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Antonio Gramsci [Verlagsberater] über moderne Verlagsarbeit

Die Leser müssen nach zwei grundsätzlichen Gesichtspunkten betrachtet werden:

1. als ideologische Elemente, philosophisch »veränderbar«, der Veränderung fähig, formbar, schmiedbar;

2. als »ökonomische« Elemente, die in der Lage sind, die Veröffentlichungen zu erwerben und andere dazu zu bringen, sie zu erwerben.

Die beiden Elemente sind in der Wirklichkeit nicht immer zu trennen, weil das ideologische Element ein Anreiz zum ökonomischen Akt des Kaufs und der Verbreitung ist. Dennoch muss man bei der Ausarbeitung eines verlegerischen Plans die beiden Aspekte auseinanderhalten, damit die Berechnungen realistisch und nicht von den eigenen Wünschen bestimmt sind.

Im übrigen entsprechen im ökonomischen Bereich die Möglichkeiten nicht dem Willen und dem ideologischen Anstoß... Es liegt auf der Hand, dass die bisherigen Unternehmen sich bürokratisiert haben, das heißt die Bedürfnisse nicht stimuliert und ihre Befriedigung nicht organisiert haben, weshalb es oft vorgekommen ist, dass die chaotische individuelle Initiative bessere Früchte gezeitigt hat als die organisierte Initiative.

In Wahrheit gab es aber in diesem zweiten Fall weder »Initiative« noch »Organisation«, sondern nur Bürokratie und fatalistischen Schlendrian. Statt eine Potenzierung von Anstrengungen zu sein, war die so genannte Organisation oft ein Betäubungsmittel, ein Beruhigungsmittel, ja geradezu Obstruktion oder Sabotage.

Im übrigen kann man nicht von einem ernsthaften Zeitungs- oder Verlagsbetrieb sprechen, wenn folgendes Element fehlt: die Organisierung des Kunden für den Absatz, der, da er ein besonderer Kunde ist [zumindest in seiner Masse], eine besondere Organisation braucht, die eng an die ideologische Ausrichtung der verkauften »Ware« gebunden ist.

Es ist eine allgemeine Beobachtung, dass bei einer modernen Zeitung der eigentliche Leiter der Verwaltungsdirektor ist und nicht der Chefredakteur.

[Antonio Gramsci, Gefängnishefte Bd. 7, Heft 14, § 62, S. 1685f.]

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