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Die schwierigen Zeiten halten an. Pablo Nerudas »Ode an das Buch« hilft weiterhin.

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Falls nicht in der Lieblingsbuchhandlung, sondern bei uns direkt bestellt wird, bitte die Bestellhinweise beachten!

Der harte Alltag von Millionen, die täglich ihren Job machen,

ist »eine Welt, über die kaum geschrieben wird«, notiert Claus-Jürgen Göpfert in seinem gerade erschienenen Buches »Wer nicht hören will, wird bestreikt!«. Sie haben nicht nur Spannendes aus ihrem Alltag zu berichten, sondern streiten auch hartnäckig um ihre Rechte – und feiern ihre Erfolge! Alles nachzulesen in dem reichlich mit Farfotos illustrierten Band, den wir gemeinsam als Geschenk empfehlen.

Dass Arbeitskämpfende hierzulande inzwischen neue Formen praktizieren, zeigt auch Heiner Dribbusch in seiner wichtigen Studie STREIK – und falls jemand damit noch nicht ganz vertraut ist, der oder dem hilft die Anleitung zum Arbeitskampf von Peter Renneberg.

Die folgenden Tipps aus dem VSA: Team und der Redaktion von Sozialismus.de handeln – soweit VSA: Bücher empfohlen werden – mitunter auch vom harten Alltag von Millionen, sollen aber zugleich den Horizont erweitern.

In diesem Sinne eine stressfreie Vorweihnachtszeit und schon mal angenehme Festtage wünschen die Kolleg*innen vom VSA: Team und die Redakteure von Sozialismus.de.


PS. Um die Belastungen für die Kolleg*innen der Lieferdienste und der Postbeschäftigten zu mindern, bitten wir alle, die ein VSA: Buch verschenken wollen, ihre Bestellung rechtzeitig in der Buchhandlung ihres Vertrauens oder in unserem Warenkorb abzugeben.

Juliane Deppe [Lektorat | Presse | Sozialismus-Vertrieb]

Selbstgehäkelte Socken verschenken? Das war gestern! Dieses Jahr gibt es Beer Mitts! Noch nie etwas davon gehört?! Beer Mitts sind Bierhandschuhe. Eine nicht nur witzige, sondern auch pfiffige Idee. Denn gerade im Winter braucht es Handschuhe, um im Stadion oder beim Spaziergang Getränke jeglicher Art zu halten, ohne dass die Hand kalt wird. Und ein Hingucker sind die Beer Mitts allemal: Eine Art Fausthandschuh mit eingehäkeltem Boden. Prost!

»Vor Weihnachten 1944 gebar eine Frau in unserem [jüdischen] Block ein Kind. Als Weihnachten sich näherte, beschlossen die der Obrigkeit angehörenden, christlichen Polinnen, eine Weihnachtsfeier zu veranstalten. In einer nahen Baracke stellten sie einen Weihnachtsbaum auf, liehen sich das Neugeborene aus unserer Baracke aus, machten es zum Jesuskind und luden alle Kinder der Baracken zur Feier ein. […] Wir bekamen alle einige in eine Serviette eingewickelte Stückchen Würfelzucker.« Dies berichtet der achtjährige Sigmund Baumöhl, der zusammen mit seiner Mutter und seiner Großmutter aus dem slowakischen in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück deportiert worden war. Dort waren zwischen 1939 und 1945 ungefähr 123.000 Frauen und Kinder inhaftiert, unter ihnen auch um die 5.000 aus der ehemaligen Tschechoslowakei. Pavla Plachá arbeitet in ihrem Buch »Zerrissene Leben« im Kontext der NS-Verfolgungspolitik die innere Struktur dieser Gruppe heraus und entwickelt eine Typologie der inhaftierten Frauen, in die auch spezifisch weibliche Aspekte der Haft einfließen: sexualisierte Gewalt, Zwangsprostitution, pseudomedizinische Versuche, die Verletzung des Schamgefühls oder der Verlust der Privatsphäre sowie Mutterschaft oder intime Beziehungen zwischen den Frauen während der KZ-Haft. Behandelt wird zudem die Verarbeitung des Erlebten in Nachkriegserinnerungen und den Umgang damit durch die jeweiligen politisch Verantwortlichen bis zur Auflösung der ČSSR und der neuen tschechischen Behörden. Dabei wird das seit 1948 von realsozialistischen Deutungen geprägte und herrschende Bild der Erinnerung revidiert.

Julia Koppke [Vertrieb, Werbung, Presse & Korrektorat]

»Ey Deggah Woyzeck, mach mal langsam, ich kotz gleich. Woyzeck er hat keine Moral, er hat ein Kind ohne den Segen der Kirche. Eigentlich bist du richtig ehrenlos, deine Mutter ist safe richtig enttäuscht von dir. Aber wenn ich ein Herr wär und hätn Benz und ne Rolex, dann könnt ich ehrenvoll sein, aber ich bin broke, Mann!« Georg Büchners Woyzeck in Jugendsprache von der 19jährigen Hamburger Abiturientin Asin Andkohiy ist mein persönlicher Tipp! Die Idee, aus Anlass ihrer bevorstehenden Abiturprüfung zu Büchners Woyzeck den Text in eine zeitgemäße Version zu übersetzen, ist nicht nur hervorragend, sondern auch folgerichtig. Denn zum einen machte Büchner seinerzeit nichts anderes, arbeitete bewusst mit Umgangssprache und zum anderen war Büchner selbst kaum älter, als er den Text verfasste. Zudem beschäftigten ihn gesellschaftskritische Themen, die auch heute immer noch aktuell sind.

Ein konkretes Beispiel solcher aktuellen Auseinandersetzungen mit sozialen Ungerechtigkeiten bietet der Text »Held*innen auf die Barrikaden!« von Malika Guellil. Die Projektleiterin in einer Non-Profit-Organisation versteht das notwendige Umdenken im Bereich Care-Arbeit als wesentlichen Bestandteil der sozialökologischen Transformation und spricht sich dafür aus, eine Care-Revolution zu entfachen sowie Care- und Klimaproteste miteinander zu verbinden. Denn: Die Individualisierung von Care-Arbeit zerstört den Gedanken der Solidargemeinschaft, stabilisiert zutiefst ungleiche Geschlechterverhältnisse und bringt so den Wohlfahrtsstaat und die Demokratie in Gefahr.

Rebecca Schmidt [Lektorat | Social Media]

»Socialism is back!« Die Idee ist weder tot noch peinlich – sie gewinnt im 21. Jahrhundert nicht nur theoretisch an Bedeutung, sondern erfindet sich auch in der Regierungspraxis von Staaten in Lateinamerika über Europa bis Asien neu. Sogar in den USA ist der Sozialismus wieder im Gespräch (siehe auch den entsprechenden Geschenktipp von Joachim Bischoff unten). Doch was heißt Sozialismus heute? Welches Verständnis von Politik liegt zugrunde? Wie steht es um sozialistische Parteien? Und wie attackiert man den Kapitalismus möglichst effektiv? All diese Fragen versuchen Frank Deppe, Klaus Dörre, David Salomon, Ingar Solty, Ines Schwerdtner, Christoph Lieber, Ulrich Brinkmann, Michael Brie, André Leisewitz, Wittich Rossmann, Kim Lucht und Janina Puder in dem Band »Sozialismus im 21. Jahrhundert« zu beantworten. Ausgangspunkt ist die ökonomisch-ökologische Zangenkrise, die den Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit, Krieg und Armut beschleunigt. Diesen verheerenden Aussichten muss eine starke, linke, progressive Kraft entgegengesetzt werden, um Natur und Mensch zu schützen. Dafür ist der Blick in die Vergangenheit genauso wichtig wie der Blick in die Zukunft, bei dem Lösungen für die globalen Herausforderungen gefunden werden sollen. Ein vielstimmiges Buch für ausgelassene Weihnachtsfeiertagsdiskussionen!

Mindestens genauso vielstimmig ist der Rhythm & Poetry Verein »Rap for Refugees«. Er bietet »Hoffnung, Vielfalt und Haltung durch die Kunstform Rap!«. Rap ist nicht nur Kunst, sondern Integration in ihrer Höchstform, Sinnstiftung, Gemeinschaftsgefühl und gelebte Solidarität. Der Hamburger Verein veranstaltet jedes Jahr mehrere Events und Workshops, um jungen Talenten eine Bühne zu bieten. Refugee ist jeder, der vor Krieg, Armut, bestimmten Lebenssituationen oder Emotionen flüchtet. Individuelle Erfahrungen können und sollen geteilt und künstlerisch ausgedrückt werden. Denn manche Gefühle und Gedanken kann man nicht mit normalen Worten ausdrücken. »Kunst ist nicht ein Spiegel, den man der Wirklichkeit vorhält, sondern ein Hammer, mit dem man sie gestaltet.« (Karl Marx). Für dieses Jahr sind leider keine Events mehr geplant und es gibt auch noch keine Tickets für Konzerte, Workshops und Co. für 2024. Deswegen: Animiert eure Liebsten zum Spenden oder schenkt ihnen etwas aus dem RfR-Merchshop, denn jeder Kauf unterstützt den gesamten Verein. Ihr findet dort T-Shirts, Hoodies, Jutebeutel, Caps oder Kochschürzen. Mein Favorite: Hoodie mit Slogan »Hope – Attitude – Humanity«. Hoffnung, Haltung und Menschlichkeit sind auf jeden Fall zeitüberdauernde Geschenke.

Martin Groschwald [Lektorat & anderes]

Zur Weihnachtszeit kommt die ganze Familie zusammen und man sieht sich nach (nicht selten) langer Zeit einmal wieder. Neben dem gemeinsamen Essen kommt es zum Gedankenaustausch: Persönliches, Familiäres oder Berufliches wird besprochen. Aber auch Politisches wird früher oder später zur Sprache kommen und gelegentlich in hitzigen Debatten münden. Immer wieder ist man erstaunt und entsetzt über die Ansichten der buckligen Verwandtschaft, und nicht selten sieht man sich auf einem höheren Niveau argumentieren als das Gegenüber. Das vergangene Jahr bietet für dieserart Gespräche viel Zündstoff, so die anhaltenden militärischen Auseinandersetzungen auf der ganzen Welt. Zur Vorbereitung auf mögliche familiäre Gespräche vor allem aber, um die eigene Perspektive zu reflektieren, könnte die Flugschrift FRIEDEN von Freerk Huisken helfen. In ihr richtet er den Blick auf die Kriegsmoral des Westens, deren fragwürdige Definition des Begriffs, und er hinterfragt die propagierten Freund- und Feindbilder sowie ihre Darstellung in den Medien. Und er diskutiert Positionen der aus Anlass des Ukraine-Kriegs sich wieder zu Wort meldenden Friedensbewegung und hinterfragt deren Argumentationen und Ziele. Egal ob Mann oder Frau neue Einsichten gewinnt, die eigenen hinterfragt oder Anstoß an seinen Thesen findet und ihnen komplett widerspricht: Das Buch liefert Diskussionsanregungen, präsentiert überlegenswerte Argumente und erweitert den Diskurs.

Wenn man sich nach der Auseinandersetzung mit der Familie etwas zurückziehen muss, empfiehlt es sich, ein Buch zur Hand zu nehmen. Mein Vorschlag für dieses Jahr ist »Jeder stirbt für sich allein« von Hans Fallada (1893–1947). Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Ehepaar Otto und Anna Quangel aus Berlin. Beide sind Eltern eines erwachsenen Sohnes, der während des Frankreich-Feldzugs 1940 im Feld bleibt. Dieses tragische Ereignis führt dazu, dass Otto Quangel mehr und mehr an seiner Haltung gegenüber dem Nazi-Regime zweifelt und eine immer stärker werdende widerständige Einstellung entwickelt. Otto fasst den Entschluss, Flugblätter gegen das nationalsozialistische Regime zu verteilen. Der Roman beruht auf der Geschichte des Ehepaares Otto und Elise Hampel, die zwischen 1940 und 1942 Flugblätter gegen Hitler verteilten und denunziert wurden. Beide wurden zum Tode verurteilt und starben 1943 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee. Falladas Tiefe und Klarheit der Analyse der Gesellschaft unter Hitler zeigt auf, was lange verschwiegen wurde und erst im gesellschaftlichen Diskurs ab den 1980er-Jahren begann: Das Bewusstsein für die Grausamkeit des Nazi-Regimes und den Unrechtsstaat des Dritten Reichs. Nur wenige wissen, dass Fallada auch als Kritiker unterwegs war, so hat er Werke von Erich Maria Remarque und Irmgard Keun, Erich Kästner und Carl Zuckmayer zu einer Zeit besprochen, als ihre Bücher als Neuerscheinungen in den Buchhandlungen lagen. Aber auch Unterhaltungsromane und Debüts hat er rezensiert, politische Sachbücher, sogar Gartenbücher. Er schrieb für das zeitgeistige Blatt »Tempo« ebenso wie für die altehrwürdige »Vossische Zeitung«, für den mondänen »Querschnitt« wie für die linke »Weltbühne«. Mehr dazu in dem von Sabine Koburger und Michael Töteberg herausgegebenen Band »Wenn mich ein Buch wirklich reizt«

Joachim Bischoff [Lektorat | Redaktion Sozialismus.de]

Peter Wahl, seit Jahren in linken Organisationen, Debatten und Zeitschriften aktiv, hat sich zur aktuellen Schlüsselthematik positioniert: Der Krieg und die Linken. »Die Zeiten, in denen die Linken in den großen Protestbewegungen hegemonial waren, sind vorerst vorbei. Und jetzt auch noch die Kriege« in der Ukraine und im Nahen Osten, die neue Spaltungslinien hervorgerufen haben. Es kommt hinzu, dass die in der Linken ohnehin schon immer etwas größere Konfliktfreudigkeit sich nun »oft schnell in Polemik, Konfrontation und Abbruch der Kommunikation aus[wachsen]. Freundschaften zerbrechen, selbst in Familien wird gestritten und die verschiedenen Lager bilden zunehmend hermetische Gesinnungsgemeinschaften.« Mit seiner Flugschrift zielt er auf eine Sortierung des Diskursfeldes und die Information über die diversen Strömungen der linken Akteure. Dass der Krieg die Linke spaltet, ist zwar kein neues Phänomen, mit den aktuellen Kriegen wird allerdings die Aneignung der geschichtlichen Entwicklungslinien und das Eingreifen in die Debatte zur Herkules-Aufgabe. Für die liefert er einen gemeinverständlichen Kompass, bei dem er den weltpolitischen Konfliktlinien nicht ausweicht: Geopolitisch wurde die globalstrategische Rolle der USA zwar gestärkt, sie lenkt aber von ihrem Hauptproblem China ab und vertieft die internen Konflikte. Die westliche Doppelmoral im Umgang mit Israels Verletzungen von Menschenrechten und Völkerrecht vergrößert die Distanz zum Globalen Süden, wie die Resolution der UN-Vollversammlung Ende Oktober zeigt. Die Rolle der EU im Nahostkonflikt ist marginal. Es gibt keinen Konsens bei diesem Thema und die Mitgliedsländer agieren unabhängig voneinander auf Grundlage ihrer nationalen Interessen. Man muss die politischen Wertungen und Schlussfolgerungen nicht alle teilen, gleichwohl ist sein Kompass leicht verständlich und hilft bei der Navigation angesichts der komplexen Sachverhalte.

Laut Bernie Sanders haben wir genug Gründe, wütend auf den Kapitalismus zu sein. Wut sei zudem der erste Schritt in eine neue Zukunft. Der US-Senator aus Vermont gehört zu den bekanntesten Kritikern der US-Gesellschaft und sorgte dafür, dass dort der Begriff »Sozialismus« wieder heimisch wurde. In Zentrum seiner Polemik steht der aktuelle US-Kapitalismus: In Amerika besitzen drei Einzelpersonen so viel Vermögen wie die untere Hälfte der amerikanischen Gesellschaft zusammen. 60% der Bevölkerung leben von der Hand in den Mund, mehr als eine halbe Million ist obdachlos. Es ist offenkundig ein System, das nicht funktioniert, obwohl wir dank der neuen Technologien in der Lage wären, allen Menschen überall ein gutes Leben zu ermöglichen. Die Zunahme der wachsenden Kluft zwischen Armut und Reichtum ist gut erforscht, dennoch wird darüber in Amerika nicht gesprochen, und Sanders bezweifelt, dass es in Europa anders ist. Wie schafft man vor diesem Hintergrund eine demokratisch-sozialistische Gesellschaft? Nicht, indem wir nur alle vier Jahre neu wählen. »Ich denke, wir müssen […] klare Antworten geben, auch wenn es nicht einfach ist: Wie bekommen Arbeiterinnen und Arbeiter mehr Selbstbestimmung und Macht über ihre eigene Arbeit, die diese dann menschlicher macht?« In der Geschichte der demokratischen Partei der USA haben etwa Franklin D. Roosevelt und Harry Truman »sich sehr für die Rechte der Arbeiter starkgemacht, etwa indem sie einen Anspruch auf Gesundheitsversorgung als Menschenrecht deklariert haben. Das Problem ist nur: Sie kamen nicht so weit, ihre Versprechen zu erfüllen.« Auch für Joe Biden und seine Crew eröffnete sich im Januar 2021 eine ähnliche Gelegenheit, allerdings erlitt das Projekt »Bild Back Better« Schiffbruch, in der Folge sanken Bidens Zustimmungswerte um 20%. Sanders Schlussfolgerung: »Wer nicht über die Gier und die Übermacht der herrschenden Klasse spricht, […] hinterlässt ein gefährliches Vakuum – auch für jemanden wie Donald Trump. Aber Reden allein hilft nicht. […] Wenn die Demokratische Partei morgen die Gesundheitsversorgung für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind garantieren würde, wenn wir die hohen Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente senken und das Rentenprogramm verbessern könnten, ich verspreche Ihnen: Dann würden die Demokraten gewinnen.« Insgesamt findet Sanders Bidens Bilanz nicht so schlecht: Zum ersten Mal in der US-Geschichte hat sich ein US-Präsident im großen Streik der Autoindustrie an die Seite der Arbeiter gestellt. »Hat die Demokratische Partei im Allgemeinen allerdings die Sonderinteressen der Mächtigen wirklich mit aller Macht bekämpft? Nein, das hat sie nicht […] Wenn zu viele Menschen sich zurückgelassen fühlen, werden sie sich Demagogen zuwenden. […] Trump zu wählen hieße, nichts zu unternehmen gegen extreme Trockenheit, gegen extremes Wetter, gegen Hitzewellen und Stürme. […] Wir müssen sehr aggressiv sein und die Demokratie neu beleben.«

Harald Heck [Herstellung | Lektorat]

Vor drei Jahren veröffentlichte der schwedische Journalist Patrik Svensson mit dem »Evangelium der Aale« ein erstaunliches Sachbuch. Nun hat er mit »Die Chronistin der Meere. Über die Tiefe und die Neugier« eine Art Fortsetzung geschrieben, die das Verhältnis des Menschen zum Meer in zehn Essays umkreist. Räumlich bewegen wir uns vom Anblick der Erde als einer verletzlichen Kugel im unendlichen Schwarz des Alls aus Sicht der Apollo 17-Besatzung ins undurchdringliche Schwarz des Challengertiefs, dessen Boden in 10.916 Metern Tiefe Jacques Piccard und Don Walsh am 23. Januar 1960 in einer selbstgebauten Tauchkapsel erreichten. Als 2019 Victor Vescovo dort auf den Meeresboden stieß, sah er zehn Kilometer unter der Meeresoberfläche, weitab von Menschen, Sonne & Wellen – eine Plastiktüte. Keine Sorge, Svensson reicht diese Andeutung und er erspart uns das Wehklagen über die menschengemachte Vermüllung der Meere. Stattdessen schreibt er über die Erfindung des Senkbleis, über die erste Weltumsegelung Ferdinand Magellans im 16. Jahrhundert, meist aus der Sicht eines malaiischen Sklaven, den der schlaue & rücksichtslose Magellan als Dolmetscher mit an Bord genommen hatte; er schreibt über Navigation und Kartographie, die nicht nur der Orientierung, sondern auch der Aneignung und Ausbeutung des vermessenen Terrains dienten; er schreibt über die Geschichte des Walfangs, bei dem das aus dem Blubber des Wals gewonnene Öl zum »Schmiermittel der industriellen Revolution« wurde; er schreibt über den Rhythmus des Meeres, der mit dem Rhythmus des Planeten verbunden ist, so wie mit dem von Sonne, Mond und allen Lebens und illustriert dies am bretonischen Plattwurm. Svensson versteht sein Buch als Würdigung der amerikanischen Biologin Rachel Carson, die nicht nur mit ihren Büchern über das Meer neue Maßstäbe setzte, sondern mit »Der stille Frühling« (1962) auch eine Art Gründungsmanifest der Ökobewegung schrieb.

Vor 75 Jahren verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen in Paris die »Allgemeine Erklärung der Menschenrechte«. Jörn Schütrumpf nimmt dies zum Anlass, einen vergessenen Geschichtsstrang nachzuzeichnen. In Frankreich entstand mit der Ligue des droits de l’homme 1898 die weltweit erste Menschenrechtsorganisation. In Deutschland versammelten sich am 16. November 1914 zwei Frauen und neun Männer zu einem »Bund Neues Vaterland«. Im Einzelnen waren das Lilli Jannasch und Emma Krappek sowie als Vorsitzende  Kurt von Tepper-Laski, Otto Lehmann-Russbüldt und Albert Einstein. Die Aufzählung der Personen ist wichtig, denn es sind dies die »Deutschen mit Anstand«, die gegen alle Widerstände die Idee weiterentwickeln und auch nach dem Verbot des Bundes mit der Gründung der »Deutsche[n] Liga für Menschenrechte« 1922 den Kampf fortsetzten. Im Vorstand der Liga fand sich ein illustrer Kreis, in dem neben Arthur Holitscher noch Emil Julius Gumbel, René Robert Kuczynski, Otto Lehmann-Russ-büldt, Generalmajor a.D. Paul von Schoenaich und Kurt Tucholsky agierten. Neben Einstein, Tucholsky und Gumbel ist heute noch Carl von Ossietzky, der gleichfalls ein engagiertes Mitglied war, am bekanntesten. Ein nicht geringes Verdienst dieser Schrift ist es, diese unerschrockenen und engagierten Menschen wieder in Erinnerung zu rufen und en passant unter Beifügung eines umfangreichen Dokumentarteils die Geschichte des Bundes und der Liga zu skizzieren. Die Liga leistete während des einen Jahrzehnts ihrer Duldung von Beginn an energischen Widerstand gegen den aufkommenden Nationalsozialismus. 1933 wurde sie zur Auflösung gezwungen, ihre führenden Mitglieder mussten ins Ausland flüchten oder hatten keine Chance, weil sie, wie Ossietzky, bereits im Konzentrationslager saßen und dort umgebracht wurden. Ohne das Engagement beherzter Zeitgenoss*innen, an die der Autor erinnert, bleiben die Menschenrechte Makulatur und – wie das Gründungsdokument von 1948 – ein Fall fürs Museum und für Gedenktage.

Christoph Lieber [Redaktion Sozialismus.de]

Gerade das zu Ende gehende Jahr 2023 hat gezeigt: Die Globalisierung ist entzaubert, im kapitalistischen Weltsystem durchkreuzen sich Aufstieg und Niedergang gesellschaftlicher Ökonomien, Rückkehr alter Grenzen, politische Religionen und Krieg. Droht eine Anarchie der Staatenwelt? Der historische Materialismus beansprucht, die Frage zu beantworten, warum Gesellschaften überleben, sich fortentwickeln oder untergehen. Mit Epochen ökonomischer Gesellschaftsformationen aktualisiert Stephan Krüger den Zusammenhang von Formationstheorie und Geschichte in der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie und stellt theoriegeleitet Eckpunkte und Entwicklungslinien der Weltgeschichte von der Evolution des Homo sapiens bis zum gegenwärtigen Status und den Perspektiven der heutigen Weltwirtschaft dar. Das Buch gibt Auskunft über politische Herrschaftsverhältnisse, Imperien und Hegemoniekonstellationen, aber auch über die Herausbildung von geschichtlichen Individualitäts- und Emanzipationspotenzialen, und zeigt damit Perspektiven der Weltwirtschaft im Rahmen kooperativer Szenarien auf. Rückt damit der Übergang von der »Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft« (Marx) näher an eine mit Bewusstsein gemachte Geschichte?

Einen Übergang ganz anderer Art markiert der Bach-Sohn und das Mozart-Vorbild Carl Philipp Emanuel. Gemeinhin erklingt in der Weihnachtszeit das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian. Wer aber die geordnete Welt des Gottvertrauens und der strengen Formen der Fuge verlassen und musikalischen Übergängen in subjektive Motive und Expressivität nachspüren will, wie sie dann bei Beethoven voll zur Geltung kommen, der höre die Württembergischen Sonaten (1742/43) im Klavierspiel von Keith Jarrett. Wie der Hamburger bzw. Berliner Bach, der am Hof Friedrichs des Großen Karriere machte, weiß Jarrett, was es heißt, seine Emotionen in die Musik zu legen und den oft unkontrollierbaren, plötzlichen Wendungen des Seelenlebens Ausdruck zu verleihen. In dieser kostbaren Archivalie von 1994 wird Jarretts farbenreiche, zwischen frenetischer Entfesselung und sanftmütiger Poesie changierende Aufnahme der Klangsprache des experimentierfreudigen Bach-Sohnes gerecht, der die strengen Formen seines Vaters zwar nicht verwirft, aber doch deutlich auflockert.

Bernhard Müller [Lektorat | Finanzen | Redaktion Sozialismus.de]

Die Corona-Pandemie konnte durch die schnelle Entwicklung neuer Impfstoffe eingedämmt werden. Die Erfolgsgeschichte des Impfens begann aber schon 1796. Nachdem der englische Landarzt Edward Jenner (1749–1823) von einer Magd gehört hatte, sie bekäme die Menschenpocken nicht, da sie bereits die Kuhpocken gehabt habe, wurde er neugierig. Er impfte einen Jungen mit Kuhpocken, sechs Wochen später infizierte er ihn mit Menschenpocken. Der Junge erkrankte nicht. Es gab aber sofort auch Impfgegner*innen. Als die Pockenschutzimpfung eingeführt wurde, fürchteten sie, ihnen wüchsen Kuhhörner, weil der Impfstoff aus Kuhpocken hergestellt wurde. Weil im Lateinischen die Kuh »vacca« heißt, nennt man einen Impfstoff eine Vakzine. Zu den Schattenseiten der Erfolgsgeschichte gehört der Umgang mit dem Impfen in der NS-Zeit. Mit dem Vorrücken der Wehrmacht Richtung Osten nach dem Überfall auf Polen im September 1939 trafen die Armeen auf Krankheiten, die in Westeuropa nicht mehr bekannt waren. Antibiotika standen noch nicht zur Verfügung – so mussten Impfstoffe getestet und hergestellt werden, um die Soldaten zu impfen. Die Versuchspersonen stammten aus den KZ, aus Kriegsgefangenenlagern und aus psychiatrischen Anstalten oder Behinderteneinrichtungen. Gine Elsner untersucht in »Impfen für das Dritte Reich« den Umgang der Nationalsozialisten  mit Seuchen, Impfstoffen und Testpersonen. Ihr bitteres Resümee: Die Alliierten verurteilten lediglich einige der Täter. Die Impfstoffe selbst taugten nichts. Dafür wurden Tausende unschuldige Testpersonen gequält und ermordet. An sie zu erinnern und auch an Verbrechen des medizinischen Personals während der NS-Zeit, ist ein weiteres Anliegen des Buches.

Schon früh sah die Politikwissenschaftlerin Chantal Mouffe in den multiplen Krisen unserer Zeit ein »populistisches Moment«. Nun stellt sie in ihrem neuen Buch »Eine Grüne demokratische Revolution. Linkspopulismus und die Macht der Affekte« fest: Rechte Parteien haben dieses viel erfolgreicher genutzt als linke. Den Grund sieht sie darin, dass Rechtspopulisten und autoritäre Neoliberale geschickt Gefühle manipulieren und das Sicherheitsbedürfnis der Menschen ausbeuten. Linke hingegen setzen mit Projekten wie dem »Green New Deal« allein auf die Kraft des besseren Arguments. »Der Krieg in der Ukraine […] verdeutlicht einmal mehr die Unangemessenheit des rationalistischen Politikansatzes. Er rückt zwar die gefährliche Rolle in den Vordergrund, die Affekte spielen können, aber er offenbart auch, wie sie zur Konstruktion einer demokratischeren Gesellschaft beitragen können. Aus diesem Grund ist es von entscheidender Bedeutung, zu verstehen, welche Rolle Affekte in der Politik spielen und wie wichtig es ist, sie zu mobilisieren und in eine progressive Richtung zu lenken.« Allerdings bleibt bei Chantal Mouffe offen, mit welchen Inhalten diese Mobilisierung der Gefühle in eine progressive Richtung gelingen kann.

Björn Radke [Redaktion Sozialismus.de]

Am 6. Januar 2023 verstarb in Leipzig nach kurzer schwerer Krankheit Axel Troost. Den Band »Soziale Kipppunkte, bedrohte Existenzen, wachsende Armut. Alternativen zu Geldentwertung und Kaufkraftverlusten« hatte er noch als Herausgeber auf den Weg gebracht, Rudolf Hickel und Norbert Reuter haben nach Axels Tod die Mitherausgeberschaft übernommen. So konnte das Buch in Erinnerung an seine Verdienste für die politische und gewerkschaftliche Linke doch noch erscheinen. Die Autor*innen zeigen Entwicklungslinien, Hintergründe und liefern die zentralen Argumente im Kampf gegen die Wohlstandsverluste. Angesichts der aktuellen Haushaltskrise sind die in diesem Band dargestellten Forderungen notwendiger denn je: Senkung der Preise durch staatliche Eingriffe in die Preispolitik, Abschöpfung von Übergewinnen und Regulierung der Finanzmärkte zur Eindämmung der Spekulation (insbesondere in den Bereichen Energie, Mobilität, Miete und Lebensmittel), Erhöhung der Regelsätze in der Grundsicherung, des Wohngeldes und des Bafög, kostengünstige Grundkontingente für Strom und Gas sowie ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket. Perspektivisch braucht es zudem eine deutlich aktivere Industriepolitik, denn »You’ll never work alone« allein wird nicht reichen.

Einem Team des FC St. Pauli-Museums ist die erste umfassende Rekonstruktion der Biografie eines jüdischen Fußballers aus St. Pauli gelungen. Bislang war über jüdische Mitglieder des FC St. Pauli und seines Vorgängervereins nur wenig bekannt. Die Forschungsergebnisse werden in der Sonderausstellung »Fußball. Flucht. Exil. Max Kulik: ein jüdischer Sportler und Arzt aus St. Pauli« im Museum präsentiert. Kuliks Lebensweg hat exemplarischen Charakter, denn er streift in unfassbar direkter Weise Knoten- und Verdichtungspunkte der Geschichte von Flucht, Verfolgung und Exil in der Zeit der NS-Diktatur. Er flieht nach Frankreich, wird interniert, tritt der Fremdenlegion bei, wird abermals in Haft genommen, lernt berühmte Größen des kulturellen Exils kennen, gelangt schließlich in die USA – und sieht sich auch dort einer Gesellschaft gegenüber, die den Verfolgten des NS-Regimes oft skeptisch bis offen feindselig gegenübertritt. Die Sonderausstellung ist noch bis Ende des Jahres geöffnet, wer ein Tagesticket (7 €) verschenkt, sollte zusätzlich 5 € für den Katalog zur Ausstellung investieren!

Bernhard Sander [Redaktion Sozialismus.de]

Der schwedische Soziologe und Politikwissenschaftler Göran Therborn hat eine Flugschrift verfasst, in der er auf 96 Seiten dazu anregt, eigene Bewertungen des vergangenen Jahrhunderts, die man für historisch gesicherte Tatsachen hielt, und die daraus erwachsenen politischen Strategien aufzuarbeiten. Vor allem jüngere Leser*innen finden in »Die Linke im 21. Jahrhundert« einen gut leserlichen Abriss der Erfolge und Sackgassen linker Strategien, die angesichts der Herausforderungen der Jetzt-Zeit standhalten müssen. Das gilt auch für die Innovationsansätze, die die globale Linke seit der Krise des Fordismus entwickelt hat: Altermondialismus, Linkspopulismus, Klimaaktivismus mit ihren neuen Aktionsformen und neuen sozialen Subjekten. Therborn hält daran fest: »Der Marxsche Ansatz zum Verständnis von Klasse und Kapitalismus ist bis heute von keinem besseren Erklärungsansatz übertroffen worden.« Das ist kein Plädoyer für versteinerte Orthodoxie: »Die Risse im Weltsystem öffnen Räume für neue Runden linker Kreativität.« Man muss nicht alle Einordnungen und Schlüsse teilen, doch als Grundlage für kollektive und persönliche Selbstvergewisserung empfehle ich das Buch auch nach den großen Geschenketagen.

Die Textsammlungen des VSA: Verlags zur Sozialismus-Debatte in der Volksrepblik China haben offenbar Modell-Charakter. Nun hat auch der C.H. Beck-Verlag 21 »Schlüsseltexte zu Politik und Gesellschaft« herausgegeben: »Chinesisches Denken der Gegenwart«. Sie werden kapitelweise kommentiert von Shi Ming und Daniel Leese, einem Freiburger Sinologen, der die Zusammenarbeit mit den Konfuzius-Instituten hierzulande bisher offenbar noch nicht eingestellt hat. Die Kommentierung ist hilfreich, weil viele Texte der innerparteilichen Diskussionen auf Formeln klassischer Literatur zurückgreifen. Allerdings geht es den Herausgebern vor allem um die Akzentuierung dissidenter Positionen und nicht um den innerchinesischen Wettstreit über die optimalen Wege zur Entwicklung des Landes und des Sozialismus. Das Autorenspektrum reicht von der Internetbloggerin bis zum Hochschullehrer. Die eher politologischen Texte sowohl aus der Reform-Ära zu Beginn des Jahrhunderts als auch aus der Xi Jiping-Restauration sollen »die unter dieser glatten Oberfläche existierenden Bruchlinien zentraler chinesischer Debatten und ihrer politischen Kontexte nachzeichnen«, aber auch die Verfestigung nationaler Wahrnehmungsstereotypen. Die »Liberalen« nehmen breiteren Platz ein als die »Neue Linke«, die als zunehmend neo-autoritäre Strömung mit patriotischer Aufladung dargestellt werden. Die »Neo-Konfuzianer« und Neuen Linken treibt die Frage um, was die chinesische Zivilisation in der Moderne zusammenhalten kann. 640 Seiten sind zusätzliches Material, das hilft, die künftigen globalen Auseinandersetzungen einzuordnen. »Immer noch tastend den Fluss überqueren« bleibt allerdings unverzichtbar, wenn man die verhimmelten Formen begreifen will, in denen auch die chinesischen Intellektuellen sich ihrer materiellen Verhältnisse bewusstzuwerden versuchen.

Gerd Siebecke [Lektorat | Herstellung | Redaktion Sozialismus.de]

»In China erzählt man sich die Fabel vom Frosch im Brunnen (井底之蛙). Der Frosch sei so glücklich und zufrieden mit seinem Leben in einem Brunnen gewesen, dass er die altehrwürdige Meeresschildkröte überreden wollte, mit ihm dort zu leben. Denn hier, in seinem tiefen Brunnen, sei alles vollkommen in seiner Stille und Harmonie. Die Meeresschildkröte wurde neugierig und besuchte den Frosch. Als sie aber in den Brunnen hineinsah, schrak sie zurück: Zu klein war hier die Welt, zu winzig auch der Himmel, den man von unten aus dem Brunnen nur als hellen Punkt hätte sehen können. Sie sagte zum Frosch: ›Selbst, wenn Du Dir eine Entfernung von eintausend Li [entspricht etwa 500 Meter] vorstellst, hast Du noch keine Idee von der Weite des Meeres. Und selbst wenn Du Dir eintausend Ren [ca. 1.500 Meter] vorstellst, hast Du noch keine Idee von seiner Tiefe.‹ Der westliche Blick auf China, auch der vieler Linker, ist von einer solchen Froschperspektive geprägt. Aus chinesischer – und nicht nur aus chinesischer – Sicht hat der Westen die fundamentale Öffnung der Welt hin zu einer multipolaren Ordnung mit sehr unterschiedlichen Entwicklungspfaden noch nicht akzeptiert.« Mit diesem Gleichnis eröffnet Michael Brie das erste Kapitel seines hellblauen Bändchens »Chinas Sozialismus neu entdecken«, es folgen 160 Seiten zu einem spannenden Experiment jenseits der Froschperspektive. Ein anderer VSA: Autor, Wolfgang Müller, untersucht in seinem neuen Buch »China: neuer Hauptfeind des Westens« die westliche Arroganz noch detaillierter.

Froschperspektiven liegen Vincent Klink eher fern. Er kocht in seinem Restaurant auf der Wielandshöhe in Stuttgart, schießt in seinem Garten mit orientalischen Bögen gerne Pfeile ab, übt in seinem kleinen Atelier auf der Mandoline und Querflöte, malt in Öl, aquarelliert und fotografiert neuerdings auch. Während der Pandemie wurden Holzschnitte gedruckt. Und er schreibt Bücher, zuletzt den zweiten Band seiner Tagebücher 2018–2024: »Mit Herz + Hirn«, das außerdem 40 Rezepte enthält. Unter anderem zu einfachen, aber exzellent zubereiteten Gerichten wie einer 10-Minuten-Kartoffelsuppe, profanem Rosenkohl und Kartoffelsalat oder einem falschem Hasen. Die Tagebuchtexte [»Im Jahr 2024 sind wir ja längst noch nicht, aber ich biete einen Blick in die Zukunft, und die ist gar nicht einmal so schlecht. Es lebe der Optimismus.«] kritisieren u.a. die Querdenker-Gemeinde, sind aber auch guten Freunden gewidmet. Kostprobe: »21.12.2018: ›LESEN GEFÄHRDET IHRE DUMMHEIT!‹ … ist einer der vielen Sätze von F.W. Bernstein, dessen Witz meist dermaßen ums Eck schrammte, dass er von vielen nicht verstanden wurde. Ein anderer: ›Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche.‹ Heute ist der Professor für Karikatur (der Fritz Weigle hieß) gestorben. Da sage ich nur leise ›Servus, Fritz!‹«

Túpac Stuer [Vertrieb | Versand]

Die Welt, derart im Wandel, wird gegenwärtig nicht nur immer bunter und vielfältiger, sondern ist auch durch viele Brüche gekennzeichnet, sodass man gefühlt nicht (mehr) hinterherkommt. Daher haben es sich Andreas Fisahn, Alois Stiegeler und Manfred Braatz zum Ziel gesetzt, eine verständliche, zugleich aber etwas andere Einführung in die politische Farbenlehre zu bieten: »Oben, Unten, rechts und links«. In Gesprächen bzw. Dialogen zwischen fiktiven Personen sollen politisch Interessierte zu Diskussionen über gesellschaftliche, ökologische und wirtschaftliche Themen sowie zu unterschiedlichen Perspektiven angeregt werden. In Exkursen zum Beispiel zu Neoliberalismus, Armut und Reichtum, Krieg und Frieden wird zudem Hintergrundwissen bereitgestellt.

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