, gefolgt von zunehmender Härte und Zerstörung. Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht. Beim »System Putin« handelt es sich um eine Autokratie, die sich auf eine rohstoffbasierte Wirtschaft und auf die Macht der repressiven Staatsdienste stützt. Ein Großteil der russischen Bevölkerung akzeptiert dieses Gesellschafts- und Regierungssystem. Die Russen erinnern sich an Putins erste Amtszeit als erfolgreiche Jahre mit einer »echten Überwindung des Kommunismus«. Inzwischen ist das Regime in eine reine Retropolitik mit tödlichen Zielen abgedriftet. Die Repression erreicht mit dem Krieg in der Ukraine ein neues Ausmaß. Wirkungsvoller Widerstand wird unter diesen Repressalien unmöglich. Es gibt nur noch rudimentäre Ansätze einer Zivilgesellschaft.
VSA: Verlag Hamburg

15:30 Uhr | Holger Politt, Ein Krieg, der keiner sein sollte

Russlands Überfall auf die Ukraine aus Sicht unmittelbarer Nachbarn.
Die militärische Intervention hat ganz Europa wie durch einen Donnerschlag tief erschüttert – die politischen und sozialen Folgen sind bis heute kaum zu ermessen. Das Meinungsbild in Polen zum »Ukraine-Krieg« deckt sich mit der öffentlichen Stimmung, die entschieden die territoriale Integrität des Nachbarlandes verteidigt und dessen staatliche Unabhängigkeit für einen unentbehrlichen Faktor der heutigen politischen Ordnung in Europa hält. Putins Entscheidung, in das Nachbarland einzumarschieren und es anzugreifen, rückt die georgrafischen Raum, der nun einmal zwischen Berlin und Moskau liegt, in einer ganz ungewollten Weise in den Vordergrund. Krzysztof Pilawski und Holger Politt suchen zur Lage nach dem militärischen Einmarsch Russlands nach geeigneten Perspektiven, die sich aus dieser dramatischen Zuspitzung der Verhältnisse im Osten Europas ergeben. Dabei sparen sie die vielfach verquickten historischen Linien nicht aus, die oft genug wie ein böser Fluch über diesem Raum zu liegen scheinen.
VSA: Verlag Hamburg

16:00 Uhr | Marco Sagurna, Warmia

Da steckt ein ganzes epochales Gemälde drin.
»Die Lebenswelt einer Familie auf einem gut funktionierenden Bauernhof in Ostpreußen in den 30er Jahren: Äcker, Tiere, Arbeit, Gerätschaften, Essen und Trinken, Kindheit, Schulzeit, Kirchgang, Nachbarschaft, Sitten und Gebräuche. Und über allem die politische Lage, der Krieg, die Vertreibung. Und schließlich die Erfahrungen der Fremdheit im Westen Deutschlands … Hier hat ein Gegenwartsautor sich auf das kollektive Trauma seiner Elterngeneration eingelassen. Und auf die Erkenntnis, dass dieses Trauma auch 80 Jahre später keineswegs ausgestanden ist.« (Norddeutscher Rundfunk)
Kulturmaschinen

16:30 Uhr | Else Laudan liest aus Malla Nunn: »Ist die Erde hart«

Ein All-Age-Roman zur Apartheid.
Swasiland 1965. Adele Joubert kennt die Regeln am christlichen Internat für ›Mischlinge‹: keinen Ärger machen, brav sein, immer lächeln. Dann büßt Adele ihren Platz in der privilegierten Gruppe ein. Sie muss mit der Querulantin der Schule in die Kammer der toten Lorraine ziehen und gerät in ungewohnte Konflikte. Mitreißend erzählt Malla Nunn Apartheidsgeschichte aus Sicht einer jungen Person, die ihren eigenen Kompass entwickelt. »Ist die Erde hart, tanzen die Frauen« – das ist nicht nur historisch relevant! Übersetzerin/Verlegerin Else Laudan stellt das Buch vor, liest daraus und zeigt die Gratwanderung, beim Übertragen ins Deutsche eine diskriminierungssensible Sprache zu finden, ohne dabei Geschichtliches unscharf zu machen oder zu verharmlosen.
Argument Verlag mit Ariadne

Freitag, 28.4.

12:00 Uhr | Wolfgang Müller, China: neuer Hauptfeind des Westens?

Nach 100 Jahren Erniedrigung will das Land der Welt auf Augenhöhe begegnen.
China gilt im Westen als der neue Feind. Der Aufstieg der Volksrepublik zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht, die Auseinandersetzungen mit den USA und die rigiden Anti-Corona-Maßnahmen haben ein neues Feindbild auch hierzulande entstehen lassen. Ist das Land eine aggressive Super- oder eine verantwortungsvolle Großmacht? Zwischen 1978, dem Beginn der Reformpolitik Deng Xiaopings, und dem Amtsantritt Xi Jinpings im Jahr 2013 ist das Bruttoinlandsprodukt Chinas um mehr als das 64-fache gestiegen. Mehr als 800 Millionen Menschen wurden aus der Armut geholt. Diese Erfolgsgeschichte weckt das Misstrauen westlicher politischer und wirtschaftlicher Eliten. Vor allem die USA, aber auch die EU und die NATO bringen sich in Stellung. Die deutsche Bundesregierung verhält sich ebenfalls konfrontativ gegen den wichtigsten Wirtschaftspartner.
VSA: Verlag Hamburg

12:30 Uhr | H. C. Rosenblatt, »Worum es geht, Autismus, Trauma und Gewalt«

Buchvorstellung mit Kurzlesung.
Nach der Diagnose »dissoziative Identitätsstörung« (DIS) versuchen Rosenblatt über ein Jahrzehnt die angebotene Traumatherapie zur Verarbeitung zu nutzen. Allerdings mit so wenig Erfolg, dass sie auch lange nach ihrem Ausstieg aus organisierter Gewalt und Ausbeutung immer wieder um ihr Leben kämpfen müssen und von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen bleiben. Mit 30 Jahren werden Rosenblatt auch mit einer »Autismus-Spektrum-Störung« (ASS) diagnostiziert und beginnen ihre ganz eigene Forschungsarbeit über Gewalt als immanente Funktion unserer Gesellschaft. In diesem Buch beleuchten Rosenblatt die Normalität dessen, was allgemein als »psychische Krankheit« bezeichnet wird. Sie vermitteln die Logiken des Üb.Er_Lebens in einer Gesellschaft, die sich noch nicht über ihre Unfähigkeit zum gewaltfreien Miteinander bewusst ist. Eine Lektüre für alle, die wissen wollen, worum es geht, wenn Autismus, Trauma und Gewalt keine individuelle Privatsache sind.
edition assemblage

13:00 Uhr | Holger Vanicek, Die Zerrissenheit

Albert Camus' Tanz unter dem Schwert.
In der Zurückweisung eines ideologischen Bescheidwissens und der Verabsolutierung des Rechthabens entwickelte sich die Zerrissenheit bei Albert Camus zur eigenen Zustandsbeschreibung. Die Notwerndigkeit des Zweifelns und die Handhabe, polititsche Bewertungen, wenn sie sich als nicht sicher herausstellen sollten, wieder korrigieren zu können, stellt sich als wesentlich antiautoritär dar und steht gegen eine vereinheitlichende, totalitäre Haltung. Könnte es gerade an seinem Verständnis der Zerrissenheit gelegen haben, dass Camus in der Auseinandersetzung mit seinen politischen Gegenparts aus dem Lager Sartres so weitsichtig argumentiert und gehandelt hat, dass seine Haltungen heute noch Bestand haben? Camus-Interpretationen von Holger Vanicek. 
Verlag Graswurzelrevolution

13:30 Uhr | René Arnsburg zu Pierre Broué, Die Deutsche Revolution

Ein Standardwerk erstmals in deutscher Sprache..
Für die Revolutionär*innen der jungen Sowjetrepublik war die internationale Ausbreitung der sozialistischen Revolution über Russland hinaus, vor allem nach Deutschland, ein Schlüssel, um international Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg zu beenden. Wäre es der KPD 1923 gelungen, die Herrschaft der Kapitalistenklasse in Deutschland zu stürzen, hätte das die Entwicklung der Weltgeschichte verändert. Doch der »deutsche Oktober« scheiterte und ebnete den Weg, der letztendlich zum Faschismus und zu einem neuerlichen Weltkrieg geführt hat. Einhundert Jahre später und 50 Jahre nach der französischen Erstveröffentlichung legt der Manifest Verlag Broués Standardwerk erstmalig in deutscher Sprache vor. Akribisch zeichnete der Historiker und Sozialist die Entwicklung der sozialistischen Linken in Deutschland von der Zeit des ersten Weltkrieges bis zur Revolution 1923 nach. Eine Buchvorstellung und Diskussion mit dem Herausgeber René Arnsburg..
Manifest Verlag

14:00 Uhr | Bafta Sarbo, Die Diversität der Ausbeutung

Zur Kritik des herrschenden Antirassismus.
Von staatlich verordneten Antidiskriminierungsstellen bis zur radikalen Linken geht es, wenn von Rassismus die Rede ist, vor allem um Repräsentation, Inklusion und Diversität. Was Linke früher als Ausbeutung oder Herrschaftsverhältnis begriffen hätten, läuft heute unter »Diskriminierung«. Selbst für viele Linke hat Antirassismus mit Klassenkampf nichts mehr zu tun. Im Gegensatz dazu betonen Eleonora Roldán Mendívil und Bafta Sarbo, dass ein solches »liberales« Verständnis von Rassismus die bestehenden Herrschaftsverhältnisse stütze und stellen ihm einen marxistischen Rassismusbegriff entgegen. Was bietet ein marxistischer Rassismusbegriff für das Verständnis und die Bekämpfung von Rassismus? Wie sieht vor diesem Hintergrund die Kritik an Intersektionalität oder Identitätspolitik aus? Und was bedeutet das für linke Politik?
Dietz Berlin

14:30 Uhr | Yermen Anti, Wiederkehr der Wunderkinder

Punkpoetry aus der Postsowjetunion. Texte gegen Führerkult und Krieg.
Anarchisten, Linken und Liberalen in den Nachfolgestaaten der UdSSR muss man mit Nostalgie nicht kommen: Der russische Staat samt seiner Peripherie ist ein imperiales Monster, beherrscht von einer Mafia aus Geheimdienstlern, Kleptokraten und dem militärisch-industriellen Komplex, das von zaristischer Größe träumt. Yermen »Anti« Yerzhanov aus Kasachstan spielt mit seiner Punkband »Adaptatsiya« seit 1992 gegen orwellsche Verhältnisse an, den Stumpfsinn patriotischer Fahnenschwenker und Stalinverehrung, die Tristesse der Provinz, Alltagsfaschismus und Geschichtsfälschung. Seine Texte wurzeln in der sibirischen Samisdat-Szene der 1970er und 80er Jahre, greifen Majakowski und Kurt Cobain genauso auf wie Wladimir Wyssotzki und Jean-Luc Godard. »Wiederkunft der Wunderkinder« ist die erste Übersetzung der reichen russischen Alternativkultur in deutscher Sprache: authentisch, scharfzüngig, analytisch.
Dağyeli Verlag

15:00 Uhr | Michael Buckmiller, Die Abendroth-Werkausgabe

Der Partisanenprofessor im Land der Mitläufer.
Wolfgang Abendroth (1906-1985), zuletzt Professor an der Univerität in Marburg, war einer der bedeutendsten marxistischen Theoretiker und politischen Publizisten in diesem Land. Er beeinflusste maßgeblich die Entwicklung der Gewerkschaftsbewegung sowie der unabhängigen Linken und der ’68er Bewegung in der Bundesrepublik Deutschland. Sein Schüler Jürgen Habermas nannte ihn den »Partisanenprofessor im Land der Mitläufer«. Der Offizin Verlag gibt eine Werkausgabe heraus und der Herausgeber Michael Buckmiller stellt Band 4 der Ausgabe vor.
Offizin Verlag

15:30 Uhr | Kim Lucht und Michael Brie, Sozialismus im 21. Jahrhundert?

Man kann den SOZIALISMUS neu entdecken!
Der wachsende Zweifel daran, ob auch ein demokratisch-kapitalistisches System dem Klimawandel und den anstehenden Transformationen in der Arbeitswelt standhalten kann, beschert dem ­Sozialismus neue Akzeptanz. Aber wie könnte ein Sozialismus im 21. Jahrhundert aussehen und hat er eine Zukunft? Hält er Lösungen für die drängenden Gegenwartsprobleme bereit? Welche sozialen Kräfte könnten neue sozialistische Projekte tragen? Und gibt es bereits Ansätze für erfolgreiche sozialistische Politik? Neben den Antworten auf diese Fragen aus dem von Kim Lucht gemeinsam mit Frank Deppe und Klaus Dörre herausgegebenen Buch Sozialismus im 21. Jahrhundert? werden auch die Überlegungungen aus dem hellblauen Bändchen SOZIALISMUS neu entdecken von Michael Brie zu den Widersprüchen einer solidarischen Gesellschaft vorgestellt.
VSA: Verlag Hamburg

16:00 Uhr | Micha Brumlik, Postkolonialer Antisemitismus?

Bestandsaufnahme einer Diskussion.
Ist es zulässig, Israel und den Zionismus – einschließlich der mehr als 50 Jahre währenden Besatzungsherrschaft im Westjordanland – als »kolonialistisch« zu bezeichnen und die Besatzungsherrschaft zur »Apartheid« und damit für rassistisch zu erklären? Micha Brumlik, ausgewiesener Autor zu jüdischen Themen, mischt sich in die nicht enden wollende Debatte ein, die durch die Zuspitzung der Auseinandersetzungen in Israel/Palästina im Mai 2021 und gerade wieder sowie deren Nachhall hierzulande neue Brisanz gewonnen hat. Er greift die Anlässe der Diskussionen um die aktuelle Ausbreitung von Antisemitismus auf, stellt die Facetten der Streitpunkte um den »Postkolonialen Antisemitismus« dar, analysiert die historischen Hintergründe und bewertet die vorgebrachten Positionen.
VSA: Verlag Hamburg

16:30 Uhr | Mario Keßler, Sozialisten gegen Antisemitismus

Zur Judenfeindschaft und ihrer Bekämpfung in der Linken.
Zur Befreiung der Menschen von Unterdrückung, Ausbeutung und Völkerhass hatte sich die sozialistische Bewegung im 19. Jahrhundert gebildet. Dennoch war das Verhältnis sozialistischer Persönlichkeiten und Bewegungen zum Antisemitismus niemals einfach, judenfeindliche Vorurteile gab und gibt es auch in der Linken. In den letzten Jahren rückten Forschung und Öffentlichkeit von der Ansicht ab, Sozialismus und Antisemitismus seien gegensätzlicher Natur, teilweise wurde der politischen Linken eine allgemeine Judenfeindschaft unterstellt. Ohne die problematischen Aspekte dieser Beziehung, angefangen von Karl Marx’ umstrittener Schrift von 1844, zu leugnen, sucht Mario Keßler die historischen Proportionen wieder herzustellen. Er behandelt Positionen der europäischen Arbeiterbewegung zum Antisemitismus. Dabei waren Juden zwar Opfer desselben, bekämpften ihn aber auch aktiv gemeinsam mit ihren nichtjüdischen Genossinnen und Genossen.
VSA: Verlag Hamburg

17:00 Uhr | Benjamin-Immanuel Hoff, Neue Wege gehen

Wie in Thüringen gemeinsam progressiv regiert wird.
Seit 2014 regiert im Freistaat Thüringen Rot-Rot-Grün mit Bodo Ramelow (DIE LINKE) als Ministerpräsident an der Spitze. Was ist vor dem Hintergrund der sich stark wandelnden gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Verhältnissen erreicht worden und wie könnte es weitergehen? Benjamin-Immanuel Hoff, Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten des Freistaats Thüringen, Chef der Staatskanzlei und Beauftragter der Landesregierung für jüdisches Leben und die Bekämpfung des Antisemitismus, hat einen Band zusammengestellt, in dem diese Fragen aufgegriffen werden. Er wird einige der Antworten der Autorinnen und Autoren vorstellen, die gemeinsam neue Wege gingen und in ihren Beiträgen deutlich machen, dass auch unter schwierigen Bedingungen und bei massivem Gegenwind progressive Ergebnisse für die Menschen im Land möglich sind.
VSA: Verlag Hamburg

Samstag, 29.4.

12:00 Uhr | Friedrich Böttiger, Der Mensch ohne Gesicht

Eine Kritik der Identitätspolitik und ihrer theoretischen Voraussetzungen.
Friedrich Böttiger entwickelt im Sinne der kritischen Theorie von Marx, Adorno und Marcuse eine Kritik an der linken wie rechten Identitätspolitik. Denn die postmodernen Ansätze scheinen den Einfluss, den Politik, Gesellschaft und Ökonomie auf die Identitätsbildung und Identitätspolitik haben, zu wenig zu berücksichtigen. Indem die bestehende Ordnung als Rahmen politischer Aktivität akzeptiert wird, ist nicht mehr die Revolution, ein Umsturz der ausbeuterischen Verhältnisse das Ziel, sondern die »konstruktive Kritik«, die auf eine Durchsetzung von Partikularinteressen hinausläuft. Identitätspolitik erscheint somit als konformistische Rebellion und Ausdruck von politischer Integration, als Ausdruck neuer deutscher Spießigkeit, die nicht mehr in der Lage ist, den Gesamtzusammenhang zu erkennen.
Alibri Verlag

12:30 Uhr | Corporate Watch: Grüner Kapitalismus

Kritik und Alternativen - ein ABC.
Die Auswirkungen der Klimakrise und fortschreitender Umweltzerstörung sind deutlicher erkennbar und spürbarer als jemals zuvor. NGO's, neue Jugendbewegungen für das Klima, die Vereinten Nationen, Politiker:innen aller Lager sehen sich zum Handeln veranlasst. Doch fast alle Maßnahmen führen zu einem Kapitalismus in neuem Gewand: Der grüne Kapitalismus will Teil der Lösung sein, ist aber vielmehr Teil des Problems. Die Natur wird nach wie vor in eine ausbeuterische und zerstörerische kapitalistische Logik miteinbezogen. Das ABC von Corporate Watch bringt die Grundzüge des grünen Kapitalismus, die Kritik an ihm und mögliche Alternativen auf den Punkt. Denn Menschen auf der ganzen Welt leisten gegen grün-kapitalistische Bestrebungen Widerstand. Es sind diese Menschen und diese Kämpfe, die dieses Buch unterstützen will.
Verlag Graswurzelrevolution

13:00 Uhr | Silvia Habekost u.a., Die Berliner Krankenhausbewegung

Geschichte wurde gemacht: Gebraucht, beklatscht – aber bestimmt nicht weiter so!
Im Rahmen einer außergewöhnlichen Kampagne erstreikte die Berliner Krankenhausbewegung 2021 bessere Arbeits- und Tarifbedingungen bei der Charité, Vivantes und deren ausgegliederten Töchtern und damit eine bessere Patient*innenversorgung. Nach 30 Tagen Streik an der Charité, 35 Tagen Streik bei Vivantes und 43 Tagen Streik bei den Vivantes Töchtern konnte der Sieg gefeiert werden. Das war das Resultat einer beispiellosen gewerkschaftlichen Selbstorganisierung von Krankenhausbeschäftigten – Pflege, Funktionsdienst, Hebammen, Therapeut*innen, Reinigungskräften, Gärtner*innen, Transport, Gastronomie, Azubis und mehr – Seite an Seite. Autor*innen des von Silvia Habekost, Dana Lützkendorf, Sabine Plischek-Jandke Marie-Luise Sklenar herausgegebenen Buches berichten darüber, wie und was funktioniert hat, welche Konflikte es gab und vieles andere mehr.
VSA: Verlag Hamburg

13:30 Uhr | Rainer Bobsin, Konzerne kaufen Arztpraxen

Was sind die Folgen? Buchvorstellung und Diskussion.
Prof. Karl Lauterbach hat angekündigt, die weitere Ausbreitung »profitorientierter Arztpraxenketten« verhindern zu wollen. Das ist leicht gesagt, aber im »gesundheitspolitischen Wasserballett im Haifischbecken« (Norbert Blüm) schwer durchzusetzen. Zudem könnten vorgeschlagene Gesetzesänderungen einerseits Kollateralschäden für öffentliche Einrichtungen nach sich ziehen und andererseits profitorientierte Krankenhauskonzerne begünstigen. Rainer Bobsin gibt in seinen »Arbeits- und Diskussionspapier« einen sachorientierten Einblick in die komplexen gesetzgeberischen Zusammenhänge, die Entwicklung des Arztpraxenmarktes und die aktuelle Debatte über die Zukunft der Medizinischen Versorgungszentren.
Offizin Verlag

14:00 Uhr | Souzan AlSabah aka Ella Berlin, VULVINA intersektional

Die Autorin und Wortschöpferin öffnet erstmalig ihr Pseudonym.
Sie liest und spricht über die Entwicklung des Wortes Vulvina, inspiriert durch die Arbeit mit mehreren Tausend Menschen, über Körper, Sexualität, Identität und Empowerment, über Intersektionalität und darüber, dass es wirklich für alle Menschen gleichermaßen wichtig ist, sich damit zu befassen. Radikal, lustig, klug. Der Begriff Vulvina wurde 2011 durch Ella Berlin als Selbstbezeichnung für das gesamte Genital veröffentlicht. Das Wort Vulvina hat sich mittlerweile selbstständig gemacht und wird in Kindergärten, Schulen, Funk und Fernsehen genutzt und diskutiert. Heute, 12 Jahre später beschreibt Souzan AlSabah wie sie das Wort Vulvina, inspiriert durch die Arbeit mit über tausend Jugendlichen, entwickelt hat, warum das Wort entdeckt werden musste und wie viel radikale Selbstbestimmung durch ein einziges Wort ausgedrückt werden kann. Die Autorin nimmt Sie in diesem Buch an die Hand um Sie mit einer ehrlichen, frechen und witzigen Art, sanft aus Ihrer Comfort Zone zu führen. Ein zukunftsweisendes Werk über Sprache und Mythen, Sexualität und Identität, in einer noch nie da gewesenen Art und Weise.
stolzeaugen.books

14:30 Uhr | Quartett, Berliner Schnauze und Herzrasen mit Pieke Biermann

Berlin im Umbruch ’87 bis ’97: Eigenwillige und leuchtend aufmüpfige Krimiprosa.
Sie schrieb in den 80ern und 90ern die innovativsten Berlin-Krimis (eben nicht nur West), sie war eine Frontfrau der Hurenbewegung, sie erhielt den Preis der Leipziger Buchmesse als Übersetzerin, übersetzte u.a. Liza Cody, Fran Ross und Anne Petry: Pieke Biermann, Schriftstellerin, Journalistin, Literaturübersetzerin. Mit Else Laudan spricht sie live über Sprache, Literatur und Kritik, die Lage und das Leben – und liest ein Stück aus ihrem wunderschön neu aufgelegten Berlin-Quartett vor.
Argument Verlag mit Ariadne

15:00 Uhr | Ulrich Schneider, 1933 – Der Weg ins Dritte Reich

Wie der Faschismus an die Macht gelangte.
Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Hindenburg den NSDAP-Führer Adolf Hitler zum Reichskanzler. Was waren die politischen Voraussetzungen dieser Machtübernahme? Wer hat sie gewollt, wer hat sich ihr widersetzt und wie wurde sie herbeigeführt? Was war ihr Zweck und welche Ziele wurden damit verfolgt? Ulrich Schneider, Sprecher der VVN-BdA in Deutschland und Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR), zeigt wie die Errichtung der NS-Diktatur in Übereinstimmung mit den Eliten aus Wirtschaft, Politik und Militär systematisch vorbereitet und realisiert wurde. Unter Verweis auf Schlüsseldokumente belegt er, wie der Widerstand besonders aus der Arbeiterbewegung niedergeschlagen und innerhalb weniger Wochen ein terroristisches Herrschaftssystem errichtet wurde, wie gesellschaftliche und ideologische Gleichschaltung, politische Verfolgung und rassistische Ausgrenzung funktionierten - und wie von Anfang an auf einen neuen Krieg hingearbeitet wurde.
PapyRossa Verlag

15:30 Uhr | Wladislaw Hedeler, Julius Martow

Für die Diktatur der Demokratie.
Heute sagt der Name Julius Martow nur noch Eingeweihten etwas. Dabei zählte er zu Beginn seiner politischen Laufbahn zu Lenins Kampfgefährten. Nach der von ihm abgelehnten Oktoberrevolution der Bolschewiki 1917 gehörte er zu den international bekanntesten marxistischen Theoretikern der Menschewiki und sachkundigsten Kritikern Lenins. Für Russland sah Martow selbst in einer zeitweiligen Jakobinerdiktatur keine Potenziale für eine Freisetzung demokratischer Elemente. Deshalb plädierte er für eine bürgerliche Herrschaft. Der Sozialdemokratie fiele dabei lediglich die Aufgabe zu, diese Herrschaft in Richtung Demokratie zu drängen, notfalls zu zwingen. Es nimmt also kein Wunder, dass er in der Frage der Diktatur des Proletariats entschieden anderer Auffassung als Lenin war.
Dietz Berlin

16:00 Uhr | Robert Foltin, Die Linke in Österreich

Eine Einführung.
Nachdem in den ersten Jahrzehnten der organisierten Arbeiter*innenbewegung die zum Anarchismus offenen »Radikalen« den Ton angaben, wurde 1889 in Hainfeld die SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei) als Kompromiss mit den Gemäßigten gegründet, das »Schaf im Wolfspelz«. Bis heute steht die Linke in Österreich im Schatten der Sozialdemokratie. Robert Foltin zeichnet nichtsdestotrotz ein vielfältiges Bild dieser Linken: von den radikalen Arbeiter*innen- und Soldatenräten am Ende des Ersten Weltkriegs über den kommunistischen Widerstand gegen zwei faschistische Diktaturen bis hin zur »Neuen Linken« nach 1968. Eine wichtige Rolle spielen dabei die sozialen Bewegungen, die es zumindest partiell schafften, den sozialpartnerschaftlich pazifizierten Austrokapitalismus herauszufordern: der Kampf gegen die Kraftwerke Zwentendorf und Hainburg, die autonome Frauenbewegung, migrantische Selbstorganisationen, Studierenden- und Klimabewegungen; und auch der Erfolg der Grazer KPÖ wird nachgezeichnet.
Mandelbaum Verlag

16:30 Uhr | KRIMI: Else Laudan liest aus Sara Paretskys SCHIEBUNG

Archäologische Schätze, Aktienhandel und Schuldenfallen, Migrationspolitik unter Trump.
Der neue Roman von Paretsky ist ein kluger, kritischer und kunstvoller Hardboiled-Kriminalroman aus ihrer weltbekannten Vic-Warshawski-Reihe. Die raffinierte Handlung nimmt pointiert strukturelles Unrecht aufs Korn, es geht um gängige Finanzverbrechen und Sexismus, aber auch um gestohlene Artefakte aus Syrien. Warshawski will den jungen Kanadier Felix vor Polizeiwillkür schützen, nur kooperiert er nicht. Und ihre Nichte Reno hatte einen Job in einem Chicagoer Kreditbüro, doch nun fehlt jede Spur von ihr … Sara Paretsky ist Meisterin im Verflechten komplexer Themen mit pulsierender Ermittlungsspannung: V.I. Warshawski, Privatdetektivin ohne Furcht und Tadel, tritt stur gegen Korruption und Vorurteile an. Übersetzerin/Verlegerin Else Laudan berichtet Neues von der Autorin und liest aus dem Roman vor.
Argument Verlag mit Ariadne

Sonntag, 30.4.

11:30 Uhr | Fritz Reheis, Erhalten und Erneuern

Nur Kreisläufe sind nachhaltig, Durchläufe nicht.
Wir kaufen ein, wo es am billigsten ist, und verkaufen, wo der größte Profit winkt. Kaum jemand interessiert sich für die Folgen unserer Geschäfte, ob sie etwa Kriege finanzieren und das Treibhaus anheizen. Ökonomische und moralische Maßstäbe klaffen immer mehr auseinander, die Wirtschaft des Menschen hat sich von der Wirtschaft der Natur (Vandana Shiva) dramatisch abgekoppelt. Und je enger die ökologische Nische für das Leben im Wohlstand wird, desto lauter der Ruf nach seiner militärischen Absicherung. Ökologische Nachhaltigkeit ist die Synchronisation der Kultur mit der Natur. Aber auch beim Umgang mit anderen Menschen, der Mitwelt, kommt es auf die Wiederkehr des Ähnlichen an. Soziale Nachhaltigkeit basiert auf wechselseitigem Geben und Nehmen. Und schließlich kommt es auch im Umgang mit uns selbst auf Wiederholbarkeit an. In einer Situation, in der uns der alte Kompass immer mehr in die Irre führt, unterbreitet der Autor aus einer zeitökologischen Perspektive ein Angebot zur Neuorientierung. So entstehen Konturen einer Alternative zum perspektivlosen »Weiter so« – eine Vision, die mit guten Gründen beanspruchen kann, konservativ und revolutionär zugleich zu sein.
VSA: Verlag Hamburg

12:00 Uhr | Sven Brajer, Die (Selbst)Zerstörung der deutschen Linken

Die deutsche Linke: von einer antiimperialistischen, antikapitalistischen Kraft zum kulturell-woken Establishment.
Die Linkspartei hat gelernt, auf der Klaviatur einer transatlantischen Propagandamaschinerie zu spielen, das aus »nachhaltigem« Konsum und bürokratischem Anstaltsstaat besteht – mit leicht sozialem Touch. Zunehmend werden Feindbilder gezeichnet und jede/r, die/der dabei nicht mitmacht, wird ignoriert oder per Shitstorm zum Opfer einer sich ausbreitenden Cancel Culture gemacht. Das Diktum von der Freiheit, die immer auch die Freiheit der Andersdenkenden ist sowie Kritik am Überwachungskapitalismus sind vergessen, es zählt der Machterhalt, eingerahmt von einem totalitären Moralismus. Die Linke ist selbst Teil dessen geworden, was sie eigentlich bekämpfen wollte. Wie konnte es so weit kommen?
Promedia Verlag

12:30 Uhr | Ingo Stützle, Einblicke in die Editionsarbeit

Engels’ »kanonische Schriften« in MEW-Band 21.
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung als Herausgeber der Marx-Engels-Werke (MEW) hat sich zum Ziel gesetzt, die Werkausgabe nach und nach auf den aktuellen Stand der Forschung zu bringen. Was genau darunter zu verstehen ist, erklärt Ingo Stützle, der bei Dietz Berlin die Marx-Engels-Edition betreut, an einem konkreten Beispiel: der aktualisierten und überarbeiteten Auflage von MEW-Band 21. Band 21 enthält Schriften von Friedrich Engels aus den Jahren 1883 bis 1889, die von vielen als kanonische Schriften des Marxismus verstanden wurden. Für diese Auflage wurden unter anderem die Anmerkungen nach dem aktuellen Stand der Forschung grundlegend überarbeitet. Zudem ist der Band mit einem neuen und ausführlichen Vorwort versehen, das die Texte von Engels in den historischen Kontext einordnet.
Dietz Berlin

13:00 Uhr | Julia Nelki, Villa Russo. Eine deutsch-jüdische Geschichte

Gespräch und Lesung.
Die jüdische Familie Russo produziert seit 1886 den berühmten Harzer Käse in Wernigerode. Ihre repräsentative Villa symbolisiert wirtschaftlichen Erfolg und öffentliches Ansehen. Doch 1933 bricht diese Welt jäh zusammen: Sie wird terrorisiert, wirtschaftlich ausgegrenzt, enteignet, deportiert und finden den Tod im Holocaust. Die Großnichte Julia Nelki entdeckt das Archiv ihres Vaters und beschreibt einfühlsam das Schicksal zweier durch Heirat eng miteinander verwobener jüdischer Familien unterschiedlicher Tradition. Die Geschichte der Villa fokussiert deutsch-jüdische Geschichte über 1945 hinaus: Sie wird in der SBZ genutzt von einer einer Konsumgenossenschaft, dann bis zur Wende als Berufsschule für Behinderte. Das Restitutionsverfahren nach der Wende spiegelt ein dramatisches und beschämendes Kapitel, bei dem politisch-historische Fakten und gesellschaftlich-moralische Prinzipien missachtet wurden. Dass sie heute als Stätte des Gedenkens genutzt werden kann, gleicht fast einem Wunder.
Offizin Verlag

13:30 Uhr | Hanna Vatter & Charlotte Ellinghaus, Was kostet eine Frau?

Eine Kritik der Prostitution.
Im Patriarchat zu leben bedeutet für viele Frauen, mit Armut, Ausbeutung und sexualisierter Gewalt konfrontiert zu sein. Die Prostitution stellt dabei eine besondere Bedrohung für Leib und Leben dar - von ihr betroffen sind vor allem Frauen in ökonomischen, sozialen und emotionalen Abhängigkeitsverhältnissen. In den Beiträgen dieses Sammelbandes wird die Verflechtung von Patriarchat, Kapitalismus und Prostitution aus feministischer Perspektive analysiert. Entgegen gängiger Debatten rückt zudem der Freier als Täter in den Fokus, der durch Sexkauf Gewalt gegen Frauen ausübt. Was kostet eine Frau? gibt einen vielfältigen Einblick in das Thema und versucht, seine Leserinnen und Leser zu ermutigen, sich selbst gegen Prostitution zu engagieren.
Alibri Verlag

14:00 Uhr | Ingo Pohn-Lauggas, Der neue Gramsci-Reader: Südfrage & Subalterne

Texte zur »Subalternen« aus den Gefängnisheften und neu übersetzte Artikel zur »Südfrage«.
In Antonio Gramscis Artikeln zur »Südfrage«, der strukturellen ökonomischen, sozialen und politischen Ungleichheit Italiens, mit der die Hegemoniefrage auch zur territorialen wird, zeigt sich der Aktivist und Journalist Gramsci. Seine Frühschriften (vor der Verhaftung 1926) sind bisher nur bruchstückhaft zugänglich, in vergriffenen Ausgaben und veralteten Übersetzungen. Der Aufsatz zur Südfrage hat Scharnierfunktion zum großen politisch-philosophischen Hauptwerk, die Neuübersetzung integriert den Stand der intensiven Reflexion zu Gramscis Sprache und Begrifflichkeiten aus den Gefängnisheften. Aus diesen versammelt der Reader zudem die Texte zur »Subalternen«: Gerade in den Postcolonial Studies ist Gramscis Begriff bis heute in aller Munde. Und zahlreiche Autor*innen aus dem Umfeld der Subaltern Studies (wie Gayatri Spivak) beziehen sich immer wieder auf Gramscis Aufsatz zur »Südfrage«. Herausgeber Ingo Pohn-Lauggas (Wien) stellt den Reader vor, berichtet von der Neuübersetzung und zeigt die aktuelle Nützlichkeit dieser Texte Gramscis.
Argument Verlag mit Ariadne

14:30 Uhr | Neo C., Veganarchismus

Thesen zum Verhältnis zwischen Veganismus und Anarchismus.
Veganismus ist heute längst in aller Munde und nichts Aufsehenerregendes mehr. Ein Großteil seiner politischen Dimension ist über die Jahre allerdings auf der Strecke geblieben. Autor Neo C. bringt in seinem Essay schlaglichtartig auf den Punkt, dass Anarchist:innen im Widerspruch zu ihrem eigenen Anliegen handeln, wenn sie Tierprodukte konsumieren. Der Text richtet sich aber auch an einen Großteil der Tierbewegung. Er möchte viele bereits vegan lebende Menschen dazu anregen, über die Tierfrage hinaus Herrschaftsverhältnisse infrage zu stellen.
Verlag Graswurzelrevolution

15:00 Uhr | Else Laudan liest aus »Psychoanalyse und Revolution«

Ian Parker & David Pavón-Cuéllar: Kritische Psychologie für Befreiungsbewegungen.
In diesem Manifest für Befreiungsbewegungen geht es um die Wechselbeziehung zwischen der oft krisenhaften äußeren Wirklichkeit und unserem »inneren« Leben. Zu gern wird, was uns handlungsunfähig macht, auf die Ebene individueller Psychologie reduziert. Wie können wir solche Probleme politisieren? – Das Buch steht der Psychoanalyse weder unkritisch noch ablehnend gegenüber, sondern es macht ihre Kernkonzepte – das Unbewusste, Wieder­holung, Trieb, Übertragung – politisch nutzbar replicawatches.to, um die Welt zu ­verändern. Die Verlegerin liest aus der neu erschienenen deutschen Ausgabe. Übersetzt von Robert Hamm. Mit einem Vorwort von Fiona Kalkstein vom Else-Frenkel-Brunswik-Institut für Demokratieforschung Leipzig.
Argument Verlag mit Ariadne


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