Liebe Leserinnen und Leser,

der Hubschrauberlärm ist aus der Stadt verschwunden, die Rauchschwaden des G20-Gipfels haben sich verzogen (geblieben sind etliche Fragen an die Politik und Staatsgewalt, aber auch an die Linke zu ihrem Umgang mit Gewalt und Autonomen – siehe dazu auch den Beitrag »Die Wahrheit« und »kerzengerade Abgrenzungslinie« des Olaf Scholz auf der Website von Sozialismus) und wir können auch in der angebrochenen Ferienzeit weiter arbeiten. Eigentlich wollten wir den beginnenden Wahlkampf thematisieren, aber auch der macht offenkundig gerade Ferien. Deshalb zu einigen aktuellen Neuerscheinungen, die die Ferienlektüre bereichern könnten.

Einen weniger feuchten, zugleich angenehmen Sommer
wünscht das VSA: Team aus Hamburg.

Neuigkeiten

Donald Trump macht Ernst

Der US-Präsident, der sich während des G20-Gipfels noch geschmeidig gab, verschärft weiter seinen Kurs. Sein neuer Kommunikationsdirektor Anthony Scaramucci hat jetzt angekündigt, »drastische Maßnahmen« zu ergreifen, um weitere Enthüllungen über die Regierung zu verhindern. Die FAZ berichtet, dass er gegenüber den Nachrichtensendern Fox und CBS damit gedroht habe, Mitarbeiter des Weißen Hauses, die mit Journalisten »nicht-autorisierte« Gespräch führen, »werden entlassen«. Was der neue US-Präsident sonst noch so alles plant, stellt Joachim Bischoff in der Flugschrift Donald Trump – ein Präsident mit Risiko. Die USA zwischen Niedergang der Demokratie und dem Umsturz der Weltordnung dar.

Rolle rückwärts zum Genickbruch der Demokratie?

Die drohende Beseitigung der Gewaltenteilung in Polen heizt in diesen Tagen nicht nur das innenpolitische Klima an, sondern führt auch zu Spannungen mit der EU-Kommission. Dass es um die Demokratie im Nachbarland nicht gut steht, ist mit dem Aufstieg der rechten Pis-Partei schon seit Jahren unübersehbar. Wer mehr über die Hintergründe dieser Entwicklung wissen will, lese das kundige und auch die Lage der Linken im Land nicht beschönigende Buch von Holger Politt und Krzysztof Pilawski über Polens Rolle rückwärts. Der Aufstieg der Nationalkonservativen und die Perspektiven der Linken.

Die großen Revolutionen des 20. Jahrhunderts

Während das Erscheinen von Karl Marx’ »Das Kapital« vor 150 Jahren die »Leitmedien« bewegt (wir kommen unten noch einmal darauf zurück), wird der 100. Jahrestag der Russischen Revolutionen erst verhalten behandelt. Ganz zu Unrecht, wie Frank Deppe in seinem neuesten Buch 1917 | 2017. Revolution und Gegenrevolution deutlich macht. Denn diese Umwälzungen beeinflusste ein ganzes Jahrhundert. Die Ausstrahlung der Oktoberrevolution hatte Rückwirkungen auf die ganze Welt, prägte nachfolgende Revolutionen und Konterrevolutionen im Kalten Krieg und auch danach. Was folgte war »kein linearer – ein für allemal festgeschriebener – Prozess, sondern ein Terrain von permanenten Auseinandersetzungen, der Veränderung von Kräfteverhältnissen, von Lernprozessen wie von verbrecherischen Gewaltexzessen«.

Revolutionen gegen »Das Kapital«

Wie aber hängen Kapitalismusanalyse und die diversen sozialistischen Praktiken seit dem Erscheinen des »Kapital« bis in die Gegenwart zusammen? Wer heute die Gegenwart verstehen und zur Entwicklung eines neuen sozialistischen Projektes beitragen will, muss auch die Geschichte der verschiedenen sozialistischen Bewegungen und TheoretikerInnen (von Karl Kutsky über Lenin und Rosa Luxemburg bis hin zum »Marxismus der ›Dritten Welt‹«) in Rechnung stellen. Dieser Thematik wenden sich die Autorinnen und Autoren des von Ingo Schmidt herausgegebenen Bandes Das Kapital @150, Russische Revolution @100. »Das Kapital« und die Revolutionen gegen »Das Kapital« zu.

Vom Kapital lernen?

»Spätestens seit der Finanzkrise ist Karl Marx so beliebt wie noch nie. Auf einmal finden ihn alle toll – auch die Reichen. Warum gibt es dann keine Revolution?« untertitelte die Süddeutsche Zeitung eine achtseitige Sonderbeilage ihrer Volontäre Anfang Juli und richtete ein Dossier »150 Jahre Das Kapital« auf ihrer Website ein. Allerdings bleibt nicht nur diese Frage unbeantwortet. Unsere Autoren Joachim Bischoff, Fritz Fiehler, Stephan Krüger und Christoph Lieber wollen wissen: Lässt sich die Wirklichkeit von heute mit Marx’schen Begriffen noch verstehen? Ihre Antwort lautet eindeutig Ja!: Vom Kapital lernen! Denn im »Kapital« hat Marx die fundamentalen Strukturen des Kapitalismus analysiert – als Grundlage der Dynamik von sozialen wie politischen Auseinandersetzungen, deren aktuellen Hintergründen sie nachgehen.
Wir werden dem Thema Marx heute auch den nächsten Newsletter Anfang August widmen!

Neu Juli/August

Wieder lieferbar:
David Harvey: Marx’ »Kapital« lesen
Ein Begleiter für Fortgeschrittene und Einsteiger
Aus dem Amerikanischen von Christian Frings
416 Seiten | EUR 24.80 | ISBN 978-3-89965-415-8

Walter Baier/Bernhard Müller/Eva Himmelstoss (Hrsg.): Die Linke, die Völker und der Populismus
transform! Jahrbuch 2017
304 Seiten | EUR 22.80 | ISBN 978-3-89965-739-5

Frank Deppe: 1917 | 2017
Revolution und Gegenrevolution
256 Seiten | EUR 19.80 | ISBN 978-3-89965-754-8

Ingo Schmidt (Hrsg.): Das Kapital @ 150. Russische Revolution @ 100
»Das Kapital« und die Revolutionen gegen »Das Kapital«
320 Seiten | EUR 24.80 | ISBN 978-3-89965-733-3

Joachim Bischoff/Fritz Fiehler/Stephan Krüger/Christoph Lieber: Vom Kapital lernen
Die Aktualität von Marx’ Kritik der politischen Ökonomie
176 Seiten | EUR 14.80 | ISBN 978-389965-752-4

Joachim Bischoff: Donald Trump – ein Präsident mit Risiko
Die USA zwischen Niedergang der Demokratie und dem Umsturz der Weltordnung
Eine Flugschrift
160 Seiten | EUR 14.80 | ISBN 978-3-89965-750-0

Gerhard Kupfer (Hrsg.): Streik und Menschenwürde
Der Kampf Bremer Mercedes-Arbeiter gegen Werkverträge und Leiharbeit
96 Seiten | EUR 9.80 | ISBN 978-3-89965-737-1

Mohssen Massarrat: Braucht die Welt den Finanzsektor?
Postkapitalistische Perspektiven
300 Seiten | EUR 24.80 | ISBN 978-3-89965-725-8

Termine

27. Juli | Bern | 20:00 Uhr | Reitschule Bern, Tojo Theater, Neubrückstr. 8
Was wollte der Reale Sozialismus?
Vortrag von Renate Dillmann und Amelie Lanier. Seit es den Kapitalismus gibt, gibt es Kritik an ihm, die aufs Grundsätzliche zielt und ihn überwinden will. Mit der Oktoberrevolution in Russland hat sich diese linke Kritik erstmals einen Staat erobert: Der Sozialismus wurde »real«. 100 Jahre später existieren die Sowjetunion und die ihrem Sozialismus mehr oder weniger nacheifernden Projekte nicht mehr. Der Kapitalismus dagegen lebt munter weiter, produziert Kapitalwachstum, Armut, Krisen und Kriege. Die Referentinnen wollen einen Blick in die Vergangenheit werfen und fragen: Was war die zentrale Kritik der früheren Sozialisten an Kapitalismus und Staat? Wie haben sie diese Kritik in ihren Ländern praktisch umgesetzt? Was waren die Leistungen und was die systematischen Mängel ihrer Projekte? Und schliesslich: Wohin haben die Sowjetunion bzw. China sich gewandelt?

22. August | Gera | 18:00 Uhr | Stadtmuseum, Museumsplatz 1
Geschichte und Erbe der russischen Revolution
Achtung: Versehentlich waren die Veranstaltungen für Juli angekündigt, sie finden jedoch erst im August statt!
Zum Modell erklärt von den einen, kritisiert und bekämpft von anderen, hat die Russische Revolution von 1917 das 20. Jahrhundert nachhaltig geprägt. Christoph Jünke (Bochum) wirft einen Blick auf Ursachen, Verlauf und Folgen der russischen Revolution, stellt die Motive und Strategien der bolschewistischen Oktoberrevolutionäre und ihrer Kritiker dar, und fragt nach dem Erbe dieser Revolution. Weitere Vortrags- und Diskussionstermine:
23.8., 19:00 Uhr, Suhl, Kulturbaustelle, Friedrich-König-Straße 35
24.8., 14:00 Uhr, Gotha, Klub Galetti, Jüdenstraße 44
24.8., 18:00 Uhr, Eisenach, Nachbarschaftszentrum, Goethestraße 10

7. September | Hamburg | 19:00 Uhr | Rathaus, Rathausmarkt, Kaisersaal
Karl Marx in Hamburg
Vor 150 Jahren wurde der erste Band von »Das Kapital« ausgeliefert - vom Verlag Otto Meissner in Hamburg. Karl Marx hatte den zweiten Teil des Manuskripts am 12. April 1867 persönlich in die Bergstraße 26 gebracht. Setzer und Drucker in Leipzig haben 1,9 Millionen Lettern gesetzt und 3,2 Tonnen Blei bewegt. Am 9. September 1867 war es soweit – das 800 Seiten starke Opus magnum von Karl Marx war fertig. Aber warum erschien »Das Kapital« in Hamburg? Welchen Einfluss hatte die Herstellungsweise auf das Ergebnis? Wer arbeitete an dem Buch mit? Und was hatte Karl Marx eigentlich noch mit Hamburg zu tun? Alle diese Fragen beantwort Jürgen Bönig, Autor des Buches Karl Marx in Hamburg, im Gespräch mit Norbert Hackbusch. Moderation: Siri Keil.
Eine Veranstaltung der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.

Weitere Termine gibt es aktuell immer hier.

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