Liebe Leserinnen und Leser,

zum Herbstanfang grüßen wir diesmal nicht mit einem Herbst-, sondern mit einem Buchgedicht von Robert Gernhardt:

 
DAS BUCH

Ums Buch ist mir nicht bange. | Das Buch hält sich noch lange.

Man kann es bei sich tragen | und überall aufschlagen.

Sofort und ohne Warten | kann man das Lesen starten.

Im Sitzen, Liegen, Knien | ganz ohne Batterien.

Beim Fliegen, Fahren, Gehen. | Ein Buch bleibt niemals stehen.

Beim Essen, Kochen, Würzen. | Ein Buch kann nicht abstürzen.

Die meisten andren Medien, | tun sich von selbst erledigen.

Kaum sind sie eingeschaltet, | heißts schon: Die sind veraltet!

Und nicht mehr kompatibel | »Marsch in den Abfallkübel!«

Zu Bändern, Filmen, Platten, | die wir einst gerne hatten.

Und die nur noch ein Dreck sind, | weil die Geräte weg sind
und niemals wiederkehren, | gibt's nicht zu sehn, zu hören.

Es sei denn, man ist klüger | und hält sich gleich an Bücher,
die noch in hundert Jahren | das sind, was sie stets waren.

Schön lesbar und beguckbar.

So stehn sie unverruckbar | in Schränken und Regalen,
und die Benutzer strahlen: | »Hab'n die sich gut gehalten!«

Das Buch wird nicht veralten.

Events

Der Fall SCHLECKER im TV

Gleich zweimal kommt der Fall SCHLECKER ins Fernsehen: Heute Abend um 20:15 Uhr zeigt Sat1 »Die Schlikkerfrauen« u.a. mit Katharina Thalbach. Im ZDF läuft am 13. und 15.10. jeweils um 20:15 Uhr der Zweiteiler »Alles muss raus«. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (»Haus der Seife« vom 28.9., S. 41) hält beide für grässliche Schmonzetten: harmlos und aufgeblasen zu Seifenopern, bei denen die eigentliche Tragödie der Entlassungen eher wie eine Farce wirkt. Das Fazit des Beitrags lautet: »Wo es ›Alles muss raus‹ um das Drama des Endes geht, sieht man den ›Schlikkerfrauen‹ an, dass die Tragödie gar nicht so sehr darin besteht, von einem Unternehmen wie Schlecker entlassen zu werden. Sondern dafür zu arbeiten.« Was es bedeutet hat, für SCHLECKER zu arbeiten und dann sang- und klanglos auf die Straße gesetzt zu werden, darüber gibt das von Achim Neumann herausgegebene Buch Der Fall SCHLECKER Auskunft. Dort berichten die realen Schlecker-Frauen und andere »Insider« zum einen über »Knausern, Knüppeln und Kontrollen« ihres Arbeitsalltags, widmen sich zum anderen aber auch dem letztendlich gescheiterten Kampf um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.

Erinnerung an Peter Blachstein (1911-1977)

Nicht wenige zeitgeschichtliche Persönlichkeiten verschwinden im historischen Gedächtnis – das gilt auch schon für die bundesrepublikanische Nachkriegszeit. Die soeben erschienene politische Biographie von L. Joseph Heid belebt die Erinnerung an einen Hamburger Sozialdemokraten mit jüdischen Wurzeln. Peter Blachsteins Leben war geprägt durch zentrale Ereignisse des 20. Jahrhunderts: Politisierung in der jüdischen und sozialistischen Jugendbewegung, Verfolgung im Nationalsozialismus, Flucht, Exil und frühe Bekanntschaft mit Willy Brandt, Spanischer Bürgerkrieg, parlamentarische Arbeit in der Bonner Republik und, als politischer Höhepunkt, die Berufung auf den Botschafterposten in Belgrad.
Am Freitag, 7. November 2011, um 17.00 Uhr, findet im Bezirksamt Hamburg-Eimsbüttel die Buchvorstellung statt: Nach der Begrüßung durch Bezirksamtsleiter Dr. Torsten Sevecke erläutert Sielke Salomon im Namen der Geschichtswerkstatt Eimsbüttel, wie es zu dem Biographieprojekt gekommen ist, der Autor führt in Blachsteins Lebensweg ein, und Sekretäre von Peter Blachstein liefern persönliche Zeitzeugenberichte. Um Anmeldung wird gebeten bei: Jörg Petersen, Tel.: 040-490 46 22, gweims@t-online.de.

Am 12.11. folgt ein Vortrag durch den Mitarbeiter der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) Joachim Szodrzynski zur Geschichte des Linsksozialismus mit dem Schwerpunkt SAP-Geschichte in der Galerie Morgenland. Der Co-Autor Clemens Maier-Wolthausen referiert am 19.11. zu Blachsteins Exil in Schweden. Jugendliche und Jungerwachsene werden am 27.11. mit O-Tönen ihr Radioprojekt vorstellen, bei dem sie Zeitzeugen zu ihren Erinnerungen an Peter Blachstein befragten. Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildet ein Vortrag der Hamburger Historikerin Christel Oldenburg, die die Geschichte der Hamburger SPD in den 1950er und 60er erläutert.

Linke Außenpolitik?

Der einstige verteidigungspolitische Sprecher der Linksfraktion, Paul Schäfer, die frühere Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) und die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) stellten in Berlin das neue Buch In einer aus den Fugen geratenden Welt vor. Auch die Frankfurter Rundschau war dabei und fasst zusammen, dass Meinungsverschiedenheiten nicht verschwiegen worden seien, im Vordergrund hätten jedoch Gemeinsamkeiten gestanden und echte Probleme der Welt – allen voran die Lage im Mittleren Osten. Anschlussfähig könne die LINKE werden, indem »in der Außenpolitik vermehrt auch über Umverteilungs- und ökologische Fragen sowie über Konzepte der zivilen Hilfe gesprochen werde[n]. Dann wäre es möglich, ›die Militärfrage neu zu bewerten‹, zitiert die junge Welt den Herausgeber Paul Schäfer. »Geht da also doch was 2017?«, fragt der Tagesspiegel. »Ex-Grünen-Parteichefin Roth hat noch einige Vorbehalte ... Ein Buch wie das von Schäfer aber könne nun helfen, ›aus den Schützengräben herauszukommen.‹«

Beitrag zur Piketty-Debatte

Das Buch »Das Kapital im 21. Jahrhundert« des französischen Ökonomen Thomas Piketty hat etwas geschafft, was wirtschaftswissenschaftliche Sachbücher selten schaffen: eine intensive Debatte in einer relativ breiten Öffentlichkeit anzuregen, welche über die engen Grenzen abgeschlossener Fachkreise hinausreicht. Das Thema ist aber auch angesichts der aktuell vorzufindenden Extreme des Kapitalismus sicherlich von höchster Brisanz: die ungleiche Einkommensverteilung und Vermögenskonzentration. Der ernorme publizistische Widerhall auf Pikettys intensivierte Auseinandersetzung hat sich auch beim VSA: Verlag niedergeschlagen: Das Supplement der September-Ausgabe von Sozialismus fasst die Thesen des Sachbuch-Bestsellers, der am 7. Oktober auf deutsch erscheint, zusammen.

Pflichtprogramm für kritische StudentInnen

          

Pünktlich zum Start des Wintersemesters 2014/15 haben wir wieder zwei (moderne) Klassiker auf Lager: Nicos Poulantzas’ Grundlagenwerk Staatstheorie und Pierre Bourdieus Mechanismen der Macht. An beiden führt im Laufe eines sich als kritisch gegenüber den gesellschaftlich-politischen Zuständen verstehenden Studiums kein Weg vorbei. Ebenso wenig wie an Louis Althussers gesammelten Schriften und David Harveys einführungsgerechter Kapitalismuskritik, die zugleich wichtige wie innovative Betrachtungen auf eine neoliberal gesteuerte Stadtpolitik bereithhält.
Wir wünschen einen guten Start ins Semester. Ganz besonders den Erstis!

Termine

Gemeinsam Strategien entwickeln. Konflikte führen. Beteiligung organisieren.

2. bis 4. Oktober | Hannover | Pavillon am Raschplatz, Lister Meile 4
Konferenz der Rosa-Luxemburg-Stiftung mit Hans-Jürgen Urban (IG Metall), Juliane Fuchs (ver.di Hannover), Bernd Riexinger (einer der Parteivorsitzenden der LINKEN und ehemaliger ver.di-Geschäftsführer in Stuttgart), Sabine Jakoby (Vorsitzende ver.di-Bundesfachgruppe Einzelhandel), Heiner Dribbusch (WSI) und v.a.m.

Plan – Markt – Demokratie

7. Oktober | Potsdam | 18:00-20:00 Uhr |  RLS Brandenburg, Dortustr. 53
In der Vorstellung des gleichnamigen VSA: Buchtitels mit Klaus Steinitz und Dieter Walter werden die Fehler und Schwächen der langfristigen Planung in der DDR, aber auch ihre für die Zukunft aufhebenswerten Erfahrungen und Erkenntnisse analysiert.

Aktionstag gegen TTIP, CETA, TiSA ...

Attac Deutschland ruft gemeinsam mit dem Bündnis TTIP Unfairhandelbar und der EU-weiten Koalition gegen TTIP zu einem Aktions­tag auf, um die laufenden Verhandlungen zu TTIP (Transatlantisches Freihandels- und Investitionsabkommen mit den USA), CETA (umfassendes Freihandels- und Investitionsabkommen mit Kanada), TiSA (Freihandelsabkommen zum Handel mit Dienstleistungen) und anderen Freihandelsverträgen zu stoppen. Zahlreiche lokale Bündnisse und Attac-Gruppen planen Aktionen und mobilisieren zu Demos.

»Frieden kriegt man nicht«

16. Oktober | Potsdam | 18:00-20:00 Uhr | RLS Brandenburg, Dortustr. 53
»Seit Anfang der 1990er Jahre hat es mich in Konflikt- und Kriegsgebiete getrieben. Immer öfter war es mein Wunsch, mir eine eigene Meinung vor Ort zu bilden, etwas Persönliches zu tun und die betroffenen Menschen zu treffen.« Über seine Reisen nach Südafrika und Bolivien, in den Kosovo, nach Afghanistan, in den Irak und in den Nahen Osten sowie über die Menschen, die er dort getroffen hat, berichtet André Brie in dem jüngst erschienenen VSA: Buch Frieden kriegt man nicht.

Imperialer Realismus?

23. Oktober | Frankfurt a.M. | 18 Uhr | Gewerkschaftshaus, Wilhelm-Leuschner-Straße 69-77, EG
»Mehr Macht – mehr Verantwortung«? Eröffnet im Jahr 2013, erreichte das Thema schnell durch Reden des Bundespräsidenten Gauck, aber auch durch das Regierungsprogramm der Großen Koalition eine breite Öffentlichkeit. Nicht nur der neue Geschichtsrevisionismus, sondern auch Grundlagen einer friedlichen Außenpolitik in Zeiten wachsender Spannungen sollen in dieser Veranstaltung mit Frank Deppe auf Basis seines jüngsten Buches Imperialer Realismus diskutiert werden.

Reorganisation der Linken in der Krise

24. Oktober | Jena | 18:30 Uhr | Campus der Universität, Carl-Zeiss-Str. 3
Seit 2011 hat mit den »Empörten« und »Occupy Wall Street« ein neuer Bewegungszyklus eingesetzt. Unbeeindruckt davon setzen die Regierungen ihre Politik des neoliberalen Autoritarismus fort. Doch die Bewegungen haben daraus Lehren gezogen: In den USA, Spanien, Griechenland etc. sind Prozesse der Re-Organisierung zu beobachten, die die gesamte gesellschaftliche Linke erfassen. Wie sehen die Prozesse aus und welche Herausforderungen bestehen für eine Linke auch in Deutschland? Ein Abend mit Mario Candeias und Eva Völpel, Autor_innen des Buches Plätze sichern!

Krisenbewusstsein: neuere Befunde

28. Oktober | Berlin | 19:00 Uhr | Helle Panke, Kopenhagener Str. 9
Demoskopische Befunde sind widersprüchlich: verblassende Erinnerung an die Große Krise einerseits, Zukunftspessimismus andererseits. Beides fügt sich zusammen zum Bild des »bedrohten Paradieses«: Die relative Stabilität in Deutschland droht in einem Umfeld der sozialen Zersetzung Europas verloren zu gehen. Diese Konstellation wohlstandschauvinistisch zu interpretieren, greift zu kurz. Das zeigen neuere Studien zum »Krisenbewusstsein«, die vorgestellt werden. Aber warum ist es in einer Zeit, die nach Zukunftsvorsorge geradezu schreit, so schwer, politisch zu intervenieren? Auch dieser Frage soll näher nachgegangen werden. Mit Richard Detje (Redakteur der Zeitschrift Sozialismus) und Klaus Steinitz.

Soeben erschienen

frank deppe
imperialer realismus?

über eliten, experten und journalisten und die »neue deutsche verantwortung«
eine flugschrift
120 Seiten | EUR 10.00
ISBN 978-3-89965-637-4

Marianne Weg / Brigitte Stolz-Willig (Hrsg.)
Agenda Gute Arbeit: geschlechtergerecht!

Mit einem Vorwort des
DGB-Vorsitzenden Reiner Hoffmann
272 Seiten | EUR 16.80
ISBN 978-3-89965-632-9

joachim bischoff
finanzgetriebener kapitalismus

entstehung – krise – entwicklungstendenzen
eine flugschrift zur einführung
144 Seiten | EUR 11.80
ISBN 978-3-89965-599-5

Gerd Riehm
»Wie kann man hier bloß wohnen?«

Alltag in Altona-Nord – Jugendjahre im »Wirtschaftswunder«
Erweiterte Neuausgabe mit dem Blick auf die »Neue Mitte Altona«
168 Seiten | EUR 15.80
ISBN 978-3-89965-634-3

L. Joseph Heid
Peter Blachstein

Von der jüdischen Jugendbewegung zur Hamburger Sozialdemokratie.
Biographie eines Sozialisten (1911-1977)
Herausgegeben von der Galerie Morgenland / Geschichtswerkstatt Eimsbüttel
400 Seiten | Hardcover | mit Fotos | EUR 29.80
ISBN 978-3-89965-612-1

Stephan Lessenich / Mario Neumann / Thomas Seibert / Andrea Ypsilanti (Redaktion)
Anders regieren?

Von einem Umbruch, der ansteht, aber nicht eintritt
Herausgegeben vom Institut Solidarische Moderne
304 Seiten | EUR 19.80
ISBN 978-3-89965-604-6

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