Die Angaben zu Autor*innen, Titel, Umfängen und Erscheinungsterminen sowie die Umschlagabbildungen sind bis zum Erscheinen vorläufig, auch Änderungen der Ladenpreise müssen wir uns vorbehalten. Alle Preise enthalten die gesetzliche MwSt. Hinzu kommen ggf. Versandkosten

Nestor D’Alessio / Herbert Oberbeck / Dieter Seitz

»Rationalisierung in Eigenregie«

Ansatzpunkte für den Bruch mit dem Taylorismus bei VW

234 Seiten | 2000 | EUR 20.40 | sFr 36.00
ISBN 3-87975-785-2 1

Titel nicht lieferbar!

 

Bis heute steht der Name Ignazio Lopéz für eine äußerst erfolgreiche Unternehmenspolitik:
Mit radikalem Cost Cutting sei es dem Ex-Einkaufschef gelungen, den Konzern in die Spitzengruppe des Automobilmarkts zu führen. Und bis heute ist die Einführung der 28-Stunden-Woche bei VW das Symbol für einen erfolgreichen Beschäftigungspakt.

Die Befunde dieser Untersuchung führen zu anderen Schlüssen:
Der Erfolg des VW-Konzerns nach der tiefen Krise 1992 / 93 kann nicht als konventionelle Rationalisierungsgeschichte erzählt werden. Entscheidend war die Steigerung von Produktivität und die Erschließung von Innovationspotenzialen. Gelungen ist dies durch eine Vermarktlichung der Unternehmensorganisation. Werke – umgestaltet zu Business Units – wurden dem internen wie externen Wettbewerb ausgesetzt. Damit hat der Konzern zugleich eine qualitativ neue Dezentralisierungsdynamik ausgelöst, die zur Transformation tayloristisch-bürokratischer Organisationsstrukturen führen dürfte.
Der Beschäftigungspakt wurde dabei zu einem treibenden Strukturelement des Konzernumbaus – durch Steigerung der Produktivität und durch die Beteiligung der Betriebsräte an Verhandlungen über die Erweiterung der Wertschöpfungskette.

Die Autoren:
Nestor D’Alessio ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Soziologischen Forschungsinstitut in Göttingen (SOFI).
Herbert Oberbeck ist Professor für Soziologie an der Technischen Universität Braunschweig.
Dieter Seitz war bis 1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter am SOFI und ist seitdem bei der Deutschen Telekom beschäftigt.

Inhalt:

Vorbemerkung
1. Einleitung
2. Die zentralen Ansatzpunkte der Restrukturierung in den 90er Jahren
2.1. Verschiebung der Grenzen zwischen Markt und Organisation
2.1.1. Center-Bildung: Eine zentrale Voraussetzung betriebsorganisatorischer Dezentralisierung
2.1.2. Der Übergang zur produkt- und marktorientierten Kostensteuerung
Über die Center-Ergebnisrechnung zur produktbezogenen Kostensteuerung
Zielkostenmanagement als Instrument zur Ermittlung von Referenzpreisen und prospektiver Kostensteuerung
2.1.3. Ausschreibungsverfahren im Entwicklungs- und Beschaffungsprozess: der institutionalisierte Rahmen für die Grenzverschiebung zwischen Organisation und Markt
Die Einbeziehung der Betriebsräte in die Entscheidungen
2.2. Beschäftigungspakt und Flexibilisierung des Arbeitsvolumens als Kernelemente personal- und arbeitspolitischer Innovationen
2.2.1. Kurzfristeffekte mit Langfristwirkung: Der Beschäftigungspakt als Instrument des Krisenmanagements
2.2.2. Flexibilisierung von Arbeitszeit und Beschäftigung als funktionales Komplement der marktorientierten Steuerung
2.3. Plattformstrategie und Modularisierung als Kernelemente technologischer Innovationen
2.3.1. Deutsche Autohersteller in der Zwickmühle: diversifizierte Qualität, technische Exzellenz und attraktive Preise als neue Herausforderung
2.3.2. Entstehungskontext der Plattformstrategie bei VW
2.3.3. Merkmale der Plattformstrategie und des Konzepts der Modularisierung
3. Betriebliche Restrukturierung am Beispiel eines konzernzugehörigen Komponentenherstellers
3.1. Aus der Existenzkrise als interner Zulieferer zur Business Unit: Orientierungspunkte und konzeptioneller Rahmen für die Entwicklung zwischen 1992 / 93 und 1997
3.2. Die Restrukturierung des Cost Centers Kunststoffteilefertigung: Vorreiter unter Sonderbedingungen
3.3. Neue Organisationszuschnitte auf Center-Ebene: die Integration von Planungs- und Servicefunktionen
3.4. Bottom up statt Top down: kleine Schritte auf dem Weg zur erweiterten Funktionsintegration
3.5. Im Brennpunkt und in der Schwebe: Die Integration der Instandhaltung
3.5.1. Personalpolitisch induzierte Instandhaltungsintegration: Jungfacharbeiter in der Produktion
3.5.2. Qualifizierte Instandhaltung als Stützpunkt vor Ort
3.5.3. Gruppenarbeit als Ansatz der Funktionsintegration und Selbststeuerung auf dem Shop Floor?
3.5.4. Gruppenarbeit als Katalysator oder als Restposten der Reorganisation?
3.6. Erweitere Autonomie: Auf dem Weg zur betriebswirtschaflichen Selbststeuerung im Rahmen von Benchmark-Prozessen
3.6.1. Wettbewerb konkret
3.6.2. Die Center-Ergebnisrechnung im Einsatz
3.6.3. Aufgabenstruktur und Qualifikationsprofil des Center-Controlling
3.7. Strategien der Systemführerschaft auf der Basis von Grenzüberschreitungen: Die Integration von Innovation und Produktion
3.7.1. Die Ausgangslage: Die Distanz zwischen Produktion und Innovation wird prekär
3.7.2. Öffnung der Werksgrenzen zwecks Entwicklungs- und Fertigungskooperation
Produktinnovation im Rahmen arbeitsteiliger Kooperation
Produktsysteme und Innovationen auf unbekanntem Terrain
3.7.3. Aufbau autonomer Innovationsstrukturen
3.7.4. Rekrutierung und Qualifikationsmerkmale einer dezentralen Entwicklungsmannschaft
3.7.5. Erweiterter Zugriff auf die Prozesskette
Formen der Prozesskettenverantwortung
(1) Externe Kooperationen
(2) Konzerninterne Kooperationen
(3) Transnationale Kooperationen: Konsequenzen des Global Sourcing
4. Der Dezentralisierungsprozess im Motoren- und Fahrzeugbau
4.1. Radikalere Formen der Integration indirekter Funktionen: das »autarke« Cost Center
4.1.1. Instandhaltungsintegration auf dem Shop Floor als organisatorische Verankerung von Spezialisten vor Ort
4.1.2. Centerzentrale Instandhaltung als Konzept fachübergreifender Integration
4.1.3. Funktionsintegration als Sozialintegration
4.1.4. Aufstiegsblockaden und Personalpolitiken der Center
4.2. Qualitätssicherung: unentschiedene Grenzverläufe zwischen zentralistischer Kontroll- und dezentraler Optimierungsfunktion
4.3. Neue Strukturkonservatismen infolge ungelöster Konflikte zwischen indirekten Bereichen und der Produktion?
4.4. Produktorientierte Segmentierung und Dezentralisierung
4.5. Modularisierung: Komplementarität von Produktkonzept und Fertigungsorganisation
5. Eckpunkte einer neuen Leistungspolitik: Zielvereinbarungen und Optimierung in Eigenregie am Beispiel des Polo-Centers
5.1. Zielkostenmanagement als Instrument von Leistungssteuerung und betrieblicher Gestaltungspolitik
5.2. Zielvereinbarungen über die Personalbemessung als autoritative Setzung von oben
5.3. Arbeitsgestaltung und Optimierung durch Beteiligung von unten
5.4. Konfliktfelder im System der neuen Leistungspolitik
5.4.1. Marktorientierte Personalbemessung und -rekrutierung als Ursachen einer prekären Leistungssituation
5.4.2. Desintegrative Folgen der Flexibilisierung
5.4.3. Friktionen zwischen neuer Leistungspolitik und altem Entgeltsystem
6. Zwischenbilanz: Ungelöste Probleme beim Umbau des Konzerns
Wieviel Veränderungen verträgt der Mensch? – Ambivalente Folgen für Arbeit und Beschäftigung in den produktionsnahen indirekten Bereichen
Anhang
Zur Anlage und Durchführung der Untersuchung
Probleme der empirischen Analyse industrieller Restrukturierung in einer Phase dynamischen Umbruchs
Erhebungskonzept und Untersuchungssample
(1) Exploration
(2) Vorstudien
(3) Intensivfallstudien
Literatur

Zurück