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Kai Burmeister / Björn Böhning (Hrsg.)

Generationen & Gerechtigkeit

212 Seiten | 2004 | EUR 14.80 | sFr 26.60
ISBN 3-89965-067-0 1

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Die Generationendebatte schürt Ängste, die junge Generation könnte von den Lasten der Sozialversicherungen "erdrückt" werden. Schnell werden Junge gegen Alte, Kinderreiche gegen Kinderlose und Starke gegen Schwache ausgespielt. Aber der demografische Wandel ist kein Mechanismus. Vielmehr verlangt er nach Gestaltung.

In diesem Buch geht es um ein solidarisches Modell. Hier steht die soziale Regulierung im Mittelpunkt, die Antworten auf eine kapitalistische Krisenentwicklung gibt. Die AutorInnen liefern Beiträge zur Versachlichung der Debatte aus wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Sicht.

Die Herausgeber
Kai Burmeister (geb. 1976), Dipl.-Volkswirt, studiert im Masterstudiengang "Europa" an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg. Björn Böhning (1978) studiert Politikwissenschaften an der FU Berlin. Das Buch ist Ergebnis des stipendiatischen Projekts "Generationengerechtigkeit" der Hans-Böckler-Stiftung.

Leseprobe 1

Vorwort

Der schillernde Begriff der "Generationengerechtigkeit" hat seit einiger Zeit Konjunktur. War Generationengerechtigkeit ursprünglich eng mit einem ökologisch inspirierten Nachhaltigkeitsdiskurs verbunden, bezieht er sich heute eher auf die Finanz- und Sozialpolitik. Die "Generationengerechtigkeit" schafft im politischen Diskurs mittlerweile per se eine Legitimationsaura für fiskalische Sparprogramme oder aber pauschale Kürzungen insbesondere in der Kranken- und Rentenversicherung. "Mangelnde Generationengerechtigkeit" wird dabei häufig mit dem demografischen Wandel in Verbindung gebracht, der praktisch wie ein Naturgesetz das bisherige Niveau an sozialer Sicherheit als nicht mehr finanzierbar erscheinen lässt. Nicht ungenutzt bleibt dabei eine bildhafte Sprache, die suggeriert, "die vielen Alten" würden auf Kosten "der wenigen Jungen" leben und deren Zukunftschancen verfrühstücken. Diese Bilder und Argumentationsstränge finden sich mittlerweile in allen gesellschaftlichen Feldern: der Ökonomie, der Politik und auch der Kultur. Mit anderen Worten: Eine wahrhaft universalistische Debatte um das Thema Generationengerechtigkeit hat sich im öffentlichen Raum entfaltet und verbreitet. Als Stipendiatinnen und Stipendiaten der Hans-Böckler-Stiftung haben wir seit März 2003 im Rahmen eines Projekts diese populäre Denkfigur kritisch hinterfragt und Ansatzpunkte für eine solidarische Herangehensweise an die real existierende Generationendebatte diskutiert. Schwerpunkt unserer Zusammenarbeit mit VertreterInnen aus Wissenschaft, Politik und Kultur bildete dabei die sozialpolitische Dimension der Debatte. Den Höhepunkt bildete die Tagung "Solidarische Generationen?!", die am 6. und 7. März 2004 in Düsseldorf stattfand. Viele der dort diskutierten Beiträge finden sich auch in diesem Buch wieder und können so einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Wir hoffen, mit diesem Buch einen Beitrag zur Versachlichung der Debatte leisten zu können. Trotz größter Bemühen ist es uns leider weder zur Tagung noch für dieses Buch gelungen, mehr als eine Autorin für einen Beitrag zu gewinnen. Trotz diverser Versuche, den zweifelsohne nicht unwesentlichen "Gender-Aspekt" der Generationendebatte aufzunehmen, waren unsere Anfragen an Wissenschaftlerinnen nicht von Erfolg gekrönt. Wir haben versucht, in den verschiedenen Beiträgen, geschlechtsspezifische Sichtweisen, Herangehensweisen und Problemlagen zu berücksichtigen. Wo es uns oder den Autoren nicht gelungen ist, mögen es die Leser/innen nachsehen. Wir sind davon überzeugt, dass eine feministische Kritik an der derzeitigen völlig pauschalisierenden Generationendebatte unbedingt notwendig ist. Ohne die finanzielle Förderung durch die Hans-Böckler-Stiftung wäre unser Projekt nie zustande gekommen. Unser Dank gilt in erster Linie den Kolleginnen und Kollegen der Stiftung, die uns vielfältig durch Ratschläge und Tipps unterstützt haben. Ohne die tatkräftige Mithilfe der Studienförderung aber auch der Geschäftsführung wäre dieses Buch nicht möglich gewesen. Ein ebenso herzlicher Dank geht an alle Stipendiatinnen und Stipendiaten, die das Projekt zum Erfolg geführt haben. Besonders interessant und ertragreich waren für uns die zahlreichen Gespräche mit WissenschaftlerInnen, VertreterInnen aus Politik, Kultur und Medien, die uns wichtige Einblicke in die Denkfigur der Generationengerechtigkeit geben konnten. Einen besonderen Dank richten wir abschließend an Thomas Benndorf für seine Unterstützung bei der Internetgestaltung sowie an Christian Lauschke für seine Unterstützung bei der Tagungsdokumentation. Weiterhin bedanken wir uns bei Antje Werner und Nora Hentrop für das Korrekturlesen und die sprachlichen Überarbeitungen. Weitere Informationen und Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme finden sich im Internet unter www.generationen-projekt.de. Kai Burmeister und Björn Böhning

Inhalt:

Vorwort (Leseprobe)
Björn Böhning / Kai Burmeister
Solidarische Generationen?!
Generationengerechtigkeit in der Diskussion
Richard Hauser
Generationengerechtigkeit, Volksvermögen und Vererbung
Winfried Schmähl
"Generationengerechtigkeit" und Alterssicherung
Oder: Wie ein vieldeutiges Konzept einseitig instrumentalisiert wird
Frank Nullmeier
Der Diskurs der Generationengerechtigkeit in Wissenschaft und Politik
Gerhard Bäcker
Reform oder Abbau des Sozialstaats?
Generationengerechtigkeit in der Sozialpolitik
Felix Welti
Rechtliche Aspekte von Generationengerechtigkeit
Michael Klundt
Soziale Spaltung im Jugendalter
Folge eines Mangels an Gerechtigkeit zwischen oder innerhalb der Generationen?
Sebastian Brandl
Nachhaltige Entwicklung und Generationengerechtigkeit
Michael Kopatz
Fairness und Zukunftsfähigkeit
Dauerhaft umweltgerechte Entwicklung
Mirjam Muhs
Gewerkschaften und Studierende
"Generationengerechtigkeit heute"
Debattenforum
Andreas Lange
Von "Demografiekeulen" und anderen generationenrhetorischen Nebelkerzen
Wissens- und alltagssoziologische Betrachtungen zum Konzept der Generationengerechtigkeit

Autorenreferenz

Gerhard Bäcker, geb. 1947, Professor für Soziologie an der Universität Duisburg-Essen. Björn Böhning, geb. 1978, Student der Politikwissenschaft, Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung, stellvertretender Bundesvorsitzender der Jusos. Sebastian Brandl, geb. 1963, Dipl. Soz-Ök., Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung »Arbeitsmarktpolitik und Beschäftigung« am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Kai Burmeister, geb. 1976, Diplom-Volkswirt, Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung, Vize-Präsident der International Union of Socialist Youth (IUSY). Kerstin Griese, geb. 1966, MdB, SPD-Fraktion, Vorsitzende des Ausschusses für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. Richard Hauser, geb. 1936, Prof. Dr., Professor em. für Volkswirtschaftslehre an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a.M. Marc Herter, geb. 1974, SPD-Fraktionsvorsitzender im Rat der Stadt Hamm, Mitglied im SPD-Landesvorstand NRW. Michael Klundt, geb. 1974, Universität Köln, Herausgeber von »Kinderarmut und Generationengerechtigkeit« (zus. mit Christoph Butterwegge). Michael Kopatz, geb. 1971, Diplom Sozialwissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Christian Kühbauch, geb. 1969, Jugendsekretär beim Deutschen Gewerkschaftsbund, Abteilung Jugend beim DGB-Bundesvorstand. Andreas Lange, geb. 1960, Dr. rer.soc., Wissenschaftlicher Referent, Deutsches Jugendinstitut e.V., Abteilung Familie und Familienpolitik. Mirjam Muhs, geb. 1973, Diplom-Politologin, arbeitet in der Abteilung Jugend des DGB-Bundesvorstands, Studierendenarbeit. Frank Nullmeier, geb. 1957, Prof. Dr., Professor für Politikwissenschaft an der Universität Bremen und Leiter der Abteilung "Theorie und Verfassung des Wohlfahrtsstaates" des Zentrums für Sozialpolitik. Winfried Schmähl, geb. 1942, Prof. Dr., Professor für Wirtschaftswissenschaft sowie Direktor der Wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung des Zentrums für Sozialpolitik, Universität Bremen. Nikolaus Simon, geb. 1950, Geschäftsführer der Hans-Böckler-Stiftung. Felix Welti, geb. 1967, Dr., Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in Europa, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

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