Liebe Freund_innen des VSA: Verlags,

dubiose Machenschaften und eine für bundesdeutsche Eliten keineswegs unübliche Geldgier der bayerischen Staatskanzleichefin Christine Haderthauer überlagern in den Medien kurz die Befassung mit den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und im Nahen Osten – ein »Sommerloch« findet nicht statt. Die Frage, wie sich die Bundesrepublik und die politische Linke zur immer bedrohlicheren Gefährdung des Friedens positioniert, rückt stärker in den Mittelpunkt von Debatten. Zu denen haben unsere Autorinnen und Autoren Argumente beizutragen. Auch darüber wollen wir in der Sommerausgabe unseres Newletters berichten.

Mit spätsommerlichen Grüßen
das VSA: Team aus Hamburg

Events

Könnte eine »linke Außenpolitik« Kriege verhindern?

Das Wechselspiel aus Waffenruhe und Kampfhandlung im Gazakrieg wiederholt sich beständig, ohne dass eine friedliche Lösung sich abzeichnet. Wie kann dieser Teufelskreis durchbrochen werden? Kann und sollte Europa und Deutschland bei der Sicherung des Friedens in der Welt überhaupt eine Rolle spielen? Was für eine Politik ist dafür erforderlich? Diese Fragen stehen im Zentrum des von Paul Schäfer herausgegebenen Bands In einer aus den Fugen geratenden Welt. Wissenschaftler_innen, Aktivist_innen aus international engagierten NGOs und Politiker_innen loten Aspekte einer möglichen »linken Außenpolitik« aus. Das Ungewöhnliche dieses Buches: Es ist dem Herausgeber gelungen, prominente Vertreter_innen von SPD (Heidemarie Wieczorek-Zeul und Rolf Mützenich), Grünen (Frithjof Schmidt und Agnieszka Brugger) und der LINKEN (Stefan Liebich und Jan van Aken) miteinander ins Gespräch zu bringen. Damit ist eine längst überfällige Debatte eröffnet.
Ein Topos linker Außenpolitik – das Entstehen von Kriegen überhaupt zu verhindern – ist das zentrale Anliegen von André Brie. In seinem Buch Frieden kriegt man nicht hat er seine Reiseeindrücke aus weltweiten Kriegsgebieten zusammengefasst. Er dokumentiert die Grausamkeit des Krieges und das Leiden der Betroffenen vor Ort, u.a. von früheren Besuchen in Gaza und in der Westbank. Auch die politische Implosion des Irak ist Gegenstand von Bries Berichten. Sie ist noch immer traurige Realität, worauf das neue deutschland in seiner ausführlichen Besprechung vom 23.7. zu Recht hinwies.

Neue deutsche Verantwortung?

Nicht erst seit der Rede des Bundespräsidenten in München im Februar dieses Jahres ist klar, dass Deutschland vermehrt wieder militärisch in Konflikte eingreifen soll. Die ökonomischen und politischen Eliten sowie Medienvertreter arbeiten schon länger daran, die aus geschichtlichen Gründen eher zurückhaltende Rolle in geopolitischen Fragen neu zu definieren und die mehrheitliche Ablehnung von Einsätzen der Bundeswehr bei internationalen Konflikten durch die Bevölkerung zu »korrigieren«. Dem geht Frank Deppe in seiner bisher noch nicht angebotenen Flugschrift imperialer realismus? nach. Er leuchtet insbesondere die Rolle von Journalisten und Publizisten aus. Denn die Deutung der Vergangenheit ist ein zentrales Vehikel einer »neuen deutschen Verantwortung«. So werden Berichterstattung und Diskurshoheit zu Wegbereitern aggressiverer Außenpolitik.

Kritik mit Links

Ein Feld der Auseinandersetzung – sozusagen die ökonomische Grundlage aktueller internationaler Einflussspähren – ist das geplante Freihandelsabkommen TTIP. Hannes Koch wirft in der taz vom 2.8.2014 den Autor_innen des AttacBasisTextes Die Freihandelsfalle einen »zu hohen Anteil linker Ideologie« vor. Das hat zu Recht einen kritischen Leserbrief provoziert. Wir verstehen den Vorwurf eher als Kompliment: Links heißt hier profunde Analyse und politische Kritik – genau das ist es, was wir und die Autor_innen wollten. Anerkennen muss der Rezensent deshalb, dass in dem Buch die zentralen »Argumente gegen das geplante Abkommen« zusammengefasst sind.

Widerständig und solidarisch

Nicht erst seit dem Fall »Emmely« gilt der Einzelhandel als ein Bereich, in dem die Arbeitsbedingungen nicht die besten sind. Zu Beginn des Jahres 2013 versuchten die Arbeitgeber mit der Aufkündigung der Tarifverträge, eine noch weitergehende Verschlechterung dieser Bedingungen zu erreichen. Das wollten sich die Beschäftigten nicht gefallen lassen und führten einen Arbeitskampf mit vielfältigen und originellen Aktionen. Diese zeichnen die Beiträge des von Anton Kobel herausgegebenen Bändchens Wir sind stolz auf unsere Kraft nach. Neben der Darstellung des langen und phantasievollen Kampfes durch den Herausgeber kommen die Aktiven selbst, Soli-Gruppen und »Außenstehende« zu Wort.

Zumutungen in der Arbeit

Einen anderen »Konflikt« im Einzelhandel mussten die Schlecker-Frauen zusammen mit ihrer Gewerkschaft beim Kampf um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze durchfechten, den sie nicht gewinnen konnten. Sie haben darüber in dem von Achim Neumann herausgegebenen Band Der Fall SCHLECKER berichtet. Das Magazin der Hans-Böckler-Stiftung Mitbestimmung (Ausgabe Juli/August) stellt in seiner Besprechung heraus: So schlecht die Ausgangsbedingungen waren, so »selbstbewusst erscheinen die Betriebsrätinnen« in diesem Band. Im gleichen Heft wird Klaus Pickshaus' Buch Rücksichtslos gegen Gesundheit und Leben gewürdigt, in dem dieser ausgehend vom Konzept Gute Arbeit unter anderem ein Zurück zur aktiven Betriebspolitik fordert. Denn die »zerstörenden Wirkungen«, so die »Mitbestimmung«, »mit denen wir in der Arbeitswelt konfrontiert sind, erfordern Widerstand«.

Termine

Europäische Sommeruniversität von Attac

19. bis 23.8. | Paris
An fünf Tagen werden in der Universität Paris-Diderot mehr als 1.000 TeilnehmerInnen aus einem breiten Spektrum sozialer Bewegungen Strategien und Wege aus den weltweiten Krisen diskutieren und zu klären versuchen, was soziale Bewegungen auf nationaler und internationaler Ebene voneinander lernen und damit gestärkt werden können. Das umfangreiche Programm: www.esu2014.org

Methfesselfest

22. bis 24.8. | Hamburg
Das Methfesselfest ist ein Fest der Initiativen, Gruppen und Organisationen, ohne Kommerz und »Events«. Dafür gibt es drei Tage lang Informationen aus dem Stadtteil und der Welt, Live-Musik zum Mittanzen, Lesungen und Puppenspiel, Podiumsdiskussion, Filme und ein Spielfest. Mit dabei ist VSA: Autor Norman Paech, der am Samstag um 18:15 Uhr aus der Sicht des Völkerrechtlers über das aktuelle Kriegsgeschehen in der Welt spricht.

25. Sommerschule der AG Alternative Wirtschaftspolitik

15. bis 19.9. | Bielefeld
Themen der Sommerschule sind: Konjunkturpolitik, Arbeitsmarkt- und Arbeitszeitpolitik, EU-Politik, Finanzmarktkrise, Kritik der Steuerpolitik, Bildungspolitik, Wirtschaftsdemokratie. ReferentInnen sowie DiskussionsteilnehmerInnen sind Heinz-J. Bontrup, Cornelia Heintze, Rudolf Hickel, Tobias Kaphegyi, Wilfried Kurtzke, Gunter Quaißer und Mechthild Schrooten.

Soeben erschienen

Anton Kobel (Hrsg.)
»Wir sind stolz auf unsere Kraft«

Der lange und phantasievolle Kampf um die Tarifverträge 2013 im Einzelhandel
112 Seiten | WIDERSTÄNDIG | EUR 10.00
ISBN 978-3-89965-633-6

Oliver Prausmüller / Alice Wagner (Hrsg.)
Reclaim Public Services

Bilanz und Alternativen zur neoliberalen Privatisierungspolitik
304 Seiten | EUR 24.80
ISBN 978-3-89965-602-2

Zu diesem Newsletter

Sie erhalten diese E-Mail als Kunde des VSA: Verlags, oder weil Sie sich für den kostenlosen Bezug eines Newsletters des VSA: Verlages angemeldet haben. Sie können Ihr Abonnement jederzeit beenden.

Wenn Sie das Abonnement unseres Newsletters ändern oder löschen möchten, klicken Sie bitte hier und beachten Sie die Hinweise zur weiteren Vorgehensweise.

© 2014 VSA: Verlag Hamburg